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Rookie-Report – 5 Eigenschaften, die dich als Agegrouper im Triathlon weiterbringen

09. März 2022


Allgäu Triathlon Agegrouper

Disziplin, Leidensfähigkeit, Equipment: Auf die Frage, was man im Triathlon braucht, fallen oftmals diese Buzzwords. Aber ist das wirklich alles? Zum Glück nicht! Es kommt auf mehr an, wie Rookie-Reporterin Lena feststellen musste.

Es gibt sie einfach, diese Trainingseinheiten, in denen du dich ernsthaft fragst, warum du mit diesem wunderbaren Sport angefangen hast. Einheiten, die dich desillusioniert nach Hause kommen lassen. Wie ein Triathlon-Wrack im Energy Lab, obwohl du gerade bei 6 Grad im gewöhnlichen deutschen Winter laufen warst. Aber unter uns: Ausgerechnet diese Einheiten sind tatsächlich das Beste, was dir passieren kann. Denn sie bescheren dir in der Regel Erkenntnisse. Nicht nur über dich, sondern auch über dein Verhältnis zum Triathlon. Und eine solche Einheit erlebte ich in der vergangenen Woche.

Warum mache ich den ganzen Bumms hier eigentlich?

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Wer im Training hinter seiner eigenen Erwartung und Motivation bleibt, bekommt in erster Linie Erkenntnisse, auf die er/sie auch gut hätte verzichten können. Bei mir äußerte sich das über dieses ohrenbetäubende Piepen meiner Uhr am Handgelenk, weil sich meine Herzfrequenz immer wieder ins Nirvana verabschiedete. Nur im Gehen war ich noch ansatzweise in den angepeilten Bereichen unterwegs. „Geil, so wird das ja nie was!“, murrte ich vor mich hin. Die auskurierte Grippe hatte offenbar ihre Spuren hinterlassen. Obwohl ich maximal motiviert war, Vollgas zu geben, wusste ich gleichzeitig, dass das das Dümmste wäre, was ich tun könnte. Also ließ ich es – auch wenn das bedeutete, dass ich kurzzeitig vor lauter Demotivation alles hinschmeißen wollte. Ja, alles.

Als ich nach Hause kam, war mein Puls zwar auf Normalniveau, ich aber auf 180. Statt dieses Gefühls innerer Zufriedenheit nach geleisteter Trainingsarbeit, kam in mir das Unbehagen auf, diese Werte überhaupt aufgezeichnet zu haben. Mission Mitteldistanz? Pfff, bisse jeck!

Dann kam der nächste Tag – und mit ihm die nächste Einheit. Diesmal auf dem Bike. Ich mach’s kurz: Es lief gut. Auch meine Uhr belohnte mich mit einem freundlichen „Formaufbau“ am Ende der Session. Eine Erfahrung, die mich direkt zur Erkenntnis der ersten Eigenschaft führte. Kein Anspruch auf Allgemeingültigkeit und Vollständigkeit, aber die folgenden Fähigkeiten könnten gerade uns Agegrouper im Triathlon auf lange Sicht (vermutlich) weiterbringen …

1. Du musst vertrauen können.

„Trust the progress!“ – heißt es so schön. Doch so einfach das klingt, ist das gerade für mich als Neuling in dieser Sportart nach wie vor die hohe Kunst. Geduld passt nicht allzu gut mit überbordender Motivation zusammen. Und genau deswegen ist die Gefahr, es zu übertreiben, besonders hoch.

Zur Wahrheit gehört nämlich auch: Triathlon-Training ist erstens (sorry to say!) relativ langweilig – obwohl das, was dabei bestenfalls im Race herauskommt, super spektakulär aussieht. Zweitens lebt es zudem von Konsistenz, die leider Zeit braucht. Und letztere kann man sich nur mit dem Glauben daran geben, dass selbst der noch so minikleinste Fortschritt im Training zum Erreichen des großen Zieles beiträgt. Irgendwie.

Als Triathleten müssen wir lernen, darauf vertrauen, dass das, was im Plan steht, einen Sinn ergibt. Niemand hat behauptet, dass das einfach ist – aber wer’s kann, ist im Vorteil.

2. Im Triathlon brauchst du Zielstrebigkeit.

Manche Menschen stehen neben der Strecke, andere absolvieren sie mit einem Grinsen im Gesicht. Aber was haben sie, was andere nicht haben? Spontan würde ich sagen: Sie haben ein Ziel.

Das allein reicht natürlich nicht. Hinzu kommt der Wille, dieses Ziel auch zu erreichen. Triathleten, die danach streben, Lebensziele anzugehen („Einmal in Hawaii starten!“), drei Sportarten hintereinander zu absolvieren („Ich will nur ankommen!“) oder etwas durch den Sport zu beweisen („Ich will meinem Kind ein Vorbild sein!“), haben allein mit der Vorstellung der Zielerreichung ihren größten Antrieb gefunden. Und den braucht eben, wer über Grenzen gehen will.

