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Update: Warum wurde es bei den Frauen der schnellste Challenge Roth aller Zeiten, Thorsten Radde?

24. Juni 2023


Anne Haug Challenge Roth 2022

Gleich mehrere Athletinnen, die beim Challenge Roth am Sonntag an den Start gehen, haben das Zeug zur Rekordzeit. Aber warum eigentlich? Nachgefragt bei Thorsten Radde von TriRating. Schließlich ist er bekanntlich der Herr der Zahlen, Daten, Fakten im Triathlon … (Bild: Challenge Roth; 2022)

  • Update: Thorstens Prognosen haben sich inzwischen als korrekt erwiesen. Beim Challenge Roth wurden gleich mehrere neue Weltbestzeiten aufgestellt. Die Gründe dafür erläutert er in diesem Interview sehr gut, deswegen haben wir die Headline zum Artikel angepasst, den Inhalt aber so, wie er vor dem Rennen war, belassen.

Gänsehaut ist vorprogrammiert. Das gilt nicht nur für die Startenden beim Challenge Roth 2023, sowie ihre Freunde, Familien, Fans. Es gilt vor allem für die Triathlon-Szene, denn: Am Sonntag stehen die Vorzeichen gut, dass im Frankenland Sportgeschichte geschrieben wird. Und zwar so deutlich, dass sogar Chrissie Wellington, die nach wie die Weltbestzeit im Triathlon (8:18.13) aufgestellt hat, kurzerhand den Koffer packte, um nach Roth zu reisen. Sie sieht ihn nämlich kommen, den Moment, in dem sie ihren Titel verliert.

Aufgestellt hatte sie ihn in 2011, 2022 gelang es Laura Philipp beim Ironman Hamburg dann, gerade einmal sieben Sekunden an Wellingtons Zeit vorbeizuschießen. Klar also, dass ihr Start in Roth im Zeichen der Zeitenjagd steht. Aber was spricht wirklich dafür? Und was hat eigentlich dazu beigetragen, dass wir plötzlich Fabel-Zeiten erwarten und serviert bekommen? Ein Gespräch mit Thorsten Radde von TriRating.com liefert auf all das und noch viel mehr die Antwort …

Pushing Limits: Torsten, man liest es überall: In Roth könnte die Weltbestzeit fallen – oder zumindest eine Zeit, die man bisher als Weltbestzeit kennt. Entweder bei den Männern, bei den Frauen oder sogar bei beiden. Stimmt das überhaupt?
Thorsten Radde: Roth hat ganz klar das Potenzial dazu. Schon im letzten Jahr haben nur Sekunden gefehlt. Das lag unter anderem an der Renndynamik beim Radfahren. Und das könnte in diesem Jahr ähnlich sein: Magnus Ditlev, der eigentlich wegfahren will; Sam Laidlow, der nicht zurückhält; Daniel Baekkegard, der mitreden wird; Ben Kanute, der da mitfahren möchte … es wird genug Leute geben, die es auch wiederum schwer für Patrick Lange machen können, sich gut zu platzieren. Insofern unterschreibe ich auf jeden Fall Daniela Ryfs Aussage, dass man zumindest in die Größenordnung des Streckenrekords kommen muss.

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Pushing Limits: Und bei den Damen haben wir einige Kandidatinnen, die dann auf der Laufstrecke den Sack zumachen …
Thorsten Radde: Bei den Damen ist das noch extremer. Da hast du gleich vier Athletinnen, die wirklich an diese Zeit herankommen können. Starke Läuferinnen wie Chelsea Sodaro, Anne Haug, Laura Philipp werden Daniela Ryf dazu zwingen, auf dem Rad Gas zu geben.

Pushing Limits: Nehmen wir mal die Frauen: Haben sich die Zeiten eigentlich stetig weiterentwickelt? Oder war es eher eine sprunghafte Entwicklung – bedingt durch technische Neuheiten oder ähnliches?
Thorsten Radde: In den Vorjahren hatten wir in der Regel eine sehr dominierende, sehr schnelle Athletin. Damit meine ich die Zeit, in der Chrissie Wellington hier gewonnen hat, aber auch die Phase, in der damals Daniela gewonnen hat. Da waren beide so stark, dass sie nicht einfach nur gewinnen konnten, sondern das auch noch mit ordentlich Vorsprung. Aber heute ist das anders: Wir haben hier vier schnelle Athletinnen im Feld, die Dichte an der Spitze hat zugenommen. Das macht es schwieriger denn je, so ein Rennen auch vorauszusagen.

Pushing Limits: So, und woran liegt’s?
Thorsten Radde: Einen gewisser Einfluss hat sicher die Technik: Die Damen sitzen heute wesentlich besser auf dem Rad, als es früher der Fall war; die Carbon-Schuhe leisten ihren Beitrag zu den Fabel-Laufzeiten. Das sind dann nicht zwangsläufig Sprünge, aber der Beweis dafür, wie’s heute an der Spitze läuft: Eine Athletin fängt damit an, eine technische Neuheit zu nutzen, andere sehen das und ziehen nach – weil sie wissen, dass sie mitspielen müssen. Dadurch sind die Frauen auch gezwungen, alle Aspekte komplett professionell abzuwickeln. Früher habenEs gibt eben nicht mehr die „Über-Athletin“, bei der alle wussten: Wenn die am Start ist, dann gewinnt sie auch.

Pushing Limits: Worauf kommt’s heute also an?
Thorsten Radde: Eine derartige Abhängigkeit von taktischen Überlegungen, die bei den Herren seit 15 bis 20 Jahren existent waren, hat es bei den Frauen nie gegeben. Früher musstest du in der Regel erst in Kona in der Gruppe fahren, aber bei den kleineren Rennen gab es das nicht. Das hast du heute bei sehr viel mehr Rennen als in der Vergangenheit.

Pushing Limits: Welche Rollen spielen bei der Zeitentwicklung dann so Kandidaten wie PTO & Co., die bedingt durch mehr Rennangebote ja auch dafür sorgen, dass die Dynamik häufiger entstehen kann? Schließlich starten viele Langdistanz-Athletinnen natürlich auch regelmäßig und gerne bei der PTO. Und eine Off-Season gibt es ja auch nicht mehr …
Thorsten Radde: Die PTO sorgt zweifelsohne dafür, dass es mehr Rennen gibt, bei denen die komplette Spitze mit am Start steht. Früher sind sich viele – ob nun bewusst oder unbewusst – eher aus dem Weg gegangen. Heute kennt man sich besser, kann die Stärken und Schwächen besser einschätzen. Taktik wird auch deswegen immer entscheidender.

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