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EPO-Doping bei Collin Chartier: Wir mĂŒssen reden!

25. April 2023


Collin Chartier

Der Triathlon hat einen aktuellen Doping-Fall – und die Szene tobt. Zurecht. Aber lassen wir die Empörung mal aus dem Spiel: Was bedeutet die ganze Nummer eigentlich fĂŒr die Basis, also Agegrouper:innen? Alles viel zu weit weg oder betrifft die Sache den Breitensport mehr als gedacht? (Bild: PTO)

NaivitĂ€t. Ebendieses Schlagwort beschreibt wohl am besten, was die Triathlonwelt seit zwei Tagen ins Wanken bringt. Wie naiv konnte man, pardon, konnte ich sein, zu glauben, dass in einem derart performance-getriebenen Sport, wie es Triathlon nun einmal ist, Doping kein Thema sei? Und wie naiv konnte Collin Chartier sein, dass sein EPO-Missbrauch nicht auffliegen wĂŒrde? Ich spare mir, die Antwort darauf in die Tasten zu tippen. Alles rein rhetorisch.

Aber Fakt ist: Triathlon hat ab sofort ein Thema. Und das geht weit ĂŒber das Dopen hinaus. SpĂ€testens an der Basis. Die Folgen betreffen nĂ€mlich nicht nur in puncto Vertrauen in die sportlichen Wahnsinnsleistungen im Triathlon die Elite, sondern auch den Breitensport. Vielmehr noch jede:n Sportler:in. Anders gesagt: Es kommt auf uns alle an, was der Triathlon aus der Nummer macht. Verbirgt sich hier vielleicht sogar eine Chance fĂŒr eine echte Zeitenwende?

  • Hintergrund: Der Doping-Fall Collin Chartier

  • Am 24. April 2023 wurde bekannt, dass eine Doping-Probe von US-Triathlet und PTO US Open-Sieger (2022) Collin Chartier aus dem Februar 2023 positiv war. In Chartiers Probe wurde der Wachstumsfaktor Erythropoetin (EPO) gefunden.
  • Zahlreiche Stars der Szene Ă€ußerten sich binnen kĂŒrzester Zeit zu den VorfĂ€llen. Chartier selbst bezog auf seinem Instagram-Channel ebenfalls Stellung: Er entschuldigte sich fĂŒr sein Vergehen und begrĂŒndete den Einsatz des Doping-Mittels unter anderem mit mentaler Belastung sowie fehlender Freude am Sport. Zudem gab er an, die Konsequenzen seines Handelns sowie seiner Entscheidung zu tragen. Bereits am Tag darauf erschien eine Sonderfolge des „How they train“-Podcasts mit ihm, in dem er zu der Situation Auskunft gibt. Er erklĂ€rt, im Alleingang gehandelt zu haben.
  • Chartier wurde fĂŒr drei Jahre gesperrt; laut eigener Aussage beabsichtigt er nicht, nach Ablauf der Sperre in den Sport zurĂŒckzukehren.

Doping ist das Allerletzte und was Collin Chartier mit seinem Griff zur Nadel gemacht ist, ist und bleibt sch
 naja, ihr wisst schon. Punkt. Aber bloße Empörung bringt den Sport aktuell nicht weiter. Viel wichtiger ist jetzt die Frage nach den Learnings aus der ganzen Geschichte. Denn ein Sport, der die Chance verpasst, sich genau diese Frage zu stellen, muss unter UmstĂ€nden jahrelang die Folgen in Kauf nehmen. Und er muss am Ende nicht selten ĂŒber Generationen die Scherben des eigenen Images aufkehren, ausgerechnet an der Basis.

Klar, dass da sofort der Radsport in den Sinn kommt. Wie oft mĂŒssen sich noch heute die inzwischen erwachsenen Kinder von Radsport-Stars der 90er-Jahre fragen lassen, ob sie der Doping-Versuchung Stand halten? Wie viele Eltern plagt wohl die Gewissensfrage, ob sie den talentierten Nachwuchs wirklich in den Profisport entlassen sollen – weil hier eben nicht nur Sieg und Freude, sondern nach wie vor enormer Leistungsdruck und Grenzen des menschlich Machbaren lauern? Und wie viele Vereine kommen auch deswegen in der Nachwuchsarbeit keinen Schritt weiter?

Königsfrage: Wie können wir das im Triathlon verhindern?

Es geht um mehr als Doping!

