Laura Zimmermann: „Das Mental-Game muss man hier schon beherrschen!“
14. Oktober 2023
Letztes Jahr war sie der Rookie – dieses Jahr kann sie anderen Ersttäterinnen Tipps geben: Laura Zimmermann geht als eine der 55 Profi-Athletinnen bei der Ironman WM auf Hawaii an diesem Samstag an den Start. Zeit für ein paar Antworten auf Fragen zum Ende der Race-Week hat sie sich dennoch genommen … (Text: Lena; Bilder: @triathlonfocus)
Laura Zimmermann zählt zu den Starterinnen bei der Ironman WM Hawaii 2023, die sich in diesem Jahr besonders häufig oft „einen eingeschenkt“ haben. Im Klartext: Das Rennen in Kona an diesem sporthistorischen Samstag ist die nunmehr vierte (!) Langdistanz in diesem Jahr. Und es gibt sicherlich einfachere Pflaster, die man sich nach einer solchen Saison für einen solchen Abschluss aussuchen kann.
Aber nicht nur das macht Laura zu „One to watch“. Tatsächlich ist sie auch deswegen interessant, weil sie eine der Athletinnen ist, deren Weg in den Profisport in den vergangenen Jahren besonders erzählenwert war und ist. Vom Teilzeit-Profi zu Teilzeit-Zahnärztin – Laura hat den Switch gewagt, weil die Entwicklung ihr dafür in den vergangenen Jahren allen Grund gegeben hat. Ihre erste Hawaii-Teilnahme (2022) war ein Erlebnis, jetzt gilt es, daraus Erfahrung zu machen. Die gemeinsam mit Coach Utz Brenner ausgemachten Ziele für diese erste WM, die als reines Frauenrennen auf der Insel ausgetragen wird, ist damit klar: das eigene Ergebnis zu toppen.
Mein Tipp für alle Rookies: Genießt es und seid euch bewusst, dass es etwas Besonderes ist, hier an den Start gehen zu dürfen!
Pushing Limits: Du bist zurück auf der Insel der Träume vieler Triathlet:innen. Was ist dein Fazit als Athletin am Ende der Race-Week mit Blick auf das reine Damen-Starterfeld?
Laura Zimmermann: Ich denke, eines ist klar geworden: Es ist ein extrem starkes Starterfeld. Auch der „Strength of Field“-Wert der PTO war definitiv letztes Jahr niedriger. Es ist etwas Spezielles, dass hier nur die Frauen starten – aber die Männer fehlen auf jeden Fall. Mir persönlich wäre es lieber, wenn man die Starterzahl künftig einfach verringern und zu gleichen Anteilen Männer und Frauen ins Rennen schicken würde. Das würde die Qualität des Rennens erhöhen. Da jetzt weniger Athleten vor Ort sind, ist hier alles allerdings auch viel entspannter – auch was die Vorbereitung anbelangt.
Pushing Limits: Im Profifeld sind viele deutsche Namen zu lesen. Da könnte Klassenfahrtstimmung aufkommen. Gleichzeitig ist es ein wahnsinnig starkes Feld – und eines, in dem sich mit Leonie oder Laura ja auch Hawaii-Rookies finden. Wie ist die Stimmung untereinander?
Laura Zimmermann: Leonie Konzcalla und ich teilen uns eine Unterkunft. Mit jemandem zusammen zu sein, der auch das Rennen bestreitet, nimmt auch mir im Vorfeld den Stress. Gerade, weil man das Ganze dann teilen und einander gut verstehen kann. Wir nehmen uns gegenseitig die Nervosität und ich finde es super, dass wir das gemeinsam er- und durchleben können. Also: Die Stimmung ist gut, wir lachen viel, haben Spaß. Mit den anderen deutschen Athletinnen habe ich nicht viel Kontakt gehabt. Jeder zieht seinen Plan durch, man verliert sich hier auch etwas. Mehr als Smalltalk ist dann eigentlich nicht drin.
Pushing Limits: Letztes Jahr war es dein erster Start – und du hast das Ding erfolgreich ins Ziel gebracht. Was ist das Ziel in diesem Jahr? Wo ordnest du dich im Feld ein?
Laura Zimmermann: Ich sehe das Rennen in diesem Jahr als Kirsche auf der Sahnetorte. Nachdem ich bereits drei Langdistanzen gemacht habe, hätte ich mich auch nicht dazu entschieden, das Rennen hier als Highlight zu sehen – als viertes Rennen in diesem Jahr. Ich merke genau deswegen, dass ich dieses Jahr viel gelassener an die Sache herangehe. Im letzten Jahr war die Anspannung wesentlich größer.
Mir geht’s gut, ich bin fit, gesund und sauge hier einfach die ganze Stimmung auf. Ich werde versuchen, das Rennen bestmöglich für mich zu gestalten – und, ja, natürlich wäre es schön, mein letztjähriges Ergebnis zu toppen. Top-15 würde mich zufriedenstellen, für die Top-10 müsste schon sehr, sehr, sehr, sehr viel zusammenkommen. Aber: Man muss sich auch hohe Ziele stecken – von daher ist eine Top-10-Platzierung für mich nichtsdestotrotz eine Traumvorstellung.
- Video-Tipp
Während Lauras erstem Hawaii-Start ist auch eine Mini-Doku entstanden, die ihr euch hier nochmal anschauen könnt …
Pushing Limits: Welche Rolle spielt für dich Nizza, das sich ja bereits am Horizont abzeichnet
Laura Zimmermann: Als bekannt gegeben wurde, dass 2024 für die Frauen in Nizza die WM ausgetragen wird, war ich, ehrlich gesagt, erst einmal negativ gestimmt. Mir liegt das Bergabfahren zwar sehr, also die technischen Passagen, aber ich habe Respekt vor dem Bergauffahren – und die Sorge, dabei zu viel Zeit zu verlieren. Da die Männer nun dort bereits gestartet sind, weiß ich aber: Ich denke, ich muss mich da nicht verstecken. Auch für uns Europäer hat Nizza als Ort natürlich Vorteile. Aber jetzt geht es erst einmal um Hawaii und das Rennen zu bestreiten. Danach möchte ich mir etwas Ruhe gönnen und dann schauen, welche Ziele ich für mich für 2024 ausmachen werde.
Pushing Limits: Was gibst du all jenen Starterinnen mit auf den Weg, die in diesem Jahr zum ersten Mal an den Start gehen?
Laura Zimmermann: Allen Rookies gebe ich auf jeden Fall mit, dass sie versuchen sollen, sich auf sich zu konzentrieren. Es kann sich außerdem lohnen, das Rennen etwas konservativer anzugehen – und lieber dann die Körner bis zum Ende des Marathons aufzubewahren. Die Strecke ist fordernd, hier darf man nichts unterschätzen. Die Radstrecke hat es zwar nicht technisch in sich, aber das „Mental-Game“ muss man hier schon spielen und beherrschen können. Im Großen und Ganzen gilt hier aber eben immer noch: Genießt es und seid euch bewusst, dass es etwas Besonderes ist, hier an den Start gehen zu dürfen!
Danke, Laura, wir wünschen dir einen genialen und erfolgreichen Race-Day!
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