IRONMAN 70.3 Dubai | Mein Rennbericht
23. März 2018
Fühlt sich irgendwie komisch an, wenn man am ersten Februar-Wochenende die Triathlon-Saison für eröffnet erklärt. Aber Tatsache ist, dass das erste Rennen im Jahr für mich schon gelaufen ist. Ich erzähle euch, wie es mir beim IRONMAN 70.3 Dubai ergangen ist und verrate alle Daten und Zahlen. Viel Spaß!
Keine 20 Stunden nach dem Zieleinlauf sitze ich schon wieder auf gepackten Koffern, in wenigen Stunden sitze ich im Flieger und spaziere heute Abend wieder in meine Wohnung. Das Empfinden dazu lässt mit zwei Worten ganz gut beschreiben: Surreal und skurril.
Surreale und skurrile Situationen haben meinen Trip zum IRONMAN 70.3 Dubai tatsächlich geprägt, deshalb war es auch so besonders hier zu sein und an diesem Rennen teilzunehmen. Ob ich es nochmal machen würde? Wahrscheinlich nicht. Ob ich es jedem weiter empfehlen kann? Auf alle Fälle. Meine ersten Eindrücke vor dem Rennen hatte ich ja schon aufgeschrieben – und ich bin insgesamt immer noch so begeistert wie am Anfang.
Mein fast gelungener Saisonauftakt
Vor dem Start war ich ehrlich gesagt ziemlich zuversichtlich, dass das Rennen gut funktionieren wird. Das Training im Dezember und Januar lief gut, kleinere Tests waren ebenfalls im grünen Bereich und ich glaube auch meine Einstellung und die Herangehensweise in den Tagen vor dem Rennen war genau richtig. Vor allem letzteres möchte ich mir bewahren und auch zukünftig ähnlich fokussiert und konzentriert, gleichzeitig aber gelassen und unaufgeregt ans Werk gehen.
Schwimmen – Ein Satz mit X
Das Schwimmen ist im Wettkampf für mich immer schon die unbekannte Variable. Im Training kann es bei mir noch so rund laufen. Das hieß bisher aber noch nie, dass es dann auch im Rennen funktioniert. Und so sollte es auch beim IRONMAN 70.3 Dubai wieder sein: Die ersten knapp 300 Meter gingen gut los. Als wir aber aus dem geschützten Hafenbecken hinaus kamen und aufs offene Meer schwimmen mussten, ging gar nichts mehr. Ein ähnliches Problem hatte ich letztes Jahr beim Chiemsee Triathlon. Sobald es wellig und chaotisch wird verliere ich die Kontrolle und kämpfe mehr mit mir selbst, als mit der Schwimmerei und den Anschluss an die anderen Athleten.
Ich musste die erste Gruppe (die sich dann später nochmal in die Spitzengruppe um Brownlee und eine Verfolgergruppe aufteilte) ziehen lassen. Erst als der Schwimmkurs parallel zur Küste verlief, kam ich wieder einigermaßen klar und konnte relativ zügig auf drei Athleten vor mir aufschwimmen. Ich erkannte Ronnie Schildknecht vom BMC-Vifit Team und mit einigen Body Surf-Versuchen ging es zurück in die Wechselzone. Ich hatte mir die erste Disziplin wesentlich anders vorgestellt. Drei Minuten auf die Spitze des Feldes hatte ich ehrlich gesagt nicht einkalkuliert – eher nur die Hälfte davon. Eine weitere Minute vor Ronnie und mir war die ca. sieben bis acht Mann starke Verfolgergruppe unterwegs.
Radfahren – Vom Winde verweht
Auf dem Rad beschäftigte ich mich zum Glück nicht länger mit dem vergeigten Schwimmen. Das war gut! Denn früher habe ich oft zu lange mit etwas gehadert, was nicht wie erwartet oder erhofft verlaufen ist. Dieses Mal habe ich es einfach sofort akzeptiert, abgehakt und weiter gemacht. Ich hatte auch keine Wahl, denn da drückte jemand ganz gewaltig aufs Gaspedal: Ronnie Schildknecht. Der Seriensieger des IRONMAN Switzerland fackelte nicht lange und nahm den Kampf gegen den Wind auf. Ich entschloss mich dazu mitzugehen, die Beine fühlten sich gut an und ich wollte es probieren.
