Sub7 & Sub8 Projekt: Mystische Grenze oder Marketing Bohei?
27. Januar 2021
Halleluja, die Triathlonwelt hat endlich wieder was zu diskutieren. Als das Rekordprojekt Pho3nix aufgeploppt ist, kamen schnell Fragen auf. Auch die Pushing Limits Crew geriet ins Diskutieren über Sinn und Unsinn dieser Aktion. Status quo der Meinungsfindung: unentschlossen. Was denkt ihr?
Stopp, stopp, stopp. Worum geht’s? Heute wurde das Projekt Pho3nix SUB7 und SUB8 öffentlich vorgestellt. Dabei wollen Alistair Brownlee und Kristian Blummenfelt den Versuch starten, eine Triathlon-Langdistanz in weniger als 7 Stunden zu bewältigen – Sub 7. Bei den Frauen starten Lucy Charles-Barclay und Nicola Spirig das Unterfangen und wollen das Ziel in unter 8 Stunden erreichen – Sub 8. Im Frühjahr 2022 soll es so weit sein. Und … ach ne, das waren ja erstmal schon alle Infos.
Meinungsfindung
Ist das jetzt interessant oder überflüssig? Diese Frage konnte ich mir selbst nicht auf Anhieb beantworten. Normalerweise habe ich schnell eine Meinung, finde etwas gut und faszinierend oder langweilig und unnötig. Aber bei dieser Geschichte sitze ich zwischen den Stühlen. „Hast du schon von diesem Rekordprojekt gehört?,“ frage ich Nick heute Früh. Seine Antwort: „Jo, boah.“ Der Start unserer Diskussion.
Ich lese von Alistair Brownlee, dass es darum gehe „diese mystischen Grenzen zu durchbrechen“. Wenn ich ehrlich bin, höre ich heute zum ersten Mal von dem Mythos der Sub 7- respektive Sub 8-Marke. Also entweder ist dieser „Mythos“ bisher komplett an mir vorbeigegangen oder er ist einfach nur konstruiert. Ich tippe auf Letzteres und fühle mich von einem der besten Triathleten der Welt veräppelt.
Breaking2 als Vorbild?
Nick lenkt den Austausch in eine andere Richtung: „Guck mal, Breaking2 mit Eliud Kipchoge war doch auch sowas. Und das war fett.“ Das war fett, stimmt. Kipchoge war auf der Straße damals bereits eine Fabelzeit von 2:01:39 Stunden gerannt. Wenn jemand einen Marathon unter 2 Stunden laufen darf, dann der. Als lebende Legende des Laufsports war er der beste und einzige Proband, der für solche Unterfangen in Frage kam. Alles andere wäre einer Majestätsbeleidigung gleichgekommen. Spontan denke ich an Daniela Ryf, Anne Haug, Jan Frodeno und Patrick Lange. Wenn schon Sub7 und Sub8 über 226 Triathlon-Kilometer, dann doch von den GOATs oder nicht?
Nick und ich kommen nicht weiter. Und der Funke der Begeisterung möchte einfach nicht so wirklich überspringen. Just in diesem Moment brummt per WhatsApp eine Nachricht von Lena dazwischen: „Wie steht ihr denn so zu dieser Sub7/8 Sache?“ Als Erste antwortet Sarah skeptisch: „Wird das wieder so eine Laborbedingungen-Sache? Sowas finde ich immer semi interessant.“ Das wiederum finden Nick und ich jetzt aber interessant und wollen mehr wissen!
