Cheat Day: Mittel zum Zweck, verzeihbare Sünde oder Selbstbetrug?
16. Januar 2021
Ausdauersportler und Triathleten können mitunter ein komisches Völkchen sein. Liebevoll, aber auch gerne mal ein bisschen eigenartig. Der sogenannte Cheat Day ist dafür ein passendes Beispiel: Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, aber gilt das auch für Routinen und andere Maßnahmen der Selbstregulierung?
Den Begriff Cheat Day hat wahrscheinlich jeder schonmal gehört oder irgendwo aufgeschnappt. Im Grunde genommen geht es dabei um die bekannte Ausnahme, die die Regel bestätigt. Oftmals stehen damit bestimme Verhaltensänderungen, Ernährungsformen oder Alltagsgewohnheiten, von denen man sich zwischendurch einen Tag freispricht, im Zusammenhang. All diesen Dingen lässt sich wohl stets ein gewisser Grad an Anstrengung und Herausforderung zusprechen, warum sonst sollte es einen Cheat Day, einen Tag der Ausnahme oder Pause, nötig haben?
Speziell in den letzten Wochen bin ich häufiger über Stories und Postings in den sozialen Medien gestolpert. Keine Ahnung ob es an den frivolen Feiertagen liegt oder an guten Vorsätzen fürs neue Jahr. Aber wie auch immer, wahrscheinlich war es die Vielzahl dieser Beiträge, die dazu geführt hat, dass ich mich gefragt habe: Was soll das? Und wie würde ich es wohl handhaben? Entscheide ich mich für eine Sache, dann sollte das Motto doch eigentlich ganz oder gar nicht lauten. Beim zweiten Gedankengang dazu, kam es mir wiederum absolut plausibel vor, sich einen Tag Auszeit zu gönnen, um sich dann wieder fokussiert der selbstgestellten Aufgabe zu widmen.
Cheat Day: Die unterschiedlichen Seiten
Cheat Day. Das Gesamtkonstrukt bedeutet: Auf der einen Seite steht das große böse Wort Verzicht. Logischerweise geht es dabei um Dinge, die einem doch sonst so gut gefallen. Verzicht auf Süßigkeiten, lange Partynächte, das ein oder andere Glas Bier, ein Long Drink oder einfach Sport nach Lust und Laune, wenn man einen stringenten Trainingsplan verfolgt. Oder, anders und etwas weiter formuliert, geht es um Dinge, die einem gesteckten Ziel schaden oder nicht unmittelbar zuträglich sind.
Auf der anderen Seite steht die Verlockung, die Sünde. Zucker, Alkohol, Adrenalin. Dass all diese Dinge Suchtpotential mit sich bringen, steht wohl außer Frage. Aber ist es deshalb so schwer, darauf zu verzichten und braucht man den Cheat Day ihretwegen? Oder setzt ein Cheat Day pro Woche oder pro Monat vielleicht sogar ein gewisses mentales Energiepotential frei, um danach wieder eine längere Zeit durchzuhalten und einem Ziel näher zu kommen?
Fragen über Fragen und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr drehen sich meine Überlegungen im Kreis: Tut es gut, einfach mal nachzugeben und sich was zu gönnen? Oder tut es vielleicht sogar noch besser, hart zu bleiben und sich selbst zu beweisen, dass man stärker sein kann als das innere Verlangen? Ich habe versucht irgendwo zu dem Thema fündig zu werden, wirklich gelungen ist es mir jedoch nicht. Immer mehr hat sich bei mir das Gefühl breit gemacht, dass es gar keine richtigen und falschen Antworten auf diese Fragen gibt.
Selbstverantwortung durch Selbstkenntnis
Ich erkläre mir den Cheat Day also als Kompromiss. Zwischen sich selbst und seinem Ziel. Am Ende ist es doch so, dass sich jeder selbst am besten kennt. Wenn ich mich zurück erinnere, wie ich letztes Jahr einige Wochen intermittierendes Fasten ausprobiert oder im November auf Süßigkeiten, Alkohol und Fast Food verzichtet habe, dann hätte mir ein regelmäßiger Cheat Day vermutlich das Genick gebrochen und ich hätte nach einem Mal die Segel gestrichen. Für mich hätte sich jeder Tag nach dem Cheat Day wie ein kleiner Neuanfang angefühlt, der wieder und wieder auch mit Überwindung zu tun gehabt hätte.
Habt ihr eure Erfahrungen mit dem Cheat Day schon gemacht? Würde mich definitiv interessieren, wie ihr es handhabt mit euren Zielen und welcher Weg für euch am meisten Erfolg verspricht!
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Selbstbetrug, mehr fällt mir dazu nicht ein.
