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Phänomen Young Guns: Was steckt drin für den Triathlon?

02. September 2023


Ironman 70.3 WM

Die Ironman 70.3-Weltmeisterschaft hat es gezeigt: Deutschland hat einige ganz heiße Eisen im Feuer, wenn es um die Zukunft des Triathlons geht. Denn die neue Generation hat nicht nur das Zeug zum Siegen, sondern bringt auch noch einige weitere Qualitäten mit. Ein Blick auf die jungen Wilden … (Bilder: Tom Schlegel; Text: Lena)

Diesen Blog habe ich mindestens dreimal angefangen zu schreiben: In seiner ersten Version ging es um das Wahnsinns-Rennen der Herren in Lahti bei der Ironman 70.3-WM am vergangenen Sonntag; in seiner zweiten Version um einen Blick auf die drei Athleten des Tages, deren Namen ganz Triathlon-Deutschland inzwischen in ebenjener Reihenfolge im Schlaf aufsagen kann – nämlich Rico Bogen, Frederic Funk, Jan Stratmann.

Aber erst in dieser dritten Version mit einigen Tagen Abstand zum Rennen fühlt er sich nach dem an, was ich damit eigentlich aussagen möchte: Leute, das war zweifelsohne ganz großer Sport – und es macht unendlich viel Freude, euch, der neuen Generation an Mittzwanziger-Athlet:innen, dabei zuzuschauen, wie ihr die Triathlon-Welt auf den Kopf stellt. Gänsehaut, Applaus, Chapeau!

Ironman WM Lahti

Doch Lobhudelei hin, Bewunderung her: Mit dem WM-Feuerwerk und dem geschichtsträchtigen deutschen Podium am letzten August-Wochenende ist die optimale Gelegenheit gegeben, das Phänomen „Young Guns“ genauer unter die Lupe zu nehmen. Was macht die neue Generation an Triathlet:innen aus? Was macht sie stark? Und vor allem: Was bedeutet das für die Zukunft des Sports?

1. Die Young Guns sind echte Racer:innen.

Die Young Guns haben Bock aufs Racen – und das merkt man. Wer einmal Frederic „Fred“ Funk im What the Funk-Podcast bei seinen Race-Analysen zuhört, dürfte das sofort unterschreiben können. Plötzlich werden aus Wettkämpfen taktische Meisterleistungen, aus Ausdauer-Sportarten knackige Formate, aus stundenlangem Schwimmen, Radfahren, Laufen kurzweilige und anspruchsvolle Szenarien. Ich persönlich feiere das – denn dem Sport und der Begeisterung für ihn tut das ziemlich gut.

2. Die neuen Profis denken auch den Sport neu.

Die neue Generation an Profis trifft auf neue Möglichkeiten und eine zunehmende Professionalisierung im Sport – das gilt auf Veranstaltungs-, wie auch auf sportlicher Ebene. Dadurch ergeben sich auch für sie neue Chancen dahingehend, den Sport nicht mehr nach dem Motto „Das haben wir schon immer so gemacht!“ zu denken.

Stichwort: Hawaii-Hype. Sicher, auf der Langdistanz mag der Mythos unsterblich sein – und genau das lieben wir (unter anderem) an ihm. Aber auf Hawaii den Titel zu holen, ist nicht mehr für jeden Profi zu jedem Zeitpunkt in seiner Karriere das höchste Ziel: Neue Rennformate (z. B. PTO-Tour) können ebenso attraktiv sein oder sogar erstrebenswerter. Ob es nun an den hohen Preisgeldern liegt oder nicht, Fakt ist: Die neue Generation ist auch die erste, die dank neuen Optionen ihre eigenen Regeln und Mythen schaffen darf. Das bringt Leben in die Bude!

Ironman WM Lahti

3. Die Young Guns gestalten Rennen auffallend mutig.

Machen wir uns nichts vor: Selbstbewusstsein ist nicht nur wichtig, sondern eine Voraussetzung, um lange im Profisport mithalten zu können. Allerdings: Das darf keinesfalls bedeuten, die Bodenhaftung zu verlieren. Und dieser Spagat gelingt insbesondere den Deutschen Young Guns bisher gut. Zumindest macht es den Anschein. Sicher, laute Töne und Kampfansagen werden auch hierzulande gedropped. Aber auch die ehrliche Analyse nach einem Rennen gehört dazu.

Aber das Selbstbewusstsein wird in der neuen Generation mit einer Portion Mut gepaart. Hier tummeln sich Sportler:innen, die sich im gesamten Feld einzuordnen wissen – sich davon aber auch nicht abschrecken lassen. Übersetzt in Wettkämpfe bedeutet das, nicht nur an sich zu glauben, sondern auch einfach mal mutig nach vorne zu gehen, wenn sich die Chance dazu ergibt. Wenn’s läuft, darf’s auch laufen. Zu sehen sind das an Racern wie Sam Laidlow: Sie feuern, ganz gleich, wer da Großes mit ihnen an der Startlinie steht. Nicht immer mit Erfolg, aber auf jeden Fall mit ordentlich Mut.

