Nach was suchst du?

Renee Kiley: Von der 104-Kilo-Frau zur Inspiration für andere

08. März 2021


Renee Kiley Triathlon Weltfrauentag

Es sind Geschichten wie die von Renee Kiley, die wohl nur der Triathlon erzählt – und die viele dazu ermutigen, selbst mit dem Sport zu beginnen. Denn vor wenigen Jahren war Renee noch übergewichtig, Raucherin und hatte von Triathlon keine Ahnung. Heute steht sie mit der Weltelite am Start. Ein kurzes Gespräch über Motivation und Wendepunkte.

Zu Beginn des Jahres 2020 stand Renee Kiley noch an Platz #100 im Ranking der Professional Triathletes Organisation (PTO), 2021 findet sich ihr Name bereits auf Platz #66. Das ist nur einer von vielen Beweisen für die unglaubliche Entwicklung, die die Australierin in kürzester Zeit hingelegt hat.

Dass sie nur sechs Jahre nach ihrer ersten Trainingseinheit gemeinsam mit Anne Haug, Paula Findlay, Sarah Crowley, Lisa Nordén und vielen mehr für eine Aktion der PTO anlässlich des Weltfrauentags posieren würde, hätte sie selbst wohl am wenigsten erwartet. Aber so ist es – aus gutem Grund: Ihre Story ist das beste Beispiel dafür, dass Triathlon das Leben verändern kann. Passend also, dass sie Frauen dazu aufruft, ihre persönlichen Triathlon-Geschichten zu teilen …

Renee Kiley: Triathlon als Wendepunkt

Ihre eigene Geschichte begann übrigens mit der spontanen Entscheidung, einen Triathlon finishen zu wollen. Da war Renee Kiley 31 Jahre alt und eine echte Karrierefrau. Es mangelte weder an Geld, noch an Fokus. Dafür aber an körperlicher Gesundheit. Zum starken Rauchen gesellte sich Übergewicht. Und wenn Kiley heute Bilder von sich aus „alten“ Zeiten im Social-Web teilt, ist es kaum zu glauben, dass es sich dabei um dieselbe Frau handelt, die inzwischen um die Welt tourt, um an Profi-Rennen teilzunehmen. Doch so ist es.

Weil genau dieses Leben vor dem Triathlon ihre Geschichte ausmacht, schweigt sie sich darüber allerdings nicht aus. Im Gegenteil: Renee ist als Speakerin unterwegs und inspiriert längst andere dazu, Träume wahrzumachen. Egal, wie unrealistisch sie auch scheinen mögen. Sie selbst zeigt schließlich am besten, dass sich im Triathlon der Glaube daran lohnt, das Unmögliche zu schaffen.

Früher kühne Triathlon-Träume – heute knallharte Profi-Realität

Was sie auf ihrem Weg in die Weltelite stets leitete? Ihr Motto: „Be better than ordinary!“ (Dt.: „Sei besser als gewöhnlich!“) Mit genau dieser Haltung ging Kiley im Dezember 2020 auch in Daytona bei den PTO Championships an den Start. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zur Erfüllung ihres großen Traums – und ein weiteres Kapitel in ihrer inspirierenden Geschichte.

Heute bin ich eine glücklichere Version meiner selbst.

In den vergangenen Jahren hast du eine unglaubliche Entwicklung hingelegt. Was denkst du, wenn du alte Bilder von dir vor Beginn deiner Sportkarriere siehst?

Renee Kiley: Es ist schwierig, alte Fotos von mir zu sehen: Ich erkenne darauf eine ungesunde und unglückliche Frau. Eine Frau, die immer so tat, als wäre alles in Ordnung und das Leben perfekt – aber das war es in Wahrheit gar nicht. Ich hatte zwar all die tollen Sachen, die man sich nur wünschen kann: viel Geld, Designerkleidung, ein schönes Haus. Aber ich hatte eben kein Leben neben meinem Job. Bilder von mir anzusehen, ist schon deswegen komisch, weil sie deutlich machen, wie sehr sich mein Leben in den letzten sechs Jahren verändert hat.

Was glaubst du: Bist du immer noch dieselbe Person, die man auf diesen Fotos sieht?