Hin- und hergerissen
Carola reagiert mindestens so zwiegespalten wie Nick und ich zuvor bereits diskutiert hatten: „Puh, ich muss sagen, ich bin da sehr gespalten. Einerseits finde ich solche Aktionen insofern gut, als dass sie dem Sport Aufmerksamkeit bescheren. Und es nötigt mir durchaus eine gewisse Bewunderung und Lust, selbst wieder Gas zu geben, ab, wenn ich solche Leistungen sehe. Selbst, wenn sie unter Laborbedingungen stattfinden. Andererseits stößt mich genau Letzteres auch ab. Warum reichen nicht die ohnehin schon abartigen Leistungen, die regulär erbracht werden? Muss es immer noch schneller, besser, krasser sein? Das führt nur zu falschen Vorstellungen und vermutlich auch zu mehr, nennen wir es, schummeln. Ganz abgesehen davon, dass der Sponsor sein Geld auch super und sinnvoller in die Sport- und Nachwuchsförderung investieren könnte. Gibt aber halt nicht so viel Presse.“
Der angesprochene Sponsor ist in diesem Falle Pho3nix. Bei Pho3nix handelt es sich um eine Stiftung, die sich die Förderung von Sportprojekten für Kinder und Jugendliche auf die Fahne geschrieben hat und bereits seit einiger Zeit Top-Triathleten, wie zum Beispiel Vincent Luis , als Botschafter nutzt.
Und aus Zuschauerperspektive?
Sarah kommt unterdessen mit einem ganz anderen Aspekt um die Ecke: „Wenn man von der Sicht des Normalo-Zuschauers, also von mir, ausgeht, ist es auch echt öde beim Zuschauen. Ist doch spannender, wenn es Mensch-gegen-Mensch und nicht nur Menschen-gegen-Zeit ist.“ So gesehen hat sie Recht. Und jetzt frage ich mich plötzlich: Sind solche Rekorde wie Breaking2 oder jetzt Pho3nix Sub7 und Sub8 nur im Miteinander möglich? Ich finde Triathlon – oder Ausdauersport allgemein – besonders wegen der Individualleistung interessant und beeindruckend. Ein Aspekt, der ob der angekündigten Pacemaker noch mehr in den Hintergrund rückt. Ich tue mich weiterhin schwer, in Begeisterung zu verfallen.
Und Lena? Die fügt abschließend augenzwinkernd hinzu: „Ich hatte ja keine Ahnung, was ich mit dieser Frage auslösen würde! Ich bin ganz bei Nick. Wobei: Carola hat starke Argumente – und ich hätte mindestens so viel Lust wie Sarah darauf, endlich mal wieder so ein Mensch-gegen-Mensch-Ding zu sehen. Die von Bocki angeführte Marketing-Strategie ist allerdings auch ziemlich gut aufgegangen – siehe unser Austausch. Denn ich möchte jetzt zumindest wissen, wie das Ganze ausgeht.“
Fazit: unentschlossen
Ist das Projekt nun zu plastisch? Oder wird es das Ding für die kommenden Monate? Wir sind beim internen Meinungsaustausch heute nicht wirklich weit gekommen, daher gehen diese Fragen vor allem an euch. Braucht es einen solch konstruierten Rekordversuch über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen? Was haltet ihr von einer Aktion, die knapp 14 Monate vor ihrem Stattfinden ziemlich halbfertig angekündigt wird?
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Ich bin da ähnlich hin und her gerissen, mit Tendenz diese Aktion nicht so geil zu finden – wenige Infos bisher dazu, wie das alles ablaufen soll. Der Unterschied zu Breaking2 ist natürlich auch der/die Protagonist/en. Wer traut denn z.B. Brownlee und Blummenfelt zu, mehr als 35 min schneller als Frodo zu sein?! Ich nicht, höchstens als Staffel 😉
Puh, schwierig! Ich habe Triathlon und Ironman speziell niemals als Hatz nach Bestzeit oder Weltrekord erlebt. Für mich ist das in den meisten Fällen ein gewachsenes Event mit eigener Geschichte und individuellen Rekorden. Dass die Weltbestzeit auf gefühlt einer Handvoll Rennen aufgestellt wurde oder wird, zumindest suggeriert das die Weltbestenliste, zeigt doch dass sich die Bedingungen übermäßig auf die Endzeit auswirkt. Sollten es tatsächlich Rekordversuche unter Laborbedingungen werden, könnte das eine recht langweilige Veranstaltung werden. Man stelle sich vor nach den ersten 90km auf dem Rad rückt das Ziel in unerreichbare Ferne. Wird dann abgebrochen? Das Format ist meines Erachtens nicht aufgestellt, um Rekordzeiten zu vergleichen, denn anders als beim sub2 im Marathon wird es nicht möglich sein eine solche Unterstützung zu bieten, es sei denn die Drafting Regeln werden außer Kraft gesetzt und dann….?
