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Challenge Roth 2022: Geschichten aus der Triathlon-Traumfabrik

05. Juli 2022


Challenge Roth 2022 Swim

Sagen wir es, wie es ist: Der Challenge Roth ist nicht einfach nur Triathlon, sondern ein GefĂŒhl. Das dĂŒrften all jene unterschreiben können, die sich das Spektakel am Sonntag vor Ort gegeben haben. Aber warum eigentlich? Ein Bericht vom Streckenrand 


Völlig beschwipst steige ich ins ĂŒberhitzte Auto, schließe die TĂŒr und drehe den SchlĂŒssel. Und, nein, auch ich hĂ€tte nicht gedacht, dass ich einen solchen Satz jemals schreiben wĂŒrde. Aber: Nach drei Tagen Triathlon-Spektakel (Expo, Event + Race) kann ich meine GefĂŒhle einfach nicht anders ausdrĂŒcken als mit Bezug zur Volltrunkenheit. Dazu lagen zu viele Good Vibes in der Luft beim Challenge Roth. Ich bin voll davon und grinse immer noch vor mich hin.

Dabei ist die Party fĂŒr mich als Beobachter dieses unglaublichen Triathlon-Tages eigentlich lĂ€ngst vorbei. Meinen Kopf hĂ€lt das aber nicht davon ab, Gedankenkarussell zu fahren: Ich liebe diesen Sport, eine Runde Triathlon fĂŒr alle – in Roth gibt’s nur das gute Zeug!

Challenge Roth: Kein Tag von der Stange

Aber fangen wir vorne an. Genauer gesagt: um 4.15 Uhr an diesem Sonntagmorgen. Vier Stunden Schlaf mĂŒssen reichen – bin eh aufgeregt. Wie muss es da nur den rund 3.000 Athleten gehen, die sich heute ihren persönlichen Race-Traum erfĂŒllen? Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich Nick echt die Daumen drĂŒcke, dass das PRO:ject fĂŒr ihn ausgeht, wie er es sich wĂŒnscht. Grande Finale! Ich packe meine sieben oder zehn Sachen, lasse die TĂŒr gut eine Stunde spĂ€ter ins Schloss fallen und fahre von meiner Unterkunft Richtung Hilpoltstein. Station Nummer eins: Schwimmstart.

Challenge Roth Schwimmstart

Es ist 6 Uhr morgens, der Parkplatz ist voll, die BrĂŒcke mit Blick auf den Kanal sowieso. Und Haddi stellt die Profis bereits den Zuschauer-Massen vor. Junge, Junge, Junge – hier ist was los. Und noch bin ich ganz smooth im Moment, vielleicht noch etwas schlĂ€frig und im Normalpulsbereich unterwegs. Statt wie letztes Jahr den Schwimmstart vom Pressebereich aus zu verfolgen, entscheide ich mich, mich unter die Zuschauer zu mischen. Andere Perspektive – die bei meiner KörpergrĂ¶ĂŸe leider dazu fĂŒhrt, dass ich nichts sehe. Egal. Die erste Portion Good Vibes tanke ich trotzdem, heute will ich mich an und mit der Basis treiben lassen.

Die Stars der Triathlon-Traumfabrik

Nick, Frodo & Co. ziehen weg, es folgen Anne, Caro und die weiteren Profi-Frauen. Erst danach begebe ich mich in den Pressebereich, um in ganz andere Gesichter beim Startschuss zu schauen, bis die Profis auf der anderen Kanalseite wieder vorbeikraulen: die der Agegrouper.

Challenge Roth BrĂŒcke

Was man in den Gesichtern der eigentlichen Stars der Triathlon-Traumfabrik zu sehen bekommt? Eine herrliche Mischung aus Respekt, Anspannung, NervositĂ€t und Hoffnung. Dazu eine Prise maximaler Konzentration. Jetzt zĂ€hlt’s – der Startschuss erklingt, es gibt kein ZurĂŒck mehr. WĂ€hrend die ersten Startergruppen losziehen, sind die Profis quasi schon auf dem RĂŒckweg. Unglaublich.