4. Die Community ist näher dran – von Anfang an.

Höhen und Tiefen gehören im Sport dazu. Im Triathlon sowieso. Das weiß jede:r Athlet:in – egal, ob Profi oder Amateur:in. Spannend bei den Young Guns ist aber, dass wir ihre Evolution von Anfang an mitverfolgen (können). Mit allem, was dazugehört, zeigen sie sich in den Sozialen Netzwerken nd schweigen sich auch zu unbequemen Themen nicht aus. Damit sind sie die erste Generation, die das von Anfang an als Teil des Jobs versteht und verstehen muss.

Ein Beispiel: Jan Stratmann, der zu Beginn des Jahres sehr offen darüber sprach, dass 2022 eben nicht alles optimal lief. Als Fans und Triathlon-Community gibt uns das die Möglichkeit, Profis eben nicht aufs imaginäre Podest gestellt und somit unnahbar zu begreifen. Es menschelt umso mehr – und das tut dem Amateursport gut. Schließlich zeigt genau das: Selbst bei absoluten Top-Stars läuft nicht alles immer glatt. Ist das nicht beruhigend zu wissen, um die eigene Leistung einordnen zu können?

Jan Stratmann Frederic Funk Lahti Ironman 70.3

5. Der Erfolg gibt ihnen recht.

Sicher, zwei WMs stehen in den kommenden sechs Wochen noch aus. Die Saison ist, so gesehen, also noch lange nicht zu Ende. Aber schon jetzt steht fest, dass sie eine Saison der „Next Generation“ war. Ob es der WM-Titel im Super-Sprint, der WM-Titel auf der Mitteldistanz war oder die neue Weltbestzeit beim Challenge Roth: Die Young Guns haben das Ruder, ach was, das Zepter übernommen. Und wenn man’s ganz genau nimmt, fing der Siegeszug fing bereits mit dem Ende der vergangenen Saison hat. Mit Gustav Iden haben wir einen weiteren „Wild Boy“ als amtierenden Weltmeister auf der Langdistanz auf dem Tableau. Kurzum: Der Siegeszug ist nicht nur „real“, er ist auch unaufhaltbar.

Damit sind an der Stelle jetzt einfach mal ganz frech fünf (steile) Thesen in den Raum gestellt – die aber keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Also: Was ist dein Blick auf die neue Generation im Triathlon? Was macht Spaß, was steckt drin für den Sport? Ab damit in die Kommentare!

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4 Kommentare

  1. Furchtbar zu lesen mit den ganzen Doppel:punkten im Text. Übrigens hat Jan Frodeno gerade mit knapp 42 Jahren das bislang bestbesetzte Rennen des Jahres gewonnen, deutlich vor Funk. Haug mit 40 siegt klar auf Ibiza,wird 2. in Singapur trotz technischem Defekts, Weltbestzeit Ryf…bei den wirklich wichtigen Rennen haben die erfahrenen Athleten klar die Nase vorne.

  2. Eine sehr gute Einschätzung und Sicht auf den Lauf der Dinge der Wild/Young Guns Nick!

    Es ist aber auch eine völlig andere Zeit in der die Boys aufwachsen und mit dem Sport erfolgreich werden. Man darf bei der Sicht nicht vergessen das die Grundsteine von den „alten Männern :-)“ gelegt wurden. Die Vermarktung eines jeden selbst ist heute um ein Vielfaches einfacher. Die sozialen Medien machen die Tür für Reichweite und Transparenz enorm weit auf. Natürlich muss man wissen wie damit umgegangen um nicht zu viel offenzulegen und die Privatsphäre nicht zu gefährden aber die Möglichkeiten hatten andere früher nicht.

    Liebe Grüße

  3. Hey Henrik,

    danke für’s Feedback! Das sollte auch kein „Alt gegen Jung“-Kampf werden, sondern einfach ein Blick auf das, was da in puncto Generationenwechsel passiert – und warum das dem Sport guttut. 😉

    Liebe Grüße
    Lena

  4. Hey Steffen,

    freut mich, wenn dir mein Artikel gefällt – auch wenn ich nicht Nick bin. 🙂 Absolut, die Zeit ist eine ganz andere und umso spannender ist all das ja auch für den Sport. Es geht ja insgesamt um eine Weiterentwicklung des Triathlons: Ohne dabei die besagten Grundsteine zu vergessen, ist es doch super zu sehen, was die neue Generation da so treibt. Bringt auf jeden Fall Schwung rein.

    Liebe Grüße
    Lena