So simpel die Frage klingt, so schwierig ist ihre Beantwortung. Ein möglicher Ansatz: mehr Kommunikation ĂŒber das Unbequeme. Denn auch das ist ein Kapitel der Geschichte im Fall Chartier: dass sich der 29-JĂ€hrige auf seine schlechte mentale Verfassung beruft. Genau hier steckt – bei aller Skepsis, die dieser ErklĂ€rung gegenĂŒber auch berechtigt sein mag – ein Moment der Chance, mit diesem Fall fĂŒr einen Neustart zu sorgen. Und zwar in Bezug auf die Enttabuisierung des Themas mentale Gesundheit.

Ob es nun der Wahrheit entspricht oder nicht, dass Chartier ausgerechnet auf dem Höhepunkt seiner LeistungsfĂ€higkeit, nĂ€mlich wenige Wochen nach dem Sieg bei den PTO US-Open im September, wie er sinngemĂ€ĂŸ selbst sagt, so sehr an dem eigenen Potential zweifelte, dass er zu EPO griff: Möglich wĂ€re es. TĂ€glich zerbrechen Menschen an enormem Erwartungsdruck, Stress, Versagensangst, Ausweglosigkeit – im Job, im Privatleben oder eben im Sport. Und genau darĂŒber mĂŒssen wir reden, damit die folgenden Generationen andere Strategien kennenlernen als die vermeintliche Chartier-Exit-Methode.

Ob wahr oder nicht: Mentale Gesundheit gehört auf die Agenda – gerade im Sport!

Dass es besagte andere Strategien gibt, beweisen FĂ€lle von Top-Athlet:innen, die offen ĂŒber Themen wie Depression, mentale Gesundheit, Burn-Out und Leistungsdruck im Spitzensport in den vergangenen Monaten gesprochen haben. Von Chelsea Sodaro bis Jan Stratmann, ist die Message klar: Wir mĂŒssen mehr darĂŒber reden und Beispiele dafĂŒr sein, dass man zurĂŒck zur eigenen StĂ€rke finden kann!

Chartier wĂ€re in dem Fall kein gutes Beispiel – oder gerade ein gutes dafĂŒr, was eben keine gute Strategie ist. Wenn er seine Entschuldigung gegenĂŒber dem Sport ernst meint, gilt es nun, genau mit dieser Einsicht der Basis, dem Nachwuchs, der nĂ€chsten Generation etwas zurĂŒckzugeben. Sperre hin, Karriereende her.

Mentale Gesundheit ist ein Thema, das nicht nur im Sport auf die Agenda gehört, sondern letztendlich auch in der Gesellschaft. Ob der Fall Chartier als brisanter AufhÀnger genutzt wird, um das Thema in all seiner Relevanz zugunsten der Zukunft eines sauberen Sports zu nutzen, liegt letztendlich in der Hand der Szene selbst.

Denn wenn der Rauch der Empörung erst einmal verflogen ist, wird eines in der Regel ersichtlich: dass es letztendlich darauf ankommt, aus vermeintlichen Fehlern und Fehlentscheidungen zu lernen und sie kĂŒnftig nicht noch einmal zu machen – im Sport wie auch im Leben.

  • Frage in die Runde: Was sind eure Gedanken dazu? Ab in die Kommentare damit!
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16 Kommentare

  1. Also wer glaubt, dass der gute 2022 & bei seinem PTO Sieg bei den nicht existierenden Vorleistungen sauber war, dem ist nicht zu helfen.
    Das ist ĂŒbrigens genau das Problem – er konnte diese Erfolge feiern und wurde nicht erwischt. Wenn die wissen was sie machen kommt man da mit Kontrollen beim Rennen nkcbt weit… sondern es muss im Training passieren.
    Das lĂ€sst ĂŒbrigens jetzt auch an anderen Senkrechtstartern zweifeln bei denen man zum Beispiel in Kona mit den Kopf geschĂŒttelt hat und die jedes Tri-Rating Szenario gesprengt haben. Da ist leider noch viel mehr faul… Zwei Namen fallen da sofort ein, aber das will man hier sicher nicht hören.

    SpÀtestens jetzt, mit mehr Preisgeldern wird auch die dreckige Seite des Sports zunehmen.

  2. Hey Mark,

    absolut! Die offenen Fragen, der Umgang mit den Preisgeldern, das System insgesamt – das alles sind dann weitere Aspekte der ganzen Thematik. Ist komplex. Das Ganze wird die Szene sicher noch sehr lange beschĂ€ftigen.

    Liebe GrĂŒĂŸe
    Lena

  3. Hey Stephan,

    danke dir! Ist natĂŒrlich ein sehr kleiner Aspekt der gesamten Thematik, ein Ausschnitt.