Wenn TrÀume wachsen

Station Nummer zwei: Radaufstieg nach Wechselzone 1. Mit mehr GlĂŒck als Verstand erreiche ich gerade noch pĂŒnktlich eine freie Stelle am Absperrgitter, um Nick anzufeuern. Kriegt der natĂŒrlich nicht mit, rauscht hochkonzentriert durch – richtig so. Wie angewurzelt bleibe ich stehen, warte fĂŒr das nĂ€chste „Go! Go! Go!“ auf Leila und Katja von FrĂ€ulein Triathlon, die ebenfalls am Start sind, und lasse die Szenerie ein weiteres Mal auf mich wirken.

Challenge Roth

Ganz klar: Wer hier aus der Wechselzone fĂ€hrt, ist krass – und verrĂŒckt gleichzeitig. Grinsend dĂŒsen die Athletinnen und Athleten an den Zuschauern vorbei. Sie haben gerade 3,8 Kilometer schwimmend hinter sich gebracht, jetzt stehen 180 Kilometer auf dem Bike an. Noch einmal: Ein-Hundert-Achtzig Kilometer. Das ist eigentlich der pure Wahnsinn. Und zugleich das Geilste, was ich mir an diesem Sonntag auf abgesperrten Straßen mit einem Bike vorstellen kann. Ich will auch! Neid!

Challenge Roth ist Triathlon fĂŒr alle

„Wie bescheuert kann man eigentlich sein, andere Triathleten um eine Langdistanz zu beneiden?“, denke ich noch und versuche, den Gedanken wegzuschieben. Geht aber nicht, er bleibt. HartnĂ€ckiges Kerlchen. Ich halte fest: Dass in Roth TrĂ€ume fabriziert werden, ist kein Mythos, sondern RealitĂ€t. Und all die Starter an diesem ersten Juli-Sonntag erfĂŒllen sich ihre Version davon gerade. GĂ€nsehaut-Moment Nummer eins.

Challenge Roth

Aber TrĂ€ume hin, Bike-Neid her: Das Rennen lĂ€uft – und die Supporter-Routine auch. Hektisch eilen einige von A nach B, andere versuchen verzweifelt den Ticker zu aktualisieren, wieder andere haben sich eine Decke mitgebracht und machen es sich auf der BrĂŒcke bequem, die die Athleten auch noch ein zweites Mal passieren werden. Ganz Roth, ach was, ganz Triathlon-Deutschland ist auf den Beinen. Und alle haben dieses volltrunkene LĂ€cheln im Gesicht.

Challenge Roth: Aus der Bubble in der Bubble

Wie im Flug vergehen die Stunden an diesem Triathlon-Sonntag. Als Zuschauer lebt man gefĂŒhlt in seinem Smartphone, oder besser gesagt: im Tracking. Da wird hochgerechnet, wann Athlet X etwa wo sein könnte; es wird gegooglemapt, wo besagtes „Wo“ eigentlich ist; der Livestream liefert hin und wieder EindrĂŒcke. Und noch etwas stellt sich ein, sobald man sich den Challenge Roth aus nĂ€chster NĂ€he gibt: Man hat das GefĂŒhl, Teil einer großen Familie zu sein.

Challenge Roth Zuschauer

Einer Familie, in der es „den Felix“ und „die Kathrin“ und natĂŒrlich „die Alice“ gibt. Aber auch ein paar gute Bekannte, denen man beim Sporteln zuschauen kann. Quasi vom Wohnzimmer aus. Da wĂ€ren zum Beispiel „der Jan“, „der Magnus“, „die Caro“ oder „die Anne“. Genau so wird auch am Streckenrand ĂŒber alle Racer gesprochen. Genau hier findet sich das Herz der bekannten Bubble: die Community – und die wird an diesem Tag gefĂŒhlt noch grĂ¶ĂŸer. Selbst, wer ausschließlich am Renntag mit Triathlon zu tun hat, sich an den anderen 364 Tagen im Jahr aber nicht darum schert, kann sich nicht davon freisprechen, mitzufiebern, mitzujubeln, mitzustaunen. Hier packt es jeden.

