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Ausdauersport und Sexualität: Sind Triathleten die besseren Liebhaber?

20. September 2021


Ausdauersport Sexualität

Ausdauersport kurbelt die Produktion von Sexualhormonen an. Warum das so ist und ab wann sich dieser Effekt umkehrt, erklärt Sexualmediziner und Männerarzt Dr. Georg Pfau.

Wer Triathlon macht, ist ein geiler Typ. Eh klar. Und dass Ausdauersport gesund ist, wissen wir auch. Wissenschaftlich belegt ist zum Beispiel, dass er das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall reduziert, die Muskelmasse er- und die Knochen stark hält. Außerdem ist er gut für die mentale Gesundheit. Sportliche Betätigung kann aber noch etwas, wie unter anderem Studien aus dem Jahr 2003 und 2019 nahelegen: sie verbessert das Sexleben.

Das liegt zum einen an einer ganzen Reihe körperlicher Reaktionen, die regelmäßige Bewegung auslöst. „Sport wirkt positiv, weil er die Durchblutung sämtlicher Organe verbessert“, führt Dr. Georg Pfau, Sexualmediziner und Männerarzt aus dem österreichischen Linz, als Beispiel an. „Außerdem verbessert er die Sauerstoffsättigung, die Herzleistung und Durchblutung und führt zur Ausschüttung eines ganzen Cocktails von Hormonen, auch von Sexualhormonen“, so der Mediziner. Eines davon ist Testosteron, ein männliches Sexualhormon, das aber auch der weibliche Körper in geringerem Maße produziert, und das die Libido anregt.

Zu viel Sport bremst eher

Allerdings, so gibt Georg Pfau zu bedenken, funktioniert das nur bei regelmäßigem Sport und bei einer bestimmten Intensität der körperlichen Belastung: „Jeder Sport, der Stress verursacht, wie Leistungssport, Wettkampfsport, oder auch Sport mit außergewöhnlichen Leistungen, etwa Marathonlauf, wirkt auf Sexualität kontraproduktiv, weil die Stresshormone Adrenalin und Cortisol die Menge der Sexualhormone vermindern.“

Wo gesunder Sport aufhört, und Stress anfängt, ist individuell verschieden und hängt unter anderem vom jeweiligen sportlichen Leistungsniveau und der Gesamtbelastung im Alltag ab. Theoretisch dürfte ein sinnvoller Triathlon-Trainingsplan, der vornehmlich im moderaten Bereich bleibt, mit nur gelegentlichen intensiven Einheiten, die Voraussetzung „Sport lieber oft und moderat als selten und heftig“ für eine gesunde Libido durchaus erfüllen.

Neben den nicht sichtbaren Auswirkungen von Ausdauersport auf die sexuelle Lust und Befriedigung, spielt auch sein Effekt auf die Optik eine Rolle, weshalb sportliche Menschen ein erfüllteres Sexleben zu haben scheinen: „Aus biologischer Sicht ist der Ausdauersportler gesünder und beweglicher als ein Bewegungsmuffel. Das ist Grund genug, um sich im eigenen Körper wohler zu fühlen“, erklärt Georg Pfau.

Gut für Optik und Selbstbewusstsein

Schon vor fast 30 Jahren stellte Genderforscherin Susan Bordo in einer Veröffentlichung fest, dass ein schlanker, trainierter Körper von der Gesellschaft als Anzeichen für Selbstdisziplin, Willensstärke und sexuelle Attraktivität betrachtet werde. Diese psychologische Dimension bestätigt auch Sexualmediziner Georg Pfau: „Ausdauersportler sind schlanker, besser gebaut und werden als sexuell attraktiver wahrgenommen als Übergewichtige“, sagt er. „Sexuelle Attraktion hat damit zu tun, dass eine Frau als fruchtbarer oder ein Mann als potenter wahrgenommen wird. Beides ist hier der Fall.“

Ist sich ein Ausdauersportler seiner Wirkung bewusst, hat das einen enormen Einfluss auf das soziale Verhalten: „Dieses Bewusstsein verbessert die sexuelle Identität, den Selbstwert im eigenen Geschlecht“, erklärt Georg Pfau. Oder anders ausgedrückt: Wenn Ausdauersportler wissen, dass sie als attraktiv wahrgenommen werden, benehmen sich auch entsprechend.

