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Frauen-Communitys im Triathlon: Was geht da, Mädels?

31. März 2021


Katja Von Der Burg Fraeulein-Triathlon

Es ist nicht nur das strahlende Pink, das „Fräulein Triathlon“ in der Szene bekannt machte. Vielmehr ist es das Konzept, das vielen den Zugang zum Sport ermöglichte. Aber warum sind es vor allem Frauen, die sich auf diese Weise organisieren? Wir haben bei Mitbegründerin Katja nachgehakt!

Die Community „I race like a girl“ der kanadischen Triathletin Angela Naeth, die Events von „Sporting Women„, die noch junge Gruppe „Triathlon-Mädchen“ um Profi Anja Ippach oder die Cups von „Fräulein Triathlon“ beweisen es: Es geht so einiges an der Frauen-Front! Dass es ausgerechnet im Ausdauersport inzwischen eine stattliche Auswahl an Angeboten und Communitys speziell für Frauen gibt, ist eine bemerkenswerte Entwicklung. Und eine wichtige. Denn es sind eben genau diese Communitys, die Frauen überhaupt den Glauben an ihre sportliche Leistungsfähigkeit (zurück-)geben und so zum Zuwachs an Frauen im Sport beitragen, wie Carola hier noch einmal genauer erklärt.

Frauen in Sport-Laune

Auch ich dachte lange, Sport jenseits der Kinderbetreuung im Fitnessstudio wäre nicht möglich. Oder zumindest extrem umständlich. Die Teilnahme an einem Event von „Sporting Women“ 2019 änderte das: Geht eben doch, wenn die Orga stimmt. Das stellte ich, wie gut 500 weitere Frauen, dann erneut im ersten Pandemie-Jahr 2020 fest. Fast schien es so, als würden sämtliche sportliche Ambitionen Corona zum Opfer fallen. Wo sollte zwischen geschlossenen Kitas, Homeschooling und allem anderen, was plötzlich so anfiel, bitte noch Zeit für Sport sein? Der erste virtuelle Fräuleins-Cup von Fräulein Triathlon brachte schließlich die Motivation zurück, am Triathlon-Traum festzuhalten – zum Beispiel mit dem bewussten Aufruf dazu, die Distanzen mit Kind im Schlepptau abzurocken. Und ganz ohne Cutoff-Zeiten oder Erwartungen an vermeintliche PBs. Wie gesagt: Geht doch!

Wer jetzt aber meint, in Frauen-Communitys wären vor lauter Träumereien keine Ambitionen zu finden, der irrt gewaltig. Tatsächlich stecken dahinter nämlich Sportlerinnen mit Power und Herz. Ein Feeling, das sich auch auf die Community überträgt. Gerade unter- und miteinander reißen Frauen Distanzen, Zeiten und Leistungen ab, die sich sehen lassen können. Da kann es schon mal vorkommen, dass Teilnehmerinnen ganz locker ihren ersten „Hunderter“ auf dem Rennrad fahren. Oder dass sie innerhalb einer Saison mehrere Duathlons, Olympische Distanzen und schließlich die Mitteldistanz ableisten. Oder dass sich Gründungsmitglied, pardon, Fräulein Katja vornimmt, 2021 jeden Monat einen Marathon zu laufen.

Erste Langdistanz in Roth? „Einfach“ ist anders!

Apropos Katja von der Burg: Ihre eigene Geschichte könnte kein besseres Beispiel dafür sein, welche Geschichten der Sport erzählen kann, wenn man Frauen einfach mal machen lässt. Ihre erste Langdistanz brachte Katja in Roth ins Ziel – nach nur einem Jahr Training, in dem die damals „blutige Rennradanfängerin“ erst einmal kraulen lernen musste. Generell lief die ganze Sache eher spontan. Sie begann mit der vermutlich zu langen Wartezeit in der Anmelde-Schlange in Roth, einen Tag nach dem ersten Finish ihres Freundes, das Katja als Supporterin erlebt hatte. Und sie endete mit dem bezeichnenden Gedanken „Geil, ich habe mein Leben zurück!“, als sie tatsächlich die Ziellinie in Roth überquerte.

