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Gemeinsam zur Langdistanz in unter 9 Stunden: Was steckt hinter Nine Sub 9?

21. September 2024


Langdistanz unter neun Stunden - Triathlon Verein Nine Sub 9

Der Vereinsname entstand (wo auch sonst?) unter der Dusche: Mit Nine Sub 9 zeigen Lars & Co. nicht nur sportliche Ambitionen, sondern auch, dass und wie man das Vereinswesen im Triathlon einfach mal neu und anders denken kann … eine gute Geschichte, die die Jungs entsprechend zu erzählen haben. (Text: Lena; Bilder: Nine Sub 9)

Eine Langdistanz in unter neun Stunden ins Ziel bringen – im Triathlon ist das ein weitverbreiteter Traum. Gerade im ambitionierten Altersklassensegment. Auch trotz Alltagspflichten, Familie, Job und was sonst noch so ansteht. Der Challenge Roth führte für dieses besondere Ziel gar den SUB9-Club ein, mit eigener Startwelle und attraktiver Gelegenheit, sich einen Großteil des Startgelds wiederzuholen (Betrag wird dann nachträglich auf 99 Euro reduziert und die Differenz rückerstattet). Kurzum: Die volle Triathlon-Distanz in unter neun Stunden ins Ziel zu bringen, hat etwas Magisches und Motivierendes für eine kleine, aber feine und ziemlich krasse Spitze des Altersklassen-Eisbergs. Und dazu zählt auch Lars Heppner.

Für die Triathlon-Langdistanz in unter 9 Stunden trainieren – aber wie?

Der 29-Jährige Digital Consultant ist seit gut zehn Jahren im Triathlon unterwegs. Starts in der Zweiten Bundesliga, mehrere Mitteldistanzen und ein für ihn nicht zufriedenstellendes Langdistanz-Ergebnis beim Ironman Lanzarote stehen bei ihm auf der Haben-Seite, als ihm auf der Suche nach einem sportlichen Ziel die Idee kommt, sich die magische Neun-Stunden-Marke vorzuknöpfen. Aber: diesmal nicht allein. “Wie cool wäre es denn, mit neun Freunden gemeinsam auf eine Langdistanz in unter 9 Stunden hinzutrainieren?”, denkt er sich und hakt bei Kumpel Sven nach. Der ist angefixt. “Die neun Freunde aus dem eigenen Umfeld haben wir nicht zusammen bekommen, weswegen die Idee vorerst wieder ad acta gelegt wurde. Aber nach einem erneuten Anstoßen durch Sven sind wir ins gemeinsame Brainstorming eingestiegen. Das Ergebnis war dann das Konzept von ‘Nine Sub 9’.” Der Name ist Programm und findet sich dann ebenso schnell – unter der Dusche, wo Lars eigenen Angabe zufolge “immer die verrücktesten Ideen kommen”.

Also: Neun Individualsportler, die gemeinsam darauf hintrainieren, die Langdistanz (bevorzugt beim Challenge Roth) in unter neun Stunden ins Ziel zu bringen – so weit, so nachvollziehbar. Aber Lars und Sven denken weiter und wollen das Ganze mit Unterstützung angehen. Vor gut einem Jahr, am 18. September 2023, gründen sie den Verein Nine Sub 9 – und starten in ein Jahr des Trainings (Spoiler: einer davon übrigens mit dem Pushing Limits Club, weswegen wir auf die Truppe gestoßen sind!) für ein geteiltes Ziel, das längst zu einer Mission geworden ist. Letztere allerdings, so viel sei verraten, werden nicht alle erfüllen. Und bei einem Jahr bleibt es auch nicht …

Pushing Limits: Lars, fangen wir vorne an: Warum eigentlich gleich einen Verein gründen?Lars: Um ein solches Projekt zu manifestieren, braucht’s eine Rechtsform. Der Gedanke ging zuerst zu einer Stiftung, weil wir das Ziel verfolgen wollten, den Athleten etwas Gutes zu tun und diese zu unterstützen. Als wir erfuhren, dass dafür ein Stiftungskapital von mindestens 50.000 € in der Regel eher 100.000 € benötigt wird, war diese Rechtsform ganz schnell wieder vom Tisch. Also fiel die Entscheidung auf einen Verein – auch weil wir den Grundgedanken der Mitwirkung und Mitbestimmung von Mitgliedern stark befürworten. Das passt auch gut zur Ideologie von Nine Sub 9.