Leider wird es oft in Zusammenhang mit abnehmen benutzt und man füllt die leeren Kohlenhydratespeicher wieder auf um sie mühselig wieder zu entleeren oder man nimmt pro Tag 300 kcal ab und futtert in einem Tag wieder 1000 kcal drauf. Wie auch immer, meiner Meinung nach hindert es einen sein Ziel zu erreichen…
Na super, dein Blog bringt mich heute noch mehr ins grübeln. Vielen Dank dafür. Ich habe mir quasi deine/eure November Challenge für den Januar auferlegt. Und nu, zwei Wochen später… am heutigem Tag stehe ich vor der Versuchung einen drauf zu machen, weil ich mal sturmfrei habe. Sprich Frau und Kind übernachten bei einer Freundin und ich könnte somit mal richtig aufs Gaspedal treten, da ich morgen sogar ausschlafen kann. Engel links, Teufel rechts… Abschließend zum Thema Cheaten kann ich nur, dass Leben ist schon ernst genug, mal sollte sein Leben auch genießen und mal eine Ausnahme machen dürfen.
Grüß dich,
Anbei mein Statement zu diesen Thema.
Zuvor kurz zu mir:
Triathlet seit gut 10Jahren
1,87m / 82kg
42 Jahre jung
Dipl. Ing. Medizintechnik
Ironman und Roth Finisher
2. Hessische Triathlon Liga Starter
Sub 10 für 2021 in Roth als Ziel
PB 5K 17:58
PB 10K 39:20
PB HM 1:28:07
Ich strebe für die Saison ein Wettkampfgewicht von stabilen 80kg an, was für mich auf die ein oder andere Sünde verzichten heißt. Das tägliche Ziel ist mit einem Kaloriendefinzit den Tag zu beenden um so dem Ziel Stück für Stück näher zu kommen. An Tagen mit 1-2h Sport klappt das auch ganz gut. An Ruhetagen oder wenn man etwas kränkeln ist es schwieriger. In der Regel ist Montag ein fester Ruhetag und Trainingsfrei bei mir, was auch bedeutet mehr Zeit auf der Couch oder beim Spaziergang mit dem Hund zu verbringen. Im Winter locken natürlich auch die Ausgleichssportarten wie Langlauf oder aktuell nur Skitouren (sonst Skifahren) was eine tolle Abwechslung zur Rolle, Zugseil, Laufen und Athletik Training bedeutet.
Meiner Erfahrung nach, ist für mich der Dienstag der beste Trainingstag der Woche. Wieso? Da Montag mein Ruhetag ist, man sich mehr Ruhe gönnt und auch den Sünden des Alltags mehr Raum lässt (Kuchen ist mein Kryptonit) bedeutet es für mich, dass am Dienstag mein Ehrgeiz und die Trainingslust am größten ist. Daher sehe ich einen Cheat day als nicht unbedingt negatives an und bin dafür am tagdrauf um so mehr motiviert.
Auch ich habe im Jahr Phasen an denen ich weniger oder keine Ruhzeiten in der Woche haben, mein Kaloriendefinzit dutzende Tage lang durchziehen kann und mich ein Stück Kuchen, eine kalte Cola oder Chips 0,0 interessieren. Doch dann stellt man sich auch die Frage, ist es für mich als Hobbyathlet wirklich so wichtig mich selbst so stark zu diszplinieren? Und die Antwort ist dann meistens „nein“ und somit fahre ich mit einem Cheat day pro Woche (doch auch dieser artet nicht komplett aus) ein guter Weg zwischen Disziplin, Zielstrebigkeit, Wissen was gesund ist und den modernen Drogen des Alltags wie Zucker, Burger, Pizza und Co. den kleinen Raum in meiner Ernährung zu lassen.
Soweit mein Weg als Mensch mit Zielen und Mensch der Sünden auch etwas Platz lässt.
Viele Grüße Sandy (männlich)
Ich glaub, das muss jede(r) für sich selbst entscheiden. Ich hab keinen Cheat Day per se, verbiete mir selbst aber nicht alles. Wenn ich weiß, dass ich etwas nicht essen/trinken darf, ist die Lust umso größer.
So wie ich es bisher auffassen konnte ist der mentale Aspekt beim Cheat-Day ein netter Nebeneffekt, wo es im Kern doch darum geht eine Anpassung des Stoffwechsels an eventuellen dauerhaften Kaloriendefizit zu vermeiden (Hungerstoffwechsel -> Grundumsatz wird heruntergefahren). Das kann natürlich auch in gewissem Rahmen vermieden werden, wenn man sein Kalorienziel nicht mit „leeren“ Kalorien füllt. Ich meine sogar irgendwo eine o.g. Studie gelesen zu haben, kann sie aber leider nicht aus dem Kopf zitieren. Der ambitionierte Hobby-Athlet wird aber sicher im WWW fündig.
Im Endeffekt geht es um eine Einstellung zum Thema Ernährung. Wenn man sich gefühlt von Cheatday zu Cheatday kämpft und motiviert, dann kann der Ernährunsgplan doch den Sinn nur verfehlt haben. Essen soll Spaß machen, Essen soll schmecken und nicht nur den Magen füllen und Energie liefern. Ich finde dieser Aspekt bleibt zu oft auf der Strecke und die so oft gesuchte und selten gefundende goldene Mitte zwischen drei Stunden Mealprep oder Fast Food könnte hilfreich sein