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Sind alle Triathleten feige Windschatten-Lutscher? Es gibt neue Fakten!

08. September 2017


Sind Triathleten alles Windschatten Fahrer?

Tja… sieht wohl so aus. OK… das „feige“ nehm‘ ich zurück. Dennoch: 10 oder auch 12 Meter Abstand zum Vordermann beim Radfahren sind zwar regelkonform aber das heißt nicht, dass in dem Bereich nicht noch ordentlich vom Windschatten profitiert wird. Soweit nix Neues denke ich. Nun gibt es aber konkrete Zahlen. Bei meinem Aerotest auf der Bahn konnten wir es bereits in den Zahlen sehen und nun hat auch Swiss Side in einer neuen Studie 33 Watt Leistungsersparnis errechnet.

Windschattenfahren ist doch aber verboten?

Mal einen kleinen Schritt zurück. Windschatten? Gar in einem Ironman-Triathlon? Ist doch verboten! Ja, wir kennen alle die Bilder der großen Pelotons von diversen Triathlonevents rund um die Welt, bis hin zu den Ironman Weltmeisterschaften in Kona. Diese Kategorie von Windschattenfahren gehört in die Kategorie feige und ehrlos… so ist das… da gibt’s nix zu diskutieren. PFUI!

Hier geht es allerdings jetzt um einen etwas anderen Fall – es geht sozusagen um legales Windschattenfahren. Denn: Auch bei einem regelkonformen Abstand von 10 oder auch 12 Metern zum vorweg fahrenden Triathleten spielt der Windschatten noch eine sehr große Rolle.

Als ich Mitte des Jahres mit Pro Athletes zum Aerotest auf der Radbahn war, haben wir uns den Spaß gemacht und per Testfahrt mit zwei Fahrern die Leistungsersparnis ermittelt. Wir kamen hier bei einer Geschwindigkeit von circa 40 km/h auf eine Ersparnis von bis zu 40 Watt Leistung bei einem Abstand von 10 Metern. Klar, die Bedingungen auf der Bahn sind immer etwas anders als draußen im Rennen. Dennoch wird eine große Menge von diesem Vorteil auch im Ernstfall bestand haben.

40 Watt Leistungsersparnis ist nicht ein bisschen, das ist verdammt Viel!

Swiss Side Studie belegt die Erkenntnisse von der Bahn

Ganz frisch haben die Nerds von Swiss Side, die Radsport-Aerodynamik-Experten schlechthin, eine Studie auf Basis einer komplexen CFD-Berechnung (Computational Fluid Dynamics) in Kombination mit Windkanaltests durchgeführt, die genau diese Erkenntnis bestätigt und sogar noch weiter ins Detail geht.

Parallel zur CFD-Berechnung hat Swiss Side das Szenario außerdem auch im Windkanal nachgestellt und die wichtigsten Erkenntnisse nun veröffentlicht. Genau wie der Test auf der Radbahn ist die Studie natürlich nicht einfach 1:1 auf jedes Rennen der Welt übertragbar, da in der Studie zum Beispiel von komplett windstillen Bedingungen ausgegangen wird. Dennoch ist das Ergebnis eindeutig.

Swiss Side berechnete mittels CFD die Leistungsersparnis bei einer Geschwindigkeit von 45 km/h und 10 Metern Abstand mit 33,5 Watt. Krass!

Kurz zu den Wetter- bzw Windbedingungen: Hat man in einem Rennen starken Seitenwind, wird man in 10 Meter Abstand, wenn man sich in einer geraden Linie hinter seinem Vordermann befindet, deutlich weniger profitieren können, da die Luft vor einem entsprechend – vom Wind beeinflusst – einen ganz anderen Weg nimmt. Logisch, oder?

Die Ergebnisse der Swiss Side Studio in kurz und knapp:

  • 33,5 Watt oder 13,4% Leistungsersparnis bei 10 Meter Abstand und 45 km/h (legal)
  • 90,5 Watt oder 39,% Leistungsersparnis bei 10 cm Abstand und 45 km/h (verboten)
  • Bei 20 Meter Abstand, wie es beim Challenge Championship praktiziert wird, ist der Effekt wohl nur noch marginal spürbar. Hier sprechen die Zahlen der Studie aber trotzdem noch von 22,4 Watt.
Swiss Side Windschatten Diagramm
Bild: Copyright by Swiss Side

Fazit: „Windschatten“ überall! Und jetzt?

Haben wir ein Problem? Vielleicht! Denn auf der einen Seite gibt es das Problem des verbotenen Windschattenfahrens, welches im Bereich deutlich unter 10 Metern Abstand stattfindet und für das als Ursache oder Grundproblem oft die immer weiter steigenden Teilnehmerzahlen und der begrenzten Platz auf der Radstrecke argumentiert wird.

Auf der anderen Seite stellen wir – jetzt auch per Studie bewiesen – fest, dass nicht einmal die 10 bis 12 Abstand ausreichen, um ein windschattenfreies Rennen zu haben. Rein aus dieser Sicht müssten eher 20 Meter Abstand her.

Das Problem: Wir bekommen nicht einmal 10 Meter Abstand wirklich geregelt, bräuchten aber eigentlich eher 20 Meter für ein wirklich faires Rennen.

Die Lösung: Vielleicht gibt es einfach keine Lösung. Auf der einen Seite: Ich fand das Championship Rennen von Challenge mit 20 Meter Abstand super, es hat das ganze Rennen taktisch „umgeworfen“ und die insgesamt stärkeren Athleten nochmals rausgestellt. Allerdings handelte es sich auch um ein Profirennen mit geringer Teilnehmerzahl. Dieses Modell ist so auf ein großes Agegroup-Rennen nicht einfach zu übertragen.

Jetzt könnte man überlegen diese Regelung zumindest für alle Profis im Triathlon einzuführen. Allerdings sind normalerweise die Pros ja gemeinsam mit den Agegroupern, die sich dann nicht an die 20 Meter halten müssten, auf der Strecke. Ich denke auch dieses Modell ist daher nicht organisatorisch durchführbar.

Selbst wenn, es würde ja nichts am Grundproblem in der breiten Masse ändern. Ich kann da nur sagen: Ich habe keine konkrete Idee für eine Lösung aber zumindest liegen jetzt alle Karten in Form von Fakten auf dem Tisch.

Ich würde mich über eure Meinungen zu dem Thema freuen.

  1. Wie sehr spürbar ist für euch der Windschatten auch bei 10 und 12 Metern?
  2. Findet ihr dieser Abstand ist eigentlich noch zu wenig und bevorzugt so eher unfair die stärkeren Läufer?
  3. Sollte der Mindestabstand daher auf 20m erhöht werden?

Bitte aber kein ausuferndes Bashing der unbestritten dämlichen Windschattenbetrüger… wir wissen alle, dass das alles Deppen sind.

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