Nine Sub 9 Verein Triathlon Langdistanz

Wer steckt dahinter und welchen Triathlon-Background habt ihr jeweils mitgebracht?
Als wir gemerkt haben, dass wir die Personenzahl nicht aus dem eigenen Freundeskreis gestellt bekommen, haben wir uns überlegt, öffentlich nach Interessenten zu suchen. Ganz nach dem Motto: Wenn wir die Idee gut finden, dann wird es hoffentlich auch andere geben. Wir haben eine Liste an Triathlon-Trainern in Deutschland zusammengetragen und zuerst einmal die persönlich kontaktiert. Und natürlich haben wir über Social Media einen Aufruf gestartet. Dreieinhalb Wochen nach der ersten Veröffentlichung hatten wir dann tatsächlich die neun Athleten zusammen: Sven, Peter, Nico, Fabian, Yannick, Christopher, Tim, Noah und ich selbst. Vom Alter her war die Bandbreite 21 Jahre bis 29 Jahre vertreten; manche waren erst zwei Jahre im Triathlonsport aktiv, andere bereits mehr als zehn Jahre; der eine hatte noch keine Langdistanz absolviert, der andere bereits sieben; manche kamen von der Kurzdistanz, andere sind direkt mit der Langdistanz eingestiegen. Ein bunter Haufen also. Bei allen Bewerbern konnte man auf jeden Fall herauslesen, dass sie Bock auf eine schnelle Langdistanz haben und – noch viel wichtiger – bei der Vorbereitung Lust auf ein Team hatten.

Erklärtes Ziel war ja der Challenge Roth 2024 … Hand aufs Herz: Wie lief’s denn? Und konntet ihr euer Ziel erreichen?
Das stimmt nicht ganz: Challenge Roth war das Ziel für sieben Athleten. Noah wollte von vornherein in Frankfurt seine Sub 9 erreichen und Tim auf Hawaii. Gestartet sind wir zu siebt und sechs haben es auch in unter 9 Stunden ins Ziel geschafft. Nico 8:16, Sven 8:17, Peter 8:24, ich 8.26 und Yannick gemeinsam mit Chris im Double Finish bei 8:48. Fabian war bis Kilometer fünf beim Laufen super im Rennen und auch muskulär in guter Verfassung, hat dann allerdings Lungenprobleme bekommen und Husten, bei dem sich farbiger Schleim ansammelte. Er ist dann ausgestiegen. Trotz umfassender Untersuchungen im Nachgang konnte der Grund nicht ganz geklärt werden. Um dennoch zu zeigen, was die erarbeitete Form zu leisten vermag, hat er kurzerhand einen Startplatz sechs Wochen später in Frankfurt bekommen und dort gemeinsam mit Noah und Sven, der er nicht lassen konnte, die Sub 9 in 8:48 geknackt. Noah kam nach 8:57 und Sven bei 8:38 ins Ziel. Somit haben bis heute acht von neun das ausgeschriebene Ziel erreicht. Und: Hawaii kommt ja erst noch.

Nach ein paar Wochen hat man sich in die Struktur “ein Tag Entlastung, drei Tage Belastung, ein Tag Entlastung, zwei Tage Belastung” eingegroovt.

Natürlich träumen viele ambitionierte Athlet:innen von der Langdistanz in unter neun Stunden. Wie bist du das Ganze angegangen?
Tatsächlich mit dem Pushing Limits Club. 🙂 Den hab ich mir im Rahmen einer zweiwöchigen Testphase vorher genau angeschaut. Ich bin jemand, der gerne selbst die Hoheit über seine Trainingseinheiten behält und aufgrund meines nicht immer planbaren Berufs auch gerne eigenständig, ohne große Absprache, Trainingseinheiten verschiebt. Aufgrund der Modularität der Einheiten ist das mit ein paar Klicks schnell erledigt. Dennoch wusste ich aus der Vorbereitung auf Lanzarote, dass es ganz alleine nicht funktionieren wird und ein professionell ausgearbeiteter Trainingsplan die Basis darstellen muss. Darüber hinaus ist der Preis meines Erachtens unschlagbar. Und: Über die Wintermonate stellte sich heraus, dass der Radraum ein absoluter Game-Changer für das Training wurde – ein Klick und die Einheit kann gestartet werden. Das lästige Überführen der Einheiten in ein Rollentrainerprogramm bleibt einem erspart.