Stellenweise versuchte ich mich an der Führungsarbeit zu beteiligen, allerdings will ich ehrlich sein: Den Bärenanteil übernahm das Schweizer Uhrwerk namens Schildknecht.
Hinter ihm (ja, unter Einhaltung der Regeln) zeigte der Radcomputer 340+ Watt, in den Passagen wo ich vorne war 380. Als ich die Zahlen sah war mir klar, dass wir so irgendwann den Anschluss an die Verfolgergruppe schaffen würden.
Das klappte auch. Nach knapp 45 Minuten und mit einem Watt-Average von 355 waren wir dran. Auch hier fackelte Ronnie nicht lange und setzte sich bald erneut an die Spitze – zu diesem Zeitpunkt war die Spitzengruppe mit vier Athleten schon weit enteilt und Brownlee lag einsam und alleine nochmals deutlich davor. Hinter Ronnie reihte sich zunächst Eneko Llanos ein und ich saß irgendwo mitten in der Gruppe. Knapp 200 bis 220 Watt waren nötig um hier dabei zu sein. Einen Moment lang genoss ich das und versuchte mich nach den rasanten 45 Minuten erstmal etwas zu erholen. Relativ bald erkannte ich aber, dass das irgendwie blöd war.
Ich mag das einfach nicht, im Wettkampf die Zeit abzusitzen und zu warten bis es zum Laufen geht.
An der Wende setzte Ronnie eine beherzte Attacke, Eneko ging mit und ich witterte meine Chance, dass hier das Radrennen wieder weiterging. Ich ging an Ruedi Wild, Nick Kastelein und Bertrand Billard vorbei und sprang noch knapp auf den Schweiz-spanischen Express auf. Von nun an war es wieder eine richtig wilde Fahrt, mit Rückenwind ging es zurück gen Dubai. Entweder waren es Ronnie, Eneko oder ich, die versuchten das Tempo hochzuhalten und Druck auf die Gruppe hinter uns aufzubauen. So richtig zum Erfolg hat das aber nicht geführt und trotz aller Versuche wurde die Lücke nie wirklich größer. Bei Kilometer 80 entschied ich mich dazu es dabei zu belassen, ich reihte mich relativ weit hinten wieder ein um mich nochmal gut zu verpflegen und dann doch irgendwie aufs Laufen zu warten. Am Ende des Tages reichte es zur drittschnellsten Radzeit, wozu 318 Watt normalized power nötig waren.
Laufen – 2/3 gut, 1/3 ausbaufähig
Auf Platz 12 lief ich aus der Wechselzone und peilte einen Halbmarathon zwischen 1:15 Stunde und einer 1:16 Stunde an. Relativ konstant, mit Kilometer-Splits um +- 3:37 Minuten, brachte ich die ersten 10 Kilometer in 36:25 Minuten hinter mich – und fühlte mich gut! Allerdings merkte ich, dass etwa bei Kilometer 13 die Rechnung fürs Radfahren gedruckt wurde. Die Splits fielen zuerst auf 3:40, dann auf 3:50. Drei Kilometer vor dem Ziel wollten meine Oberschenkel, dass ich stehen bleibe: Sie signalisierten mir das mit Krämpfen – mit kurzen Dehnversuchen ließen sie sich aber besänftigen. Dennoch fiel die Pace der letzten drei Kilometer auf durchschnittlich 4:15 Minuten und am Ende stoppte die Zeit bei 1:18:58 Stunden für den Halbmarathon. Für mich bedeutete das Platz 16 in 3:51:43 Stunden und 3:50 Minuten Rückstand auf die Top 10, 7:24 Minuten hinter den Top 5, 9:01 Minuten aufs Podium und gepfefferte 16:13 Minuten Rückstand auf den Sieger Alistair Brownlee. Jede Menge Zeit also, die es gilt besser zu werden!
Fazit – Was bleibt?
Insgesamt also ein Ergebnis und eine Leistung mit der ich weder überdurchschnittlich zufrieden, noch super unglücklich bin. Es gab gute Dinge und Dinge, die auf jeden Fall noch viel besser laufen müssen. Aber dieses Gefühl ist gut und ich habe enormen Bock drauf die Baustellen anzupacken und es beim nächsten Mal besser zu machen. Aber natürlich gab es gestern dann noch den verdienten Lohn:
Ich muss los, das Flugzeug wartet nicht! Habt ein schönes Wochenende und vielen Dank natürlich noch an alle Daumendrücker!
Euer Bocki
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