    Liebe GrĂŒĂŸe
    Lena

  4. Aus meiner Sicht handelt es sich nicht um Fehlverhalten eines jungen Mannes der psychische Probleme hat. Sondern um einen jungen Mann der sich durch Betrug 100.000 € erschlichen hat. Das ist was klar benannt und verurteilt werden muss.
    Triathlon ist so ein geiler Sport und der Breitensport muss eben aufpassen, dass durch PTO, Ironman oder welche Veranstalter auch immer, dieser Sport nicht kaputt gemacht wird. Leider ist in diesem Fall glaub ich nicht die Selbstzweifel der Beweggrund, sondern ein talentierter Sportler, der gesehen hat, dass er mit seiner Physis nur unter die Top 10 des Feldes kommt, hat sich entschlossen strukturiert zu betrĂŒgen um zu gewinnen. Punkt. Er hat sich Titel (Sponsorengelder) und Preisgelder erschlichen. Und das sollten wir Ă€chten.
    Denn ich bin ein aus der Zeit und habe als Kind, Jan Ulrich triumphieren sehen und die wirklich spannenden KĂ€mpfe zwischen Armstrong und Ulrich in den verschiedenen Bergetappen der spĂ€ten 90er am TV verfolgt. Es war geil. Leider ist mir davon nur noch Zweifel an Überleistungen geblieben , und der Radsport ist fĂŒr mich eher ein Drogensport. Und das obwohl ich zu der Zeit noch Kind, höchstens Jugendlicher war.
    SchĂŒtzt unseren Sport, benennt BetrĂŒger, schĂŒtzt die Jungathleten und geht vorsichtig mit Geld im Profisport um. Hört auf Euch um die TĂ€ter zu sorgen.
    Das ist meine Forderung aus diesem Fall.

  5. Hey Martin,

    stimme ich dir zu 100 Prozent zu! Geht mir persönlich nicht um Sorge um den TĂ€ter, die Intention ist vielmehr die Sorge um das, was der Fall aufgrund dieser fragwĂŒrdigen BegrĂŒndung mit dem Sport, dem Nachwuchs, der Zukunft macht – und wie wir das verhindern. Zum Beispiel eben dadurch, dass wirklich alle Themen auf die Agenda kommen, die der Fall in all seiner Vielschichtigkeit tangiert.
    Liebe GrĂŒĂŸe
    Lena

  6. Sind wir ehrlich. Triathlon war (und ist immer noch) eher ein Nischenthema. In der Sportschau ist nur dann von Triathlon die Rede wenn man einen deutschen Sieger mit Blumenkette um den Hals einladen und sein verrĂŒcktes Fahrrad bestaunen kann. Mit der PTO hat aber ein Wandel begonnen, der den Sport auf eine andere Ebene heben soll. Wie schon in Euren Podcast besprochen: Mehr TV-Coverage, Storytelling ĂŒber Sportler:innen im Fokus mit all ihren Ecken und Kanten … all das ist natĂŒrlich auch fĂŒr die Sponsoren attraktiv. Letztlich haben Sanders, Charles/Barclay und Findlay/Lagerstrom via Youtube schon bewiesen, dass das funktioniert. Dazu kommen die dicken Preisgelder. Und mit den vielen Möglichkeiten durch MedienprĂ€senz und Geld kommt eben auch die dunkle Seite der Macht ins Spiel. Bisher war es nicht sooo naiv zu glauben, dass Doping im Triathlonsport keine allzu große Rolle spielt. Denn die Szene war eher durch Enthusiasmus und Eingeschworenheit geprĂ€gt als durch Kommerz und Öffentlichkeit. Das erklĂ€rt vielleicht auch ein bisschen warum viele nun „geschockt“ sind, dass so etwas im Triathlon „passieren“ kann.

  7. Top Zusammenfassung und Impulse fĂŒr mögliche weiterfĂŒhrende Szenarien. Schauen wir mal, wer das zur Aktion nimmt.

  8. GrundsĂ€tzlich bin ich dafĂŒr, dass beim ersten nachgewiesenen Doping oder auch nur der Versuch zum lebenslangen Ausschluss fĂŒhrt. Ein Problem habe ich aber mit Pauschalverurteilungen; wenn man die „Lagerfeuergeschichten“ mancher Athleten hört, dann stellen sich mir die Haare auf… ich habe gehört, mein Bekannter hat, der ist ganz sicher, usw.! Wenn es einen begrĂŒndeten Verdacht gibt, dann anzeigen, wenn nicht, bitte keine Verurteilungen.
    Zum Thema Dopingkontrollen anhand des Beispiels Ironman Austria: Ironman fĂŒhrt selbst keine Kontrollen durch, sondern beauftragt – zumindest in Österreich – die NADA, dort wird eine bestimmte Anzahl an Kontrollen bestellt… und jetzt wirdÂŽs spannend; bei einem „normalen“ Ironman sind es meist nur 3!!! Kontrollen. D.h. max. die Erste und der Erste und dann eventuell 1 ausgeloster Agegrouper:in. Die Wahrscheinlichkeit als gedopter Agegrouper:in erwischt zu werden, kann man sich ausrechnen. Zusammenfassend sehe ich das Dopingproblem im Agegrouper-Sport als viel höher an, als im Profisport, denn dort wird wenigstens ab und zu getestet!

