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Neues System im PTO-Ranking: Was sich für Athleten und den Sport ändern könnte

15. Februar 2023


PTO Ranking new Lucy Charles-Barclay

Mit einem neuen Punktesystem für ihr Ranking sorgt die PTO nicht für Schlagzeilen, sondern auch für Erleichterung bei so manchem Athleten. Aber was ist denn nun neu? Und was bedeutet das überarbeitete PTO-Ranking für Triathlon-Profis sowie für den Sport selbst?

Komplex, kompliziert, komplett intransparent: Die Kritik am bisherigen Punktesystem, das die Basis für das PTO-Ranking darstellt, wurde Saison um Saison lauter. Vorwürfe der Unfairness, aber auch der Unklarheit standen im Raum. Und nicht zuletzt die Athletinnen und Athleten selbst wurden nicht müde, genau das auch zu äußern.

Mit Erfolg: Pünktlich zum Valentinstag „beschenkt“ die Professional Triathletes Organisation (PTO) die Szene mit der Veröffentlichung einer grundlegenden Systemerneuerung. Auf den ersten Blick nach wie vor komplex, auf den zweiten aber greifbarer – und mit dem Potential, den Sport sowie das Veranstalterwesen langfristig aufzumischen.

Das neue Punktesystem beim PTO-Ranking: Auf einen Blick

Vorab: Dass die Neuerungen keine „heiße Luft“, sondern vielmehr ein „heißes Eisen“ sind, zeigt schon, dass die PTO das Ganze mit einem Embargo zur Veröffentlichung versehen hatte. Vor dem 14. Februar, 13 Uhr deutscher Zeit, blieb alles streng geheim – und das stattliche, elfseitige (!) Erklär-Dokument, das Athleten und Medien bereits vorlag, somit auch.

Aber jetzt ist es amtlich: Mit dem neuen „PTO World Ranking System“ reagiert die Organisation auf so manchen Wunsch seitens Athleten, Fans und Medien. Das gemeinsame Bestreben, so wird im entsprechenden Dokument ausgeführt, habe demnach darin bestanden, das System so fair und transparent wie nur möglich zu machen.

Gelingen soll das wie folgt: „Das Level eines Rennens (das auf der Grundlage des Rennprestiges und der Athletenvergütung vergeben wird) legt seinen Base-Point-Wert fest; zudem wird die Stärke des Feldes berücksichtigt und ebenso die Endposition und -Zeit eines Athleten im Verhältnis zu anderen Finishern. Daraus ergibt sich eine Endwertung, die Athleten belohnt, die bei den wettbewerbsintensiven Rennen mit den größten Preisgeldern konstant in einer starken Position und Zeit abschließen. Unterdessen bieten niederrangige Rennen den Athletinnen und Athleten die Möglichkeit, ihre Rennergebnisse auszubauen und in die höchsten Ränge professioneller Triathlon-Rennen aufzusteigen, wie z.B. die PTO Tour.“

Und apropos Transparenz: Entwickelt wurde das neue System in Zusammenarbeit von Vertreterinnen und Vertretern des PTO Athletes Boards (u. a. Ruth Astle, Renee Kiley, Jackson Laundry) mit den Organisationsverantwortlichen.

Das neue Punktesystem beim PTO-Ranking: Die drei Säulen

Klingt gut, aber wie funktioniert das neue System konkret? Erster Schritt beim Verständnis: Die Punkteverteilung basiert auf drei Säulen.

1. Säule: 40 Prozent ergeben sich aus dem „Position Score“

Je nach Klassifizierung des Rennens wird an den Gewinner eine maximale Punktezahl vergeben (Race-Kategorien siehe unten; Max. Punkte, sog. Base-Points: 100, 95, 90, 80, 70). Auf die Folgepositionen nach Platz eins entfallen jeweils geringere Punktzahlen, die sich aus einem prozentualen Abzug ergeben. So sollen gute Platzierungen in prestigeträchtigen Rennen zusätzlich belohnt werden.

2. Säule: 30 Prozent ergeben sich aus der „Strength of Field (SOF)“

Für die Stärke des Starterfeldes werden die durchschnittlichen Punkte aus dem PTO-Ranking der fünf besten Athleten vor Wettkampfbeginn herangezogen. So soll zusätzlich belohnt werden, wer in einem starken Feld (also zum Beispiel: einem Feld mit Athleten, die viele Punkte haben) performt.

3. Säule: 30 Prozent ergeben sich aus der Zielzeit

Die Zeit wird dazu in Relation zu den Zeiten der besten Finisher gewertet. So sollen außergewöhnliche Leistungen belohnt werden.

Die neuen Renn-Kategorien – welches Rennen lohnt sich wirklich?

Wie in den Säulen ersichtlich: Der „Position Score“ macht den größten Anteil aus – und der wiederum ergibt sich aus der Klassifizierung des Rennens. Aber welche Wettkampf-Klassen gibt es?

