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Voll auf WM-Kurs: Endlich Vorfreude auf die Ironman WM

05. Mai 2022


Ironman WM St. George Blog

„St. George statt Kona als Austragungsort für die Ironman WM? Dat is‘ doch kappes!“ Exakt so war meine Einstellung gegenüber des bevorstehenden Ironman-Spektakels bis vor wenigen Tagen. Der Funke wollte und wollte einfach nicht überspringen, um das Feuer der Vorfreude bei mir zu entfachen. Mein Weg vom Triathlonfan zum Triathlonwutbürger – und wieder zurück. Warum ich verdammt heiß auf die Ironman WM bin, lest ihr im Blog. Wie sieht’s bei euch aus? (Titelbild: Frank Hau)

Als Triathlonfan ist man leidenschaftlich bei der Sache. Ist man als Fan ja immer. Es gibt diesen Punkt, an dem verliert man einen kleinen Teil seines Herzens an einen Verein, ein Idol – oder eben an eine Sportart. Ich gehöre zum Triathlon und der Triathlon gehört zu mir. Unabhängig von Distanzen, Vorlieben, Sympathie oder Antipathie: Im Kern der Sache sind wir also alle vereint und stehen auf Schwimmen, Radfahren und Laufen.

Je oller, je doller

Nun gehe ich ins 16. Jahr als Triathlet und Triathlonfan. Mein halbes Leben habe ich also in und mit diesem Sport verbracht, der mich in vielerlei Hinsicht geprägt, beeinflusst und gefordert hat. Triathlon ist gleichzeitig die Schöne und das Biest. Natürlich bedeutet Triathlon mir etwas – und ich könnte mir vorstellen, dass es vielen von euch auch so geht.

Eigentlich war Triathlon von Anfang an auch immer irgendwie Ironman für mich. Diese ganze Fehde um Investoren, horrende Startgebühren, Umgang mit Athleten (Profis wie Age Grouper) … und so weiter und so weiter … war mir sowas von egal. Mit den Jahren hat sich dieses Verhältnis natürlich verändert: Meine Beziehung zum Triathlon wurde immer intensiver, während die Zusammengehörigkeit von Triathlon und Ironman aus dem Gleichgewicht geriet und brüchiger wurde. Das Einzige, was unantastbar blieb, war Hawaii. Dieses Rennen auf Big Island war so etwas wie der Heilige Gral. Ich schreibe bewusst „war“, denn Zeiten ändern sich.

Als Ironman verkündete, dass die hauseigene Weltmeisterschaft – die in Sachen Triathlon neben den Olympischen Spielen übrigens nach wie vor das höchste Ansehen in der sportinteressierten Öffentlichkeit genießt – nach all den coronabedingten Absagen und Terminverschiebungen nicht in Kona sondern in St. George stattfinden soll, war das zu viel des Guten. Für mich und für viele andere Triathleten. In Kommentarspalten und einschlägigen Foren wurde heiß diskutiert, gemeckert, geschimpft und ich saß kopfnickend, zustimmend und Kritik likend vor dem Bildschirm.

Der Weg zum perfekten Triathlonwutbürger

Mein Weg zum Triathlonwutbürger war also geebnet. Ich verweigerte mich diesem Rennen, dass da irgendwie in der Wüste von St. George, Utah, USA stattfinden sollte. „Ist doch wieder nur Geldmacherei!“ (wie immer bei Ironman). „Die machen unseren Sport kaputt!“ (bekanntermaßen das erklärte Ziel von Ironman). „Jetzt sind die völlig durchgedreht!“ (kann denen nicht mal jemand erklären, wie man es richtig macht?). Und als dann die Altersklassen-Startplätze auch noch willkürlich unter den All World Athletes verteilt wurden, war die Farce perfekt. Rückblickend waren meine Reaktionen also irgendwas zwischen ekelhaft arrogant und super bescheuert. Wie gesagt: Triathlonwutbürgertum par excellence.

Statt mich mit dem Rennen auseinanderzusetzen, die Strecken zu studieren, die lokalen Herausforderungen des Klimas herauszufinden oder mich mit den unterschiedlichen Stärken und Schwächen der qualifizierten Athleten zu beschäftigen, grummelte ich vor mich hin. Völliger Blödsinn eigentlich, aber ich verhagelte mir selbst das Schönste am Triathlonfansein: Fachsimpeln mit anderen, Vorfreude haben, Details anzuschauen und Theorien zum potentiellen Rennverlauf herbei zu orakeln.

Die Kehrtwende

Als es im letzten Triathlongelaber dann zum Thema Ironman WM in St. George kam, wurde es peinlich: Nichts, aber auch gar nichts konnte ich über dieses Rennen erzählen, was in irgendeiner Art und Weise fundiert gewesen wäre. Angefangen bei so profanen Dingen wie der Zeitverschiebung zwischen dem Austragungsort und Deutschland, über die korrekten Startzeiten bis hin zu den Möglichkeiten, um das Rennen im Internet oder am TV live zu verfolgen. Ich ertappte mich selbst dabei, wie unangenehm mir das war – vor allem vor mir, als erklärter Triathlonfan.