Der Grund: Die Logistik für das Langdistanz-Vorhaben hatte sich im Laufe des Jahres für die damals alleinerziehende Mutter von zwei Teenagern als wahre Mammutaufgabe entpuppt. „Das ist auch der Grund, warum man bei Langdistanzen in der Regel Väter sieht, die ihre Kids über die Ziellinie schleppen – weil die Mütter ihnen für ihren Traum den Rücken freigehalten und besagte Kinder versorgt haben“, schätzt Katja. „Auch bei mir mussten alle Familienmitglieder meine Entscheidung für die Langdistanz mittragen.“

Fräulein Triathlon: Wie alles begann …

Fräuleins-Ideengeberin Leila hatte hingegen bereits einige Triathlons und auch Starts auf Hawaii hinter sich, als sie die Frauengruppe initiierte. Katja erzählt: „Sie kam auf mich zu und schlug vor, eine Frauentruppe zu gründen, um gemeinsam Triathlon zu machen. Ihr war aufgefallen, dass der Frauenanteil immer geringer wurde, je länger die Distanzen wurden.“ Und so fing alles an.

Aber Moment mal: Eine spannende Beobachtung! Womit ist der schwindende Frauenanteil mit zunehmender Distanz also zu begründen? Katjas Einschätzung: „Wenn du ganz jung bist, kannst du dir Triathlon in der Regel kaum leisten. Verdienst du dann das Geld, hast du Kinder und andere Sachen zu tun. Und danach wird die Hürde umso größer, eben doch noch damit anzufangen.“ Doch genau die Lücken, die dadurch entstehen, können Frauen-Communitys tatsächlich schließen, wie sich im Interview zeigt …

Frauen-Communitys im Triathlon: 5 Fragen an Katja von Fräulein Triathlon

Warum sind es eigentlich gerade Frauen, die sich auf diese Weise organisieren?

Katja von der Burg: „Ich muss zugeben: Früher war ich immer gegen reine Frauenveranstaltungen. Frauenläufe & Co. fand ich furchtbar, weil ich davon überzeugt war, dass man sich auch mit Männern arrangieren kann und man das alles ja nun auch nicht so ernst nehmen müsste. Inzwischen weiß ich: Frauen-Communitys sind mehr als sinnvoll! Ich persönlich bin vielleicht selbstbewusst genug, mit diesem Kampf gegeneinander umzugehen. Aber das ist nicht selbstverständlich. Gerade Einsteigerinnen oder Frauen, die sich nicht wohl in ihrer Haut fühlen, lassen sich davon abschrecken und abhalten. Und selbst innerhalb der eigenen Familien werden Frauen nicht selten für ihre sportlichen Hobbies belächelt oder müssen sich rechtfertigen, wenn sie sich die Zeit dafür nehmen. Das weckt Selbstzweifel und das schlechte Gewissen bei Sportliebhaberinnen. Dabei haben doch alle etwas davon, wenn auch Mama beim Sport Kraft und Selbstbewusstsein tanken kann. Frauen-Communitys bieten dabei einen geschützten Raum. Spannend ist nämlich auch: Sobald keine Männer mehr anwesend sind, fallen Rumgezicke und Missgunst untereinander weg. Stattdessen sieht man, dass es anderen Frauen genauso geht – und dass auch andere Frauen sich die Zeit zum Sportmachen nehmen.“

Heute seid ihr als Fräulein Triathlon vor allem im Social-Web aktiv. Wann wurde aus der „Trainingstruppe“ die bundesweite Community?

Katja von der Burg: „Bis Ende 2019 waren wir noch total im Findungsprozess. Und dann kam 2020 Corona. Ich hatte mich auch infiziert, hing also krank zu Hause in Quarantäne – und auf Instagram & Co. wurde es langsam eng mit Themen. Immer nur Home-Workouts zu posten, hat uns selbst gelangweilt. Aber da musste doch noch mehr gehen, davon waren wir überzeugt! Anfang April haben wir dann sehr spontan den virtuellen Fräuleins Cup ausgerufen. Statt wie die meisten einen Wettkampf daraus zu machen, haben wir das Ganze auf die ganze Saison ausgedehnt: vom Duathlon bis hin zur Mitteldistanz. Das Konzept ging auf und wurde wirklich gut angenommen. Seitdem wurde die Community immer größer.“

Was hat dich beim Beobachten der Teilnahme der Community besonders bewegt?

