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Karl Bebendorf: Hindernisläufer mit dem Blick nach Europa

12. Februar 2021


Der Läufer Karl Bebendorf beim Laufen mit seinem Schatten an der Wand

Mein letztes Gespräch mit Karl Bebendorf ist bereits zwei Jahre her. Damals erzählte er mir von seinen ambitionierten Zielen: endlich den Junioren Bereich hinter sich lassen und durchstarten! Seinen Namen sollten Anhänger der Leichtathletik immer auf dem Zettel haben. Ich war gespannt, was Karl auf die Bahn bringen kann.

Zweifacher Deutscher Meister

Karl lieferte. Und zwar überraschend im 3.000 Meter Hindernislauf. Zuvor hatte er mir noch verklickert, dass er sich auf die 1.500 Meter fokussierte. Es sollten also doch 3.000 Meter Hindernis werden und beim ersten Anlauf holte er sich direkt den ersten Deutschen Meistertitel. Starkes Ding!

Lustig war, dass ich an dem Tag mit meiner Crew bei der Adidas Running Night in Berlin war. Auch Karl ging am Abend zur After Run Party, wo viele Athleten ihren Wettkampf ausklingen ließen. So kam ich mit einigen Teilnehmern der DM ins Gespräch, unter anderem mit Martin Grau. Er meinte zu mir, dass er ebenfalls bei den 3.000 Metern Hindernis am Start war und ich sagte nur: „Ja geil, Karl hat ja heute gewonnen!“. Martin konnte meine Freude darüber nicht so ganz erwidern und meinte nur: „Ja stimmt, ich war zweiter“. Oh Mann, war mir das peinlich.

Im vergangenen Jahr konnte Karl seinen Titel verteidigen und holte den zweiten Deutschen Meistertitel in Braunschweig. Außerdem sammelte er erste internationale Erfahrungen bei der WM in Doha. Sein sportlicher Plan schien aufzugehen und Karl wurde zu einer festen Größe im Männerbereich.

Karl Bebendorf

Karl Bebendorf – Hindernisläufer

  • Jahrgang: 1996
  • Verein: Dresdner SC
  • Follow him: Karl auf Instagram
  • Erfolge: 2 x Deutscher Meister über 3.000 Meter Hindernis

Fokussierter Einzelkämpfer

Als wir uns vor kurzem über seine Entwicklung unterhielten, blickten wir gemeinsam auf diese Zeit zurück. Dabei wirkte Karl zufrieden mit seinen bisherigen Leistungen und schaute im gleichen Atemzug nach vorn und war noch immer hungrig, sich weiterzuentwickeln. Doch vor allem scheint er in seinen Aussagen erwachsener geworden zu sein. Auch von Erfolgen lässt er sich mehr so leicht blenden. In Jugendzeiten war das durchaus noch oft ein Problem.

Als amtierender Deutscher Meister konzentriert er sich weiterhin auf sich und ist fokussiert auf die nächsten Aufgaben. Er blendet die Konkurrenz in Deutschland eher aus und beruht auf seine Stärken. Bei nationalen Wettkämpfen steht er zwar immer noch mit der nötigen Anspannung und Nervosität am Start, gleichzeitig jedoch mit einem guten Schuss Selbstvertrauen – kein Wunder mit zwei Deutschen Meistertiteln im Gepäck. Gemeinsam mit seinem Trainer geht er seinen eigenen Weg, trainiert primär alleine in Dresden und verfolgt andere Ansätze als seine Mitstreiter. Das zeigt sich auch in der Ausrichtung des Trainings oder bei der Auswahl von Trainingslagern. 

