Pro:blog #7 – Umdenken, umplanen: 11 Wochen bis zur Langdistanz
11. Januar 2022
Und da waren es nur noch elf Wochen bis zur Langdistanz! Während der Weg von Staggi kontinuierlich weiter Richtung Challenge Roth verläuft, habe ich mich vom Start in der Triathlon Traumfabrik verabschiedet. Nun wird es bereits am 3. April beim Ironman Südafrika ernst. Das bedeutet: umdenken und umplanen.
Bevor es gleich den Ausblick auf das bevorstehende Trainingslager auf Mallorca gibt und wir gemeinsam einen detaillierten Blick in den Trainingsplan werfen, sollte ich vielleicht kurz erklären, was da los ist.
Also: Meine Frau Tamara und ich bekommen im Sommer zum zweiten Mal Nachwuchs! Und zwar nicht irgendwann im Sommer, sondern voraussichtlich ziemlich genau rund ums Wochenende des Challenge Roth. Nach einem anstrengenden und kräftezehrenden erstem Trimester hat sich mittlerweile alles gut eingependelt und wir sind zurück im Familienalltag. Mir persönlich fällt es schwer unter diesen schönen Vorzeichen ein Langdistanz-Rennen zu planen, deswegen habe ich mich für einen anderen Saisonverlauf entschieden. Aus dem PRO:ject Roth wird für mich nun jedenfalls erstmal das PRO:ject Südafrika.
- Die ausführliche Version mit vielen persönlichen Einblicken gab es bereits letzten Freitag im Triathlongelaber Podcast. Also hört gerne rein, wenn ihr mehr Hintergründe dazu erfahren möchtet.
Seit kurz vor Weihnachten steht der Ironman Südafrika fest im Kalender. Für meine Trainerin Laura-Sophie Usinger bedeutet das: umplanen. Und für mich: umdenken. Bisher hat sich der Langdistanz-Start noch angenehm weit weg angefühlt, nun sind es nur noch elf Wochen. Elf Wochen, in denen einerseits nichts mehr schief gehen darf und die mir andererseits bleiben, um alle Vorkehrungen zu treffen, um Anfang April wettkampfbereit zu sein. Oder um es mit anderen Worten zu sagen: Meine heiße Phase beginnt genau jetzt.
Mallorca Camp, die Erste: Am Samstag geht es los
Vom 15. bis 31. Januar geht es nach Mallorca, genauer gesagt nach Pollença im Norden der Insel. Philipp Seipp hat für einige seiner Athletinnen und Athleten zwei Ferienhäuser organisiert, wo ich durch alte Seilschaften ein Zimmer ergattern konnte.
Ich hoffe natürlich auf die ein oder andere gemeinsame Trainingseinheit mit Laura oder Sebi oder den anderen Jungs und Mädels, die ich bisher noch nicht so gut kenne. Allerdings sehe ich den eigentlichen Benefit des Camps nicht hauptsächlich in der Trainingsgemeinschaft oder der Gruppendynamik. Für mich geht es hauptsächlich darum, konzentriert und fokussiert meinen Trainingsplan zu erfüllen, ohne zusätzlichen Aufgaben oder Verpflichtungen wie daheim nachkommen zu müssen.
Auf jeden Fall reise ich mit dem TT-Bike ins Trainingslager. Würde meine Saison erst im Mai starten, wäre ich sicherlich noch mit dem Rennrad unterwegs gewesen. Nun will ich (und muss ich) allerdings jede Chance nutzen, um mich an die Sitz- und Aeroposition zu gewöhnen. Letzte Woche waren wir bereits zum Bikefitting bei Lasse Ibert in Nürnberg, damit wir von beginn an bestmöglich auf den neuen GIANT Trinitys sitzen. Vom Besuch bei Lasse kommt noch ein ausführlicher VLOG, checkt also immer mal wieder unseren YouTube-Channel!
Und natürlich werden wir unser Bike Set-Up auch noch detailliert vorstellen, sobald alles race ready ist. Wie ihr auf dem Bild oben sehen könnt, stehen die Zeichen beim Material aktuell voll auf den Einsatz im Training: Die Aero-Toolbox von Lasse und die Aerobottle habe ich gegen einen üblichen Flaschenhalter getauscht, das flächige Trinksystem zwischen den Extension abmontiert und die klassischen Laufräder mit Alubremsflanke eingespannt. Durch die Anbauteile sowie entsprechende Laufräder bleibt somit für den Wettkampf immer noch Luft nach oben und es fühlt sich ein bisschen nach Tuning an, wenn die Kiste dann einsatzbereit gemacht wird. Mich motiviert das immer.
