The Speedproject DIY
29. September 2020
Unter uns Läufern gibt es zwei Extreme: Die einen lieben es bei Wettkämpfen bis auf die letzte Sekunde alles heraus zu holen, andere genießen den Kampf mit sich selbst über stundenlange Ultradistanzen. Ein Staffellauf über 31 Stunden und 15 Minuten kann man da sicher als ein Mittelding einordnen. Mit meiner Crew, den PACE KILLERS, habe ich dieses Jahr beim The Speedproject DIY teilgenommen – hier ein Rückblick über den Kampf mit uns selbst.
Was steckt hinter dem The Speedproject DIY
Beim The Speedproject geht es darum, so schnell wie möglich von Los Angeles nach Las Vegas zu laufen. Dabei nonstop im Relay-Style und ohne Regeln. Bei der letzten Auflage waren 40 Teams am Start. Die sechste Auflage sollte diesen März stattfinden, doch Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Somit wurde das TSP DIY ins Leben gerufen. Running Crews konnten sich einfach online registrieren und ihr eigenes TSP am 5. September laufen. Ziel war es, innerhalb der aktuellen Bestzeit vom TSP (31:15 Stunden) so viele Kilometer wie möglich zu erlaufen. Getrackt wurde dies über Strava und gelaufen wurde in vier verschiedenen Kategorien:
- Solo
- OG (2 Frauen und 4 Männer)
- Frauen Team
- Freestyle (mit so vielen Läufern wie man möchte)
Unsere Planung
Recht schnell hatten wir ein Team aus unserer Running Crew PACE KILLERS formiert: Sieben Läufer, darunter eine Frau und sechs Männer, fünf in Dresden und zwei Läufer außerhalb von Dresden. Als erster Punkt stand bei uns die Suche nach einer passenden Base in Dresden auf der Agenda. Dabei lag der Fokus auf genügend Platz für jeden Läufer und eine gute Anbindung zu möglichen Laufstrecken.
Die Laufstrecken sollten vor allem flach sein und nur wenige Ampeln aufweisen. Nach vielen Ideen entschieden wir uns als Base für die Wohnung bei Mitläufer Tobi. Großes Wohnzimmer, entspannte Nachbarn und innerhalb von zwei Minuten war man bereits auf dem Dresdner Elbradweg – also optimal zum ballern.
Das zweite große Thema Ernährung gingen wir relativ entspannt an. Es sollte vor allem nicht schwer im Magen liegen und genügend Energie liefern. Somit kam ein ganzer Haufen mit Snacks, Riegeln, Obst und Getränken wie RedBull oder Bionade zusammen. Ohne Schlaf kommt man die 31:15 Stunden natürlich auch nicht aus. Dafür brachte jeder einfach sein Zeug selbst mit. Von eigener Matratze oder nur ein Kopfkissen war alles dabei.
Unsere Strategie
Wie wollen wir eigentlich laufen? Gar nicht so einfach eine Strategie zu entwickeln, da wir ja auch zwei Läufer außerhalb von Dresden am Start hatten. Wir einigten uns auf eine feste Reihenfolge und nach einem Läufer außerhalb von Dresden, folgte einer aus Dresden. Im nächsten Schritt einigten wir uns auf Distanzen von sechs bis acht Kilometer und jeder legte eine Pace für die Runde fest. All das hielt ich in einem Time Table Sheet fest. Nach der Eingabe eines gelaufenen Legs ergab sich somit immer eine passende Startzeit für die nächsten Läufe. Besonders optimal für die Läufer außerhalb von Dresden. Aus der Übersicht ging hervor, dass jeder wohl neun mal laufen muss und insgesamt auf rund 60 bis 70 Kilometer kommen würde.
Schon ein ordentliches Paket, besonders über die Dauer von über 31 Stunden.
Samstag 13:00 Uhr – Let`s Go
Die Stunde vor dem Start war ein Gefühlsmix von richtig Bock haben und Ungewissheit: Wird das alles klappen mit der Planung? Hält das jeder von uns Läufern durch? Nach ein paar flachen Sprüchen war es nun soweit, gleich ging es los. Tobi war als erster an der Reihe und ging sein Warm Up-Programm an. Mit dem markanten Sound seiner Garmin ging unser Abenteuer los und im nächsten Moment war Tobi bereits aus dem Blickfeld verschwunden. Nach kurzer Zeit stand bereits die erste Übergabe an und der nächste Läufer startete seinen Run. Da meist eine Radbegleitung dabei war, konnten wir uns immer über WhatsApp austauschen, sodass keine Übergabe in die Hose gehen sollte. Besonders wichtig für unsere Läufer außerhalb von Dresden. Hier gab es immer bei der Hälfte, zwei Minuten vor dem Wechsel und abschließend mit „Go“ eine Info. Das lief wirklich ab dem ersten Wechsel ohne Probleme ab, echt erstaunlich wie gut unsere Orga funktionierte.