Ich sehe die Ironman und Challenge Wettbewerbe, zugegebenermaßen von außen betrachtet, als Kampf der Athleten gegen sich und gegeneinander, meines Erachtens ,passieren‘ Bestzeiten nebenbei und stehen nicht im Mittelpunkt. Gerade das macht es für mich als Zuschauer attraktiv.
Also wenn man unter Laborbedingungen verstehen würde, dass ein Athlet*in unter perfekten Bedingungen, mit dem perfekten Material, auf der perfekten Strecke, ohne Zeitverluste in einer großen Wechselzone, mit ständiger Anreichung von Verpflegung und wegen mir auch mit jemand der vorausschwimmt, (mit 12m Abstand) vorausradelt und läuft, dann könnte ich mir das ja halbwegs interessant vorstellen. Aber bei 35, respektive 18min die da aufzuholen sind, sehe ich nicht wie das ohne massives cheaten möglich sein soll. Zumal wir ja hier von Rekorden sprechen, die nicht mal von den vier Protagonisten aufgestellt wurden. Die haben ja noch deutlich mehr aufzuholen. Vielleicht bin ich aber auch nur der typisch deutsche Nörgler. 🙂
Für mich relativ einfach: derzeit ziehe ich mir slles rein was ich kriegen kann 🤣
Und SUB7.. einfach ausprobieren, so wie SUB2 die Leistung ist genauso „klienisch“ wie das Radfahren eines Jason Osborne… aber eben maximal! und Anerkennenswert!
‚Windschatten’ wird der Schlüssel sein, könnt mir gut vorstellen, dass man damit die Minuten über alle Disziplinen einholen kann…Kann man sich ausrechnen – ich nix, aber dann wirds wohl nix mehr ganz so krass und eher eine willkürliche magische Schwelle😜
Corona Jahre… 2 in denen in anderen Ländern (auch Deutschland) weniger Dopingkontrollen oder gar keine durchgeführt werden… da sollte 2022 was gehen. Aber 35minuten- nö. Das dauert noch ein Paar Jahre. Rekorde sind bekanntlich dazu da „gebrochen“ zu werden. Marketing GAG!
Klingt für mich fast wie ein Aprilscherz. Es fällt mir schwer, da ernsthaft drüber nachzudenken, da ich es für sehr unrealistisch halte.
Es schreit ja nach dem „Sub2“-Vergleich von Kipchoge. Aber ehrlich gesagt hinkt dieser Vergleich doch sehr. Kipchoge war/ist erwiesenermaßen DER Ausnahmeathlet für diese Distanz, was er mehrfach bewiesen hat.
Brownlee/Blummenfelt sind sicher ebenfalls grundsätzlich Ausnahmeathleten, aber die Margen zum Rekord erscheinen dann doch viel zu weit. Insofern klingt es zu sehr nach Marketing. Und damit dann auch nicht interessant.
Die Überschrift ist bei mir auf dem Handy einfach unleserlich. Da würde ich dringend die Schriftart ändern.
Zum Thema: 51 km/h sollen auf dem Rad gefahren werden. Das geht nur mit komplettem Windschatten und vermutlich mehreren „Anfahrern“. Dann mag es möglich sein, aber welchen Wert hat es? Dass danach jemand noch den Marathon in 2:30 läuft, halte ich jedenfalls muskulär für schwer vorstellbar.
