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Die Grande Dame ist zurück | Angert sorgt für Spannung in Buschhütten

07. Mai 2018


Florian-Angert-Triathlon-Buschhütten-Radfahren

Der Siegerland Cup in Buschhütten ist zurück. Die alte Dame des deutschen Triathlons hat in den letzten Jahren versucht ihren Staub abzuschütteln. Und spätestens seit dem fulminanten Comeback am gestrigen Sonntag ist klar: musste sie gar nicht. Der Klassiker, bei dem die deutsche Triathlon-Elite erstmals in der Saison ihre Klingen kreuzt, hat kein bisschen an Charme verloren. Für die nötige Spannung sorgten dabei Andi Böcherer und Florian Angert. Wir haben mit Flo, der den Hawaii-Champion Patrick Lange auf den dritten Platz verwiesen hat, gesprochen.

Ehre wem Ehre gebührt. Keine Frage, aber dennoch erzählte der Triathlon Buschhütten nicht nur die Geschichte von Andi Böcherer, der das Rennen am Ende gewann und Patrick Lange, der am Ende abgeschlagen auf dem 3. Platz ins Ziel kam. Es erzählt vor allem die Geschichte von einem Duell um den Sieg auf Augenhöhe.

Florian Angert nämlich ist nur hauchdünn am Sieg beim legendären Saisonauftakt im Siegerland vorbeigeschrammt und hat Andi Böcherer das Leben zur Hölle gemacht. Dieser kommentiert den starken Auftritt von Flo wie folgt: „Ich habe mich echt gewundert, wie langsam der Flo angeht.“ Darum habe er auch schnell die Geduld verloren und 400 Meter lang die Führungsarbeit im Wasser übernommen. „Und dann kam Flo mit einem gewaltigen Zwischensprint an mir vorbei und hat mich ziemlich schnell stehen lassen. Da hat er mich einfach abgekocht, toll gemacht!“ Dass hinter dieser Aktion Kalkül steht, werdet ihr gleich weiter unten erfahren.

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Bild: Marcel Hilger – www.marcelhilger.de

Aber erstmal Hand aufs Herz: Lieber Flo, Dein 2. Platz gestern beim Siegerland Cup in Buschhütten dürfte bitter-süß schmecken. Du hast den amtierenden Hawaii-Champion Patrick Lange gut zwei Minuten hinter Dir gelassen, aber gleichzeitig bist Du nur drei Sekunden hinter dem Sieger Andi Böcherer ins Ziel gelaufen. Überwiegt die Freude über das Ergebnis oder gibt es so etwas wie Enttäuschung über den knapp verpassten Sieg?

Die Freude über den zweiten Platz überwiegt auf jeden Fall! Klar, im Nachhinein fragt man sich immer, wo hätte man es anders machen können. Aber nach dem Rennverlauf, in dem ich beim Laufen auch zwischenzeitlich eine kleine Lücke zu Andi wieder zulaufen musste wäre Unzufriedenheit fehl am Platz. Zusätzlich war es mein erstes Kopf-an-Kopf-Duell mit Zielsprint und dann gegen Andi, der taktisch gesehen sicherlich einer der ausgebufftesten Athleten ist. Nach der ganzen Vorberichterstattung, wo sich alles nur um Patrick und Andi gedreht hat, wollte ich das Rennen spannend machen – ich denke das ist mir gut gelungen.

Du schreibst in Deinen After-Race-Postings immer wieder von „Taktikfuchs Seipp“. Damit ist Dein Trainer Philipp gemeint. Welchen Anteil hat er an dem Erfolg von Buschhütten und kannst Du einen Einblick in eure Taktik geben?

Florian-Angert-Triathlon-Buschhütten-Coach-Philipp-Seipp
Bild: Marcel Hilger – www.marcelhilger.de

Er trainiert mich seit Januar 2017, insofern einen sehr großen Anteil. Das Training passt sehr gut für mich – ich konnte im Winter sehr gut trainieren und nach den letzten Ergebnissen im Training wussten Philipp und ich was gehen kann. Das umzusetzen ist natürlich immer eine andere Sache. Und zur Taktik: Bisher bin ich alle Rennen immer von vorne angegangen. Ich komme ja vom Schwimmen und deswegen ist das naheliegend.Philipp kam dann mit der Idee um die Ecke, erst mitzuschwimmen und erst nach ein paar Minuten das Tempo anzuziehen. Zugegeben spielt mir das Schwimmen in Buschhütten da sehr in die Karten, weil im 50-Meter-Becken geschwommen wird – da kann ich über die Wenden nochmal einiges gegenüber den anderen rausholen. Aber, dass das so gut klappt hätte ich selbst nicht gedacht.

