Ironman Hawaii 2023 – WM der Frauen: Das Rennen von Start bis Ziel – Lucy Charles-Barclay gewinnt vor Anne Haug und Laura Philipp
14. Oktober 2023
Willkommen zu diesem historischen Race-Day in Kailua-Kona! Erstmals gehen bei der Ironman WM Hawaii ausschließlich Frauen an den Start: 51 Profis und rund 2.100 Agegrouperinnen erleben die Trauminsel der Triathlonwelt von ihrer schönsten Seite – nämlich von den Race-Strecken aus. Wir begleiten das Rennen von Anfang bis Ende mit regelmäßigen Updates! (Text: Lena; Bilder: Donald Miralle, Getty Images, Tony Svensson for Ironman)
Endlich Race-Day – und endlich der Tag (oder: die Nacht), an dem es eine Antwort auf die folgende Frage gibt: Welche der Top-Athletinnen in dem vermutlich krassesten Starterinnen-Feld aller Zeit krönt sich in Kailua-Kona zur neuen „Queen of Triathlon“ beim Ironman Hawaii 2023? Gänsehaut, Anspannung, Vorfreude … keine Ahnung, wie es euch geht, aber wir sind heiß auf das Rennen der weltbesten Athletinnen auf Hawaii!
Der Startschuss fällt um 6:25 Uhr (Ortszeit), die ARD überträgt ab 18:15 Uhr über den Livestream auf sportschau.de, der HR geht später auch im TV live. Ironman selbst startet seine Vorberichterstattung im Stream übrigens schon ab 16:30 Uhr via YouTube. Kurzum: Auch tausende Kilometer entfernt kann die Triathlonszene das Rennen in voller Länge verfolgen.
Das Schwimmen bei der Ironman WM Hawaii der Frauen
Pünktlich um 6:25 Uhr fällt der Startschuss – nach der obligatorischen Zeremonie – und es dauert keine fünf Minuten, bis sich genau die mit ordentlich Abstand absetzt, von der eben das zu erwarten war: Lucy Charles-Barclay macht ihrem Mermaid-Status alle Ehre und schwimmt vorneweg. Dahinter entsteht eine Perlenkette – mit erst zwei, dann drei Gruppen. Und in zweiteret ordnet sich zunächst Anne Haug ein, Daniela Ryf schließt sie ab. Dann werden aus zwei eben doch drei Gruppen.
Reden wir nicht drumrum: Was Lucy Charles-Barclay hier abzieht, ist nichts weniger als eine Machtdemonstration. Diese Frau ist und bleibt ein einziges Ausrufezeichen, wenn’s ums Schwimmen geht. Der Streckenrekord fällt nicht (LCB bleibt bei 49:36, der von ihr selbst aufgestelle Rekord liegt damit weiterhin bei 48) – dafür gibt’s zusätzlich Bewunderung für die nächste Athletin: Taylor Knibb ist in der Verfolger-Gruppe, gut zwei Minuten dahinter. Und, Achtung, ein Name, der die Woche gegebenenfalls etwas zu kurz kam: Sarah Crowley nur kurz dahinter. Die Australierin hatte extrem gut fit gewirkt, „in shape“ für das Highlight-Rennen ihrer nicht rundum perfekten Saison, in der sie durchaus unterm Radar blieb.
Okay, wir machen einen Strich unters Schwimmen: starkes Schwimmen von Anne Haug (18, kann drei Plätze beim Wechsel gutmachen!), die sich direkt hinter Lisa Norden (17) und Daniela Ryf (19) in einer spannenden Gruppe mit Kat Matthews auf die Radstrecke begibt, Laura Philipp (26) und Svenja Thoes (27) müssen sich mit der Gruppe dahinter zufriedengeben. Taylor Knibb geht auf Platz 7 auf die Radstrecke – und kämpft sich nur 15 km später direkt auf Platz 3 vor.
Weiter nennenswert: Fenella Langridge verpasst die Top-10 beim Schwimmen knapp, dafür sind es Namen wie Haley Chura und Lauren Brandon (2), die hier festzuhalten sind. Insgesamt eine wenig überraschende Ausgangslage nach dem Schwimmen. Alles offen nach der ersten Disziplin – und es dauert nicht lange, bis die Gruppen vom Schwimmen auf dem Rad quasi nichtig sind.
