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Merinowolle in Sportbekleidung: Der Stoff, aus dem Trainings-Träume gemacht sind?

23. Februar 2022


Triathlet Nils Frommhold trägt Merinowolle Socken von Incylence

Im Bergsport gilt sie als Klassiker unter den Materialien, aber: Auch viele Triathleten wissen Kleidungsstücke mit Merinowolle inzwischen zu schätzen. Doch was kann die Naturfaser wirklich? Und unter welchen Voraussetzungen ist der Hype berechtigt? (Bild: Marcel Hilger)

Kleidung spielt im Ausdauersport eine größere Rolle, als es so manch abgeklärter Dauer-Performer vielleicht zugeben würde. Sie schützt uns vor den widrigsten Wetterbedingungen, macht Training mitunter noch effektiver und untermauert die allseits bekannte Equipment-Begeisterung. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind: Das Gefühl, irgendwie noch mehr Bock auf eine Einheit zu haben, weil sie zum ersten Mal in einem neuen Kleidungsstück absolviert wird, kennt (vermutlich) jeder Triathlet. Ha, erwischt!

Spätestens beim Thema Funktionalität dürfte dem shoppenden Ausdauersportler dann auch folgendes Wort über den Weg laufen: Merinowolle. Nun ja, vermutlich ist es eher ein gewisser Anteil an Merinowolle. Denn Merinowolle ist bei Sportbekleidung nicht mehr wegzudenken. Doch was hat diese Wolle, was andere nicht haben?

Merino-Power von Radfahren bis Laufen

Einer, der es wissen muss, ist Alexander Siegmund von Incylence. Denn auch für eines der aktuellsten Sportsocken-Modelle aus dem Sortiment entschied sich die Marke bewusst dafür, Merinowolle zu nutzen. Aber warum eigentlich? „Unser erster Gedanke war der Kälteschutz beim Radfahren“, erzählt der Berufs-Hunter. „Beim Testen ist mir aufgefallen, dass die Socken nicht nur zum Radfahren, sondern auch zum Laufen cool sind und – entgegen meiner Erwartungen – nicht zu schwammig daherkommen.“ Seitdem ergänzen die Merino-Socken (40 Prozent Merino-Anteil) die Produktrange.

  • Woher kommt Merinowolle?

    Merinowolle ist das Fellkleid von – man ahnt es – Merinoschafen. Vor allem in Australien und Neuseeland wird der Großteil des weltweiten Bedarfs produziert. Ein Schaf liefert etwa 3 bis 6 Kilogramm Wolle pro Schur. Das Scheren ist für das Schaf übrigens überlebenswichtig: Es verliert sein Wollkleid nicht selbst.

Mit der Entscheidung für eine Produktlinie mit Merinowolle ist Incylence wahrlich nicht allein. Zahlreiche Hersteller, von Ryzon bis Fe226, bieten Merinowolle in sämtlichen Variationen – ob Beanie, Lauf-Shirt oder Yoga-Outfit. Vieles ist eben möglich mit Merinowolle. Vor allem Funktionskleidung im Outdoor-Bereich ist genau der richtige Einsatzbereich für die Feinwolle, da sie von Natur aus leicht, hautfreundlich und weich ist. Als ganzjährige Freiluftsportler sind Triathleten somit absolute Profiteure.

Eigenschaften von Merinowolle auf einen Blick

  1. Merinowolle unterstützt die Temperaturregulation des Körpers. Heißt: Sie wärmt im Winter und kühlt im Sommer. Keine Faser passt sich außerdem so gut den äußeren Umständen an wie die Wunder-Wolle.
  2. Merinowolle absorbiert Feuchtigkeit. Bei intensiven Trainingseinheiten ist auch das Risiko von akutem Auskühlen somit verringert.
  3. Merinowolle ist antibakteriell. Auch geruchsbildende Bakterien haben keine Chance. Zu verdanken ist das der ziegelartigen Oberflächenstruktur der Faser, auf der sich Bakterien nicht festsetzen können.
  4. Merinowolle kann Schweiß chemisch binden. Sie riecht auch nach mehrmaligem Training nicht.
  5. Merinowolle hat eine Selbstreinigungsfunktion. Durch den Hauptbestandteil Keratin werden geruchsbildende Bakterien sogar abgebaut.

