Danke, Jan! Was der Abschied von Jan Frodeno für den Triathlon bedeutet
10. September 2023
Jan Frodeno hat die Finish Line bei der Ironman WM in Nizza überschritten und damit steht fest: Hier geht ein ganz Großer vom Tanzparkett im Triathlon. Zeit für einen Blick auf gleich mehrere Bereiche im Triathlon – und darauf, was Jans Abgang für all diese bedeutet! (Bilder: 808project; Text: Lena)
Er läuft. Einen ganzen Marathon. In der Hitze der Straßen Nizzas – und auf den letzten Kilometern Schulter an Schulter mit Agegroupern, also ausgerechnet mit denen, die er über Jahre inspiriert hat. Sicher, auf dem Papier war’s ein gebrauchter Tag. Aber für die Triathlon-Community ist dieser 10. September 2023 alles andere als zum Vergessen: Denn hier und heute schwingt Jan Frodeno das letzte Mal das Tanzbein, nimmt den Hut und beugt sich der Härte unserer Sportart. Hier und heute tut er das letztendlich nicht für den Titel, sondern für die Szene und aus Respekt vor dem Sport. Hier und heute läuft er diesen Marathon zu Ende, um Tschüss zu sagen. Und um am Ende des Weges eines wahrlich langen Weges anzukommen – im Ziel, aber vor allem bei all dem, was nach der Finish Line einer Sportlerkarriere kommen kann und wird.
Letzte Tänze, „Moonshots“ und andere Missionen: Wer dieser Tage das Treiben in Nizza rund um die Ironman Weltmeisterschaft der Herren verfolgt hat, kam in Versuchung, dabei all diese geflügelten Worte zu nutzen. Denn Nizza, so viel steht auch unabhängig vom Ausgang des WM-Rennens fest, war auch die große Jan Frodeno-Abschieds-Show.
Eine Show, die zweifelsohne Berechtigung hat. Denn mit seinem angekündigten letzten Start auf der Langdistanz steht auch fest: Ein ganz Großer tritt da von der Tanzfläche ab. Und das mit derart hohem Erwartungsdruck (selbst- und fremdgemacht!), dass letzterer schon die gesamte Race-Week über zu spüren ist. Von Frankreich bis Deutschland und darüber hinaus!
- Der letzte Tanz
Das Rennen der Herren in Nizza im Liveblog
Der Triathlon hat Jan Frodeno, seinem Karriereverlauf, seinen Erfolgen, aber auch seiner Bekanntheit und seiner Umtriebigkeit enorm viel zu verdanken. Und wie viel, das hat die eingangs beschriebene Rennszenerie bei diesem letzten Rennen eindrucksvoll gezeigt. Im Klartext: Sein Abdanken hat also Folgen – in vielen Bereichen. Denn Frodo hinterlässt Fußabdrücke und eine Szene, die sich mit und durch ihn verändert hat.
Industrie
Jan ist in Equipment aus einigen deutschen Händen unterwegs: Canyon, Ryzon und auch der neue Sattel ist mit Ergon aus deutschen Gefilden … Zahlreiche deutsche Marken sind also auf der Frodo-Welle in den vergangenen Jahren mitgesurft. Mit Erfolg, aber auch mit entsprechender Abhängigkeit von der Leistung und der Präsenz des Top-Athleten. Für die Industrie tritt mit Frodo also auch ein Katalysator von der Bühne ab. Auch das ist also Teil der Wahrheit: Die Brands, auf die Jan in den vergangenen Jahren gesetzt hat, konnten sich im Triathlon-Segment des Umsatzes sicher(er) sein.
Bestes Beispiel: Canyon. In einem in der Race-Week erschienen Clip des Radherstellers wird deutlich, wie eng die Zusammenarbeit von Wolfgang „Wolfie“ Kohl und Jan Frodeno im Bereich Bike-Optimierung im Triathlon in den vergangenen zehn Jahren war. Heute sind die Wechselzonen dieser Welt gut mit den Bikes der Marke gefüllt, zahlreiche Profis setzen darauf – und die Erfolge mit Frodo hatten daran einen großen Anteil. Der Siegeszug der Marke ist mit dem Namen Jan Frodeno verbunden, wenngleich sich die Koblenzer längst ein komfortables Polster an weiteren Top-Namen angefuttert haben.
