Best of Bocki #39 – Stadttriathlon Erding: Mogelpartie
23. Juni 2019
Das war ein Wochenende ganz nach meinem Geschmack. Gestern bin ich nach Erding gefahren, habe dort Nachmittag und Abend mit dem Perspektivteam von ERDINGER Alkoholfrei verbracht und bin dann heute beim Stadttriathlon gestartet. Eigentlich war ja der Rothsee Triathlon geplant, aber es kommt ja bekanntlich immer anders als man denkt. Ein Herzblut Blog.
- Titelbild: Danke an Gerd Held, den Vater von Max!
Eigentlich muss dieser Blog am Freitag beginnen. Tamara und ich waren in der Früh noch beim Schwimmen und bei mir ging rein gar nichts. Beine schwer, Arme leer und den K.O. hat Tamara mir dann verpasst, als sie mich bei den abschließenden vier Sprints über 25 Meter nicht nur abgehängt, sondern deklassiert hat. Ernüchtert habe ich wenig später das Telefon in die Hand genommen und bei Nils (Goerke, der mich ja seit vier Wochen coacht) angerufen.
Leute, ich will ehrlich sein. Ich tue mich noch unheimlich schwer damit, dass ich Triathlon – und das entsprechende Training dazu – locker nehmen kann.
Im Hinterkopf habe ich ständig noch meine Leistungen aus den letzten beiden Jahre, die zwar auch nicht übermenschlich, aber weitaus besser waren, als das was ich aktuell zu Stande bringe. Ich will mich in wirklich absolut keiner Weise darüber beschweren, dass es so ist wie es ist. Ich genieße es sogar, dass das Training mittlerweile eigentlich nur noch eine Begleiterscheinung ist, der ich nicht mehr ganz so viel Aufmerksamkeit und Hingabe schenken „muss“. Aber jeder hat natürlich sein Ego. Und das Ego passt sich leider viel langsamer an die neuen Rahmenbedingungen an, als es die Fitness tut.
Triathlon als Therapiemaßnahme
Zurück zum Telefonat mit Nils am Freitag. Der Start beim Stadttriathlon in Erding sollte also eher so etwas sein, wie – naja, nennen wir es mal so – eine Therapiemaßnahme. Mein durchschnittliches Trainingspensum der letzten vier Wochen liegt bei etwas mehr als 6,5 Stunden. Eigentlich ein unschöner Charakterzug von mir, dass ich unter diesen Voraussetzungen auch noch dauerhaft unzufrieden mit meiner Leistung im Training war, anstatt happy zu sein, dass ich mich überhaupt nach Plan bewege und Sport treibe.
Der Triathlon über die olympische Distanz wurde also unter der Vorgabe „Mach‘ einfach wie es geht, hab‘ Spaß und sei auf jeden Fall am Ende zufrieden mit Dir“ in Angriff genommen. Und so bin ich dann auch nach Erding gefahren. Am Nachmittag stand noch ein Date mit dem Perspektivteam von ERDINGER Alkoholfrei auf dem Programm, abends wurde hervorragend im Brauhaus gespeist und mit einer Tüte Weingummi habe ich mir dann noch Ninja Warrior reingezogen. Solche Sendungen finde ich tatsächlich ganz cool. Mal so am Rande erwähnt.
Stadttriathlon Erding: Elefantenexpress kämpft um Platz 3
Nun zum Rennen. Auf dem Plan standen 1.500 Meter Schwimmen im Baggersee, 41,5 brettflache Kilometer mit dem Rad und 9,8 verwinkelte Lauf-Kilometer durch die Erdinger Ciddy. Da ich mich erst kurzfristig nachgemeldet hatte landete ich zuerst in der letzten Startgruppe. Zum Glück wurde mir aber vor Ort noch im Handumdrehen geholfen und ich durfte mit den schnellen Jungs in Stargruppe eins ran. Als ich auf meine neue Startnummer wartete hatte ich noch die Gelegenheit ein bisschen mit den Veranstaltern zu plaudern.
