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Schmerzmittel-Sponsor: Ironman gibt neuen Partner bekannt

20. September 2019



„All day long. All day strong.“ Das ist der Claim, mit dem der neue Ironman-Partner Aleve auf seiner Website wirbt. Aleve ist ein begehrtes Schmerzmittel in den USA. In einer Pressemeldung verkündet Ironman nun hocherfreut die Zusammenarbeit im Rahmen der Weltmeisterschaft auf Big Island. Ironman als Ausdauersport-Aushängeschild Hand in Hand mit einem Schmerzmittel? Eine gefährliche Beziehung.

  • Titelbild: Getty Images for Ironman

Die Pressemeldung von Ironman, über die jüngst abgeschlossene Partnerschaft mit dem Schmerzmittel Aleve, liest sich ein bisschen so, als wolle man die Athleten auf die Schippe nehmen. Chief Revenue Officer (verantwortlich für Umsätze und Erträge bei Ironman) Matthieu Van Veen lässt verlauten: „Es ist eine aufregende Zeit für Ironman und die Partnerschaft mit Aleve ist eine großartige Gelegenheit. Aleve gehört zu den Leadern im Gebiet der Schmerzmittel und ist eine Marke, die unsere Athleten verwenden – ob Profi, Weekend Warrior oder Alltags-Sportler.“

Erstens frage ich mich, woher Herr Van Veen weiß, dass  alle Triathleten – inklusive Profis, wie er behauptet – Schmerzmittel nutzen? Und zweitens: Wenn dem so ist, dann ist das ein besorgniserregendes Zeichen, das Ironman eher zum Anlass hätte nehmen müssen, Aufklärungsarbeit zu leisten. Mit dieser Partnerschaft und den damit verbundenen und ausgesendeten Signalen beweist Ironman, dass die Beziehung zu den Athleten und zum Sport längst jegliche Grundlage verloren hat.

Die Argumentation von Ironman, wie versucht wird die Partnerschaft zu rechtfertigen, ist ein schlechter Witz.

Matthieu Van Veen weiter: „Wir sind stolz Aleve als Partner bei unserem Event begrüßen zu dürfen. Ob im Training oder nach einem großen Event, diese Athleten brauchen sichere und effektive Lösungen, die ihnen erlauben Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen zu behandeln, die sie davon abhalten ihr Bestes zu geben. Das ist der Grund, warum die Partnerschaft mit Aleve für die Ironman Weltmeisterschaft ein Perfect Match ist.“ Das klingt wie gesagt schon alles komisch-ironisch, aber Einen haut Herr Van Veen noch raus:

Aleve wird nämlich Partner der „No Pain, No Gain Mile Challenge“. Wirklich wahr.

Dieses Jahr gibt es beim Ironman Hawaii nämlich einen extra Aleve-Preis, für den Athleten, der diese bestimmte Mile als schnellster bewältigt. Was für ein wahnsinniger Mehrwert für die Sportler. Toll! Oder? Bei dem härtesten Rennen des Jahres, bei dem die Athleten um die Weltmeistertitel in ihren Altersklassen über 3.800 Meter Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer laufen kämpfen – genau dort gibt es einen Preis für die „No Pain, No Gain Mile“. Eine geniale Parodie! Achso, war ja gar kein Scherz.

Spaß beiseite: Aleve, eine gefährliche Partnerschaft

So witzig, wie ich das hier geschrieben habe, ist die Partnerschaft mit Aleve, also einem Schmerzmittel, eigentlich gar nicht. Das weiß auch Profi-Triathletin und Sportmedizinerin Astrid Stienen: „Meines Erachtens ist die Kooperation von Ironman mit Aleve über das höchste verwerflich. Schmerzmittel im Sport sind ein absolutes no Go.“ Damit ist schon vieles gesagt, aber Astrid erklärt die Risiken eindringlich, die Ironman eigentlich hätte bedenken müssen.