  9. Hey Lena,
    schöner Artikel, danke! Ich stimme Dir voll zu! Denn das Problem strahlt ab auf die ganze Szene und damit auch auf uns als Agegrouper und Fans. Und auf zukĂŒnftige Agegrouper, Profis, Fans …

    Und was mich wirklich nervt, ist die Tatsache, dass die Leichtigkeit (oder eben NaivitĂ€t) flöten geht, weil man nun an allem zweifelt. Ich zumindest tue das. Beispiel: Collin hat zu Jack Kelly im „How they train“-Podcast gesagt, er wolle nicht ĂŒber die Details des Dopings sprechen (Beschaffung, Dosierung, wie er die Spritzen gesetzt hat, etc.), um keine Nachahmer auf den Plan zu rufen. Das klingt erst mal so, als wolle er den Sport und potenzielle Nachahmer schĂŒtzen. Wie selbstlos von ihm …
    Zweiter Gedanke: Ja, oder es geht Dir gar nicht darum, so selbstlos zu sein, sondern Du hast schlicht keine Ahnung von diesen Details. Weil Du eben nicht alles alleine gemacht hast. Weil das eben System hat, und weil das nach ein, zwei kritischen Nachfragen sofort auffallen wĂŒrde.

    Das ist nun ein sehr spezielles Zweifeln an einem sehr konkreten Dopingfall – aber Zweifeln und Misstrauen im Allgemeinen wird sich durch solche Geschichten eben auch bei uns Agegroupern mehr und mehr bemerkbar machen.

  10. Ich bin wie viele erstmal geschockt, vielleicht dem geschuldet weil ich immer an das Gute glaube und ein Optimist bin. Ich glaube an den sauberen Sport und im speziellen an die Pogacar‘s , van Art‘s , van der Poel’s , die Iden‘s , Blummenfelts , Frodeno‘‘s und Kipchoge‘s auf der Welt. Dass die gezeigten Leistungen nur durch harte Arbeit und Disziplin zu erreichen sind. Aktuell mache ich mir sogar Sorgen darum, dass sich Collin Chartier was antut – nachdem was jetzt so alles auf Ihn und den Triathlonsport einprasselt. Er scheint ja labil zu sein, zumindest könnte man das aufgrund seiner bisherigen Statements meinen.
    Ich wĂŒrde mir wĂŒnschen, wenn Chartier sein Buch ganz aufschlagen wĂŒrde und mitteilen wĂŒrde was er denn noch so zu wissen meint – z.Bsp. Beschaffungsquelle (wirklich alleine im Internet bestellt- hahaha)

  11. Sehr gute Gedanken von Euch, mentale Gesundheit steht in der heutigen, schnelllebigen Zeit immer noch zu sehr im Schatten. Gerade im Profisport setzt man die Talente von Anfang an nur unter Druck. Jeder der die verlangte Leistung nicht erbringt ist von einem Tag auf den anderen sozusagen Arbeitslos. Ich schreibe als reiner Amateur der den Sport Triathlon als ausgleich zum Beruf macht.Mit einer Laufzeit von 6,30 min/km gehöre ich immer zum letzten drittel an der Finishline und trotzdem gibt mir der Sport die StĂ€rke meinen Kopf fĂŒr den Job freizumachen. Schwimmen ist fĂŒr mich Herrausforderung,Radfahren pure Leidenschaft und Laufen ist die Zeit fĂŒr mich allein worraus ich viel mentale Kraft sammle. Der Profisportler macht seinen Sport als Beruf und muss immer 200 % bringen da gehört viel dazu, und jedes Talent braucht meiner Ansicht nach auch psychologische UnterstĂŒtzung um solche Leistungen zu erbringen.
    Profisportler sind Menschen mit vielen ĂŒbermenschlichen StĂ€rken aber auch mit SchwĂ€chen. Wir Fans und vor allem die Medien sollten auch SchwĂ€chen akzeptieren.
    !!!!!!!Doping ist kein Weg raus aus dem Tief!!!!