Community is key

Und da wir gerade bei Community sind: Ich weiß nicht, wie oft ich an diesem Tag angesprochen werde, ob bei Nick alles lĂ€uft und ĂŒberhaupt auf Pushing Limits. Aber genau das ist es wohl, das Geheimnis von Roth. Selbst, wer nicht aktiv im Rennen ist, ist mit dem Herzen, zumindest aber gedanklich im Rennen. Wie mega diese Community ist! GĂ€nsehaut-Moment Nummer zwei.

Challenge Roth 2022 Laufstrecke

Spoiler: Es gibt noch einen dritten GĂ€nsehaut-Moment, der den Challenge Roth ausmacht. Einen Moment, der nicht vieler Worte bedarf. Es reicht eigentlich, einen Blick in die Gesichter der Athleten zu werfen, die an diesem Sonntag  im Juli 2022 ĂŒber den grĂŒnen Teppich laufen, langsam realisieren, was sie da eigentlich gerade getan haben und schließlich die Ziellinie ĂŒberqueren. Egal, wie das Rennen lief, es ist vollbracht. Da ist es nicht die Zeit auf der Smartwatch, die fĂŒr GlĂŒcksgefĂŒhle sorgt, sondern die Gewissheit, es geschafft zu haben. Jeder einzelne Finisher wird im Stadion begrĂŒĂŸt – und jeder oder jede einzelne von ihnen trĂ€gt mit den letzten Schritten eine persönliche Geschichte ĂŒber die Finishline. Ich könnte den ganzen Tag hier stehen, an Station Nummer drei.

3.000 Athleten und 3.000 Geschichten – das Geheimnis des Challenge Roth!

Da ist vielleicht der Midager, der es sich selbst vor wenigen Jahren am wenigsten zugetraut hĂ€tte, das Ding ins Ziel zu bringen. Oder die Ambitionierte, die fĂŒr diesen einen, verdammt langen Tag alles andere hintenangestellt, Freunde verloren, Herzen gebrochen hat. Vielleicht sind da aber auch die Staffelteilnehmer, die fĂŒr einen Freund angetreten sind, der selbst nach einem Schicksalsschlag nicht mehr antreten kann.

Challenge Roth Impressionen 2022

Und es ist eben auch Zsanna, die Freundin von Frederic Funk, die hier vor ihm die erste Langdistanz ins Ziel bringt und damit vor allem ihn unendlich stolz macht (und auch noch ihre Altersklasse rockt!). Oder Carolin Lehrieder, die mentale StĂ€rke beweist, obwohl ihr diese Saison bereits einiges davon abverlangt hat. Oder Fritz aka frittziq, der mal eben ins Profi-Feld vorfĂ€hrt und bester Agegrouper wird. Oder es ist eben Nick, der an diesem Sonntag nach 8:46:30 Stunden nicht nur sich, sondern auch das PRO:ject saustark ins Ziel bringt. Sauber! GlĂŒckwunsch! Prost!

Was auch immer die Story hinter der Teilnahme ist, steht fest: Dieser eine Tag macht etwas mit jedem einzelnen – ganz gleich, ob Profi, Agegrouper oder Zuschauer.

Nick Challenge Roth 2022

Und damit bleibt eigentlich nur noch eines zu sagen: Challenge Roth, du hast geliefert – nicht nur 3.000 Geschichten, sondern auch mindestens 3.000 neue TrĂ€ume fĂŒr 2023!

In diesem Sinne: See you at the finishline,  Roth!
Mit ganzem Triathlon-Herz,
Lena

Fotos: Simon Gehr

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12 Kommentare

  1. Ein absolut wahnsinnges Wochenende. Sowohl von außen betrachtet, als auch von innen. (Staffelteilnehmer). Mythos Roth. Der Name ist Programm! 🙂