Renee: Trotz allem habe ich nicht das Gefühl, dass sich meine Persönlichkeit durch all das verändert hätte. Ich bin bloß eine glücklichere Version meiner selbst. Dennoch habe ich immer noch denselben Humor, dieselbe Entschlossenheit, Leidenschaft und so weiter. Aber: Heute lebe ich eben in einem Körper, der meine innere Zufriedenheit auch äußerlich zum Ausdruck bringt.

Mit 31 hast du dich dazu entschieden, deinen ersten Triathlon finishen zu wollen. Erinnerst du dich noch an den Moment, in dem du entschlossen hast, dein „neues Leben“ zu beginnen? Oder war das Ganze eher ein schleichender, stetiger Prozess?

Renee: Ich erinnere mich noch sehr genau an diesen Moment: Im November 2013 war ich zu Besuch bei ein paar Freunden in Noosa. Sie wollten einen Freund beim Noosa Triathlon supporten und fragten, ob ich mitkäme. Ich ging mit – obwohl ich nicht einmal wusste, was ein Triathlon überhaupt ist. Zu dieser Zeit wog ich 104 Kilo, rauchte etwa eine Schachtel Zigaretten pro Tag und hatte seit über zehn Jahren keinen Sport mehr getrieben. Ich weiß noch genau, wie ich an der Strecke stand, all den Teilnehmern zuschaute und mir schließlich dachte: „Wow, die sehen alle so aus, als würde das Spaß machen – egal, wie alt sie sind oder wie viel sie wiegen … vielleicht kann ich diesen Triathlon nächstes Jahr ja auch machen?“

Ich habe immer an meinen Zielen festgehalten und hart für sie gearbeitet.

Was war deine persönliche Motivation, das Projekt Triathlon anzugehen?

Renee: Anfangs ging es mir gar nicht darum, Gewicht zu verlieren. Vielmehr motivierte es mich, es einfach mal zu versuchen, einen Triathlon zu schaffen – eben ab diesem Moment, in dem ich die Athleten in Noosa dabei gesehen hatte. Es ging mir immer nur darum, besser zu werden, um irgendwie diesen Triathlon ins Ziel zu bringen. Also begann ich, zu trainieren, mich anders zu ernähren, meinen Lifestyle zu ändern.

2020 war ein sehr erfolgreiches Jahr für dich: Unter anderem beim Ironman Cairns hast du dir einen Podiums-Platz gesichert. Großartig! Was empfindest du, wenn du an die vergangenen Jahre denkst?

Renee: Ja, verrückterweise markiert ausgerechnet das Jahr der Pandemie den Durchbruch in meiner Triathlon-Karriere. Einige meiner besten Performances konnte ich in den letzten Monaten erreichen – so zum Beispiel in Cairns, aber auch der Wildcard-Start bei den PTO Championships in Daytona war ein Highlight für mich. Dabei lag ein echtes Horrorjahr hinter mir: 2019 hatte ich drei Radunfälle mit vielen Knochenbrüchen, Wunden, Gehirnerschütterungen. Trotz allem hielt ich an meinen Zielen fest und habe unglaublich hart für sie gearbeitet. 2020 zahlte sich genau das aus. Umso mehr freue ich mich jetzt auf die Zukunft – und darauf, weiterhin an meinem Ziel zu arbeiten, irgendwann eine der besten Ironman-Athletinnen der Welt zu sein.

 

  • Trainingspläne, Rezepte, Analysen: Komm in den Club!Anzeige

    Bock auf strukturiertes Training rund um Schwimmen, Radfahren, Laufen und Triathlon? Auf der Suche nach Rezepten für sportgerechte Ernährung und nach Auswertungstools, die dich wirklich weiterbringen? Dann sagen wir: Willkommen im Pushing Limits Club! Ob Triathlon oder (Rad-)Marathon, ob Einsteiger:in oder Fortgeschritene:r, ob PB oder Party-Pace: Join the club und nutze alle Funktionen die ersten 14 Tage kostenlos!

    blankHier geht’s direkt zum Pushing Limits Club!

    Der Club als App immer griffbereit auf Deinem Smartphone:

2 Kommentare