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Challenge Davos 2021: Für Schnee gibt’s Extrapunkte, oder?

31. August 2021


Challenge Davos

Als „höchstgelegener Triathlon in den Alpen“ ist die Challenge Davos bereits bekannt. Am Wochenende zeigte sich: Auch das Wetter kann das Race zu einer Grenzerfahrung machen. Zeit für ein paar Eindrücke sowie Kälte-Tipps aus der Profi- und Agegrouper-Ecke!

Noch gut eine Stunde bis zum Start und ich stehe schon jetzt zitternd in der Wechselzone. Das kann ja was werden! Die Kälte kriecht in jede Zelle meines Körpers. Und um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich das Ding hier heute ins Ziel bringe. Es regnet. Es sind gerade einmal 7 Grad. Es wird kein Schwimmen geben und deswegen ohnehin kein Triathlon werden. Warum soll ich mir das also geben? Eine Olympische Distanz bei Regen, Kälte und Schnee absolvieren? Nur ein Argument spricht dafür: Es wäre schade, es nicht wenigstens zu versuchen. Bin ja immerhin schon hier. Wie gerne ich genau jetzt in die Köpfe der anderen Verrückten blicken können würde! Leute, da müssen wir jetzt wohl gemeinsam durch.

Nein, es folgt jetzt kein klassischer Race-Bericht. Wäre auch nicht so spannend in meinem Fall – gibt nämlich keine Fabelzeiten zu vermelden, bloß die Freude über das Finishen. Und über das Überleben eines überraschend extremen Triathlons, pardon, Duathlons. Trotzdem oder gerade deswegen hat die Challenge Davos am vergangenen Wochenende wohl bei jedem Teilnehmer bleibenden Eindruck hinterlassen. Bei mir ging das mit Erkenntnissen einher, die vielleicht dem einen oder anderen irgendwann etwas bringen könnten. Ich habe jedenfalls einiges in Davos gelernt. Auf die harte Tour. Zu hart? Meine Angehörigen sind jedenfalls heilfroh, dass ich diese Zeilen unversehrt tippen kann.

Challenge Davos: Strecken-Perle in den Alpen

Dass die Challenge Davos etwas für Liebhaber von ikonischen Events ist, erklärt sich mit Blick auf die Strecke. Die führt (eigentlich) beim Schwimmen durch das eisblaue Wasser des malerischen Davoser Sees, anschließend bereits ab der Olympischen Distanz bis auf 2.383 Meter über den – unter normalen Wetterumständen – wahnsinnig schön zu fahrenden Flüelapass und zuletzt über die Trails an den Berghängen der „Metropole“ im schweizerischen Kanton Graubünden. Kurzum: Die Challenge Davos dürfte sich auf vielen Bucketlists von Triathleten finden.

Zudem ist an dieser Stelle das familiäre Ambiente der Veranstaltung zu nennen, das sie zu einer intimen Nummer für die ganz Harten macht. Und die tragische Geschichte, die sich 2020 ereignete. Sie dürfte überhaupt einige auf die Idee zur Teilnahme gebracht haben. Wir erinnern uns: Aufgrund von Gewittern musste das Rennen kurz nach dem Schwimmstart der Profis abgesagt werden – obwohl es im veranstaltungsarmen Jahr 2020 die Aufmerksamkeit der gesamten Szene auf sich lenken konnte. So bitter!

Profi-Stimmen vor der Challenge Davos: Lena Berlinger & Anja Knapp

Ebenfalls nennenswert: das kleine, aber feine Profi-Starterfeld. Auch der Ersatz des Schwimmens mit einer 4-Kilometer-Laufrunde hielt die angereisten Profis nicht davon ab, alles zu geben. Bei den Damen gingen neben einer erneut ultrastarken Nicola Spirig unter anderem Franzi Reng, Anja Knapp und Lena Berlinger an den Start – jeweils mit ganz eigenen Storys.

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Das letzte Rennen der Profi-Karriere: Anja Knapp

Wie blickst du selbst auf deine Karriere zurück?

Anja Knapp: Ich bin dankbar, dass ich den Weg gegangen bin – und dass ich die Unterstützung von der Familie, den Freunden und dem Arbeitgeber hatte. Das ist nicht selbstverständlich. Auch wenn es mal nicht gut lief oder eine Saison von Verletzungen geprägt war, habe ich nicht aufgegeben. Und deswegen bin ich mir sicher: Ich würde es jederzeit wieder genauso machen.

Nach der letzten Finishline geht’s dann wie für dich weiter?

A. K.: Ich mache dann Rentner-Sport (lacht). Also: Natürlich werde ich mich noch viel bewegen, aber ich möchte nicht mehr nach einem Trainingsplan und nach einer festgelegten Struktur trainieren.

Was sagst du zur Entwicklung, die im Triathlon gerade auf den kurzen Distanzen vor sich geht? Passiert ja so einiges …

A. K.: Schade, dass das erst jetzt passiert – darauf hätte ich auch Bock gehabt. Ich mag kurze und knackige Rennformate und finde es toll, dass da so viel passiert. Ich denke, den Schritt muss man einfach mal machen, um zu schauen, wie es ankommt.

Die „Bergziege“ auf dem Weg zum nächsten Triumph in Davos: Lena Berlinger

Du hast die Challenge Davos bereits zweimal gewonnen. Mit welcher Strategie kann man als Agegrouper so ein Rennen wie in Davos angehen?

Lena Berlinger: Man kann sich hier schon kaputtmachen. Wichtig ist also, Erfahrung am Berg mitzubringen. Solange du am Berg fahren kannst, ohne dich völlig verausgaben zu müssen, um voranzukommen, ist alles gut.