Wenn ihr mal ein schönes Wochenende als Kurzurlaub verbringen möchtet und es mit einem Start bei einem wirklich charmanten und herzlichen Triathlon verbinden möchtet… fahrt nach Erding!
Lustigerweise habe ich mir meine ersten konkreten Gedanken zum Rennen erst an der Startlinie gemacht. Vorher war ich damit beschäftigt mit Leuten zu quatschen und habe einfach die nette, entspannte Stimmung genossen. Auch das Warm Up-Schwimmen vor dem Start habe ich eigentlich nur dazu genutzt um standesgemäß in den Neo zu pinkeln. Aber das schien zu funktionieren: Als Dritter kletterte ich, mit etwas mehr als einer Minute Rückstand, hinter Frederic Funk und seinem Buddy Marcello Kunzelmann aus dem See. Mit nur 40 Sekunden Rückstand saß mir allerdings Michael Göhner im Nacken und plötzlich hatte ich Bock zu racen.
Freddy war natürlich in einer ganz eigenen Liga unterwegs. Obwohl er immer mehr Vorsprung herausfuhr und mit ewig vielen Minuten Vorsprung zum Laufen kam, hat er immer weiter aufs Gaspedal gedrückt. Das find ich geil: Von hinten war echt nicht mal der Hauch von Gefahr für ihn zu spüren und trotzdem hat er richtig durchgezogen. Bitter für uns alle natürlich, dass er später bei der Siegerehrung noch verkündete, dass er es auch noch schneller kann… und daran habe ich keine Zweifel! Hut ab, Freddy und weiter so!
Spannung im Kampf ums Podium
Dahinter ging es spannender zu. Auf dem Rad konnte ich Marcello nach etwa 15 Kilometer catchen und mein Vorsprung auf Michi blieb größtenteils unverändert. Allerdings zog auch Michi an Marcello vorbei und schob sich 20 Sekunden näher an mich heran. Plötzlich war also Feuer drin! In dieser Konstellation ging es also auf die Laufstrecke.
Dort machte ich erstmal nichts, außer zu versuchen gut auszusehen. Es war nämlich ziemlich voll am Streckenrand und natürlich will man sich keine Blöße geben, wenn man schon als Zweiter durch Erding rennt. Als ich dann auch noch das lautstarke Gebrüll von Max mitbekam war klar: Jetzt bloß keine Schwäche zeigen! Nach knapp sechs Kilometern bäumte plötzlich Hoffnung in mir auf, ob es mir wohl gelingen könnte, den 2. Platz bis ins Ziel zu retten. Allerdings machte Marcello diese Hoffnungen wenig später zu Nichte und zog leichtfüßig an mir vorbei. Glückwunsch zu Platz zwei!
Dahinter lief also der Elefantenexpress. Michi Göhner gegen mich. Es gab wirklich noch kein Rennen bisher, in dem ich mich auf dem letzten Kilometer dermaßen häufig nach hinten umgedreht habe. Ich schummelte mich nach 1:59:10 Stunden noch denkbar knapp unter die Zwei-Stunden-Marke und durfte mich – mit sagenhaften 8:30 Minuten Rückstand auf Freddy – über den 3. Platz freuen!
Fazit: Es hat einfach Spaß gemacht!
Die Therapiemaßnahme war genau die richtige Entscheidung. Es hat Bock gemacht in Erding am Start gewesen zu sein, nach meinen Möglichkeiten im Rennen zu kämpfen und das Beste herauszuholen! Genauso muss Triathlon sein. Ich propagiere es oft genug, dass man die Dinge und den Sport doch einfach mal locker sehen und angehen soll. In den letzten beiden Jahren, in denen ich als Profi an den Start gegangen bin, war das logischerweise nicht immer der Fall. Da ging es nun mal immer darum möglichst 100 Prozent aus allen Möglichkeiten herauszuholen. Aber so Rennen wie heute kann es für mich gerne öfter geben! Und ich glaube auch, dass es mir bald im Training gelingt mit mehr Genuss und Lockerheit unterwegs zu sein und nicht ständig an die guten, alten Zeiten zu denken…
Bis in Kürze! Euer Bocki
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