  2. Yeah, aber sowas von! Hoffe, bei deiner Staffel ist alles optimal gelaufen … 🙂

    Liebe GrĂŒĂŸe
    Lena

  3. Das ist es, warum man diesen Sport liebt und verfolgt! Dieses „GefĂŒhl“, das man keinem „normalen“ Menschen erklĂ€ren kann! Egal ob Olympia mitten in der Nacht mit Stephan Vukovic oder Frodo, WM in Hamburg mit dem Zielsprint von Daniel Unger, selbst teilnehmen beim Wald- und Wiesentriathlon, oder die Lifestreams im Internet mit seinen Helden zu verfolgen, natĂŒrlich gleich um 6:30 vom Schwimmstart weg, bis zum Zieleinlauf. Danach ist man fast genau so „durch“ wie alle Finisher. Dieses GefĂŒhl, das einem GĂ€nsehaut beschert und TrĂ€nen in die Augen schießen lĂ€sst. EisenmĂ€nner weinen nicht?! Von wegen, Triathleten dĂŒrfen auch GefĂŒhle zeigen! Vielen Dank, dass Ihr uns mit so gutem Content versorgt und uns digital mitnehmt. Erholt Euch gut! Beste GrĂŒĂŸe aus Hamburg

  4. Ein hammergeiles Wochenende ❀
    Es ist ein unbeschreibliches GefĂŒhl vor so vielen Zuschauern zu Laufen die einen đŸ„° anfeuern 📣 â€ïžâ€đŸ”„
    Liebe GrĂŒĂŸe aus Schweinfurt, Britta

  5. Perfekte Beschreibung von unserem Tag😃 War mit meiner Frau das erste mal zum Zuschauen da. Ihr von PL habt uns so dermaßen heiß gemacht, dass wir spontan hin mussten. Am Ende des Rausches stand man am Montag in der Schlange um nĂ€chstes Jahr dann aus der Teilnehmer Perspektive dabei zu sein. Nochmal Danke ans ganze PL-Team. Ich hoffe ich sage das dann in einem Jahr an gleicher Stelle nochmal 😊

  6. So schön geschrieben. Hab’s gerade meinen MĂ€dels laut vorgelesen und kĂ€mpfe immer noch mit den TrĂ€nen, so gut trifft es das GefĂŒhl dieses Wochenendes (falsch…die TrĂ€nen fließen, um ganz ehrlich zu sein).

    2019 war meine erste Langdistanz hier in Roth und dreimal wurde fĂŒr mich die Wiederholung abgesagt (Stichwort: großes C). Warum das alles? Warum – fragt man sich. Seit Sonntag ist mir das wieder ganz klar.

    LG
    JĂŒrgen

  7. Wow! Vielen lieben Dank fĂŒr deine lieben Worte … Freut mich, dass ich das Feeling transportieren konnte. 🙃

    Liebe GrĂŒĂŸe
    Lena

  8. Mega! Dann hoffe ich, dass du das GefĂŒhl noch die ganze Woche (und bestenfalls) mitnehmen kannst … đŸ’ȘđŸ»

    Danke fĂŒrs Verfolgen!

    Liebe GrĂŒĂŸe
    Lena

  9. Danke, das freut mich mega, dass ich das rĂŒberbringen konnte!

    Na, unbedingt sagst du dasnĂ€chstes Jahr dann auch – insofern: See you at the finishline! đŸ€™đŸ»

    Liebe GrĂŒĂŸe
    Lena

  10. Wow, danke lieber JĂŒrgen – jetzt bin wiederum ich ganz bewegt, dass dich meine Worte so bewegen!

    Wir haben einfach die beste Community der Welt! Danke!

    Liebe GrĂŒĂŸe
    Lena

  11. Toll geschrieben! Bis jetzt auch immer nur vom Mythos-Roth und dem Solar Hill gehört. Dieses Jahr alles live erlebt. Auch wenn nur als Zuschauer. Aber man fiebert so mit. Ein GÀnsehautmoment nach dem anderen. So schön so viele Triathlon-Fans auf einem Haufen zu sehen. So viele die diesen Sport leben. Der Tag war grandios! Es war selbst emotional, als die letzten das Ziel erreicht haben obwohl man sie nicht kannte & selber nicht den Tag in den Knochen hatte mit den Hunderten von Kilometern. Roth packt einen nur. Komplett!

  12. Danke, Mari! Unterschreibe ich zu 100 Prozent – Roth ist eben einfach etwas Besonderes. đŸ€©

    Liebe GrĂŒĂŸe
    Lena