Trainingsplan: Qualität vor Quantität
Kommen wir zum Training für die Zeit auf Mallorca. Die Tage vor dem Abflug am Samstag dienen der Regeneration, nachdem der zurückliegende Trainingsblock relativ intensiv gewesen ist. Am Reisetag ist nur ein kurzer, lockerer Lauf von 30 Minuten geplant. Und auch am Sonntag steht alles im Zeichen von „erstmal ankommen“: 60 Minuten Dauerlauf, zwei Stunden Radfahren und Schwimmen. Damit ich jetzt nicht jeden Tag kommentieren muss, fasse ich euch den Trainingsplan für das gesamte Camp einmal zusammen:
Woche 1
Montag: 45 Min Laufen, GA1 / 4.100 m Schwimmen, Kraft / 2:30 Std. Radfahren mit 3x10x30/30ern und 10 Minuten bei 280 Watt im Anschluss
Dienstag: 3.000m Schwimmen, intensiv / 1:30 Std. Laufen, GA1 / 2 Std. Radfahren, oberes GA1 (bis 230 Watt) / Yoga
Mittwoch (Entlastung!): Krafttraining / 5.100m Schwimmen, GA1
Donnerstag: 1 Std. Laufen, GA1 / 3.400 m Schwimmen, GA1 / 2 Std. Radfahren mit 4×6 Min. EB am Berg (380 Watt )
Freitag: 4.200m Schwimmen, GA1 / 4 Std. Radfahren, GA1 + 30 Min. Koppellauf
Samstag: 3.500m Schwimmen, GA1-2 / 1:15 Std. Laufen mit 6-8x 1.000m in 3:15 min/km / 1:30 Radfahren, locker
Sonntag (Entlastung!): trainingsfrei
Woche 2
Montag: 1 Std. Laufen, GA1 / 4.000 m Schwimmen, GA1 / 2:30 Std. Radfahren mit 3×10 Minuten bei 280 Watt
Dienstag: 3.200m Schwimmen, intensiv / 3-4 Std. Radfahren, GA1 + 30 Min. Koppellauf
Mittwoch: 6.000m Schwimmen, GA1 / 2 Std. Laufen, GA1 / 1:30 Radfahren, locker
Donnerstag (Entlastung!): 3.000 m Schwimmen, easy
Freitag: 4 Std. Radfahren, GA1 + 30 Min. Koppellauf
Samstag: 3.000m Schwimmen, intensiv / 1:05 Std. Laufen mit 3x3km in 4:10 min/km / 1:30 Radfahren, locker
Sonntag: 1 Std. Laufen, GA1 / 2:00 Std. Radfahren, GA1 / 4.000m Schwimmen, easy
Vlog-Versuch
Während Nick bereits wieder voll im Vlog-Modus angekommen ist und mehr und mehr Einblicke aus seinem sportlichen Profi-Alltag als Videotagebuch auf unserem YouTube-Channel veröffentlicht, werde ich auf Mallorca auch zum ersten Mal versuchen, im Videoformat zu berichten. Bin auf jeden Fall gespannt, ob und wie es klappt! Auf jeden Fall freue ich mich drauf, dass es neben dem Training etwas Neues zum ausprobieren gibt. Also schaut auch bei YouTube vorbei, wenn ihr das PRO:ject näher verfolgen wollt!
- Trainingspläne, Rezepte, Analysen: Komm in den Club!Anzeige
Bock auf strukturiertes Training rund um Schwimmen, Radfahren, Laufen und Triathlon? Auf der Suche nach Rezepten für sportgerechte Ernährung und nach Auswertungstools, die dich wirklich weiterbringen? Dann sagen wir: Willkommen im Pushing Limits Club! Ob Triathlon oder (Rad-)Marathon, ob Einsteiger:in oder Fortgeschritene:r, ob PB oder Party-Pace: Join the club und nutze alle Funktionen die ersten 14 Tage kostenlos!