  • Bronze
    Preisgeld: 10-25.000 Dollar Mitteldistanz, 10-50.000 Dollar Langdistanz
    Zu erreichende Base-Points: 70
    Prozentuale Punkteverrechnungen ab Platz 1: 11 Prozent
    Beispielrennen: Einige Challenge-Family-Events, kleine unabhängige Rennen
  • Silber
    Preisgeld: 25-75.000 Dollar Mitteldistanz, 50-150.000 Dollar Langdistanz
    Zu erreichende Base-Points: 80
    Prozentuale Punkteverrechnungen ab Platz 1: 8 Prozent
    Beispielrennen: Zahlreiche Challenge-Family-Events, einige Ironman 70.3-Rennen, Clash Miami, einige unabhängige Rennen
  • Gold
    Preisgeld: 75-350.000 Dollar Mitteldistanz, 150-350.000 Dollar Langdistanz
    Zu erreichende Base-Points: 90
    Prozentuale Punkteverrechnungen ab Platz 1: 5 Prozent
    Beispielrennen: Challenge-Family The Championship, die meisten Ironman- sowie 70.3-Rennen und regionalen Meisterschaften, Clash Daytona
  • Platin
    Preisgeld: 350-500.000 Dollar Langdistanz
    Zu erreichende Base-Points: 95
    Prozentuale Punkteverrechnungen ab Platz 1: 2 Prozent
    Beispielrennen: Ironman 70.3 WM, Challenge Roth, World Triathlon Long Distance WM
  • Diamant
    Preisgeld: mehr als 500.000 Dollar
    Zu erreichende Base-Points: 100
    Prozentuale Punkteverrechnungen ab Platz 1: 2 Prozent
    Beispielrennen: PTO-TOUR Rennen, Collins Cup, Ironman WM

Tipp
Konkrete Rechenbeispiele für alle Kategorien liefert Fred im „What the Funk“-Podcast mit Nick!

5 mögliche Veränderungen für den Profi-Triathlon und den gesamten Sport

So weit, so trocken – und in meinen Augen mal wieder ein Beleg für folgende Vermutung: Der Triathlon erfindet sich gerade neu und das tut ihm verdammt gut. Hier kommt Bewegung in die Sache, ins Veranstalterwesen, in den Sport. Ich persönlich feiere solche Neuerungen und schließe mich somit der Podcast-Party von Nick und Fred an.

Denn ich habe den Eindruck, die ganze Nummer hat Konsequenzen – langfristig. Zeit für ein paar Gedankenspiele zu möglichen Veränderungen mit Folgen. Denn simples Orakeln hat bekanntlich noch niemandem geschadet (pssst: auch nicht dem Triathlon!).

1. Für hohe Preisgelder werden auch die Veranstalter belohnt.

Und zwar in Form von Attraktivität für die Profis, bei ihnen zu starten. Das wiederum lockt Altersklassen-Athletinnen und -Athleten an … und so weiter. Die Idee dahinter: Je höher das Preisgeld und damit der potenzielle Gewinn für die Profis, desto höher auch die maximal zu erreichenden Punkte. Heißt nicht nur, dass die Athleten profitieren, sondern auch, dass prinzipiell „kleine“ Veranstalter zur ganz großen Nummer werden können, wenn sie nur genug bieten.

2. Das bisherige PTO-Ranking wird auf den Kopf gestellt.

Fred rechnet es im Podcast vor: Satte 600 Prozent mehr hätte er am Ende der Berechnungsperiode von 52 Wochen ausgezahlt bekommen, wenn es das System bei der letzten Runde schon gegeben hätte. Grund: Er hat in Rennen performt, die in der neuen Logik mehr Punkte gebracht hätten. Das neue Ranking dürfte somit das bisherige ordentlich durcheinander wirbeln.

3. Ironman ist nicht mehr das Non-Plus-Ultra. Zumindest nicht allein.

Ein Schelm, wer hinter der ganzen Nummer einen gezielten Angriff der PTO in Richtung des bekannten Veranstalters vermutet. Aber Fakt ist: Nur weil das Ironman-Label auf einem Rennen prangt, muss es nicht zwangsläufig auch ein starkes Feld und somit von Interesse sein. Siehe Punkt 1: Selbst kleine Veranstalter, die die Profis in Form von Preisgeld jedoch mehr belohnen, können für das Ranking, also für den Start eines Profis attraktiver sein.

4. PTO-Rennen werden noch attraktiver.

Mit Blick auf die Klassifizierung wird eines mehr als deutlich: Ihren eigenen Events ordnet die PTO einen hohen Stellenwert zu – eben weil auch sie mit ordentlich Preisgeld um die Gunst ihrer Athleten buhlen. Gerade die Tour-Teilnahmen zahlen sich buchstäblich aus und stehen trotz ihres Kleinkind-Alters auf einer Ebene mit der Grande Dame Hawaii – allein aufgrund des Preisgelds. Raffiniert.

5. Hawaii – who? Die PTO könnte zum Taktgeber der Saisonplanung der Profis werden.

Wer sich als Profi seinen Lebensunterhalt mit Triathlon verdienen will und muss, könnte gute Argumente dafür finden, die Saison nicht mehr einzig nach dem bisherigen Zielbild „Mythos Hawaii“ auszurichten, sondern vor allem mit Blick auf die Termine vieler weiterer Wettkämpfe. Ein Trend, der sich bereits in den letzten Jahren deutlich abzeichnete – und nun zusätzlich befeuert werden könnte.

Wie gesagt: Einfach mal laut gedacht. Aber wie seht ihr das? Kommt jetzt die große Zeitenwende oder bleibt alles beim Alten? Und wird dadurch jetzt wirklich alles besser, spannender, attraktiver auch für Agegrouper? Haut’s doch mal in die Kommentare …

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2 Kommentare

  1. Ich sehe dass nicht ganz so positiv. „Follow the money“ mit diesem Motto wird die PTO den Sport und den Lifestyle verändern. Es geht vor allem um Geld. z.B. Anhand des Preisgeldes, die Wichtigkeit von Rennen festzumachen, ist aus meiner Sicht schwierig. Gut für die Weltbesten Profis, aber nicht gut für den Sport, die Mittel- und Langdistanz hatten eben keinen reinen Profi Worldcup Circus.
    Ich hoffe wir werden nicht noch mehr FIS, FIFA und IOC Verhalten bekommen. Nicht noch mehr Herren wie Eliasch, Infantino, Bach.