Karl Bebendorf

Geholfen hat ihm bei seiner Entwicklung die Fördergruppe der Bundeswehr. War er davor noch bis zu 25 Stunden pro Woche arbeiten, konnte er mit der Aufnahme in die Förderung nun vollkommen auf den Sport konzentrieren. Eine Veränderung, die sich besonders auf das Thema Regeneration und Ernährung auswirkte. Seitdem kann Karl seine Läufe besser planen sowie die gesamte Vor- und Nachbereitung einfacher umsetzen. Beispielsweise muss er nach einer Einheit nicht mehr direkt zur Arbeit hetzen und kann beim morgendlichen Spaziergang mit seinem Hund entspannter in den Tag starten. Mehr Zeit fürs gesunde Kochen bleibt ihm natürlich auch. Das Leben eines Profisportlers.

Das leidige Thema Corona

Ganz klar, Corona hat einen großen Einfluss auf die Leichtathletik im Profisport: Weniger Wettkämpfe und isolierteres Training. So musste Karl im März viele Wochen komplett allein in Dresden trainieren, da er aktuell der einzige Athlet aus dem Leistungskader ist. Diese Phase empfand er als sehr belastend, dennoch schaffte er es weithin an seinen Zielen zu arbeiten. Sicherlich profitierte Karl dabei davon, dass er es sowieso gewohnt war, seine Einheiten meist alleine abzuspulen. Aktuell trainieren allerdings wieder Leichtathleten aus den U-Kadern mit, was für eine gewisse Belebung in der Trainingshalle vom Dresdner SC sorgt. 

Durch die weggefallenen Wettkämpfe fehlt trotz allem der Vergleich mit anderen Sportlern und besonders die Bestätigung der eigenen Entwicklung. „Natürlich sieht man Verbesserungen an den Trainingswerten, aber das kann natürlich keinen Wettkampf ersetzen.“ Zum Glück finden aktuell ein paar Indoor Meetings statt, worauf Karl richtig Bock hat: „Mir sind die aktuellen Einschränkungen von Wettkämpfen total egal. Ich will endlich wieder wissen, was bei mir aktuell möglich ist und das Wettkampfgefühl bekommen.“

Ende November infizierte sich Karl selbst mit Corona, obwohl er stets vorsichtig war. Seine Bedenken waren groß: „Ist die Hallensaison jetzt bereits vorüber?“ Glücklicherweise waren die Symptome nicht so stark und nach einer Woche konnte er wieder kontrolliert ins Training einsteigen. Einbußen in der Form nahm er locker auf. Er schonte den gereizten Körper und nutze die kurze Auszeit vielmehr zu einem kleinen Reset. 

Karl Bebendorf

Erst Olympia, dann Europa

Was wäre ein Läufer ohne seine Ziele? Karl ist noch immer sehr fokussiert: Im Sommer soll es zu Olympia gehen. Auf seiner Paradedisziplin stand seit mehr als 20 Jahren kein Deutscher Sportler mehr im Finale und genau das möchte Karl dieses Jahr ändern. Dafür muss natürlich im ersten Schritt die Norm von 8 Minuten und 22 Sekunden fallen. Aktuell fühlt er sich aber gut und seine Form von letztem Jahr stimmt ihn sehr zuversichtlich. Bis er sich dann bei geplanten Meetings beweisen kann, stehen noch ein paar Events in der Halle sowie ein Trainingslager in Kenia an. 

Natürlich möchte er auch wieder bei den Deutschen Meisterschaften abliefern und schielt schon auf den nationalen Rekord über 2.000 Meter Hindernis. Die Europameisterschaft in München hat Karl auch fest im Blick. Und was gibt es für einen Athleten besseres, als das Trikot mit dem Adler zutragen? Naja, vielleicht eine Leistung, die am Ende für einen Platz auf dem Treppchen ausreicht. 

Insgesamt sind das schon einige große Ansagen. Für Karl ist es aber die tägliche Motivation, denn ohne die eigene Vorstellungskraft, kann man seiner Meinung nach Nichts erreichen. Ich wünsche Karl viel Erfolg und werde es gespannt verfolgen.

Bilder: Carsten Beier

 

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