Material
Abgesehen von Umsatz, Branding und Booming: Mit Jan Frodeno verlässt außerdem auch ein Innovator auf höchstem Niveau die Bühne. Material-Neuheiten, Tests, die Jagd nach dem Optimum – hier wurde nichts dem Zufall überlassen. Für den Besten sollte es nur das Beste geben und den Partner-Marken geht somit ein Athlet mit unheimlich viel Erfahrung, Know-How und optimaler Rennpraxis von Bord.
Sicher, der professionelle Sport und insbesondere das Material dafür hat sich auch unabhängig von Jan Frodeno verändert. Und die Leistungen, die heute abgerufen werden (müssen), sind auf einem neuen Level zu verorten. Sport, die Technik, das Material werden sich auch nach Frodo weiterentwickeln – die Norweger machen es vor. Und dennoch: Der Faktor Erfahrung ist nicht zu unterschätzen.
Profisport
Nicht nur die Industrie muss sich damit befassen, im Rahmen der Ironman WM in Nizza ging mit Jans Abschied auch eine Ära für seine Kontrahenten zu Ende. Frodeno war Gegner, aber auch Antrieb und Motivation.
Zuletzt hatte es der Schlagabtausch mit Young Guns wie Sam Long und Kristian Blummenfelt gezeigt: „The GOAT“ zu schlagen, war für viele Mitstreiter in den vergangenen Jahren richtiggehend beflügelnd und ein Zielbild. Jetzt gilt es also, sich neue Ziele zu suchen. Der beste Beweis für diesen Effekt waren all die respektvollen Huldigungen, die Athleten in den vergangenen Tagen auf die Frage nach Frodo von sich gegeben haben. Jan hat sich über all die Jahre Respekt verschafft, ihn bei einem Rennen zu schlagen wurde zum eigentlichen Erfolgs-Indikator bei einem Rennen.
Breitensport
Was kommt eigentlich nach dem Leben als Profi-Sportler? Eine Frage, die man sich im Team Frodeno natürlich schon vor 2023 gestellt hat. Und eine der Antworten, die man darauf im „Inner Frodo Circle“ fand, war auch die Etablierung von neuen Formaten und Angeboten. Sie läuteten eine ganz neue Ära im Triathlon ein. Auch und vor allem in der Breite.
Konzepte wie das SGRAIL100 machen die Triathlon-Erfahrung heute auf neue Weise möglich. Und sie sind derart zukunftsgewandt, dass der Fußabdruck, den Frodo in der Triathlonwelt hinterlässt, glatt noch größer wird. Denn das SGRAIL100 könnte zum Export-Produkt werden, neben Girona werden bereits neue Austragungsorte ausgemacht (z. B. 2023 bereits Kalifornien). Der Laden läuft also – und nach wie vor gilt: Wo Frodeno draufsteht, ist Hype drin.
Fazit
Was bleibt also von Jan Frodeno im Triathlon – abgesehen von einer unvergleichlichen Karriere? Vor allem die Erkenntnis, dass der Hype um seinen „Last Dance“ mehr als berechtigt war. Gut möglich, dass einige heute, an diesem 10. September 2023, bei jedem der bedachten Schritte von Jan Frodeno über den schwarzen Teppich des Zielkanals die eine oder andere Träne verdrücken mussten. Denn mit Jan ging eben nicht nur ein Stück Sportgeschichte, sondern auch Motivation dahin. „Der Gladiator stirbt in der Arena – aber ich habe dabei das getan, was ich geliebt habe!“: Zwei Zitat in einem zusammengefasst, das die Triathlonwelt noch lange bewegen wird. Denn was allein der Name Jan Frodeno für den Sport und die Begeisterung für den Triathlon in den vergangenen Jahren bedeutet hat, sucht nun einmal seinesgleichen.
Klar also, dass die Szene also auch ein wenig sentimental sein und letztlich wohl geschlossen nur noch eines sagen darf: Chapeau und Danke, Jan!
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