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Challenge Roth 2023: Ein guter Tag für den Triathlon

26. Juni 2023


Challenge Roth 2023

Den ganzen Tag Gänsehaut und dann auch noch zwei neue Bestzeiten sowie insgesamt sechs Rekorde – der Challenge Roth hat auch 2023 geliefert. Und das mit Folgen für die Sportgeschichte, denn bei der hat an diesem Sonntag ein neues Kapitel begonnen. Ein Zwischenruf zu dem, was es zu feiern gibt!

Eigentlich gehört es sich, nach einem Rennen mit einem Rennbericht um die Ecke zu kommen. Ihr wisst schon: Zeiten, Sieger-Statements, Dies und Das. Aber was heute in einem kleinen, verschlafenen Örtchen mitten im bayerischen Frankenland passiert ist, bedarf einer Protokollabweichung. Und unter uns: Mir persönlich ist auch noch gar nicht danach, einfach so „wie immer“ weiterzumachen und in die Analyse überzugehen. Warum? Weil all jene, die dieses Rennen heute – ob nun live oder digital – verfolgt haben,  Zeugen des Beginns eines neuen Zeitalters wurden. Und ich bekomme nach wie vor allein beim Gedanken an die Zieleinläufe von Magnus Ditlev und Daniela Ryf noch Gänsehaut.

Ja, sicher, klingt alles super pathetisch. Aber ich stehe dazu, dass mich der Challenge Roth in diesem Jahr noch ein bisschen mehr bewegt hat. Und ich schätze, dass ich damit nicht allein bin. Kommen wir zur Einordnung zunächst zu den Fakten und zugleich zum Fazit des Langdistanz-Klassikers, denn das ist beachtlich.

Die Sechs Rekorde beim Challenge Roth

1. Neue Weltbestzeit auf der Langdistanz bei den Frauen: 8:08.21 – Daniela Ryf

Um gute zehn Minuten pulverisierte Daniela Ryf den 2011 und damit vor gut zwölf Jahren aufgestellten Rekord von Chrissie Wellington. Ihre Zeit galt seitdem als das Maß aller Dinge – und fast schon unübertreffbar. Aber sie selbst hatte bereits geahnt, dass 2023 endgültig damit Schluss sein würde: Mit Blick auf die Starterinnenliste war sie selbst nach Roth gereist, um der neuen Rekordträgerin persönlich die Medaille umzuhängen. Und so kam es auch.

2. Neue Weltbestzeit auf der Langdistanz bei den Herren: 7:24.40 – Magnus Ditlev

Es ist und bleibt erstaunlich, was Magnus Ditlev, ein 25-jähriger Däne mit Wattwerten, die selbst Profisportler wie Sebastian Kienle überraschen, zu leisten imstande ist. Und so kam es, wie es kommen musste: Jan Frodeno persönlich überreichte an diesem Sonntag dem neuen Weltbestzeit-Inhaber die Medaille im ikonischen Triathlonstadion beim Challenge Roth. Über zehn Minuten war Ditlev schneller als „the GOAT himself“.

3. Zwei neue Radrekorde bei den Männern: Unter 4 Stunden – Magnus Ditlev und Sam Laidlow

Mit 3:57.45 unterbot Magnus Ditlev seinen eigenen Radrekord aus dem Vorjahr – mit Sam Laidlow im Schlepptau. Teils waren die beiden mit einem 48er-Schnitt (!) auf den 180 Kilometern unterwegs gewesen. Die deutlich unter vier Stunden liegende Schlusszeit war für die enorme Leistung der beiden der beste Beweis. Da Sam quasi an seinem Hinterrad ins Ziel kam und ebenfalls unter vier Stunden bei der Radzeit blieb.

4. Neuer Weltrekord auf der Laufstrecke bei einer Langdistanz: 2:30.27 – Patrick Lange

Er hatte es angekündigt, einen raushauen zu wollen – umso ärgerlicher waren zunächst die 27 Sekunden, die einer Zeit unter 2:30 Stunden im Weg standen. Die ändern aber gar nichts daran, dass Patrick Lange einen neuen Weltrekord bei der dritten Disziplin einer Langdistanz aufgestellt hat und damit eindrucksvoll seine Laufstärke demonstrierte. One for the books!

5. Neuer Zuschauerrekord: 300.000

So viele wie nie zuvor hat es anlässlich der Langdistanz ins Frankenland verschlagen. Das zeigte sich an vollen Straßen – und enormem Dauerjubel am Streckenrand. Kaum ein Berg, der nicht zum Stimmungsnest wurde – wenngleich der König aller Good-Vibes-Spots nach wie vor der legendäre Solarer Berg war, ist und bleibt.

