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Kinesio-Tape: Was bringt das Triathleten?

15. Juni 2022


Kinesio Tape Triathleten

Kinesio-Tape kennen vermutlich die meisten Triathleten zumindest vom Sehen. Was aber bringen die Klebebänder, wann lassen sie sich im Triathlon sinnvoll einsetzen und auf was gilt es zu achten – das weiß Physiotherapeut Markus Pschick.

Immer wieder sieht man sie im Starterfeld von Triathlons, Läufen und Radmarathons: bunte Klebestreifen. Auf der Schulter, im Nacken, auf dem unteren Rücken, ums Knie oder an der Wade. Das Kinesio-Tape wie wir es heute kennen, wurde von Kenzo Kase, einem japanischen Chiropraktiker und Kinesiologen in den 1970er- und 80er-Jahren entwickelt.

Die Besonderheit: Im Gegensatz zum starren Tape, das im Sportbereich zum Einsatz kommt, wenn z. B. ein Gelenk stabilisiert werden soll (mechanische Stabilität), verwendete Kenzo elastisches Tape. Die Idee dahinter: bestimmte Reize im Körper zu setzen (z. B. Nervenrezeptoren modifizieren, Stoffwechsel aktivieren), um dadurch Heilungsprozesse zu unterstützen.

„Der Unterschied zur herkömmlichen Therapie ist, dass beim Kinesio-Tape der Effekt nicht nach ein paar Stunden nachlässt. Das liegt daran, dass sich das Tape, wenn es richtig geklebt ist, permanent leicht dehnt und zusammenzieht, wenn der Athlet sich bewegt“, erklärt Markus Pschick. Er ist Physiotherapeut, Vorsitzender der Fortbildungsakademie Markus Pschick in Regensburg und überzeugt davon, dass Kinesio-Taping wirkt, auch wenn „die Evidenz durch Studien schwer herzustellen ist, weil man ja nicht doppelblind kleben kann“.

Allerdings, so schränkt der Physiotherapeut ein, der schon mit Profiathleten im Ultraausdauersport gearbeitet hat, müsse man sich im Klaren darüber sein, was das Tape leisten kann und in welchen Fällen es sich folglich sinnvoll einsetzen lässt.

Einsatzgebiete des Kinesio-Tapes

„Prinzipiell lassen sich mit Kinesio-Tape Muskeln, Faszien und Lymphgefäße beeinflussen. Für unterschiedliche Körperregionen gibt es verschiedene Anlagetechniken, die man auch kombinieren kann“, sagt Markus Pschick. Das ist auch der Grund, warum ein Profi das Tape kleben sollte, „wenn man es selbst macht und es nicht funktioniert, braucht man sich nicht wundern, das ist eine Therapie“, betont der Physiotherapeut.

  • Eine Therapie, die unter anderem folgende Funktionen haben kann – oft auch mehrere in Kombination:
  • // Korrektur von Bewegungsabläufen
    // Verbesserung der Durchblutung
    // Lymphdrainage (Flüssigkeitsableitung)
    // Schmerzlinderung
    // Muskelaktivierung
    // Korrektur fehlerhafter Gelenkstellungen
    // Unterstützung beim Abbau von Schwellungen
    // Vorbeugend bei schwachen Gelenkstrukturen

Wie wirkt Kinesio-Tape?

Wie genau Kinesio-Tape wirkt, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Eine Erklärung ist, dass das elastische Klebeband durch das leichte Zusammenziehen und wieder Entspannen bestimmte Nervenenden, die sogenannten Rezeptoren, stimuliert. Diese sind dafür da, Temperaturschwankungen, Bewegungen, Berührungen oder auch potenzielle Schmerzauslöser zu identifizieren.

Viele davon sitzen dort, wo verschiedene Hautschichten aufeinandertreffen. Wird nun Kinesio-Tape aufgebracht, verändert dies vermutlich das Gleitverhalten und damit die Reibung zwischen den Haut- und Faszienschichten. Es entstehen modifizierte Signale, die über das Rückenmark zum Gehirn gelangen und dort das Schmerzempfinden mindern.

Ein ähnlicher Mechanismus, eine Aktivierung des unwillkürlichen Nervensystems, das für das Zusammenziehen und Entspannen der Blutgefäße verantwortlich ist, gilt vermutlich auch für den Abbau von Schwellungen und Blutergüssen.

Nicht zuletzt ist die zwar leicht elastische, aber dennoch feste Struktur des Kinesio-Tapes dafür geeignet, schwache Gelenke zu stützen und damit Verletzungen vorzubeugen (z. B. durch Umknicken), oder schmerz- oder fehlerhafte Bewegungen zu korrigieren. So lässt sich zum Beispiel der Bewegungsradius der Schulter begrenzen.

Wann nicht tapen?

Auch wenn Kinesio-Tapes vielseitig einsetzbar sind, gibt es Situationen, in denen sie nicht verwendet werden sollten. „Auf offene oder gereizte Haut sollte man kein Tape kleben“, warnt Markus Pschick.

Wenn die Haut sehr dünn oder schlaff ist, sollte ebenfalls nicht getapt werden, zumindest nicht mit starkem Zug. Sind Haut und Bindegewebe nicht fest genug, kann das Tape sie beschädigen.

Bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte ist tapen auch keine gute Idee. In einigen Fällen löst das Tape selbst auch eine allergische Reaktion aus. „Das ist aber vor allem bei Billigtapes der Fall, die einen hohen Kunstfaseranteil haben“, erklärt Markus Pschick.

Ein weiteres Argument gegen das Tapen ist, wenn der Athlet oder die Athletin es tut, weil er denkt, dass er seine Muskelkraft und damit seine Leistung verbessern kann. Das ist nicht der Fall. Wohl aber lässt es sich vorbeugend einsetzen, wenn zu befürchten ist, dass Probleme auftreten könnten: „Wenn jemand zum Beispiel den ganzen Winter über kaum Rad gefahren ist, im Frühjahr ins Trainingscamp fliegt und da dann jeden Tag fahren möchte, kann Kinesio-Tape etwas bringen“, so der Physio-Fachmann.

Davon, sich ein YouTube-Video anzuschauen und dann selbst Hand bzw. Klebeband anzulegen, rät er jedoch ab, denn: „Da es sich um eine Therapie handelt, die bestimmte Techniken erfordert, um zu wirken, ist es nicht sinnvoll, einfach mal so ein Tape aufzukleben. Das sollte immer erst in Rücksprache mit einem Therapeuten geschehen.“

 

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