  12. Hallo,
    ich habe eine VerstÀndnisfrage zur Aussage, dass Chartier alles alleine gemacht und gelernt hat: ich habe mich bei den Aussagen, dass er es nicht alleine gemacht haben kann, immer gefragt, was so kompliziert daran sein soll, sich eine Spritze in den Popsch zu jagen -> das kann er doch sicher alleine gemacht haben.
    Ich habe mir nun einen Artikel dazu durchgelesen, wie EPO ĂŒberhaupt verabreicht wird, um das fĂŒr mich etwas einzuordnen.
    Lt. der Quellen, die ich gefunden habe, funktioniert EPO (bzw. Blutdoping mittels EPO) allerdings so, dass man sich nach der Verabreichung und der damit verbundenen Steigerung der roten Blutkörperchen einen Liter (!) Blut entnehmen muss und dann 4 Wochen vor dem Wettkampf wieder injizieren muss.
    Ist das tatsĂ€chlich so oder kann er sich auch wirklich einfach eine Spritze geben? Wenn das tatsĂ€chlich so ist, dass er mit Blutkonserven etc. hantieren muss ist das doch vollkommen auszuschließen, dass er es alleine gemacht hat!?

    WĂŒrde mich sehr ĂŒber eine Info zur Einordnung freuen!

  13. Solange von dem Sport nur die absolute Spitze leben kann bzw. sich das Gehalt der Spitze von der Masse derart unterscheidet, wird das einfach ein Problem bleiben.

    Es ist ja jetzt nicht so, dass er ohne Arbeit und nur durchs Doping dorthin gekommen ist. Wenn er als Ergebnis einer Top3 Platzierung anstatt einer Top10 Platzierung vielleicht nur das 1,5x verdient hĂ€tte und keine ExistenzĂ€ngste hĂ€tte haben mĂŒssen anstatt plötzlich von dem Sport leben zu können oder das 10x zu verdienen, hĂ€tte er es sich vielleicht nochmal ĂŒberlegt.

  14. Wir sollten nicht glauben, dass das ein Einzelfall ist. Man muss dich nur mal schauen, welche Leistungsexplosion es in den letzten 5 Jahren auf Kona gegeben hat. 40 Jahre hat es kein Mann geschafft, dort unter 8 Std zu bleiben
und jetzt reicht eine solche Zeit gerade noch um unter die Top 10 zu kommen. Ein Schelm wer Böses dabei denkt (und ich unterstelle keinem, das er gedopt ist.) . Veranstalter wie Ironman sind Wirtschaftsunternehmen, ihr Ziel ist es (Emotion) zu verkaufen und maximalen Gewinn zu erzielen. Das Interesse dabei die SchwĂ€chen des eigenen GeschĂ€ftsmodell aufzudecken, ist begrenzt. Betrifft Profis und AK Athleten gleichermaßen!
    Jetzt völlig empört zu sein, zeigt nur unsere NaivitĂ€t. Alles ist gut, super – bis uns einer auf die Fehler hinweist
.und keiner redet ĂŒber bekannte FĂ€lle wie Nina Kraft und JĂŒrgen ZĂ€ck. Unser Problem ist doch, dass am Ende niemand ausgeschlossen wird – spĂ€testens nach 3 Jahren steht er wieder an der Startlinie. Und wir neben ihnen

    Über Tests und Verfahren kann man nur schmunzeln
 (was soll ein Urintest nach dem Rennen belegen?).
    Ich wĂŒnsche mir sauberen Sport
schau also in den Spiegel und kann yes dazu sagen.

  15. Empörung ist in der Tat fehl am Platz! Und naiv ist m.e., wer meint, dass der Triathlonsport kein Dopingproblem hat. Auch in der Tria-Szene wird fĂŒr die teils absurden Leistungen alle möglichen ErklĂ€rungen gefunden… ErnĂ€hrung, Carbon-Laufschuhe, Radtechnik… Hauptsache, man findet ErklĂ€rungen, die nichts mit dem bösen „D“ zu tun haben. De facto wird das Thema seit Jahren verdrĂ€ngt. WĂ€hrend der Pandemie gab es keine Trainingskontrollen und schwupps fallen die Rekorde auf Hawaii… Hach, welch tolle neue Trainingskonzepte gefunden wurden. Tja, es soll Menschen geben die auch noch an die Wunderlampe glauben. Mich hĂ€tte interessiert, wie Prof. Franke (RIP) sich hierzu geĂ€ußert hĂ€tte. Ich betreibe den Sport weiterhin fair, freue mich ĂŒber jeden anderen fairen Athleten und nehme die Profiszene nur noch am Rande wahr.