Regenerations-Selbstversuch – Unter Druck: Schröpfen für Zuhause
03. Juni 2018
Öfter mal was Neues! Nach dem Tipp einer Physiotherapeutin habe ich mir Schröpfgläser angeschafft und sie in den letzten Wochen regelmäßig dazu genutzt, um die Beine wieder frisch zu machen. Oder immerhin zu versuchen die Regeneration damit zu unterstützen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, bin ich aber mittlerweile ein echter Fan geworden und empfinde das Selbst-Schröpfen als sehr angenehm. Wie es funktioniert und was es (mir) bringt erfahrt ihr jetzt.
Die unterschiedlichen Arten des Schröpfens
Eigentlich gibt es drei gängige Varianten des Schröpfens: trockenes oder blutiges Schröpfen und Massage-Schröpfen. Bei trockenem Schröpfen werden die Gläser einfach an einer bestimmten Stelle auf die Haut gesaugt. Das geschieht durch einen Unterdruck, der entweder durch das Erhitzen der Luft in der Glasglocke erzeugt wird, bevor es auf die Haut gesetzt wird – sobald die Luft in der Glocke abkühlt, saugt sie sich fest. Oder durch eine Pumpe, mit der die Luft aus der Glocke gezogen werden kann. Ich habe mir für den Hausgebrauch Schröpfgläser angeschafft, die mit einer Pumpe funktionieren. Beim trockenen Schröpfen verweilen die Gläser also an einer Stelle. Ich habe sie für 10 bis 15 Minuten dort gelassen und sie dann abgenommen (wenn sich die Gläser selbst schon vorher gelöst haben, war die „Sitzung“ für mich damit beendet).
Nach dem trockenen Schröpfen bilden sich leichte bis schwere blaue Flecken
Das blutige Schröpfen klingt schon übel. Ich habe es selbst noch nicht ausprobiert, aber ehrlich gesagt muss das auch nicht sein. Es wird bei akuten Schmerzen eingesetzt (anders als trockenes Schröpfen, das eher bei chronischen Beschwerden genutzt wird). Für blutiges Schröpfen wird die Haut an einer bestimmten Stelle leicht eingeritzt. Erfahrungsberichten zufolge soll es auch eine extreme unangenehme, sogar schmerzhafte Angelegenheit sein.
- Eine „Selbstbehandlung“ nach dieser Methode kommt keinesfalls in Frage und sollte ausschließlich von Experten und unter fachmännischer Aufsicht durchgeführt werden.
Eine viel alltagstauglichere Variante ist das Massage-Schröpfen. Das war neben dem trockenen Schröpfen auch die Methode, die ich zuhause angewendet habe. Dazu wird der zu massierende Bereich mit einem Körper- oder Massageöl eingeschmiert. Zum einen bleibt so der Unterdruck in den Gläsern, sobald sie über die Haut geschoben werden. Zum anderen ist es überhaupt erst möglich, die Gläser einigermaßen schmerzfrei über die Haut zu schieben. Wenngleich ich immer noch ganz schön auf die Zähne beißen musste von Zeit zu Zeit. Das Schröpfglas wird also auch mit einem Unterdruck angesaugt, allerdings verweilt es nicht an einer bestimmten Stelle, sondern wird langsam verschoben. Ich habe es entweder einfach nur „hoch und runter“ bewegt oder in kleinen, kreisförmigen Bewegungen. Meine bevorzugte Stelle, auch weil ich sie am besten selbst erreicht habe, war dabei der Oberschenkel.
Was bringt Schröpfen?
Schröpfen wird von ausgebildeten Heilpraktikern, Physiotherapeuten oder Ärzten eingesetzt um unterschiedlichste Schmerzen zu behandeln. Durch den Unterdruck und das damit verbundene Anziehen der Haut in die Glocke wird die Durchblutung des Gewebes angeregt. Die augenscheinlichen Folgen wie blaue Flecken, Rötung, Schwellung und ein sehr warmes Gefühl in dem geschröpften Bereich sind nichts anderes als eine bewusst hervorgerufene Entzündungsreaktion des Körpers. Hierdurch werden Stoffwechselprozesse aktiviert und angeregt, um diese Entzündungsreaktion wieder in den Griff zu bekommen. Durch die angeregte Durchblutung sollen zum Beispiel Muskelverspannungen oder -verhärtungen gelöst und gleichzeitig der Lymphfluss verbessert werden.