Heißt, welchen Plan hast du gewählt im Club?
Zurückgerechnet vom großen Ziel habe ich mir die jeweils 12-wöchigen Profi Trainingspläne für Peak, Build und Base in den Kalender und hab diese dann sukzessive angearbeitet. Nach ein paar Wochen hat man sich in die Struktur “ein Tag Entlastung, drei Tage Belastung, ein Tag Entlastung, zwei Tage Belastung” eingegroovt. Trotz 40-Stunden-Job war es möglich, genau diesen Rhythmus einzuhalten. Okay, vielleicht musste ich die eine oder andere Einheit innerhalb der Dreier-Belastungsblöcke auch mal verschieben, um den Trainingsplan an die Vereinsschwimmzeiten anzupassen. Und natürlich gab es auch mal Einheiten, die hinten runterfielen. In erster Linie waren davon aber Athletikeinheiten betroffen. Klar, die Wichtigkeit ist mir bewusst und die hinterlegten Videos machen es einem wirklich einfach, aber: Ich bin zugegebenermaßen etwas faul. Ergänzend hatte ich im Rahmen der Vorbereitung zwei Trainingslager eingeplant, bei denen das Volumen natürlich etwas hochgefahren wird. Aber auch hierfür bietet die App entsprechende Pläne inklusive der Phase, in der die große Mehrheit der Athleten Fehler begehen, und zwar den Tagen nach der Rückkehr.

Pushing Limits Club Trainings-App

 

Cool! Was würdest du all jenen auf den Weg mitgeben, die sich dieses Ziel ebenfalls auf die Fahnen geschrieben haben – vielleicht auch nur ein kurzes, knappes Motto, ein Leitsatz?
Tatsächlich ein Motto, dass mir im Rahmen einer Trainingseinheit kam: Im größten Gang bringt man nicht immer die höchste Leistung auf die Straße.

Im ersten Jahr wart ihr “nur” Jungs und ganz unter euch – warum eigentlich keine Frauen und habt ihr vor, das zu ändern?
Wir waren tatsächlich nur Jungs und das ist eine sehr gute Frage. Auch wenn wir Frauen nicht per se ausgeschlossen haben, war uns doch bewusst, dass das Ziel für Altersklassenathletinnen unter Berücksichtigung der zusätzlichen Voraussetzungen wie Vollzeittätigkeit, Sponsorenfreiheit etc. nur durch sehr wenige eingehalten werden kann. Bereits mit Verabschiedung der Satzung haben wir neben Nine Sub 9 auch Ten Sub 10 hinterlegt, wollten jedoch vorerst in kleinerem Umfang prüfen, ob das Konzept überhaupt angenommen wird. Nach dieser Saison haben wir die Antwort allerdings – und sie lautet: Ja, es wird angenommen. Also werden wir für die Saison 2025 sowohl ein Team für Männer unter dem Namen Nine Sub 9 formieren, aber erstmals auch ein Team ausschließlich für Frauen unter dem Namen Ten Sub 10.

Für die Saison 2025 werden wir sowohl ein Team für Männer unter dem Namen Nine Sub 9 formieren, aber erstmals auch ein Team ausschließlich für Frauen unter dem Namen Ten Sub 10.

Aktuell läuft die Bewerbungsphase ja, aber wer schlägt da so bei euch auf? Welche Geschichten in den Bewerbungen (männlich/weiblich) haben dich persönlich besonders bewegt?
Uff, wo fange ich da denn an …? Allgemein gesagt: Ich bewundere den Mut, den die Bewerber:innen an den Tag legen. Sich neben herausfordernden Jobs, eigener Familie und Kindern oder auch vergangener Schicksalsschläge ein so ambitioniertes Ziel zu setzen, ist beeindruckend. Es ist eindeutig erkennbar, wie viel Lebensfreude ihnen der Sport gibt. Machen wir’s kurz: Über weitere Bewerbungen jeglicher Couleur freue ich mich sehr.

Zum Schluss: Inwiefern hat Triathlon, der Verein und auch das Training in den letzten Jahren dein Leben verändert oder vielmehr noch bereichert?
Im Laufe meines Lebens durfte ich viel Reisen und auch an unterschiedlichen Orten auf der Welt leben. Der Sport mit seiner Vereinsstruktur und den Trainingsangeboten hat dafür gesorgt, dass ich mich niemals alleine gefühlt habe und Menschen kennenlernen durfte, die mir ihre Heimat gezeigt haben – und dadurch Freundschaften knüpfen konnte, die bis heute andauern.

  • How to … Nine Sub 9/Ten Sub 10?
    Klingt für dich ganz nach einem coolen Ziel für 2025? Dann haben wir eine gute Nachricht von Lars & Co.: Interessierte Triathlet:innen können sich noch bis 30. September 2024 bewerben und sich so den Platz im Verein sichern.Checkt dazu einfach mal die Website des Vereins und füllt den Bewerbungsbogen aus. See you at the finishline!
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