Katja von der Burg: „Für viele war unser Cup mit ersten Malen verbunden – zum Beispiel das erste Mal 100 Kilometer Fahrradfahren. Marken eben, an die sie sich vorher nicht herangetraut oder Angst hatten, dass sie es nicht schaffen würden, in einer Gruppe mitzufahren. Für uns war es immer wichtig, zu betonen, dass jeder es für sich (!) machen soll. Auf Zeiten kam es uns nie an. Deswegen trauten sich plötzlich viele und waren überrascht, dass sie es tatsächlich schaffen konnten. Insbesondere das Feedback von Müttern hat uns wahnsinnig bewegt: Es gab so viele, die sonst vermutlich nie zum Triathlon gefunden hätten – weil es zu teuer, mit zu viel Orga verbunden, zu unmöglich schien. Beim Cup ging es darum, nicht zum Wettkampf, sondern erst einmal zum Sport aufzurufen, wozu sich Triathlon mit gleich drei Sportarten bestens anbietet. Wir hatten viele Teilnehmerinnen, die vom Rad kamen, das Laufen lange abgelehnt hatten und mit dem Cup plötzlich Freude daran fanden. Gleichzeitig gab es zahlreiche Geschichten, die uns wirklich die Tränen in die Augen getrieben haben: Frauen, die nach Schicksalsschlägen wie einer Fehlgeburt oder schweren Krankheit dank dem Cup zu neuer Stärke und Freude am Sport fanden; Frauen, denen wir Perspektiven gegeben haben; Frauen, die über sich hinausgewachsen sind.“

Fest steht, ihr habt 2020 vielen die Saison gerettet. Sonst hätte beispielsweise ich vermutlich mein Training nicht weiter verfolgt …

Katja von der Burg: „… und das geht uns selbst ja genauso – mir auch! Genau deswegen haben wir uns auch entschieden, pünktlich zur Weihnachtszeit den Wintercup zu starten. In dem ganzen Weihnachtsstress wollten wir Frauen gute Gründe geben, rauszugehen und Sport zu machen. Dass das dann so einschlagen würde, haben wir nicht erwartet: Es wurden unglaubliche Kilometerzahlen abgerissen. Teilweise haben wir Nachrichten bekommen von Frauen, die bei 100 Kilometer standen, obwohl sie sich vorher keine 50 zugetraut hatten. Von Frauen, die an den Feiertagen trotz Schichtarbeit laufen gegangen sind. Und auch wir selbst haben Kilometer gesammelt – während wir im Sommer vor lauter Orga von allen vermutlich am wenigsten Triathlon gemacht haben.“

Wo steht Fräulein Triathlon heute?

Katja von der Burg: „Beeindruckend finde ich vor allem den Austausch in unserer Facebook-Gruppe. Innerhalb kürzester Zeit helfen sich Frauen hier, beantworten Fragen, motivieren sich. Es herrscht ein großes Miteinander – und das finde ich wirklich berührend, da das in Social-Media nicht selbstverständlich ist. Inzwischen haben wir außerdem verschiedene Zwift-Formate wie regelmäßige Ausfahrten, die mitunter auch in mehrstündige Events ausarten. Gerade für Frauen ist Indoor-Training ohnehin eine gute Alternative, weil es umsetzbar ist, wann es passt. Denn mal ganz ehrlich: Wie oft schafft man es als Mama, unter der Woche eine lange Radausfahrt zu machen …?“

So können Frauen bei Fräulein Triathlon mitmachen (sorry, Jungs!)

 

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5 Kommentare

  1. Ich bin bei Fräulein und Podcast Fan von pushing limits! Bei den Zwift Fräulein Ausfahrten höre ich Euch , super Kombi quasi ein Duathlon

  2. Neben den Fräuleins gibt es eine Gruppe die seit 2015 besteht und komplett ohne Werbung und Sponsoren auskommt. Triathletinnen in Europa. 1091 Frauen. Seit März 2020 finden in der Gruppe monatlich diverse challenges statt. Nur für Frauen.

  3. Schönes Interview Katja denn man liest sozusagen deine/eure Begeisterung für Fräulein Triathlon. Mein Mann ist Triathlet und durch Fräulein Triathlon mittlerweile beim Duathlon angelangt. 😃

  4. Toller Artikel, Katja. Ich kann nur unterschreiben, was du zum Frauensport schreibst und erlebe es gerade auch persönlich wie man sich über Online Communities findet und gemeinsam Erfahrungen in allen Bereichen austauscht und ganz wichtig: zusammen Sport macht. Wir Frauen haben eben ganz andere Voraussetzungen und Hürden zu bewältigen, weswegen wir alle zusammen halten sollten: FRAUENPOWER eben…. ✌🏼

  5. Der Artikel, das Interview trifft den Nagel auf den Kopf: Auch dabei bleiben ist mit Job und Kind nicht immer einfach. Fräulein Triathlon ist eine unschlagbare Community, die Stimmung ist toll und wenn frau mal positive wipes braucht, reicht schon ein Blick auf FB, weil da immer jemand einen Tipp, einen Trost und vor allem ein Lächeln für dich hat! Ich bin größte Fannin!