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Andreas Dreitz: Neue Saison, neuer Coach, alter Elan

24. Februar 2022


Andreas Dreitz

Andreas Dreitz gilt als einer der stärksten Radfahrer unter den Profitriathleten. Das allein genügt aber nicht, um so erfolgreich zu sein wie der Oberfranke. Was er außerdem beherrscht: Disziplin und Spaß haben. Foto: Fredrik Ljungström

Andreas Dreitz sitzt in einem blauen Liegestuhl, oberkörperfrei, ein Bier in der Hand. Er schreibt dazu auf seiner Instagramseite: „Ich feiere das Ende des Winters und begrüße den Sommeranfang.“ Da haben wir den 24. Februar – und auf dem Rasen unter seinem Liegestuhl türmt sich Schnee.

Dreitz hat Humor, gemessen am Klischee des eher kontrollierten fränkischen Temperaments sogar einen überbordenden. So postet er sich auch mal von einem Ausritt und betont, dass das Islandpferd, das unter dem 1,84 Meter großen Sportler ziemlich klein wirkt, auf keinen Fall Pony genannt werden darf. Oder er joggt als Pinguin verkleidet bei einem Charitylauf mit. Pinguine sind für ihn nämlich „die niedlichsten Tiere, die es gibt“.

Er ist überzeugt: „Ein bisschen Spaß muss sein und gehört dazu. Das Training kann sonst ganz schön lang und langweilig werden. In der Gruppe kann man sich gegenseitig bei hochintensiven Einheiten mit einem dummen Spruch sogar noch mehr anstacheln und zu Höchstleistungen motivieren.“

Triathlon statt Radrennen

Motiviert ist der gebürtigen Oberfranke, der mittlerweile im Harz lebt, aber meist ohnehin. Denn neben Humor besitzt er auch eine Eigenschaft, ohne die es kaum möglich ist, als Profi-Triathlet erfolgreich zu sein: Disziplin. Die definiert der Duden als „das Beherrschen des eigenen Willens, der eigenen Gefühle und Neigungen, um etwas zu erreichen“. Und erreicht hat Andreas Dreitz in seiner Karriere schon einiges.

Dabei wollte er zunächst gar kein Triathlet werden, sondern Radprofi. Mit 17 Jahren, einem Alter, in dem viele spätere Triathlonprofis bereits strukturiert im Verein oder Kader trainieren, versuchte sich Andreas zunächst an Radrennen – „und es hat mir wirklich Spaß gemacht“, obwohl er „viel Lehrgeld bezahlte“.

Zum Dreikampf kam er über Freunde aus der Leichtathletikabteilung der TS Lichtenfels, in der er seit 2005 trainierte, die Triathlon betrieben. 2008, mit 19 Jahren, absolvierte er seinen ersten Wettkampf in Altenkunstadt, nahe seiner Heimatstadt Lichtenfels. Radfahren konnte er ja, im Laufen hatte er durch das Leichtathletiktraining viel Erfahrung und das Schwimmen … na ja, da würde er schon nicht untergehen. Auf Anhieb wurde er Siebter und verdiente sein erstes Preisgeld: 35 Euro.

Sieg in der Heimat

2012 wurde er Teil des Nachwuchsteams von Erdinger Alkoholfrei, 2014 Profi und holte sich gleich im ersten Jahr drei Mitteldistanzsiege und die damalige Radweltbestzeit über 90 Kilometer beim Challenge Bahrain in 1:57:21. Im Jahr 2016 folgte der 70.3-Europameistertitel und Andreas gewann 2017 seine Premiere auf der Langdistanz beim Ironman Italien. Sein bisher größter, weil emotionalster Erfolg dürfte aber der Sieg beim Challenge Roth 2019 gewesen sein – als erster Franke, der in Franken gewinnt.

„Ich war schon immer ehrgeizig, bei allem, was ich tat“, erzählt Andi Dreitz. Oft war er damit erfolgreich, manchmal nicht, zum Beispiel, als er bei der Ironman-WM 2019 aufgeben musste. Sein Körper hatte sich nach einem heftigen Sturz bei der 70.3-WM in Nizza noch nicht wieder ganz erholt.

Besonders in schwierigen Zeiten betrachtet er es als „Gold wert“, Teil eines Teams zu sein. Andi findet es „schön, nicht allein dazustehen und gemeinsam an verschiedensten Orten der Welt unserer Leidenschaft nachzugehen“. Er blendet aber durchaus auch mal seine Hauptsportart aus und lässt sich von den Biathleten des Team Erdinger Alkoholfrei in ihre Disziplin einführen. Auf Langlaufski sieht man ihn ohnehin recht oft im Winter, denn: „Ein Tag auf Ski ist immer ein guter Tag.“

Sportler rund um die Uhr

Generell weiß Andi Dreitz es zu schätzen, dass er als selbstständiger Triathlonprofi seinen Alltag unabhängig von Verbandsvorgaben und Meisterschaftsnominierungen gestalten kann: „Man ist nur so eingeschränkt, wie man sich einschränken möchte“, erklärt er. Und dass man sich in gewissen Dingen einschränkt, ist für ihn selbstverständlich: „Als Sportler ist man quasi 24/7 in seinem Job – alles, was man tut, kann sich auf den sportlichen Erfolg auswirken.“

Deshalb sind in Phasen der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung Party, Alkohol und Ernährungssünden tabu, dann „bevorzuge ich auch, selbst zu kochen“. Aber da für Andreas Dreitz diese Art der Disziplin nichts mit Verboten zu tun hat, sondern bedeutet, den Fokus auf das zu setzen, was wichtig ist, und das große Ganze zu sehen, hat er damit auch keine Probleme.

Zumindest nicht, solange die Balance insgesamt stimmt: „Eine gewisse Ausgeglichenheit ist nicht zu unterschätzen“, hat er gelernt – und bezieht dies nicht nur auf das Körperliche, sondern auch auf den Kopf. „Der muss frisch und stark bleiben“, sagt Andreas. Deshalb hat er vergangenes Jahr begonnen, mit einem Mentaltrainer zu arbeiten, um sich auch hier weiterzuentwickeln.

„Die Dichte an Athleten in unserer noch jungen Sportart nimmt weiter zu und man kann sich kaum mehr eine echte Schwäche in einer Disziplin leisten“, ist er überzeugt. Um die körperliche Leistungsfähigkeit kümmert sich seit kurzem ein neuer Trainer: Andreas Raelert, vierfacher Langdistanzsieger, fünffacher Podiumsfinisher in Kona.

Er soll seinen Namensvetter zunächst einmal fit machen für die Ironman-Weltmeisterschaft in St. George im Mai: „Der dortige Kurs dürfte mir sogar besser liegen als der auf Hawaii“, vermutet Dreitz. Dennoch bleibt sein großes Jahreshighlight das Rennen auf Big Island. Dafür will er vor allem an seinen Lauffähigkeiten arbeiten – mit Disziplin und dem Erfahrungsschatz seines Trainers.

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