Neue Generation im Triathlon: Drei Young Guns für die Zukunft
12. Oktober 2021
Diese drei Namen solltet ihr euch merken, wenn euch die Zukunft des deutschen Mittel- und Langdistanztriathlons interessiert: Mika Noodt, Jan Stratmann und Frederic Funk. Alle drei haben in dieser Saison bewiesen, dass in den nächsten Jahren mit ihnen zu rechnen ist. Warum sie der Triathlonszene gut tun. Titelbild: Tom Schlegel
Die drei Jungs sehen durch die Bank aus wie frisch aus der Pubertät entsprungen, den Stimmbruch gerade hinter sich und noch lange nicht so sehr vom Sport gezeichnet wie die lederhäutige Garde um Jan Frodeno und Konsorten. Während die Enddreißiger unter den Profis – von denen es in Deutschland viele gibt – langsam aber sich dem Herbst ihrer Karriere ins Gesicht blicken, stehen die anderen in der Blüte ihres ersten Frühlings.
Übergangsphase Mitteldistanz
Ein Vergleich mit Jan Frodeno hinkt natürlich immer. Müssen wir nicht drüber reden. Aber darum geht es auch nicht. Es ist nur so: Früher oder später wird die Profikarriere auch bei einem wie ihm, der im August seinen 40. Geburtstag gefeiert hat, zu Ende gehen. Und was kommt dann? Sebi Kienle – wir alle lieben ihn – dürfte etwa durchs gleiche Zeitfenster winken wie Frodo. Patrick Lange und der wieder erstarkte Nils Frommhold gehören dem umjubelten und lange Zeit umkämpften 1986er Jahrgang an, somit sind deren junge Jahre auch vorbei.
Es ist aber nicht nur das Alter, das sich im Laufe der Zeit verändert hat. Hinzu kommt ein neues Anforederungsprofil der Mitteldistanz, das mittlerweile viel näher an einer Kurzdistanz anzusiedeln ist, nachdem sie bis vor fünf, sechs Jahren eher Tendenzen Richtung Langdistanz aufwies. Oder anders gesagt: Die Mitteldistanz ist zur längeren Version der Kurzdistanz geworden und geht nicht mehr als kurze Langdistanz durch. Klingt umständlich. Aber ihr versteht, was ich meine.
Jedenfalls ist das eine Entwicklung, die den drei Jungspunden in die Karte spielt. Jan Stratmann (1995 geboren und nahe Essen groß geworden) hat seine triathletische Grundausbildung im NRW-Nachwuchskader erhalten. Frederic Funk (1997 im Süden Bayerns geboren) hat ebenfalls die Nachwuchsförderung des Landeskaders in Bayern genossen. Und Mika Noodt (2000 im niedersächsischen Wolfsburg geboren) hat seine Anfänge beim VFL Wolfsburg und im Triathlonverband Niedersachsen erlebt.
Die weiteren Wege verliefen ähnlich: Nach nationalen Meisterschaften im Jugend- und Juniorenbereich sowie Kräftemessen im Nachwuchscup der Deutschen Triathlon Union (DTU), folgten Einsätze auf internationaler Ebene. Bei Jan war es der Europacup, Fred schnupperte sogar kurzfristig Weltcup-Luft und Mika gewann vor zwei Jahren einen Junior-Europacup, hinzu kommt als verbindendes Element die Triathlon Bundesliga. Alle drei haben also die harte Schule der Sprint- und Kurzdistanz hinter sich.
Mika Noodt: 21 Jahre
Es sah lange danach aus, als würde Frederic Funk der Mitteldistanz-Shootingstar des Jahres werden – bis Mika Noodt auftauchte. Beim Ironman 70.3 Les Sables-d’Olonne in Frankreich betrat Mika am 4. Juli sportliches Neuland, bisher tobte er sich für das Triathlon Team des DSW Darmstadt vor allem in der Bundesliga aus. Dass er in Frankreich unter anderem den amerikanischen Mitteldistanz-Spezialisten Rudy Von Berg aushebelte, war mindestens genauso eine Überraschung wie der blitzschnelle Halbmarathon in 1:12:43 Stunden, der ihm den Sieg verschaffte.