Wie gehst du mit der Herausforderung um, neben jemandem wie Nicola Spirig zu starten – also einer Mitstreiterin, die mal wieder eine wirklich beeindruckende Saison aufs Parkett gelegt hat?

L. B.: Mit Respekt – aber im positiven Sinn. Angst schwingt jedenfalls nicht mit. Jemand wie Nicola Spirig ist einfach ein anderes Niveau. Zu ihr schaue ich eher auf! Sie ist Olympia-Siegerin, ich bin Teilzeit-Profi.

Was erwartest du von 2022?

L. B.: Dieses Jahr war für mich quasi „normal“: Alle Rennen, die ich machen wollte, haben auch stattgefunden. Daher denke ich, dass es im nächsten Jahr mindestens genauso gut wird. Aber aktuell bin ich mit dem Kopf noch in dieser Saison.

5 Tipps für Triathlon-Wettkämpfe bei Regen und Schnee

Zurück zu den Altersklassen-Athleten. Mag sein, dass einige von euch schon einmal ein Rennen bei widrigen Wetterumständen ins Ziel gebracht haben. Aber vielleicht auch nicht jeder. Für das nächste Mal (man weiß ja nie!) würde ich jedenfalls einige Dinge anders machen und planen. Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen?

Und an die Routiniers: Teilt doch gerne mal eure ultimativ-erprobten Tipps für Ekelwetter-Rennen in den Kommentaren. Das könnte (Allwetter-)Rookies helfen!

  1. Lieber zu viel Equipment einpacken – für alle Fälle
    Gut, dass ich Überzieher für die Radschuhe, Beinlinge und wärmere Trikotjacken besitze. Blöd, dass die am Wochenende zu Hause statt in der Reisetasche lagen. In Zukunft nehme ich zu Events lieber alles mit. Ja, alles!
  2. Bei der Bekleidung auf das Zwiebel-Prinzip setzen
    Auch wenn diese Meinung nicht jeder teilt: Ich war heilfroh, dass das Schwimmen gecancelt wurde – sonst wäre ich noch länger unterwegs gewesen. Das sorgte allerdings für absurde Wechselzeiten bei mir, weil ich mich ernsthaft nach jeder Disziplin umgezogen habe. Ich möchte allerdings behaupten: Das hat sich gelohnt. Schon weil es für mich insgesamt ums Ankommen ging. Als ich durchnässt und zitternd in der zweiten Wechselzone eintrudelte, war ich glücklich, mich bis zur letzten Schicht neu einkleiden zu können. Gamechanger!
  3. Trinken nicht vergessen
    Regen führt dazu, dass man den Wasserverlust unterschätzt. Da hilft nur eines: sich konsequent dazu zwingen, regelmäßig zur Flasche zu greifen. Denn der „Mann mit dem Hammer“ lässt sich von Regen und Schnee nicht aufhalten. Der ist auch einer von den Harten.
  4. Füße besonders vor Kälte und Nässe schützen
    Nicht nur die blauen Flecken, die ich einem fiesen Schnee-Hagelschauer auf den Knien zu verdanken habe (kein Witz!), sind Souvenirs der besonderen Art. Insbesondere das Gefühl, als klirrekaltes Eiswasser in meine Schuhe bis zu den Zehen vorlief, hat sich ins Gedächtnis gebrannt. „Jetzt ist es vorbei!“, dachte ich. Und so war’s in puncto Stimmung auch. Bis dahin hatte ich – im Kälte-Wahn – noch „Eisgekühlter Bommerlunder“ von den Toten Hosen gesummt. Keine Ahnung, warum. Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt „nur“ noch 10 von 28 Kilometern vor mir. Da hört man nicht auf. Stattdessen kam ich fröstelnd und unterkühlt in der Wechselzone an. Fazit: Man kann echt vieles verkraften, solange die Füße noch trocken sind.
  5. Möglichst in Gruppennähe bleiben
    Ich verließ die erste Wechselzone als Letzte – tja, so war’s halt. Darauf folgten gut 4 einsame Rad-Kilometer bergauf, bis ich wieder an das Feld heranfahren konnte. Unendlich erleichtert war ich, als ich wieder eine andere Teilnehmerin vor mir pedalieren sah. Endlich nicht mehr alleine! Mit neu getankter Motivation konnte ich sogar den einen oder anderen Mitstreiter „einsammeln“. Zumindest bis zur Abfahrt. Daher mein Tipp: Seht zu, dass ihr jemanden vor oder hinter euch in Sichtweite habt. Gemeinsam leidet es sich bei Regen und Kälte besser.

Gegen Kälte & Nässe: Upgrade-Tipps von den Profis

Profi Fabian Eisenlauer hatte noch folgenden Tipp parat: Sollten die Wassertemperaturen bei einem Rennen eher niedrig sein, empfiehlt er, erwärmtes Wasser (z.B. in einer Thermoskanne) bis zum Start mitzunehmen und kurz vor Wassergang in den Neo zu schütten – als erste Schicht. Clever!

Anja Knapp setzt auf die Notfalldecken-Nummer: Sie klebt unter anderem ihre Radschuhe und die Jacke mit den handelsüblichen Erste-Hilfe-Wärmedecken aus. Geschickt!

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1 Kommentare

  1. Liebe Lena,
    Glückwunsch zu deinem Finish bei diesem harten Event. Ich finde es sehr erfrischend mal einen „Wettkampfbericht“ zu lesen, der nicht von Bestzeiten und Überholmanövern geprägt ist.

    Weiterhin viel Spaß auf deinem Weg mit dem Triathlon 🙂