Das Radfahren bei der Ironman WM Hawaii der Frauen
Gut 20 Kilometer dauert es, ehe sich das Feld in einzelne Gruppen sortiert hat. Wir sind auf dem Highway – zwischen den obligatorischen Lavafeldern und dem malerischen Blau des Pazifiks. Und dann sind sie da, die klaren Zeichen, dass hier einige Athletinnen noch etwas vorhaben: Den ersten Sprung nach vorne macht „the GOAT herself“, Daniela Ryf. Da guckt man einmal aufs Handy und zurück aufs Leaderboard und plötzlich ist Ryf von Platz 21 (Platzierung bei Bike Start) nach gerade mal 16 Kilometern auf Platz 8 vorgefahren. Okay, da ist er also, der Angriff, der so klar war wie das Wasser auf der Schwimmstrecke. Nach etwas mehr als einem Drittel der Strecke (Kilometer 67,8) ist die Schweizerin auf Platz drei unterwegs (6:49 Rückstand auf Lucy) – vor ihr nur, nach wie vor eisern, Rookie Taylor Knibb (2:25 Rückstand auf Lucy). Und Lucy? Die baut aus … zwar nur Sekunden, aber stetig.
Sprechen wir über das, was sich jenseits der Top-20 abspielt – denn dort finden sich die deutschen Athletinnen.Während die Spitze längst am Wendepunkt in Hawi durch ist, spielt sich im hinteren Teil des Feldes Spannendes ab:
Radmaschine Daniela Bleymehl kann nach einem durchwachsenen Schwimmen (und trotz Bänderanriss) von den Mittdreißigern auf eine stabile Zwanzigerplatzierung vorfahren. Das Ziel ist klar: Nach der Überhitzung im vergangenen Jahr in diesem Jahr die eigene Platzierung von 2019 toppen. Go, Dani, go! Zudem entwickelt sich ein nettes Dreier-Pack um Platz 30: Svenja Thoes, Laura Jansen (Rookie, 2. LD) und Laura Zimmermann (2. Jahr Hawaii, dritte WM in Folge) fahren wie an der Perlenschnur mit ein paar Minuten Abstand – und das bleibt auch vorerst so bis in das letzte Drittel hinein.
Allerdings läuft es nicht bei allen. Besonders bitter, wenngleich es sich schon abgezeichnet hatte: Kat Matthews muss erst lange reißen lassen und dann bei Hawi ausstiegen – ausgerechnet sie. Die Daumen waren so fest gedrückt, dass dieses Jahr all die Schicksalsschläge von letztem Jahr wieder wettegemacht werden könnten, aber es sollte nicht sein. Liebe Gedanken an eine der sympathischsten Athletinnen im Feld! Gleiches gilt für Chelsea Sodaro. Nach gut zwei Dritteln der Strecke ist klar, dass die Mission Titelverteidigung vorerst gescheitert ist. Zu groß ist der Abstand auf die Spitze – wenngleich die Laufstärke der Amerikanerin nicht zu unterschätzen ist. Jedoch sind weit vor Chelsea mit Anne, Laura Philipp & Co. zu starke Läuferinnen.
Apropos: Generell „läuft“ es für Laura schon auf dem Bike. Eine stabile Position vier – und ein entsprechend zufriedener Trainer im HR-Livestream. Philipp Seipp lässt Gutes erahnen. Im Gegensatz zur Form von Dani Ryf: Ein vermeintlich verlorenes Visier und Fahren ohne Sichtschutz scheinen der Weltbestzeithalterin zu schaffen zu machen. Gut 11 Minuten Rückstand auf eine Wahnsinns-Führende Lucy Charles-Barclay sind es bei Beginn des letzten Drittels.
An der Stelle vielleicht mal zum Thema Körpersprache – denn hier gibt es enorme Unterschiede. Besonders schön: Es gibt auch auffallend viel gute Laune. Lucy Charles-Barclay scheint zwischenzeitlich rhythmisch mitzulachen, Taylor Knibb winkt, kommuniziert, lacht, singt und ist insgesamt eher „hibbelig“, um es mit den Worten von Sebi Kienle zu sagen. Zu hibbelig? Who knows … Grund zum Lachen hat sie eigentlich nicht, denn inzwischen ist klar: In T2 geht’s für Taylor ins Penalty-Zelt. Nach der gefühlt zehnten verlorenen Flasche wird Littering bei ihr geahndet. Ein Thema, über das es im Nachgang zu diskutieren geben dürfte. Denn Fakt ist auch: Die angereichten Flaschen wirken so labberig, dass es einer WM definitiv nicht würdig zu sein scheint – mit Blick auf die Passform für die Halterungen. Kritik gibt’s dafür schon während des Rennens.
Und dann ist es soweit: Die zweite Disziplin ist geschafft – zumindest von der Führenden, Lucy Charles-Barclay. Mit einem Vorsprung von 3:49 Min. geht sie auf die Laufstrecke. Ein Vorsprung, den sie braucht. Denn auf Platz zwei (und es ist nach wie vor verrückt, das zu schreiben!) kommt Taylor Knibb in die Wechselzone. Bei ihrer ersten Langdistanz. Auf Hawaii.