Hier geht’s direkt zum Pushing Limits Club!
Der Club als App immer griffbereit auf Deinem Smartphone:
Mich interessiert besonders die Nahrungsaufnahme 😉
Moin Bocki, ich verfolge eure Story nach Roth mit ganzem Herzen. Auch wenn es schade ist das Ihr beide nicht gemeinsam in Roth starten werdet ,ist es vollkommen richtig in diesem Konsens die Familie in den Vordergrund zu setzen. Ich drücke euch beiden die Daumen das dennoch die Gesundheit mitspielt und Du in Südafrika dein ganzes Potential abschöpfen kannst.
Richtige Entscheidung – Family First!
Bleibt es das einzige Trainingslager vor dem IM Südafrika, oder gibt es noch eins mit intensivieren Einheiten?
Richtig geil, dass Du auch einen VLOG machst. Bin gespannt!
Habt ihr mal diskutiert ob Staggi nicht einfach auch in Südafrika startet? Wenn auch nur als Probewettkampf oder so. Eure Fans wollen doch das battle 😀
2. Woche … Bocki, welcher Sinn steckt hinter der 6000 m Schwimmeinheit? Das sind doch „tote“ Meter 😉 , oder?
Muss Staggi nicht eigentlich auch ein paar Vorbereitungsrennen machen. Vielleicht nicht Südafrika aber irgendein 70.3 im Sommer. Macht doch das gegeneinander.
Witzig, dass hier der 2. Nachwuchs im Sommer ins Haus steht. Damit liegen dann eurer beiden Kinder jeweils ca. 3 Monate nach unseren Kindern. Ein ernsteres erstes Trimester steht eher auch für weiblichen Nachwuchs?! 😉 Respekt auch dafür, dass Du dich parallel trotzdem noch auf eine Langdistanz vorbereitest. Unser Junior Nummer 1 macht mittlerweile so viel Betrieb. Da brauche ich gar nicht mehr viel Training/Sport außen rum, damit der Tag „voll“ ist.
Mich würde interessieren, mit welchen Ambitionen Du in Südafrika antrittst. Bestimmte (Zwischen-/Ziel-)Zeit(en) oder Ranking. Schielst Du auch hinsichtlich Kona auf einen Platz und wärst dann vielleicht bereit zu „riskieren“? Gibt es Gründe, warum Südafrika und nicht Texas, dass nur 2-3 Wochen stattfindet. Hoffst Du auf ein interessantes Starterfeld mit einigen Stars der Szene oder vielleicht eher auf ein „einfacheres“ Teilnehmerfeld, weil doch etliche Stars den Fokus schon auf St. George richten? (Gibt es eigentlich eine Webseite, wo man die Teilnehmerfelder von Ironman/Challenge sehen kann – mal abgesehen von der Webseite von Trirating?) Wirst Du mit dem anstehenden und dann vorhandenen neuen Nachwuchs persönlich in St. George und/oder Kona für eine Coverage sein?