Aber: es wird über die Geschichte diskutiert. Und hat ja auch einen Wert. Für den Veranstalter ganz besonders.
Da es ja vermutlich unter krassen Laborbedingungen stattfindet und ja Wohl auch noch mehr nachgeholfen werden muss finde ich es nicht so interessant.
Wo bei ja 2 ,5 Athleten 🤪davon auf der Langdistanz nicht zuhause sind.
Ob sinnvoll oder nicht ist wohl ausser Frage, finde ich es interessant? –> JA
Es (könnte) die, unter Laborbedingungen, Leistungsgrenzen von Athleten*innen aufzeigen und so eine gewisse Benchmark setzen.
Hätte ich im Vorhinein bereits die Zielzeiten veröffentlicht, vermutlich nicht und zudem wäre es noch interessanter, würden mehrere „Probanden“ teilnehmen, aber verständlicherweise ist dies nicht der Fall.
Ich bin jedenfalls gespannt wie das Ergebnis aussieht!
Daytona hat ja gezeigt, welche Auswirkungen 80km in „dauerhafter“ Zeitfahrposition auf die Laufleistung hat. Also selbst wenn ein LKW das Pacing und den Windschattengeber übernimmt und man den 51er Schnitt halten kann, sind es dennoch 3:45h in Aeroposition. Und danach noch einen 2:30er Marathon? In meinen Augen zu ambitioniert. Die Sub8 bei den Damen ist schon eher realistischer.
Diese Art von Projekten sind mehr als überflüssig.
Sportler die ernsthaft in Roth, Frankfurt oder sogar Hawai gewinnen wollen und auch das Potential haben, benötigen solche Events nicht.
Schwimmen flussabwärts, Rad fahren und Laufen bergab, dann klappt es. Im Sub 2 Projekt lag die zeitliche Diskrepanz bei 1,7 % zwischen der bisherigen Bestzeit und dem Rekordversuch, hier bei der Langdistanz bei 8,5 %!!!!
Die Aufmerksamkeit, die das Projekt erzeugt wird schon sehr groß sein. Aber die Wahrscheinlichkeit es zu schaffen?! Zumal es nicht die bisher Schnellsten, sondern größtenteils „unerfahrene“ Langdistanzathleten versuchen. Die Saison können die Kollegen dann abhaken. Auf Hawaii schonmal gut für Anne, Frodo und co.
Naja, ob sie es schaffen oder nicht. Interessant und lustig wird es allemal.
Tja, interessant, wenn es ein non drafting Rennen wäre. Im Übrigen kann man die Bestzeiten so schon nur dann vergleichen, wenn sie auf der selben Strecke aufgstellt werden. Die Strecken sind so verschieden in Länge, Höhenmeter, Kurven und so weiter. Hinzu kommt das Wetter, die Temperaturen etc.. Tja, anschaun würde ich´s mit trotzdem…;-)
Ich persönlich finde ja am spannensten, welche Rückschlüsse so ein Vorhaben auf die zukünftige sportliche Ausrichtung von Kristian Blummenfelt zulässt. Er hat ja schon öfter mit der Langdistanz geliebäugelt, aber für so ein Vorhaben ernsthaft anzugehen, müsste er eigentlich nach Olympia (sofern es stattfindet) sofort auf Langdistanz umsatteln. Ob er dann nochmal auf die Kurzdistanz geht, fraglich?
Ich sage, klar im Bereich des möglichen, und gut dass man es angeht.
Wer nichts versucht wird es niemals schaffen. Als Frodo aktuelle Rekordzeit aufstellte war ich dabei und habe ihn ziemlich genau beobachtet. Natürlich weiß man nie ob man dabei nicht doch hoch geht, aber zu jedem Zeitpunkt, vor allem im Zielbereich, machte Frodo den Eindruck dass noch Luft nach oben da ist. Sub 7 /8 wird fallen, früher oder später.