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Von Scheuerstellen bis Sonnenbrand: Hautsache Triathlon

19. April 2022


Haut Gesundheit Triathlon

Für die Suche nach dem optimalen Neoprenanzug und Trisuit gehen oft Stunden drauf, in denen Vergleichstests gewälzt und Produktbewertungen studiert werden. Um das, was darunter liegt, machen sich die meisten Athletinnen und Athleten erst Gedanken, wenn sie sich schmerzhaft meldet: die Haut. Dermatologe Dirk Meyer-Rogge beschreibt häufige Hautleiden im Triathlon und gibt Tipps zur Behandlung – von Scheuerstelle bis Sonnenbrand.

Die Haut ist unser größtes Einzelorgan. Sie besteht aus gut zwei Milliarden Zellen und erfüllt zahlreiche Aufgaben, darunter auch solche, ohne die ein Triathlon nicht machbar wäre. So reguliert sie zum Beispiel den Wärmehaushalt, schützt zu einem gewissen Grad vor UV-Strahlung und hält Nässe ab.

Genau wie für den Athleten oder die Athletin, ist Triathlon aber auch für die Haut eine Herausforderung. Schließlich bedeuten Training und Wettkampf vergleichsweise lange Zeit im Wasser sowie viele Stunden in der Sonne oder zumindest unter direkter UV-Strahlung – die besteht nämlich auch bei bewölktem Himmel.

Dazu kommt, dass die Haut wenig aerodynamisch ist, weshalb sie im Triathlon vermehrt unter wasser- und windschnittigen Pellen in Form von Neoprenanzug oder Trisuit verschwindet. Das ist mitunter gut für den Energieumsatz, erhöht aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Material irgendwo reibt und die Haut reizt.

Was dann zu tun ist? Drei typische Hautprobleme unter Triathletinnen und Triathleten und wie ihr sie behandelt, beziehungsweise vermeidet, erklärt Dermatologe und Triathlet Dirk Meyer-Rogge:

Hautreizung durch Chlorwasser

Was passiert: „Chlor ist im Schwimmbadwasser, weil es Bakterien tötet. Je nachdem, wie hoch die Konzentration ist und wie empfindlich die Haut, kann es Letztere austrocknen und reizen“, erklärt Dr. Meyer-Rogge. In der ersten Stufe einer Chlorreizung wird die Haut trocken und schuppig. Sie bekommt eine feine Fältelung, ähnlich der Struktur eines Zigarettenpapiers. In der zweiten Stufe beginnt die Haut dann zu jucken. Gefährlich ist eine solche Reizung meist nicht, aber unangenehm.

Was tun: Hier ist das Wichtigste, sich einzucremen, zum Beispiel mit einer Bodylotion. Im Sommer empfiehlt Dirk Meyer-Rogge, bei chlorempfindlicher Haut möglichst oft im Freiwasser, statt im Schwimmbad zu trainieren, denn da sei „die Austrocknung minimal“. Zudem empfiehlt der Dermatologe, sich unter der Dusche nicht mit einem Duschgel einzushampoonieren: „Das reizt die Haut noch mehr und ist unnötig, um das Chlor abzuwaschen. Dieses ist wasserlöslich und geht auch so unter der Dusche ab.“ Wenn, dann sollte ein Duschöl zum Einsatz kommen, denn diese Produkte sind zu einem gewissen Grad rückfettend und trocknen die Haut nicht weiter aus.

Wie vermeiden: Um die Haut vor dem Chlor zu schützen, müsste man sich vorher mit Fettcreme einschmieren, das „ist im Schwimmbad aber verboten“, sagt Dr. Meyer-Rogge. Die einzige Möglichkeit, Hautreizungen durch Chlor zu vermeiden ist deshalb, sich nach dem Kontakt zu duschen und einzucremen.

Hautreizung durch Reibung

Was passiert: Der Neoprenanzug schubbert am Hals, der Triathlonanzug reibt auf dem Rad an der Innenseite der Oberschenkel, das Lauftop scheuert an den Brustwarzen. Die entsprechenden Haustellen sind meist gerötet, die Brustwarzen bluten mitunter – beides lässt sich gut selbst behandeln. Ist die Wundoberfläche aber eingesunken oder geht die Rötung in die Umgebung aus, ist ein Arztbesuch angesagt. Dann besteht nämlich die Gefahr, dass „sozusagen ein Loch in der Ritterrüstung der Haut ist und Viren und Pilze eindringen“, warnt Dermatologe Meyer-Rogge.

Was tun: Ist die Haut bereits aufgescheuert, helfen Salben mit dem Wirkstoff Dexpanthenol bei der Heilung. Tut die Schwimm-, Tret- oder Laufbewegung aufgrund der aufgeriebenen Haut weh, kann es sinnvoll sein, in der jeweiligen Disziplin zu pausieren.

