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Der Druck steigt: Ironman-Mythos vs. Triathlon-Zukunft

26. August 2021


Triathlon Zukunft 2

Wenn am Samstag der Collins Cup Premiere feiert, dann könnte das der Durchbruch für die zukunftsorientierten Bemühungen der Professional Triathletes Organisation (PTO) sein. Generell tut sich viel in der Szene, woran auch die Macher der Super League Triathlon nicht unbeteiligt sind. Zwischen neuen Einflüssen, digitaler Weiterentwicklung und moderner Kommunikation sucht ein alter Bekannter seinen Platz: Wie lange kann Ironman noch mithalten?

Was wäre der Triathlonsport ohne den Ironman Hawaii? Diese Frage hatte eine lange Halbwertzeit, schließlich war es der Mythos von Big Island, der das Bild einer ganzen Sportart in der Öffentlichkeit zeichnete. Wellen und Meer, Hitze und Lava, Queen K und Ali’i Drive und mittendrin die härtesten Ausdauersportler der Welt: Triathleten. Diese surreale Mischung löst nach wie vor eine unnachahmliche Faszination aus. Dennoch muss die Frage mittlerweile auch anders formuliert werden: Was wäre Ironman ohne den Triathlon auf Hawaii?

PTO bildet Gegengewicht zu Ironman

Eine Antwort könnte lauten: Ein gut funktionierendes Unternehmen – und das vollkommen zurecht. Die Wettkämpfe von Ironman bieten beste Organisation, verlässliche Qualität und etablierte Standards. Man weiß halt, was man hat. Über die Bedeutung, das Prestige und den Wert des Ironman Hawaiis müssen wir auch gar nicht reden. Hawaii ist unantastbar. Was direkt zu einer anderen Antwort und Perspektive führt: Erfolg und Begehrlichkeit von Ironman hängen am Tropf des hawaiianischen Mythos. So zumindest eine steile These als Diskussionsgrundlage für später.

Lange Zeit wurde Triathlon – ein Sport, der eigentlich viel mehr als Langdistanz ist – auf den Ironman reduziert. Der Challenge Roth konnte in Sachen Bekanntheit noch mithalten, aber dahinter mangelte es vor allem an zwei Dingen: Alternativen und Konkurrenz. Worüber sollten Medien sonst berichten? Womit sollten sich Triathleten sonst beschäftigen? Wo sollten sich die besten Profis der Welt sonst batteln und gleichzeitig relevante Reichweite und Aufmerksamkeit erhalten sowie attraktives Preisgeld verdienen?

Wer sind die treibenden Kräfte im Triathlonsport?

Das ist mittlerweile anders. Seit 2019 ist die PTO aktiv und mischt den Laden gehörig auf, schlägt neue Wege ein und versucht den Triathlon wach zu küssen. Wie immer, wenn etwas Neues entsteht, ist die Skepsis anfangs groß und – typisch deutsch – war ich auch mal wieder kritisch gegenüber der Organisation, dessen Ziele und Treiben mir auf Anhieb irgendwie nicht klar sein wollten. Blickt man nun allerdings auf die zwei Jahre zurück und schaut sich an, was aus dem oft belächeltem Collins Cup geworden ist, so muss ich meine Sicht auf die Dinge von damals revidieren. Die PTO tut dem Sport gut, stellt die Profiathleten in den Mittelpunkt und sorgt mit viel Engagement für Interesse und Reichweite. Zwar ist das Eigeninteresse dahinter nach wie vor diffus, aber das ist für den Moment erstmal nicht entscheidend.

Etwas einfacher lässt es sich vielleicht so beschreiben: Die PTO gibt sich verdammt viel Mühe, scheut nicht davor Geld in die Hand zu nehmen, um es in Profis und Infrastruktur zu investieren und das klare Signal zu senden, dass der Triathlonsport so viel mehr sein kann, als der Ironman Hawaii.

Mehr ist mehr

Um das alles noch einmal einzuordnen: Ich sehe die PTO und den Collins Cup definitiv als Meilenstein und richtungsweisend für die Zukunft. Allerdings nicht als Konkurrenz oder im direkten Vergleich zu Ironman, viel eher als eine weitere Möglichkeit zur Darstellung des Sports in einer breiteren Öffentlichkeit, als neue Chance für Profis (auch um Geld zu verdienen) und als Leuchtturm für die gesamte Sportart.

Was denkt ihr? Wie seht ihr die Entwicklungen? Welche Aspekte findet ihr gut, was könnte besser gemacht werden? Habt ihr Bock auf Veränderung oder war alles gut so, wie es war? Es ist ein spannender Zeitpunkt, um über den Triathlonsport zu diskutieren.

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9 Kommentare

  1. Es muss sich was ändern bei ironman auch im age group Bereich! Wir dürfen uns das nicht mehr gefallen lassen einfach die Slots über Nacht zu kürzen! Es ist an der Zeit aufzustehen! Wir brauchen einen Ansprechpartner (age group Sprecher)!

