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Sport und Hormone: Was passiert da eigentlich im Körper?

25. August 2021


Triathlon Hormone Sport

Beim Wort „Hormone“ im Zusammenhang mit Sport denken viele vielleicht zunächst an Doping. Dabei sind die Botenstoffe an sich weder illegal noch gefährlich, sondern schlicht notwendig, um Leistung bringen zu können. Welche Hormone für Ausdauersportler wichtig sind und warum, erklären zwei Experten.

Kalorienbedarf, Nährstoffversorgung, Muskelmasse, Körpergewicht – all das sind den meisten Athletinnen und Athleten bekannte Faktoren, wenn es um die sportliche Leistungsfähigkeit geht. Was diese aber darüber hinaus beeinflusst, sind die Hormone. Und zwar nicht nur bei weiblichen Athleten aufgrund ihres Monatszyklus.

Hormone sind Botenstoffe, sie transportieren im menschlichen Körper Informationen zwischen Organen und Geweben. Hergestellt werden sie von den sogenannten endokrinen Drüsen. „Wie die funktionieren, ist wissenschaftlich gut erforscht“, sagt Endokrinologe Prof. Dr. Edgar Heinen aus Nürnberg. Sobald man aber Dinge wie Essen und Bewegung mit einbeziehe, sei die Lage weit weniger klar: „Es gibt wenig Verlässliches über die Rolle der Hormone im Sport, insbesondere, wenn man zusätzlich die vielen, nicht von endokrinen Zellen produzierten Hormone mit einbezieht.“

Testosteron und Wachstumshormon

Belegt ist, dass bestimmte Hormone die sportliche Leistung beeinflussen. Die zwei wichtigsten sind Wachstumshormon und Testosteron (siehe Kasten unten). Das Wachstumshormon ist beteiligt an der Bildung von Knochen und Knorpelstrukturen, am Wachstum von Fett- und Muskelgewebe und an verschiedenen Stoffwechselvorgängen wie Muskelaufbau, Fettabbau oder Blutzuckerbildung.

Testosteron prägt die männlichen Geschlechtsmerkmale aus und beeinflusst unter anderem auch Muskelauf- sowie Fettabbau, es ist also mitbestimmend für die Physis des Sportlers. Wer zu wenig Testosteron im Blut hat, fühlt sich außerdem müde und abgeschlagen, verliert an Muskulatur und wird verletzungsanfälliger. Auch Frauen produzieren Testosteron, allerdings nicht so viel wie Männer.

Frauen, die die Anti-Baby-Pille nehmen, haben manchmal kaum noch messbare Testosteronmengen im Körper, da „viele Pillenpräparate antiandrogene Eigenschaften haben, die Bildung von männlichen Sexualhormonen also unterdrücken. Ihre sportliche Leistungsfähigkeit kann dadurch nachlassen“, erklärt Prof. Dr. med. Burkhard Herrmann, Endokrinologe aus Bochum. Ebenfalls niedriger ist die weibliche Leistungsfähigkeit während der Periode, weil dann, so Herrmann, „die Frau über die Blutung Eisen und Blutfarbstoff verliert“. Dadurch kann es passieren, dass der Körper weniger Blutzellen ausbildet, die den Sauerstoff transportieren. Das Training nach Zyklus ist also durchaus sinnvoll.

Wachstumshormon und Testosteron sind also beide wichtig, um Leistung bringen zu können und sollten deshalb in ausreichender Menge im Körper vorhanden sein.

Adrenalin und Kortisol

Anders sieht es mit Adrenalin und Kortisol aus. Sie sind katabole (abbauende) Hormone. Ihre Werte steigen bei sportlicher Belastung an. Dabei ist es laut Burkhard Herrmann egal, ob es sich um eine lange Ausdauer- oder eine intensive Intervalleinheit handelt: „Es kommt nicht darauf an, was den Stress verursacht, sondern, dass ein gewisses Maß an Stress vorhanden ist“, sagt er. Nichts anderes ist nämlich sportliche Betätigung ab einer bestimmten Schwelle: Stress für den Körper.

Adrenalin kurbelt die Herzfrequenz an. Dadurch gelangt mehr Sauerstoff in die Muskulatur und der Körper wird reaktionsfähiger. Bei länger anhaltender Belastung fängt die Nebennierenrinde an, Kortisol zu produzieren.

Kortisol macht kurzzeitig fokussierter und aufgrund seiner Wirkung auf den Stoffwechsel (u. a. erhöhte Zuckerneubildung durch Abbau von Proteinen) leistungsfähiger. Dadurch wird die Neubildung von Muskeleiweißen eher reduziert. Zusätzlich unterdrückt es auch das Immunsystem.

Ist die Kortisolkonzentration im Blut hoch, vermehren sich die weißen Blutkörperchen, die für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig sind. Der Körper missinterpretiert das als einen Infekt: der berühmte Open-Window-Effekt entsteht.