Wer sich wohl in seiner Haut fühlt, hat ein positiveres Selbstbild und ist meist zufriedener mit seinem Leben – auch seinem Sexleben. So ergab eine Studie der Harvard Universität aus dem Jahr 2000, in der männliche und weibliche Schwimmer mit der allgemeinen Bevölkerung verglichen wurden, dass die sportlichen 60-Jährigen ähnlich oft und mit der gleichen Freude Geschlechtsverkehr hatten wie 40-Jährige im Bevölkerungsschnitt.

Sport für Frauen-Power

Auch sportliche Frauen sind sexuell aktiver und zufriedener. So kam zum Beispiel eine Studie aus dem Jahr 2018 zu dem Schluss, dass körperlich fitte Frauen, sich selbst als ermächtigter ansehen und deshalb tendenziell eine höhere Anzahl an Sexualpartnern haben. Allerdings, so wendet Georg Pfau ein, spielten bei Frauen in puncto Sexualität auch begrenzende Faktoren wie hormonelle Verhütungsmittel (z. B. Pille) oder das Level der sportlichen Aktivität eine Rolle: „Leistungssportlerinnen haben häufig unregelmäßige Zyklen und nicht so verlässliche Eisprünge. Beim Mann wäre das Pendant eine schlechte Spermaqualität“, so der Experte. Auch hier gilt also: Sport in Maßen fördert die Libido, exzessives Training bremst sie.

Es ist aber nicht nur das Ausdauertraining, das die Libido ankurbelt und die Attraktivität (bestenfalls) in der Eigen- und Fremdwahrnehmung verbessert. Der gesamte Triathlon-Lifestyle zahlt auf das Sex-Konto ein, denn laut Dr. Pfau ist sexuelle Gesundheit mehrdimensional. Soll heißen, auch eine gesunde Ernährung, der Verzicht auf Rauchen und nur gelegentlicher Alkoholkonsum befeuern den Geschlechtstrieb.

Seine Lust auszuleben, ist übrigens auch vor einem Wettkampf völlig in Ordnung, solange man sich nicht den Schlaf raubt, sagt Georg Pfau: „Exzesse ausgenommen, kostet Sexualität keine Energie, sondern bringt sie. Auch wenn unmittelbar nach dem Orgasmus das Testosteron in den Keller stürzt, steigt es schnell wieder an – und zwar höher als vorher. Sex macht selbstbewusst und weckt den Kampfgeist.“

Sportliche und sexuelle Leistungsfähigkeit befeuern sich also zu einem gewissen Grad und in bestimmtem Rahmen gegenseitig. Jetzt müsste man es als Triathlet also nur noch schaffen, Partner oder Partnerin zwischen all den Trainingseinheiten auch mal zu Gesicht zu bekommen.

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5 Kommentare

  1. Danke für die neue Facette und den tollen Blogg. Interessanterweise habe ich exakt das gleiche Fazit nach meiner ersten Langdistanz gezogen. Scheint was dran zu sein 😀

  2. Kann ich nicht bestätigen… ich trainiere extrem hart , kann aber keine Einbußen feststellen, die Sache läuft auch noch mit 61 mit großer Freude und nicht minder als mit moderatem Training….

  3. Hallo
    Ich Frage mich bei all den positiven Effekten, warum es einen Punkt bei Risiko Lebensversicherungen gibt (machen sie Triathlon?).
    Wenn man diesen an kreuzt steigt die Prämie.
    Kann das mal einer erklären.

  4. @Torben Wallbaum: Weil man sich als Triathlet im Training und Wettkampf in Gefahren begibt. Zwei Beispiele: Wer viel Rad fährt (soll bei Triathleten nicht so selten sein), der erhöht logischerweise das Risiko, Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden. Auch Freiwasserschwimmen ist nicht ganz ohne Risiko.