In der Folge gewann er nicht nur den Heidelbergman sowie den Frankfurt City Triathlon, sondern fuhr mit dem 3. Platz beim Bundesliga Rennen in Nürnberg auch noch sein bis dato bestes Liga-Ergebnis ein. Als jüngster Athlet wurde er bei der Ironman 70.3-WM in St. George Elfter und zauberte die drittschnellste Laufzeit des Tages auf den Asphalt – nur der spätere Sieger Gustav Iden und der zweitplatzierte Sam Long liefen schneller. Die bärenstarke Saison setzte er nun beim Ironman 70.3 Lanzarote fort, wo er hinter dem Dänen Daniel Baekkegard Zweiter wurde.
Frederic Funk: 24 Jahre
Für einen 24-jährigen Jungspund hat Frederic Funk bereits beachtliche Erfahrung auf der Mitteldistanz vorzuweisen und hat dort sicherlich sein vorübergehendes sportliches Zuhause gefunden. Bei der Challenge Riccione feierte er 2018 mit einem 3. Platz Premiere über 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,1 Kilometer Laufen. In Ingolstadt wurde er im gleichen Jahr Deutscher Meister über die Mitteldistanz und sorgte mit seinem 2. Platz hinter Sebastian Kienle bei der Challenge Kaiserwinkl-Walchsee vollends für Aufsehen. Ab diesem Zeitpunkt war sein Weg geebnet.
Im Folgejahr setzte Fred noch einen drauf: 2. Platz in Walchsee hinter Maurice Clavel, 2. Platz beim Ironman 70.3 Zell am See hinter dem grünen Teufel Thomas Steger und zum Abschluss der Saison dann das – Sieg beim Ironman 70.3 Lanzarote (der damals ohne Schwimmen ausgetragen werden musste). All das haben wir schon letztes Jahr zum Anlass genommen, um Fred einen Besuch abzustatten:
Der Rest ist Geschichte: Bei der Challenge St. Pölten stellt Fred die versammelte Elite in den Schatten und gewinnt in beeindruckender Manier, bei der Challenge Kaiserwinkl-Walchsee schnappt er sich nicht nur den nächsten Sieg, sondern auch den Europameistertitel der Europäischen Triathlon Union (ETU). Mit einem 3. Platz bei THE CHAMPIONSHIP in Samorin läutet er das vorzeitige Saisonfinale ein. Auch wenn die letzten beiden Rennen bei der Ironman 70.3-WM und der Challenge Salou nicht wie erhofft verliefen, so lässt sich festhalten: von 15 Rennen über die Mitteldistanz hat Fred elf auf dem Podium beendet.
Jan Stratmann: 26 Jahre
Mit 26 Jahren ist Jan Stratmann bereits der älteste im Bunde der Youngster. Aber genau wie Fred und Mika hat Strati sich diese Saison nicht nur weitere Achtungserfolge gesichert, sondern auch den ersten großen Sieg eingefahren. Beim Ironman 70.3 Zell am See krönte er sich zum Champion, nachdem er zuvor bei der Challenge St. Pölten bereits mit dem 2. Platz überraschte.
Insgesamt ist seine Entwicklung allerdings alles andere als eine Überraschung. Viel mehr sind die jetzigen Leistungen das Resultat langer, fokussierter Arbeit. Seit 2019 spielt er seine Stärke auf der Mitteldistanz aus und kratzte seitdem regelmäßig an einer Podiumsplatzierung – bei Rennen, die er sich bewusst aufgrund von starker Konkurrenz ausgesucht hat.
Wenn man sich mit Jan unterhält, spürt man schnell, dass er selbst die größten Erwartungen an sich stellt. In diesem Jahr konnte er ihnen gerecht werden, wenngleich der 13. Platz bei der Ironman 70.3-WM in St. George nicht das erhoffte Resultat war. Wir waren Anfang des Jahres übrigens auch bei Jan zuhause und haben ihn beim Hausbesuch etwas genauer kennengelernt:
Die Zukunft wird schnell!
Fehlt eigentlich nur noch ein Besuch bei Mika in Darmstadt, dann hätten wir die Young Guns alle unter die Lupe genommen. So oder so: Jungs! Schön, dass ihr dabei seid und den Triathlonzirkus aufmischt. Es macht Bock euren Weg zu verfolgen und wir sind gespannt, wohin die Reise noch führt mit euch!
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