  2. …ich gebe Schmatzi uneingeschränkt recht. Triathlon ist nicht nur einfach ein Sport, ist vielmehr Teil einer Lebenseinstellung. Ironman (Hawaii) ist Mythos und Ziel gleichermaßen. Challenge Roth ist ebenfalls ein Mekka des Sports. Die Regeln der Teilnahme sollten klar sein – bei Buchung und Zusage eines Startplatzes. Da kann es nicht sein, dass die Bedingungen „einfach einseitig“ angepasst werden (für Profis und Agegrouper). Corona hat gezeigt, dass die Kommerzialisierung der Veranstaltungen wichtiger als die Sportler sind. Ob ein Ansprechpartner das für uns Agegrouper lösen kann weiß ich nicht. Die PTO sollte sich auch für die Agegrouper einsetzen – ohne uns gibt es auch keinen Profitriathlon! Wir sind alle Teil des Spiels – das macht doch gerade den Reiz aus. Wenn Profis und Amateure gemeinsam an den Start gehen…und das Ziel erreichen!

  3. Vielfalt ist gut, jetzt wie meine beiden Vorredner auf derzeitige Verhältnisse einzuschlagen ist schwach, denn wie sonst sollen in der Pandemiezeit, in der auch Ei IM Hawaii abgesagt wird, Startplätze zur Verfügung gestellt werden? Man könnte sich vielleicht in Vichy 21 für Hawaii 25 qualifizieren? Schwachsinn! PTO/ Collins Cup/ Samorin/ IM WM 70.3/ IM WM Hawaii/ Super League/ Bundesliga/ Olympia/… so gut ging es dem TriAthleten noch nie… (no offense – just my 2 cents)

  4. Es müsste eine Athletenvertretung geben, die sich in solchen Dingen mit dem Veranstalter auseinander setzt. Genauso wie sich Gewerkschaften für die Belange der Arbeitnehmer ggü den Arbeitgebern einsetzen. Diese müsste aus ehemaligen Profis bestehen, denn diese könnten die Sportler vielleicht am besten vertreten.

  5. …Ironman ist einfach eine Marke geworden. Hat kaum noch was von Hawaii, womit man das führt verknüpft hat. Ich hatte meine Quali 1991, da war klar, man fährt nach Hawaii.
    Heute hat Ironman den UTMB übernommen. Beides nicht mehr meines. Ich laufe den auch konsequent nicht mehr.

  6. Die PTO ist stark bemüht, aber mit Strecken wie in Samorin oder Daytona kann man den Mythos Ironman nicht ablösen. Es braucht legendäre Strecken vergleichbar mit der Tour de France, Tourmalet, Galibier oder Ventoux um epische Geschichten zu schreiben.
    Für Altersklassenathleten ist das Format Collins Cup nicht attraktiv. Es gibt ja gar kein AK Rennen. Ich sehe auch keinen Grund, warum ich mich auf den Weg nach Samorin machen sollte. Challenge ist zwar besser als Ironman, was die Rückzahlung der Startgebühren betrifft, aber insgesamt ist die Expierence doch eigentlich dasselbe wie Ironman, Ich sehe eher die ITU in der Pflicht. Sie sollte die Lang-WM Rennen attraktiver machen und so die besten der besten anziehen.

  7. Ironman als Marke wurde konsequent durchkommerzialisiert. Erst amerikanisch, dann chinesisch/Wanda Holding. Agegrouper haben all das finanziert, Profis und die Organisatoren waren Proviteure, wobei es früher ein echtes gemeinsames Feeling mit den Profis gab. Die letzten Jahre hat sich das leider geändert. Profis sehen sich heute doch etwas „höherstehend“ wie ich es sehe. All das tut letztlich nicht gut, da schneiden die Pros ins Fleisch ihrer Finanziers.
    Und ja, der Hype um Ironman bröckelt.
    Vielleicht ist das aber gut, bröckel gern etwas weiter, vielleicht kommt dann ein Inhaber der es zu attraktiven Preis übernimmt und es nicht ganz so gewinntreibend auf die Spitze treibt, die Ideologie von einst wieder mehr in den Vordergrund stellt.
    „You are an Ironman“ – wird immer ziehen.

  8. Ich finde es toll was die PTO macht. Als Zuschauer und Triathlet sage ich MEHR ist besser für ALLE! Mehr Wettkämpfe, mehr Zuschauer, mehr Athleten, mehr Werbeeinnahmen, mehr Öffentliches Interesse etc. Insofern ist der Collins Cup ein überaus wichtiger Schritt. Ich freue mich auf das Event.

  9. „Die PTO sollte sich auch für die Agegrouper einsetzen – ohne uns gibt es auch keinen Profitriathlon!“

    Da liegt der Hase im Pfeffer 🙂 Die „wir sind eine Familie“ Attidüde ist m. M. nach durch. Ich möchte nicht beurteilen, ob die Entwicklung gut oder schlecht ist. Die Super-League und auch jetzt das Rennen der PTO weisen den Weg. Bei einem F1-Rennen fährt auch kein „Normalo“ mit.
    Ich denke, der Triathlonsport wird sich langfristig ändern und aktuell wird versucht Rennformate zu etablieren, die ohne Age-Grouper ihre Werbezielgruppe finden und wirtschaftlich interessant sind für z.B. Breitling, Allianz, BMW, etc.
    Für die Age-Grouper kann diese Entwicklung durchaus positiv sein, da sich möglicherweise die Startgebühren wieder auf ein verträgliches Niveau einpendeln. Veranstaltungen / Wettbewerbe könnten wieder zu reinen Breitensportveranstaltungen werden.