  • Das sagt Sportmedizinerin Astrid Stienen zu dem Thema:

  • „Vor allem der „blind“ Einsatz dieser Schmerzmittel ist ein No Go. Bei Problemen oder gar Schmerzen ist eine Sportpause oder eine entsprechende Reduktion von Umfang und Intensität angeraten, wenn nicht gar Sportpause. Ausdauersportarten stellen eine erhebliche Belastung (durch z.B. Dehydratation, Salzverlust und mechanische Einwirkungen) für den Körper, insbesondere des Herz-Kreislauf-Systems, Magen-Darm-Trakt und Niere, dar. Es kommt teilweise auch zu Schäden an den Organen. Da die Muskulatur vermehrt durchblutet wird, werden Magen-Darm und Niere weniger durchblutet.
  • Durch NSAID (Nichtsteroidale Antiinflammatory Drugs, z.B. Naproxen, siehe Aleve) wird die Durchlässigkeit des Magen-Darm-Traktes erhöht, wodurch Bakterien und bakterielle Toxine vermehrt ins Blut übertreten können. Dies belastet den Organismus und insbesondere die Niere vermehrt. Blutungen im Magen-Darm-Trakt und der Niere, sind oft Nebenwirkungen. Es gibt zahlreiche Hinweise und Veröffentlichungen zu den gravierenden Nebenwirkungen und Risiken der Einnahme von Schmerzmitteln im Sport. Wenn scheinbar gesunde Sportler, auch junge, plötzlich sterben bzw. schwere Komplikationen davon tragen (Herz- Kreislauf-versagen, Darmdurchbruch, Nierenversagen) sind es oft die Folgen der Einnahme von Schmerzmitteln.“

Fazit: Eine Partnerschaft als blanker Hohn

Die Aussage von Herrn Van Veen, der bei Ironman wie gesagt für Erträge und Umsätze verantwortlich ist, in Verbindung mit der Schmerzmittel-Partnerschaft ist ein bedenkliches Signal. Konkret die Aussage: „[…] diese Athleten brauchen sichere und effektive Lösungen, die ihnen erlauben Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen zu behandeln, die sie davon abhalten ihr Bestes zu geben.“, ist anmaßend, falsch und gefährlich. Ironman ist sicherlich ein Unternehmen, das Geld verdienen muss. Aber um jeden Preis? Wenn es dabei um die Gesundheit von Sportlern geht, dann wirft Ironman mit dieser Partnerschaft und der genannten Argumentation jegliche Verantwortung, die es gegenüber den Athleten geben muss, über Board.

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9 Kommentare

  1. Da sieht man mal wieder, dass es unterm Strich nur ums liebe Geld geht! Da ist der Firma Ironman jeder Sponsor recht! Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers das man nicht ignorieren sollte! Absolut das falsche Signal

  2. Smh… gut aufgepasst! Ich glaub sowas würde man auch nur am Rande mitbekommen wenn ihr es nicht gebloggt hättet also zumindest wenn man die Marke nicht kennt. Ich wohne seit 5.5 Jahren in der USA und kenne das Zeug gar nicht. Liegt vielleicht auch daran das ich keine Mittel nehme… aber gut… am Ende geht’s dann doch ums Geld!

  3. Ziemlich arg daneben. Klar. Aber euer Werbebeitrag für CBD Öle neulich geht da leider in genau die gleiche Richtung: Schnell was einwerfen damit ja der Schmerz bald weg ist. Hat mich ehrlich gesagt ziemlich erstaunt sowas hier zu lesen. Und kurze Zeit später dann die Meldung dass Laura Goss Aufgrund der Einnahme von solchem Mist positiv getestet wird.
    Erst Denken, dann Schlucken.

  4. Lieber Moritz, da wirfst du leider einiges durcheinander. CBD ist kein Schmerzmittel, setzt sich nicht in den Nieren ab und sorgt auch nicht für Darmschäden. Es blockiert auch nicht die Schmerzwahrnehmung im Gehirn. Allerdings kann es in der Tat helfen konkret die Bekämpfung von Entzündungsprozessen zu unterstützen. Das Ziel von CBD-Einnahme ist es daher nicht, den Schmerz möglichst schnell los zu werden, sondern dem Körper bei der Bekämpfung des eigentlichen Problems zu helfen.