Bei 6 km swim musst du sofort die Nägel schneiden, sonst bist du Strubelpeter. Hat die Family Seipp auch Koch mit gebucht? Das würde mich auch interessieren. Guten Flug und schick Bilder, damit wir hier neidisch werden LG
Moin, ich mach jetzt hier mal den Party Pooper. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass bei Bocki das Pro:ject nicht DIE Herzensangelegenheit Nr. 1 ist. Klar, vielleicht ein schwieriges erstes Trimester, Frau brauchte Nähe und Hilfe. Vielleicht gab es auch gesundheitliche Probleme und der Kopf war zu. Alles gut. Kein Thema, verstehe ich, weil ich selbst bei unserem Zweiten wegen einer Fehldiagnose eine solche Phase erlebt habe, die zum Glück gut ausgegangen ist. Aber warum jetzt nach einer suboptimalen Vorbereitung deswegen jetzt auch noch der Start schon Anfang April sein soll, verstehe ich nicht. Mal eben 3 Monate das Training verkürzen, nachdem schon im Herbst mehrere Wochen nicht optimal durchgezogen werden konnten, finde ich unprofessionell. Ein Profi sollte versuchen, optimale Form an die Startlinie zu bringen. Bei so stark verkürztem Training schwierig. Warum nicht die Rennen auf Malle oder Lanzarote Mitte/Ende Mai? Und warum, Achtung Pseudothema/Clickbait Nachhaltigkeit, gerade Südafrika??? Nach Malle sinds 1300 km, nach Kapstadt fast 10.000 km. Was hat das mit dem Anspruch eine bestmögliche Leistung abzurufen und zeitgleich Nachhaltigkeit zu leben zu tun? M.E. nichts. Zum Ironman Pays d’Aix-en-Provence (22.5.) wären es von Kempten aus (mit dem eAuto vielleicht?) gerade mal 900km. Und das sind auch noch ca. 6 Wochen bis zur Entbindung. Wieviel geringer der CO2 Fußabdruck im Vergleich zur Tour nach Kapstadt wäre, brauche ich hier wohl nicht zu erklären. Kurz, ich sehe das Pro:ject mittlerweile zumindest bei Bocki teilweise kritisch. Sollte das, was ich jetzt oben geschrieben habe, bzgl. der Terminwahl fürs Rennen falsch sein, weil andere Fakten im Hintergrund, von denen wir nichts wissen, dominierend für die Entscheidung sind, dann pardon. Aber dieses Nachhaltigkeitsding könnt ihr vergessen. Da passt nix zusammen.
Servus Stephan, danke für deinen Kommentar. Einige deiner Punkte wären sicherlich nicht aufgekommen, wenn du unseren Podcast hören würdest – beispielsweise habe ich dort erklärt, warum ich mich für Südafrika entschieden habe und nicht für ein anderes Rennen. Mallorca etwa ist kein Profi-Rennen, sondern nur für Age Grouper. Lanzarote kickt mich nicht, auf Südafrika bin ich heiß und habe Bock drauf. Außerdem gibt mir der relativ frühe Termin die Chance, dass ich in der Saison noch weitere Rennen hier in Deutschland machen kann. Deinen Punkt, dass das Training nicht professionell verlaufen ist, kann ich leider nicht ganz nachvollziehen bzw. bestätigen: Seit Juli 2021 bin ich nahezu ohne Ausfall im Training und bereite mich seitdem konstant auf die Langdistanz vor – auch der Herbst lief extrem gut und umfangreich, siehe Home Trainingslager im Allgäu. Ende November/Anfang Dezember gab es drei Wochen, in denen ich meinen Trainingsumfang anpassen musste (auf etwa 11-12 Std/Woche), aber auch das ist sicherlich kein Beinbruch und gehört wohl auch als Profi mal dazu. Die von dir angesprochenen Nachhaltigkeit ist definitiv ein Thema, das mich beschäftigt. Erstmal freut es mich aber, dass wir das geschafft haben, was wir uns vorgenommen haben: Dass es bei den Leuten im Kopf ist und darüber diskutiert wird. Wir haben im Zuge des PRO:jects nicht gesagt, dass wir alles richtig machen oder dass es das perfekte Beispiel für „so funktioniert Nachhaltigkeit im Triathlon“ wird.
Ansonsten: Ich habe so viel Bock auf das PRO:ject wie schon lange nicht mehr auf irgendeine Sache. Auch deswegen wird es sicherlich nicht bei dem einen Rennen bleiben und ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass es für mich über den zuerst gesteckten Zeitraum bis Juli 2022 hinaus gehen wird.
Nichtsdestotrotz ist es natürlich vollkommen in Ordnung, wenn du das PRO:ject (oder in diesem Falle meinen Umgang damit) kritisch siehst.
Beste Grüße, Bocki
Hallo Bocki,
absolut spannend diese Einblicke in die Kombination Profisport und junges Familienglück! Danke für deine Offenheit, besonders im Podcast.
Könnt ihr eventuell mal Tamara (bzw. eure Frauen) mit in den Podcast einladen. Ich fände es sehr cool die Sicht eines Partners von einem Profitriathleten zu hören.
Auch unter dem Aspekt Sport mit Kleinkind/Schwangerschaft und in wie fern Tamara noch so trainieren, kann wie sie möchte. Da sie (zumindest früher) als ambitionierte Agegrouperin unterwegs war, würde mich interessieren wie sie nun mit dem gesunkenen Sportpensum auskommt.
Tolle Einblicke