Raus mit euch! Viele Gründe, um auch draußen zu trainieren
30. November 2021
Ja, Rollefahren spart Zeit, das Training ist präzise und drinnen ist es warm. Warum ihr trotzdem auch im Winter mal draußen Rad fahren solltet, sagt euch Triathloncoach Mario Schmidt-Wendling.
Wer den Winter mit dem Rad durchfahren will, fragt sich heute nicht mehr, welche Handschuhe die wärmsten sind, sondern welche Welt auf Zwift er sich aussuchen soll. Das Winterradtraining (und nicht nur das) verlagert sich immer mehr nach drinnen. Ein Fehler, glaubt Buchautor und Triathloncoach Mario Schmidt-Wendling von sisu-Training. Vier Gründe fürs (Winter-)Radfahren draußen.
1. Radfahren lernt man nur durch Radfahren
Schmidt-Wendling sieht durchaus gewisse Vorteile des Rollentrainings, aber es gibt eben auch Nachteile, wenn man zu viel auf dem Smarttrainer radelt: „Es fehlt die Kippbewegung und die Sitzposition ist relativ fixiert, man muss weder schalten noch bremsen noch mit Wind umgehen oder lenken. Auf der Rolle lernt man treten, aber nicht Radfahren“, sagt er, denn „letztendlich ist das immer noch eine Outdoorsportart, da muss man mit den Elementen umgehen können.“
Er selbst hat schon oft Athletinnen und Athleten beobachtet, die bei Regen auf dem Wettkampf-Radkurs nicht klargekommen seien, weil sie bei so einem Wetter drinnen auf dem Smarttrainer sitzen. „Es gibt eben auch Dinge, die muss man losgelöst von der Trainingswissenschaft betrachten. Fahrtechnik lernt man intuitiv, wenn man draußen mit dem Rad unterwegs ist. Und nur dann“, ist Schmidt-Wendling überzeugt.
2. GA-Einheiten draußen zehren mental weniger
„Oft heißt es, Grundlagenausdauertraining sei nicht qualitativ. Da kriege ich echt einen Hals“, sagt der Triathlocoach. „Das ist kein minderwertiges Training, sondern die Basis. Triathlon ist eine Ausdauersportart.“
Allerdings macht stundenlanges „Low Intensity“-Kurbeln auf der Rolle wenig Spaß. Und es ist auch gar nicht sinnvoll, denn, so erklärt Mario Schmidt-Wendling, „vier bis fünf Stunden auf dem Smarttrainer zu sitzen ist mental zehrend – und im Winter auch nicht notwendig, solange man keine Langdistanz im Frühjahr plant.
Er empfiehlt: „Einfach mal zwei Stunden raus mit Rennrad, MTB oder Gravelbike und die Lunge durchlüften. Radfahren bedeutet doch auch Freiheit – und nicht nur, einem Optimierungswahn hinterherzuhecheln.“
3. Auf der Rolle verheizt man sich leichter
Wer indoor in virtuellen Radwelten unterwegs ist, wird vielleicht gut unterhalten. Er läuft aber auch eher Gefahr, sich zu verheizen: „Wenn man drinnen fährt, muss man eigentlich die Fahrtdauer ungefähr mal 1,5 nehmen“, erläutert Schmidt-Wendling. „Und man sollte zehn bis 15 Watt weniger treten als bei vergleichbarer Belastung draußen.“ Denn drinnen fehlt der kühlende Luftzug, man verliert mehr Flüssigkeit und das Rad ist fixiert.
Allerdings berücksichtigen das nicht alle Indoorbiker. Sie neigen eher dazu „irgendeinem Avatar hinterherzujagen, der an ihnen vorbeifährt. Das ist totaler Quatsch. Man sollte lieber etwas rausnehmen“, so der Coach.
4. Draußen Rad fahren macht Spaß und härtet ab
Die Wintermonate sind die Zeit des unspezifischen Radtrainings. Da ist es mehr oder weniger egal, mit welchem Tempo man unterwegs ist und auch, in welcher Sitzposition. Aber: „Auf Social Media sehe ich dauernd Bilder aus irgendwelchen Pain Caves, auf denen der Athlet auf dem Zeitfahrrad sitzt, aber die Hände am Basebar hat. Das ist sinnlos. Wenn Zeitfahrrad, dann muss ich in Aeroposition trainieren. Das ist jetzt aber noch nicht nötig“, erklärt Mario Schmidt-Wendling.
Natürlich ist es für Agegroup-Athleten unter der Woche sinnvoll, kürzere, intensivere Einheiten im Hellen und Warmen auf der Rolle zu absolvieren. Am Wochenende sollten sie dann aber zumindest einmal raus mit dem Rad: „Schutzblech dran, damit der Hintern nicht nass wird. Das macht schon viel aus“, sagt der Coach, der es erschreckend findet, dass heutzutage viele „Athleten teure Uhren haben, aber keine Regenjacke. Dabei sei die frische Luft super fürs Immunsystem, man ist im Winter eh genug drin. Wenn das Wetter wirklich katastrophal ist, kann man ja immer noch einen Teil der Einheit auf die Rolle verlegen.“
Denn wie so oft ist gilt auch hier: Der richtige Mix macht’s.
- Trainingspläne, Rezepte, Analysen: Komm in den Club!Anzeige
Bock auf strukturiertes Training rund um Schwimmen, Radfahren, Laufen und Triathlon? Auf der Suche nach Rezepten für sportgerechte Ernährung und nach Auswertungstools, die dich wirklich weiterbringen? Dann sagen wir: Willkommen im Pushing Limits Club! Ob Triathlon oder (Rad-)Marathon, ob Einsteiger:in oder Fortgeschritene:r, ob PB oder Party-Pace: Join the club und nutze alle Funktionen die ersten 14 Tage kostenlos!
Hier geht’s direkt zum Pushing Limits Club!
Der Club als App immer griffbereit auf Deinem Smartphone:
Hallo,
Im letzten Abschnitt steht, dass es möglich ist Einheiten zu splitten und beispielsweise die eine Hälfte indoor und die andere draußen zu fahren. Spielt es eine Rolle wieviel Zeit zwischen den beiden Einheiten liegt?
Kann ich, wenn 3h ga1 im Plan stehen, dann 2h am Morgen indoor und 1h am Mittag outdoor oder umgekehrt fahren?
Gruß Paul
Vielen lieben Dank lieber Mario,
für diese wohltuenden Worte. Um das im Winter oder Herbst draußen fahren zu versüssen darf man ja sofern man eines hat mit einem Lastenrad (bitte ein Bio-Lastenrad) gutes tun und training verbinden in dem man kleine Lieferfahrten damit erledigt. So habe ich das angefangen und es macht mir bis jetzt noch sehr viel Spass.
Viele Grüße
Marko
Besser kann man es nicht zusammenfassen! Fahre auch im Winter nur draußen.