Wie vermeiden:
Beim Schwimmen: „Bei reibendem Neopren ist eine Fettcreme der beste Schutz, da das Material dann besser auf der Haut gleitet“, empfiehlt Dirk Meyer-Rogge. Es gibt dafür spezielle Produkte, eine handelsübliche Fettcreme tut es normalerweise aber auch. Vorsicht jedoch mit paraffinölhaltigen Cremes wie Vaseline – die können das Neopren unnötig strapazieren.

Beim Radfahren: Eine Fettcreme ist auch das Mittel der Wahl, wenn Textil auf dem Rad an der Haut scheuert: „Es gibt tolle Spezialsalben von Radherstellern, die meiner Erfahrung nach gut funktionieren. Melkfett geht aber auch. Wichtig ist, dass der Fettgehalt über 60 Prozent liegt“, erklärt der Karlsruher Hautarzt.

Beim Laufen: Damit es unter der Achsel nicht reibt, vor allem beim Laufen, empfiehlt Meyer-Rogge Triathlonanzüge mit Armansatz: „Dann gleitet Stoff auf Stoff.“ Gegen blutige Nippel helfen Pflaster. Es müssen keine speziellen Brustwarzenpflaster sein, sie sollten aber luftdurchlässig sein. Unter wasserdichten Pflastern entsteht beim Schwitzen eine feuchte Kammer, die ihrerseits das Bakterienwachstum fördert.

Da nasses Textil schlechter gleitet und damit das „Rubbelrisiko“ höher wird, empfiehlt der Dermatologe außerdem, sich bei heißem Wetter nur etwas Wasser über den Kopf zu schütten, nicht aber unter den oftmals aufgestellten Duschen durchzulaufen: „Ich bekomme zum Beispiel immer Blasen an den Füßen, wenn meine Schuhe nass sind“, sagt er.

Hautschädigung durch UV-Strahlung

Was passiert: Beim Sonnenbrand wird die Haut geschädigt, die Zellen sterben ab. Mal ein Sonnenbrand ist in Ordnung, die Haut hat entsprechende Reparaturmechanismen. Permanentente Sonnenbrände fördern dagegen den gefährlichen Schwarzen Hautkrebs. Was laut Dirk Meyer-Rogge jedoch noch wichtiger ist, ist das Wissen um die Tatsache, dass die Haut ein „Sonnenschutzverfallsdatum“ hat. Das bedeutet: Haut, die oft UV-Strahlung ausgesetzt ist, erreicht schneller ihr Maximum an Lebenssonne. Sie bekommt keinen Sonnenbrand mehr, verdickt aber, altert frühzeitig und weißer Hautkrebs kann entstehen. Der ist zwar meist nicht tödlich und lässt sich gut behandeln. Geschieht die aber nicht, kann er jedoch sehr groß werden und tief ins Gewebe eindringen.

Was tun: Ist der Sonnenbrand mal da, solltet ihr keine Fettcreme darauf geben. „Es handelt sich um eine akute Entzündung und die verträgt kein Fett“, erklärt Dr. Meyer-Rogge. Besser: Eine spezielle After-Sun-Lotion oder auch Quark auftragen. Alles, was kühlt, tut jetzt gut. Sobald sich Blasen bilden, solltet ihr zum Hautarzt, denn „dann ist es ein Sonnenbrand zweiten Grades, der mit stärkeren entzündungshemmenden Mitteln wie Kortison behandelt werden sollte“, weiß Meyer-Rogge.

Wie vermeiden: Es gilt, wann immer möglich, ein Übermaß an Sonne bzw. UV-Strahlung zu vermeiden. Das geht zum Beispiel über Kleidung. Dirk Meyer-Rogge rät unter anderem dazu, im Sommer mit weißen Armlingen zu fahren oder sich zumindest gut einzucremen. Und zwar mit hohem Lichtschutzfaktor.

Vor Wettkämpfen oder langen Trainingstagen empfiehlt der Dermatologe, sich zweimal einzucremen, um sicher geschützt zu sein: einmal vor und einmal nach dem Frühstück. Mittags dann nochmals nachcremen, und zwar auch in der Wechselzone. Bietet der Veranstalter keine Möglichkeit zum Nachcremen, ist es sinnvoll, sich eine kleine Portion Sonnenschutz in den Wechselbeutel zu packen. Am besten in Form eines Sonnenschutzsprays, rät Meyer-Rogge: „Das lässt sich schneller und flächiger auftragen.“ Und es stellt sicher, dass nicht nur der Athlet, sondern auch die Haut nach dem Finish happy ist.

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