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Nachträglich Weltmeister: Christopher Dels schnellster Amateur beim Ironman Hawaii

04. November 2019



Der Ironman Hawaii liegt drei Wochen zurück. Die After Race-Feierlichkeiten sind gelaufen, die Champions haben ihre Freudentänze beendet und die meisten Athleten genießen mit etwas Abstand zum Rennen ihre Off-Season. Letzte Woche kam aber nochmal etwas Wind auf: Der vermeidlich schnellste Amateur, Sérgio Marques aus Portugal, wurde nachträglich disqualifiziert, da er dieses Jahr auch als Profi gestartet ist. Neuer Weltmeister der Amateure: Christopher Dels aus Bamberg. Somit stellt Deutschland neben Jan Frodeno und Anne Haug nun auch den schnellsten Age Grouper!

8:44:12 Stunden – diese Hammerzeit legte Chris Dels dieses Jahr beim Ironman Hawaii aufs Parkett. Am 12. Oktober reichte das dazu um zweitschnellster Age Grouper unter allen Teilnehmern zu werden und für den Vize-Weltmeistertitel in der Alterklasse 35-39. Auf den Titel fehlten exakt neun Minuten – der Portugiese Sérgio Marques nämlich benötigte nur 8:35:12 Stunden. Eine wahnsinnige Leistung. Allerdings mit Geschmäckle, wie sich schon kurz nach dem Rennen herausstellte: Marques startet nämlich eigentlich als Profi-Athlet und hätte gar nicht als Age Grouper ins Rennen gehen dürfen.

Sérgio Marques startete im September 2019 als Profi beim Ironman 70.3 Portugal – somit darf er bei anderen Rennen nicht als Amateur an den Start gehen.

„Ich habe Marques bei der Siegerehrung darauf angesprochen, nachdem ich von vielen Leuten und meinem Coach erfahren hatte, dass er eigentlich als Profi startet. In der Situation hatte er es allerdings abgestritten und für mich war das dann in dem Moment erstmal abgehakt. Meine Freude über den 2. Platz und meine Leistung war einfach zu groß, um sie mir davon versauen zu lassen,“ erzählt mir Chris heute ganz entspannt am Telefon.

Die Freude über seine Leistung war auch deshalb so groß, weil zuvor „immer irgendein Scheiß“ dafür gesorgt hatte, dass Chris nie seine volle Leistung abrufen konnte. Beim Ironman Texas zum Beispiel, wo er sich die Hawaii-Quali sichern konnte, bewies er nicht nur Kampfgeist, sondern auch MacGyver-Qualitäten: Beim losfahren mit dem Rad stellte er fest, dass die Hydraulikbremsen ihren Geist aufgegeben hatten, ohne Bremsen musste er also improvisieren.

Zuerst klickte er an den Wendepunkten mit den Schuhen aus, stemmte sie in den Asphalt und drosselte so das Tempo. Nach mehreren dieser Manövern war jedoch das Plastik an den Schuhen abgeschliffen, also musste ein neue Taktik her: Chris lehnte sich bereits weit vor den Wendepunkten in die Absperrungen oder an kleine Mauern und schliff an ihnen so lange entlang, bis er die Kurven nehmen konnte. Abenteuerliche Vorstellung. Aber es funktionierte und die Belohnung war der Kona-Slot.

Überraschungsanruf vom Ironman-Chef aus den USA

In Kona lief dann alles rund, keine Probleme, keine Hindernisse und ein fast perfekter Tag: Nach 59:08 Minuten hatte er das Schwimmen hinter sich. Das Rad stellte er nach 4:40:50 Stunden in der Wechselzone ab und lief den Marathon in bärenstarken 2:56:55 Stunden. Die Freude über dieses Rennen und den zweiten Platz war riesig, natürlich. Auch die Nachricht, dass der Erstplatzierte eigentlich disqualifiziert werden müsste, konnte daran nichts ändern.

Letzte Woche klingelte dann aber plötzlich das Telefon von Chris. Am anderen Ende: Andrew Messick, der Ironman-Chef. Er schilderte die Situation und erklärte, dass Ironman erst nach dem Rennen davon Wind bekommen habe, dass Marques zu Unrecht als Age Group-Weltmeister geehrt wurde. Vor allem ein Franzose hatte sich nach dem Rennen um Aufklärung bemüht und auch andere Sportler hatten eine Richtigstellung eingefordert.

Mittlerweile wurden die Ergebnislisten korrigiert, Marques disqualifiziert und Chris ist nun ganz offiziell der schnellste Age Grouper bei der Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii.

Chris klingt immer noch etwas ungläubig: „Ich habe Herrn Messick natürlich gesagt, dass ich es ihm und Ironman hoch anrechne, dass sie sich der Sache, auch einige Wochen nach dem Rennen, noch angenommen haben und nicht einfach Gras über die Sache wachsen lässt. Ich hatte damit nicht gerechnet und freue mich natürlich sehr darüber.“

 

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3 Kommentare

  1. Herzlichen Glückwunsch, Chris! So oder so eine Wahnsinns Leistung! Und ein schönes Beispiel, wie man als Veranstalter auch noch im Nachhinein gut und fair reagieren kann (Im Gegensatz zur DTU bei der peinlichen Vorstellung bei den Finals)!