„Es gibt Studien, in denen wiesen nach einem Marathonlauf 13 Prozent der Teilnehmer in der Woche nach dem Wettkampf einen Atemwegsinfekt auf“, berichtet Edgar Heinen und mahnt, dass Sport an sich gesund und sinnvoll ist, Leistungssport – wie eben auch Triathlon und Marathonläufe – aber zum gesundheitlichen Problem werden können, wenn man es zu ehrgeizig angehe.

Auf die Zone kommt es an

In Tests mit Athleten hat man herausgefunden, dass ein entscheidender Faktor dabei, ob Sport noch gesund ist oder nicht mehr, die Laktatkonzentration im Blut ist. Je intensiver die körperliche Belastung wird, desto höher steigt der Wert dieses Stoffwechselprodukts, das man heute aufgrund seiner vielfältigen Signalwirkungen im Organismus auch als Laktat-Hormone bezeichnet.

„Das passiert, weil der Muskel versucht, Anpassungsmechanismen auszulösen“, erklärt Heinen. Bleibt man im GA1- oder GA2-Bereich, ist genügend Sauerstoff vorhanden, um das Laktat in der Muskelzelle komplett zur Energiegewinnung zu verwenden.

Ist man dagegen sehr intensiv oder so lange unterwegs, dass das Laktat über die Schwelle ansteigt, wird es problematisch: das Blut wird sauer, die Muskeln überlasten, das Kortisol steigt erheblich an.

Es sind aber nun einmal genau die langen und/oder intensiven Einheiten, die Athletinnen und Athleten brauchen, um besser, schneller, ausdauernder zu werden. Was also tun?

  • • Zunächst einmal, den Großteil des Trainings im GA-Bereich bleiben und nur gezielt und dosiert intensive oder sehr lange Einheiten einstreuen.
  • • Außerdem sollten Sportlerinnen und Sportler penibel darauf achten, genügend Schlaf zu bekommen: „Schlafentzug ist Folter für den Körper und für das Hormonsystem“, warnt Burkhard Herrmann. „Denn der Schlafentzug stört die circadianen Rhythmen des Hormonaushaltes.“
  • • Sich vernünftig ernähren. Die Ernährung hat zwar keinen direkten, wissenschaftlich belegten Einfluss auf den Hormonhaushalt, aber, so Herrmann, „sie sorgt dafür, dass der Körper stark und gesund genug ist, damit die Hormone richtig walten können.“ Verrückt machen sollte man sich aber laut Edgar Heinen nicht. Wenn man abwechslungsreich esse und Lebensmittel wähle, die einem schmecken, die man verträgt und die möglichst unverarbeitet sind, „dann passt das meist schon“.

Und was ist mit Doping?

Übrigens: Das vielzitierte Hormongleichgewicht gibt es nicht. „Es ist nicht so, dass wenn ein Hormon runtergeht, ein anderes automatisch nach oben geht“, erklärt Burkhard Herrmann. Der Körper produziert immer nur das, was er gerade braucht. Stellt er von einem Hormon dauerhaft zu wenig her, zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung, darf und muss dieses Hormon zugeführt werden. Das ist dann kein Doping.

Nimmt man jedoch Hormone, die an sich ausreichend im Körper vorhanden sind, um deren Wirkung zu potenzieren und damit die eigene Leistungsfähigkeit zu pushen, ist das illegal. Und dumm. Denn man schadet damit nicht nur seiner Gesundheit, sondern wird vom stolzen „Finisher“ zum gemeinen „Betrüger“.

  • Wachstumshormon: Hierbei handelt es sich um ein körpereigenes Eiweiß, das die Hirnanhangdrüse bildet. Das Hormon ist für das Wachstum fast aller Gewebe in der Kindheit zuständig. Das Blut transportiert es zu speziellen Bindungsstellen an den Zellen, wo es wie ein Schlüssel funktioniert: Sobald es „im Schloss steckt“, also an den Rezeptor gebunden ist, aktiviert es bestimmte Stoffwechselvorgänge in den Zellen.
  • Testosteron: Das wichtigste männliche Geschlechtshormon, es zirkuliert in geringerer Menge aber auch im Blut von Frauen. Der Körper produziert viel davon im Alter von 18 bis 25 Jahren, danach fährt er die Produktion herunter. Morgens ist der Testosteronspiegel am höchsten, mittags und abends sinkt er wieder ab. Der Großteil dieses Hormons (ca. 97 Prozent) ist an bestimmte Eiweiße gebunden: SHGB (sexualhormonbindendes Globulin; 66-78 %) und zu einem kleineren Teil an das schwächer bindende Albumin (20-32 %). Nur zwei bis drei Prozent sind frei verfügbar und bioaktiv. Dieses freie Testosteron wird gemessen, um zu bestimmen, ob ein Testosteronmangel vorliegt.

 

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