3. Du musst bereit sein, Kompromisse zu machen – für den Triathlon und das Leben.

Ich bin Agegrouper und das heißt in erster Linie: Ich kann nicht alles haben. Schon finanziell gibt es für mich Grenzen – von Leistung ganz zu schweigen. Natürlich bin auch ich voller Neid, wenn ich sehe, dass sich halb Triathlon-Deutschland auf die Kanaren verabschiedet und sicher mit einer Menge Top-Performance im Gepäck wieder zurückkommt. Aber eine Woche Trainingslager kostet genau so viel wie ein halbes Jahr intensiver Betreuung durch einen Coach. Die Rechnung, was sich für mich (die in erster Linie gesund an einer Mitteldistanz-Finishline ankommen will!) wirklich lohnt, musst ich vermutlich nicht weiter erläutern. Was dabei herausgekommen ist, könnt ihr euch denken. Fakt ist: Beides kann ich dieses Jahr einfach nicht bezahlen – hey, aber immerhin eines davon, weil ich dafür auf andere Dinge verzichte. Und selbst das ist nicht selbstverständlich. Ein Kompromiss, der voraussichtlich weiterbringt. Mindestens bis an eine Startlinie. Und wenn’s gut läuft, auch bis an eine Finishline.

Ähnlich ist es in meinem Fall in puncto Leistung: Ich habe keine jahrelange Ausdauersport-Erfahrung, stattdessen aber einen Vollzeitjob und ein Schulkind, das essen und auch mal was unternehmen, kuscheln, die Welt entdecken möchte. In puncto Leistungsmaximierung sind mir durch meine Lebensrealität Grenzen gesetzt. Aber wer bereit ist, Kompromisse einzugehen und sich nicht den Angriff auf die Welt-, sondern auf die persönliche Bestzeit vornimmt, kommt langfristig weiter. Zumindest weiter als bis zu dem Gedanken „Das geht doch eh nicht!“.

4. Du musst dich für Triathlon begeistern können.

Nochmal kurz zum Thema Eigenschaften, die Triathleten einen: Als relativ neuer Betrachter dieser Szene hat mich vor allem die hier vorherrschende Begeisterung für Bewegung in ihren Bann gezogen. Diese „Good vibes“-Geschichte kommt nicht von ungefähr. Ist einfach so. Mich persönlich macht allein der Gedanke an Triathlon glücklich – ja, ich bin begeistert davon. Und egal, bei welchem Event ich auch war, hatte ich den Eindruck, dass ich damit nicht allein bin.

Klar, kann natürlich auch an der frischen Luft, super Event-Locations und allgemeiner Endorphin-Ausschüttung liegen. Aber wer sich dafür nicht begeistern kann, findet weder ins Schwimmbecken, noch aufs Bike und schon gar nicht in die Laufschuhe. Alles durchaus wichtig, wenn man vorhat, Triathlon zu machen.

5. Du musst optimistisch sein.

Ganz tief in dir drin sollte sie vorhanden sein: die völlig abstruse und doch herrlich euphorische Gewissheit, dass du dein Ziel erreichen kannst. Eine leise Stimme, die dir das Gefühl gibt, dass sich das alles lohnt. Nicht für irgendetwas – sondern für dich.

Oder wie seht ihr das? Klar, bis hierher basiert das natürlich alles auf persönlichen Gedanken, entsprechend könnten in dieser Auflistung auch noch Eigenschaften fehlen. Falls das der Fall ist, lasst es uns wissen. Denn auch das bringt uns Triathleten weiter: Erfahrungen auszutauschen.

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3 Kommentare

  1. Hey Lena, wieder mal ein erfrischender Bericht! Danke dafür 😊 Ich ergänze mal: Der Triathlet sollte sich gut selbst organisieren können, damit nicht plötzlich keine Gels mehr im Haus sind oder Equipment nicht aufgeladen. Und was ich noch wichtig finde: er/sie sollte schlafen können. Am besten auch direkt nach dem Sport einschlafen, gut durchschlafen und ohne rumzusnoozen raus aus der Falle…

  2. Lieber Niklas,

    danke dir! Gehe bei allen Punkten mit. Diese Sache mit dem Schlafen … da sagste was! 🙂 Ein- und Durchschlafen funktioniert schon mal – ob ich das bis Dresden mit dem Snoozen hinbekomme, steht aber auf einem anderen Blatt. 😀

    Liebe Grüße
    Lena

  3. Toller Beitrag der mir aus der Seele spricht! Klinik Schichtdienst und MD-Training sind häufig eine ungesunde Kombination, besonders wenn die Blockwoche Hit mit dem Nachtdienst zusammenfällt. Stundenreduktion kann ich mir nicht leisten und da wären wir beim Trainingslager: da käme allenfalls der Urlaub in Betracht, aber wo soll man sich dann erholen? Manchmal denke ich mir, eigentlich müsste man als Triathlet ein Schreibtischtäter mit 9 to 5 job sein. Die Realität sieht anders aus. Mehr leisten könnte ich, aber unter meiner Lebensrealität ohne mich zu isolieren wirds ab 9 Stunden pro Woche schon anspruchsvoll.. Und die Hauptsache ist ja, dass es Spaß machen soll 🙂 ob ich dann am Ende für die 21km 1:50 oder 2:10 brauche, ist mir dann herzlich egal…