    Nun zum Fall Laura Goss, sie wurde nicht wegen der Einnahme von CBD wegen Doping gesperrt, sondern weil sie ein Produkt benutzt hat, welches einen zu hohen THC Anteil hatte, welches wiederum auf der Dopingliste steht. Das hat allerdings nichts mit dem Stoff CBD zu tun und spricht lediglich dafür, wie wichtig es ist, auf hochwertige und vertrauenswürdige Hersteller zu setzen.

    Eine Leistungssteigernde Wirkung hatte das THC allerdings wahrscheinlich nicht, und daher ist die Sperre für sie selber natürlich total für den Arsch. Aber so ist das eben… hat auch andere schon erwischt wegen verunreinigten Supplements.

    Beste Grüße,
    Jan

  5. Wenn ich das richtig sehe ist Aleve kein Unternehmen, sondern eher ein Produkt bzw. Marke der Bayer AG. Ändert ja per se nix. Ist aber dann doch noch interessant finde ich.
    Grundsätzlich stimme ich zu, dass ein blinder Einsatz von Schmerzmitteln im Sport problematisch ist. Offenbar ist das besonders in den USA ein Thema, wo Schmerzmittel (so ist mein Eindruck) gerne, häufig und teilweise sogar präventiv genommen werden.
    Allerdings finde ich es trotzdem falsch die Zusammenarbeit mit einem Schmerzmittelhersteller grundsätzlich zu verurteilen. Ich habe eine chronische entzündliche Gelenkerkrankung. Vor einigen Jahren konnte ich mich kaum gehend bewegen. Durch (vom Arzt verordnete) Zytostatika (MTX) und anfänglich Schmerzmittel bin ich überhaupt in der Lage mich laufend fortzubewegen. Wenn man so eine Krankheit hat kriegt man nämlich einen sehr sehr prägnanten Eindruck davon, wie es sich anfühlen könnte wenn man über 80 ist.
    Jedenfalls den Herstellern meiner Medikamente (ist nicht Aleve) schon sehr dankbar, weil durch mich wieder schmerzfrei bewegen und Sport machen kann.

  6. Hi Thomas, ich denke es geht gar nicht darum, dass Schmerzmittel nicht auch einen wichtigen und richtigen Platz einnehmen, vor allem wenn es um generelle Lebensqualität und ein Ermöglichen eines Alltags trotz Krankheit geht. Es ist toll dort auf die Expertise der Medizin zurückgreifen zu können. Aber das „Motto“ was Ironman hier vorgibt, nämlich das Schmerzmittel zum Sport dazu gehören und dass ja jeder Sportler nur mit Schmerzmitteln in der Lage ist einen Ironman und das Training dazu zu bestreiten… das ist aus meiner Sicht sowas von falsch… in so vielen Dimensionen….
    Beste Grüße,
    Jan

  7. Wirklich krass. Eigentlich ist es egal welche Nebenwirkung das Mittel hat. Ausdauersportveranstalter und Schmerzmittel sollten grundsätzlich nicht gemeinsame Sache machen. Schmerzen sind ein Zeichen dass irgendwas falsch läuft und da sollte man er darüber nachdenken wie sie entstanden sind.
    Traurig finde ich auch, dass Cannabis von einigen verteufelt wird ohne wirklich zu wissen was dahinter steckt. Aber genau da schließt sich der Kreis. Lieber eine kleine Tablette und ich kann weiterlaufen, statt sich Gedanken zu machen, das Traning anders zu gestalten.

    Gruß und schönes Wochenende
    Ronny

  8. Gibt bestimmt ne Packung im Starterbeutel ganz nach dem Motto „anything is possible“. Und Spass beiseite: ein Schlag ins Gesicht für alle Triathleten mit Handicap und Krankheit, die statt Schmerzmitteln auf chemischer Basis den Sport und Bewegung als Therapie gewählt haben. Ic selbst zähle dazu. Der blanke Hohn!