  • Plus: Die Schlange für die Registrierung für das Folgejahr bildete sich 2023 nicht erst, wie sonst, am Morgen nach dem Rennen – sondern direkt nach dem Rennen. Ja, richtig gelesen, also während noch tausende Athletinnen und Athleten die Finishline überquerten. Na, wenn das mal kein Beweis für einen neuen Maßstab in puncto Hype ist …

Mehr als nur Zahlen: Eine Zeitenwende

Kurzum: Seit diesem Sonntag steht im Triathlon kein Stein mehr auf dem anderen. Denn das, was auf der Langdistanz wirklich möglich ist, wurde heute neu definiert. Absurde Wattzahlen, Fabelzeiten, Ausnahmeleistungen – und gerade im Frauensport das Ende der Chrissie Wellington-Ära, deren Rekord gut zwölf Jahre in Stein gemeißelt zu sein schien. Bei all den Diskussionen um schnelle Kurse und Sonder-Rennen wie Sub7/Sub8 oder das Tri Battle Royale, die wir in den vergangenen Jahren rund um Weltbestzeiten führen mussten, gilt es diesmal neidlos anzuerkennen: Der Challenge Roth 2023 hat die Triathlonwelt am 25. Juni nachhaltig verändert.

Sicher, man kann es mit den Worten von Sebastian Kienle auch kürzer sagen: „Das heute war wie eine Mondlandung.“ Oder mit denen von Patrick Lange: „Macht Bock auf mehr!“ Oder mit den Worten von Laura Philipp zu Daniela Ryfs Performance: „Jetzt können wir alle mal nach Hause gehen und überlegen, was wir im Training besser machen können.“ Doch all diese Aussagen, die im Rahmen der Pressekonferenz fielen, machen eines doch ganz deutlich: Die große Frage des Triathlons, nämlich die nach den Grenzen des menschlich Machbaren, wurde heute auf neue Weise beantwortet – in Form von Zahlen, die noch lange als neue Benchmark gelten werden. Gerade dem Frauensport, der lange fast schon stiefmütterlich behandelt wurde (siehe Interview mit Thorsten Radde), tut das gut. Schließlich stand das Frauenrennen dem der Herren in keinem Punkt nach.

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Was bleibt nach dem Gänsehaut-Rausch?

Was mich bei all dem besonders freut: Dass es somit zweimal „Boom“ in der Triathlon-Geschichte machte, tut dem Sport unheimlich gut. Denn Zuschauer bekamen gleich zwei ultraspannende Rennen serviert, die unvergessen sein werden. Beide haben schließlich gezeigt, dass es Potenziale und noch viele Geschichten zu erzählen gibt.

Auch über die Szene hinaus wurde damit ein Ausrufezeichen gesetzt. Schließlich schielen auch die Fans der Einzeldisziplinen rüber und dürften nicht selten erstaunt sein, was hier noch abgerissen wird. All das motiviert Profis, die Industrie und alle Beteiligten, weiterzumachen und den Sport weiterzuentwickeln. Denn eines ist auch klar: Das neue Kapitel hat gerade erst angefangen und das letzte Wort ist noch lange nicht geschrieben.

In diesem Sinne: Cheers, Triathlon – du bist und bleibst ein Wahnsinnssport!

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2 Kommentare

  1. Servus aus Oberfranken,

    was gerne vergessen wird, das WE startet Freitags mit dem Sprint, Samstags ist Schnuppertria und Kids und Jugend. Also ein Fest übers ganze WE. Und trotz der Größe einfach familiär!

    Beste Grüße von einem Schwergewichtstriathleten in Feuerwehrschutzbekleidung,

    Frank Stuhlmann

  2. Wir, zwei Familien unseres Freundes und Nachbarn Simon Lennartz, haben ihn von Samstag bis Montag bei seiner Teilnahme an der Volldistanz aller drei Sportarten begleitet. Schon während der Monate seiner Vorbereitung auf Roth haben wir täglich unseren „Hut“ vor ihm gezogen.
    Der Sonntag hat allen Sportlern dann bei den Wetterbedingungen das menschenmögliche abverlangt!!
    Es war einmal Ereignis was wir nicht vergessen werden. Auch Lob an die Organisations- und Durchführungsteams. Besser konnte man es beindiesen Menschenmassen nicht machen!!
    Leider war schon Stunden vorher die Zufahrt zum Gelände verstopft, was vielen Startern es unmöglich machte rechtzeitig zum Check-In zu kommen.
    Wir sahen wie teilnehmwnde Sportler ihre Räder und Equipment aus den Autos heraus zusammenbauten / umschnürten und an den Autoschlangen vorbei Richtung Meldepunkt fuhren. Ob es für die Teilnehmer eine zweckmässigere und sicherere Zuwegung in Zukunft gäbe , z.B. durch eine oder zwei sowieso abgesperrt Straßen, wäre vielleicht ins Planungskonzept mit aufzunehmen…. so als Gedankenpunkt. Durch die aufkommende Hektik schon in der Anfahrt, haben wir einige Wettkampfteilnehmer gesehen die bereits zwischen und beim vorbeifahren an den gestauten Autos stürtzten da eine regelrechte Panik bei ihnen aufkam nicht rechtzeitig zum Meldepunkt zu kommen. Ansonsten fanden wir die ganze Veranstaltung als sehr gelungen und super organisiert.
    Unser Freund hat alle drei Distanzen mit tollen Zeiten geschafft.
    Wir sind auf alle Teilnehmer stolz.