Ich hatte bisher also eine manifestierte Meinung über ein Rennen, das ich ganz offensichtlich überhaupt nicht kannte. So engstirnig wollte ich doch nie sein! Ein erster Weckruf.

Einen Tag später war ich für eine Podcast-Aufnahme mit Florian Angert verabredet. Meiner Auffassung nach gehört Flo zu den akribischen Profis, die ganz genau wissen, was sie zu tun haben, um Bestleistungen abzurufen. Von ihm wollte ich mehr über St. George erfahren, die Strecken, die Schlüsselstellen, das Wetter, die Taktiken. Das Gespräch gibt es für euch morgen im neuen Triathlongelaber zu hören. Plötzlich war sie jedenfalls da: Meine Begeisterung und Vorfreude für Ironman Weltmeisterschaft in St. George!

Ironman WM in St. George: Alles was es braucht

Ich möchte dem Podcast von morgen nicht allzu viel vorweg nehmen. Allerdings muss ich sagen, dass mich das Rennen in Windeseile gepackt hat. Zum einen ist das die Entscheidung zum Schwimmen, die wir erst für den Rennmorgen erwarten dürfen: Wie stürmisch wird es wohl sein? Wird die volle Distanz geschwommen? Davon abhängig dürften sich ganz unterschiedliche Rennszenarien entwickeln, die aber aller Voraussicht nach, zu einem extrem spannenden und bis zum Schluss offenen Rennen führen dürften.

Die Radstrecke ist mit über 2.000 Höhenmeter und ihren Beschaffenheiten sicherlich härter und anspruchsvoller einzuschätzen als wir es von Hawaii kennen. Außerdem bietet sie mehr Optionen für potentielle Attacken, als die üblichen Stellen auf dem Queen K-Highway. Somit könnte das Radfahren mehr Körner kosten, als bei den zuletzt eher milden Bedingungen der letzten WM-Austragungen in Kona. Das wiederum führt zu ganz anderen Voraussetzungen fürs Laufen auf einem ebenso unrhythmischen Kurs. Spätestens dann wird auch die trockene Hitze zuschlagen: Bis zu 32 Grad kann es werden, Schatten Fehlanzeige.

Bei diesen Vorzeichen ist es natürlich weiterhin extrem bitter und schade, dass Athleten wie Patrick Lange, Jan Frodeno und Laura Philipp (und einige weitere Profis) aus verschiedenen Gründen nicht an der Startlinie stehen können. Allerdings – und so ehrlich müssen wir sein – tut es der Charakteristik des Rennens, der extremen Leistungsdichte und somit der Wertigkeit einer Weltmeisterschaft, keinerlei Abbruch. Ein Blick auf die aktuellen Startlisten, die pickepackevoll gepackt ist mit der Weltelite, genügt, um jeglicher Diskussion darüber standzuhalten: Bei trirating.com findet ihr die Startlisten aller Profi-Männer und Frauen.

Und weil wir ja auch immer wieder von schönen Bildern sprechen: Die Szenerie ist ein absoluter Wahnsinn und Hingucker. Auf Instagram und YouTube gab es über die Woche hinweg viele Eindrücke. Ich bin schon sehr gespannt, wie es am Samstag wird, wenn wir die Athlet:innen dort in der Wüste fighten sehen.

Die wichtigsten Infos für den Race Day

Übrigens: Der Zeitunterschied zwischen St. George und Deutschland beträgt acht Stunden. Der Startschuss fürs Profirennen der Männer fällt am Samstag um 6:15 Uhr Ortszeit (14:15 Uhr MEZ). Die Profifrauen gehen fünf Minuten später um 6:20 Uhr (14:20 Uhr MEZ) ins Rennen. Um 6:25 Uhr (14:25 Uhr) starten die Para-Triathleten und ab 6:45 Uhr (14:45 Uhr MEZ) geht’s für die Age Grouper los.

Das Rennen gibt es live via Facebook auf „Ironman now“ mit englischem Kommentar zu sehen. Mit deutschem Kommentar kann das Rennen komplett live über sportschau.de verfolgt werden. Und der HR geht im TV von 14 bis 17:45 Uhr und von 21 bis 23:15 Uhr live.

In diesem Sinne: Viel Spaß bei der Ironman WM!

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2 Kommentare

  1. Engstirnig 🙂 Geht oder ging mir ähnlich. Und jetzt zähle ich schon die Stunden bis es endlich losgeht. St. George wird sicher cool. Aber dann möchte ich trotzdem wieder Kona sehen…

  2. Hallo Bocki, wieder offene und ehrliche Worte, vielen Dank!
    Vielleicht kann man es auch so sehen: Ohne den ganzen Hawaii- Mythos hat das Rennen mehr Bedeutung. Voller Fokus auf die Entscheidungen und weniger alte Geschichten und Aloha. Vor keinem Hawaii-Rennen wurde vorher soviel über Strecke, Favoriten und Bedeutung eines WM-Titels diskutiert. Just racing!
    Grüße und schon mal einen schönen Samstag,
    Sebastian