Aber wir machen weiter und sollten an der Stelle auch mal Jocelyn MacCauley nennen, die auf Platz drei in T2 kommt und Schulter an Schulter mit Lazra Philipp Richtung Zelt läuft. Gleich dahinter außerdem Lisa Norden, die sich klammheimlich auf dem Bike nach vorne gearbeitet hat. Wir erinnern uns: Norden hatte im Vorfeld mit einer stabilen Saison von sich Reden gemacht. Trainerwechsel, neue Reize, wahnsinnig viel Erfahrung im Sport – irgendwo zwischen Underrated und Top-5-Anwärterin musste man sie eigentlich einordnen. Das Dreier-Pack Jansen-Thoes-Zimmermann kommt so auch in T2. Sarah True und Skye Moench sind außerdem zu nennen. Die beiden haben sich ebenfalls ganz gut in den Top-10 eingerichtet.
Das Laufen bei der Ironman WM Hawaii der Frauen
Wir sind auf der Laufstrecke. Letzte Disziplin – und in diesem Rennen definitiv die große Unbekannte. Für Taylor Knibb sowieso. Machen wir uns nichts vor: Sicher rechnen hier die meisten mit dem Einbruch der Rookie-Starterin. Aber der kommt nicht. Einzig der für Taylor nicht unübliche Toilettenstopp ist drin, aber sie läuft konstant weiter. Zu konstant. Denn Lucy Charles-Barclay zeigt in diesem Rennen eine eigene Klasse und baut ihren Vorsprung noch aus. Beim Halbmarathon um mehr als zwei Minuten zusätzlich.
Klar also, dass er hier beginnt, der Flug von Anne Haug. Von Platz sieben mit mehr als zwölf Minuten Rückstand läuft die Bayreutherin vor auf Platz zwei – packt nach 30 km auch Taylor Knibb in die linke Tasche und Laura Philipp in die rechte. Apropos Taylor: Man mag es ja nicht verschreien, aber auch an ihr geht die Crunch-Time nicht spurlos vorbei. War sie die ersten 30 Marathon-Kilometer noch zu Scherzen aufgelegt, scheint es, als wäre Taylor Knibb verstummt. Leiden – eine neue Erfahrung so oder so für sie.
Gehen an der Verpflegungsstation und wieder anlaufen – es könnte sein, dass dieser von ihr nicht ganz unbekannte Move Taylor Knibb den dritten Platz kostet und Laura Philipp den Podiumsplatz einbringt. Das ist bei Kilometer 35 klar.
Yes, da ist er, der Moment, in dem Laura Philipp Taylor Knibb überholt – und sich das Rennen damit nun offiziell auf folgenden Kurs hin entwickelt: Lucy Charley-Barclay mit Fabel-Vorsprung von gut vier Minuten, Platz zwei für Anne Haug, Platz drei für Laura Philipp. Wenn hier jetzt niemand mehr einbricht, wäre das das Podium!
Lucy Charles-Barclay krönt sich bei diesem Ironman Hawaii 2023 zur „Queen of Kona“: Herzlichen Glückwunsch! Neuer Streckenrekord!
Nach so vielen zweiten Plätzen, nach Ermüdungsbrüchen und fehlendem Langdistanz-Rennen in dieser Saison ist die Mission Hawaii-Sieg endlich geglückt.
Platz zwei geht an Anne Haug – mit neuem Marathon-Streckenrekord! Was für eine Aufholjagd, was für eine Laufdemonstration. Was für ein Fest für Dan Lorang, der gleich zwei Athletinnen auf dem Podium hat!
Und Platz drei geht nach einer überragenden Leistung – mental und körperlich – an Laura Philipp! Ein Wahnsinn!
- Das Rennen läuft …
… und wir tippen derweil: Dieser Artikel wird regelmäßig upgedatet. Komm‘ also gerne zeitnah nochmal zurück, wenn du bis hierher gelesen hast oder refreshe die Page von Zeit zu Zeit. Wir nutzen hier kein klassisches Liveticker-Tool, sondern möchten in sinnvollen Abständen relevante Informationen teilen. Von Start bis Ziel!
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Was ist mit den ganzen Amateuren wann kann man von den Frauen etwas sehen und hören
finde ich immer toll ! bin njetzt 83 jahre jung mache immer noch triathlon und war in nizza dabei und zweimal zürich gefinnischt
toll die frauen
Super Bericht und mal wieder um Klassen besser als das ewige tri-mag Gelaber mit immer den selben Phrasen nur unterbrochen durch die Selbtbeweiräucherung durch den Selbstdarsteller Frank Wechsel. Macht weiter so (gilt auch für den Podcast)