Fazit: Und, kann das was?
Mein Eindruck ist, nach anfänglicher Skepsis, ganz positiv. Warum war ich skeptisch? Nun ja, ich konnte mir einfach nicht viel unter Schröpfen vorstellen und war mir nicht sicher, ob es sich dabei nicht vielleicht auch um ein bisschen Hokuspokus handelt. Am Ende des Tages ist es ja häufig so, dass manche Dinge, die viel versprechen, gar keine wissenschaftliche Erklärung ihrer Funktionsweise aufweisen können – man muss einfach daran glauben! Und wenn man an das Positive glaubt, dann wird es einem auch etwas bringen. Aber wie gesagt, das Schröpfen bekam von mir keine Vorschuss-Lorbeeren.
Dennoch habe ich mir Massageöl (Arnika 100ml Flasche für 7,99 Euro bei amazon) und Schröpfgläser (im 2er-Set für 12,90 Euro bei amazon) im Internet besorgt und war auf den Selbstversuch gespannt. Angefangen habe ich mit trockenem Schröpfen. Da ich durch das ganze Training häufiger mit Verspannungen und Verhärtungen der seitlichen Oberschenkelmuskulatur zu tun habe, war das die perfekte Möglichkeit um direkt mal zu schauen, ob es etwas bringt oder nicht.
Ich habe zuerst den „Schmerzpunkt“ am Oberschenkel ertastet und dann das Glas drangesaugt. Nicht schmerzhaft, nicht super angenehm und vor allem ein äußerst komischer Anblick. Nach knapp zehn Minuten habe ich die beiden Gläser abgenommen und war gespannt.
Im ersten Moment habe ich vor allem gespürt, dass dort an dieser Stelle etwas vor sich geht. Blau war es schon sofort als ich die Gläser abgenommen habe, aber nun wurde es zusätzlich noch richtig warm und es war förmlich zu spüren, wie die Stellen durchblutet wurden. Gut, das hatte ich mir erhofft! Die anfängliche Angst, dass ich die blauen Flecken beim Laufen oder Radfahren unter Belastung spüre, haben sich nicht bestätigt.
Als ich mit dem trockenen Schröpfen zufrieden war, wollte ich nun die Schröpf-Massage ausprobieren. Dafür habe ich den Oberschenkel großzügig mit Massageöl eingerieben und dann ein Glas mit 5,2 cm Durchmesser an die Haut gesaugt. Zu Beginn hat es sich nur widerspenstig verschieben lassen und ich habe ein paar Versuche gebraucht bis ich es geschafft habe, das Glas über die Haut zu schieben, ohne dass es sich sofort gelöst hat. Ich habe es vor allem über den seitlichen Oberschenkel bewegt und dabei hat es ganz schön ordentlich „geknistert“.
Tatsächlich war es nicht einfach, das Glas über die verspannte Muskulatur zu bewegen, da dort kleinere Knubbel im Weg waren. Aber genau um diese Knubbel geht es: Die müssen nämlich weg! Und so habe ich auf die Zähne gebissen und fleißig das Schröpfglas von oben nach unten geschoben oder in kleinen Kreisen über die besonders „knisternden“ Stellen bewegt. Und ja, das empfand ich im Nachhinein tatsächlich als sehr, sehr angenehm!
Eine handfeste Massage ersetzt das Schröpfen meiner Meinung und Erfahrung nach nicht. Aber:
Täglich angewendet finde ich vor allem die Schröpf-Massage eine gute Ergänzung und als Kompromiss zum (von mir äußerst gehassten) rollen auf der Blackroll gut geeignet. Ich werde es auf jeden Fall weitermachen.
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