Der Nachmittag war schnell vorüber und jeder kam immer wieder hoch motiviert von seinem Lauf zurück. Zur Ablenkung kamen uns auch immer wieder Freunde besuchen und dann war es bereits Abend. Wir hatten schon großen Respekt vor der Nacht und es wurde noch härter als gedachten. Jeder versuchte zwischen seinen Legs etwas zu schlafen – gar nicht so einfach mit fünf Läufern in einer Wohnung.
Durch die Nacht
Mein Leg gegen 1:00 Uhr lief optimal, danach gönnte ich mir zwei Stunden Schlaf. Umso schlechter lief es danach, ich fühlte mich wie ein Pudding und hatte einfach überhaupt keine Spannung mehr im Körper. Dementsprechend ruhig wurde es bei uns. Der Läufer, der als nächstes an der Reihe war wuselte leise durch die Wohnung, meist auf der Suche nach einem noch frischen Laufoutfit.
Es lief sich so dahin, wobei der Sonnenaufgang neue Energie brachte. Immer wieder sagt einer: „Das müssen wir noch bis 20:15 Uhr durchziehen“, dabei ging die Motivation immer wieder hoch und runter. Aber wir konnten uns immer wieder aufraffen und nach den ersten Kilometer lief es wieder ganz rund. Auch die Planung ging weiterhin ohne Probleme auf und jeder wusste was zu tun war – Laufen und dann wieder auf den nächsten Lauf vorbereiten, obwohl die Beine immer schwerer wurden.
Am Nachmittag saßen wir alle zusammen und keiner konnte sich so richtig vorstellen wie man noch zwei oder drei Legs laufen sollte. Aber gut da mussten wir einfach durch, haben wir uns ja selber eingebrockt. Dann ging es in die letzte Runde, so viel Zeit war gar nicht mehr übrig. Daher wurde es eine Speed Runde und jeder holte noch einmal alles raus. Punkt 20:15 drückte ich Stop auf meiner Laufuhr und wir lagen uns in den Armen. Geil! Endlich geschafft und alle waren überglücklich das Ding so genial durchgezogen zu haben.
Am Ende standen 431,07 Kilometer im Leaderboard und somit Platz 28 in der Freestyle Wertung – eine richtig starke Leistung für unsere Crew!
Unser Fazit
Wir wussten, dass es hart werden würde, aber im Nachhinein haben wir nichts bzw. gar nichts falsch gemacht. Unsere Planung ist voll aufgegangen und es lief wie ein perfekt eingestelltes Uhrwerk. Eventuell hätten wir uns die Nacht anders aufteilen können, somit hätte man mehr Schlaf bekommen können. Bei mir waren es insgesamt nur 2,5 Stunden und das spürte ich vor allem den gesamten Sonntag über. Besonders wenn sich eine intensive Belastung über so einen Zeitraum wiederholt, dann braucht der Körper einfach mehr Ruhe und Regenerationszeit.
Naja, am Ende ist man immer schlauer. Leichte Snacks und zuckerhaltige Getränke waren auch die passende Wahl. Ich weiß, das Thema könnte man in viele Bereiche noch tiefer betrachten. Aber falls du noch Fragen hast, dann einfach rein damit in die Kommentare!
Auf jeden Fall kann ich es jeder Crew ans Herz legen so ein Event mal durchzuziehen. Es schweißt noch mehr zusammen und man lernt auf eine ganz spezielle Art übers eine Grenzen hinaus zugehen.
- Trainingspläne, Rezepte, Analysen: Komm in den Club!Anzeige
Bock auf strukturiertes Training rund um Schwimmen, Radfahren, Laufen und Triathlon? Auf der Suche nach Rezepten für sportgerechte Ernährung und nach Auswertungstools, die dich wirklich weiterbringen? Dann sagen wir: Willkommen im Pushing Limits Club! Ob Triathlon oder (Rad-)Marathon, ob Einsteiger:in oder Fortgeschritene:r, ob PB oder Party-Pace: Join the club und nutze alle Funktionen die ersten 14 Tage kostenlos!
Hier geht’s direkt zum Pushing Limits Club!
Der Club als App immer griffbereit auf Deinem Smartphone:
Super interessant und Danke für den Post! Finde ich echt geil 🤞🏼