Komfort als Kaufgrund? Merinowolle im Sportalltag

Doch Vorzüge hin, Funktionalität her: Mit Wolle assoziieren viele nicht unbedingt Tragekomfort. Die meisten Bekleidungsstücke sind aber ohnehin als Mischgewebe mit synthetischen Fasern konzipiert, haben also nur einen gewissen Anteil an Merinowolle. Auch „Sieggis“ Socken. Doch etwaigen Sorgen bezüglich eines kratzigen Tragegefühls kontert Merino: mit Weichheit, für die die dünne Faser ebenso bekannt ist.

„Nicht umsonst laufen unsere Mitarbeiter und Familien fast täglich in den Socken im Büro rum“, berichtet auch Alexander. „Man fühlt sich darin nicht permanent so, als hätte man Sportsocken an.“ Sicher, ein höchst subjektives Empfinden. Allerdings: Gerade im Training kann der Komfort entscheidend sein. Unbequeme Kleidung kann bei langen Radausfahrten und zehrenden Läufen die Performance beeinflussen und Beschwerden hervorrufen – von Blasen bis Scheuerstellen. Lappalie? Keineswegs!

Nachhaltigkeit und Tierschutz: Die Achillesverse des Hypes um Merinowolle?

Klingt ja alles gut – also rein in den Onlineshop und haufenweise Neues aus Merinowolle in den Warenkorb legen? So einfach ist es, wie so oft, nicht. Denn bei dem begehrten Naturprodukt kommt es auf Details bei der Produktion an, damit Sportler die funktionalen Lieblingsteile guten Gewissens tragen können. Ein Stichwort, das in diesem Zusammenhang häufig fällt: Mulesing.

  • Was ist Mulesing?

    Mulesing ist eine brutale Methode, die bei der Zucht der Merinoschafe zum Einsatz kommt. Sie gilt der Verhinderung des tödlichen Befalls der Merinoschafe durch Fliegenmaden, der vor allem in Australien droht. Statt den Mehraufwand zu betreiben, die Schafe regelmäßig rund um den After und Hautfalten zu scheren, werden ihnen diese kritischen Körperstellen im Alter von acht Wochen weggeschnitten – ohne Betäubung.

Auch den Herstellern ist das Problem bekannt. Beim Kauf sollte deswegen auf Zusatzbeschreibungen wie „Mulesing-frei“ geachtet werden. Auch Incylence schweigt sich nicht darüber aus, dass Tierschutz einer der häufigsten Kritikpunkte an der Wunder-Wolle ist: „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, wenn es um tierische Produkte, aber auch allgemein um den Umgang mit Ressourcen geht“, erklärt Siegmund. Bei der Auswahl des Zulieferers galt es deswegen, auf entsprechende Siegel und Prozesse zur „verantwortungsvollen Beschaffung“ von Merinowolle zu achten. Die in Italien hergestellten Socken sind ebenso Mulesing-frei.

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Aber Tierschutz ist nur der eine Aspekt. Wie steht’s um andere Nachhaltigkeitsfaktoren? Als natürlich nachwachsender Rohstoff ist Merinowolle per se nachhaltiger als Kunstfasern. Und sie ist biologisch abbaubar, ein 100-prozentiges Merino-Shirt wäre somit innerhalb von wenigen Wochen kompostierbar.

Es sind außerdem die Stärken von Merinowolle, die eine Antwort auf Nachhaltigkeitsfragen liefern können. Ein Beispiel: Durch die Anpassungsfähigkeit der Faser, ihre Feuchtigkeitsregulierung und ihre antibakteriellen Fasern haben Träger im besten Fall auch länger etwas von ihren Kleidungsstücken. Schließlich müssen sie in der Regel seltener mit strapazierenden Chemikalien aus Waschmittel & Co. in Kontakt kommen. Alexander plaudert dazu aus dem Näh-, pardon, Sockenkästchen: „Bei mir kommt es nicht selten vor, dass ich die Socken nach lockeren Trainingseinheiten nur aufhänge und am nächsten Tag noch einmal zum Laufen oder Radfahren benutze. Man kann sich also einige Waschgänge sparen – und auch damit einen kleinen Teil zum großen Gesamtbild beitragen.“

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