Andi Böcherer hat gestern nach dem Rennen gleich mehrfach seinen Hut vor Deiner Leistung gezogen und seine Respekt geäußert. Was bedeutet Dir das?

Ja, das fand ich echt cool von ihm! Auch wenn es ihn sicherlich genervt hat, dass er es nicht leicht hatte, fand er es bestimmt gleichzeitig cool, dass es so spannend war und dass wir bis zum Ende gefightet haben. Diese Wertschätzung von Jemandem, der schon Erfolge bei den ganz großen Rennen vorzuweisen hat, ist natürlich für mich persönlich auch eine Bestätigung meiner Leistung.

Ihr habt eine bärenstarke Performance aufs Parkett gelegt und euch nichts geschenkt. Wie hart war das Rennen für Dich?

Es war natürlich hart. Gerade auf dem Rad war ich überrascht wie schnell Böchi wieder da war, trotz des kleinen Rückstands nach dem Schwimmen. Aber als er da war, war mir klar: jetzt dranbleiben, dann geht einiges.

Ich habe mich immer an den Leitpfosten an der Leitplanke orientiert, von daher bin ich nie in Gefahr von Windschattenfahren gekommen. Was niemand gesehen hat: ich war Mitte der vierten Runde auch mal für 500 Meter in der Führung – Andi wollte das Ding klar von vorne machen und hat mich dann ohne mit der Wimper zu zucken zurücküberholt.

Beim Laufen war es auch viel Kopfsache. Andi hat nach drei Kilometern eine Lücke von etwa 20 Meter gerissen – ich habe die dann wieder zulaufen können und danach waren es vier Kilometer Kopf-an-Kopf. Und taktisch war es dann schwer viel gegen ihn auszurichten. Ich habe 300 Meter vor dem Ziel versucht vorbeizugehen als die Strecke breit genug wurde und er sich kurz weggedreht hatte. Aber er hat den Antritt direkt gekontert und ist als Erster in ins Stadion eingebogen. Da war es dann vorbei, für sowas fehlt mir dann doch noch der letzte Kick.

Buschhütten war – und ist seit gestern wieder – eines der wichtigsten und prestigeträchtigsten Triathlons in Deutschland. Welchen Stellenwert hatte das Rennen in der Saisonplanung für Dich und wie ordnen Du und Dein Coach das Ergebnis nun ein?

Es war mein erstes Rennen in der Saison. Es war uns wichtig ein gutes Rennen als Einstieg zu finden, im Idealfall mit Topleuten an der Startlinie – das war und ist in Buschhütten die Regel. Ein guter Start in die Wettkampfsaison ist für den Kopf immer wichtig und das Hauptziel für das Rennen war die Taktik und die Trainingsergebnisse umzusetzen. Da wir im Winter viel an der Lauftechnik gearbeitet haben, wollte ich auch das gerne auf den Wettkampf übertragen. Alles in allem war das ganz zufriedenstellend, aber es gibt immer Dinge an denen man schrauben kann. Dennoch: Der Grundstein für eine erfolgreiche Saison ist gelegt.

Wie geht es nun weiter? Wo wirst Du demnächst am Start stehen und welche Ziele verfolgst Du bei den kommenden Rennen?

Ich werde in drei Wochen beim IRONMAN 70.3 St. Pölten starten und von dort dann weiter zu The Championship nach Samorin fahren. Dann ist aktuell noch die IRONMAN 70.3-EM in Dänemark geplant. Alle drei Rennen sollten mir liegen, in St. Pölten war ich letztes Jahr zum Beispiel Fünfter. Und den Etablierten ein bisschen vor der Nase rumfahren macht bestimmt Spaß…

  • Wir wünschen Flo alles Gute für die kommenden Rennen und dass wir ihn noch ganz häufig vorne im Rennen sehen werden!

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