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Beckenschwimmen für Triathleten: Das musst du beachten

01. Februar 2022


Triathlon Schwimmknigge

Viele Triathleten sind Quereinsteiger, was das Schwimmen angeht. Speziell das Schwimmen im Schwimmbad. Da gibt es einige (ungeschriebene) Regeln, mit deren Nichteinhaltung man sich ganz schnell den Zorn anderer Schwimmender zuzieht. Sportwissenschaftler Holger Lüning ist Triathlet, betreibt die Webseite docswim und den dazugehörigen YouTube-Kanal. Wir haben ihn gefragt, was Triathleten im Becken wissen müssen.

Die richtige Bahn zu finden, ist oft gar nicht so einfach. Wie lässt sich schon beim Weg von der Dusche zum Becken feststellen, wo man sich leistungsmäßig am besten einordnet?
Generell wäre ein schneller Blick auf geleinte Bahnen sinnvoll, manchmal sind sie auch beschildert, zum Beispiel mit „Sportschwimmer“, das sind die Schnellen. Es kann auch helfen, darauf zu achten, welche Tools und Hilfsmittel bereits am Beckenrand liegen, um einzuschätzen, ob das ambitionierte Schwimmer sind. Wenn an einer Bahn ein Trainer steht und man selbst nicht für einen Kurs angemeldet oder im Verein ist, ist diese Bahn normalerweise tabu, das ist geschlossenes Gruppentraining.

Manchmal hilft ja schlicht schon fragen. In welchen Fällen ist es höflich und sinnvoll, mit den anderen Athleten auf der Bahn zu kommunizieren, auch wenn man sich weder kennt noch zusammen trainiert?
Es ist immer angebracht, andere Sportler kurz anzusprechen und sich gegebenenfalls auf einen Kreisverkehr zu einigen oder anzukündigen, dass man in diese Bahn gehen möchte. Damit wissen die anderen Schwimmer, dass sie demnächst auf einen weiteren Sportler Acht geben müssen. Dieses Ansprechen sollte aber immer nur in den Pausen der anderen Schwimmer geschehen – allerdings nicht innerhalb einer harten Intervallserie.

Hat man seine Bahn gefunden: Welche Regeln gelten, wenn man hinter einem ungefähr gleich schnellen Schwimmer unterwegs ist?
Da gibt es verschiedene. Ein absolutes No-go ist, dem Schwimmer vor sich auf die Füße zu klopfen, um ihn zum Schnellerschwimmen zu animieren. Entweder bleibt man hinter ihm und wartet auf eine gemeinsame Pause, um die Reihenfolge zu ändern, oder man überholt.

Welche Regeln gelten fürs Überholen?
Am besten setzt man den Überholvorgang direkt nach der Wende an, um genügend Strecke dafür zu haben. Dabei aber bitte immer auf Gegenverkehr achten!

Ist es schlimm, wenn man keine Rollwende kann – oder darf man gar keine Rollwende machen, wenn mehrere Athleten auf der Bahn unterwegs sind?
Rollwenden darf man immer machen, sie sind aber keine Pflicht. Eine schnelle Kippwende kann auch flott sein. Besser so und kontrolliert als eine verunglückte Rollwende, bei der man anderen Sportlern in die Quere kommt. Sportive Triathleten sollten die Rollwende aber üben, da sie schneller ist, den Rhythmus weniger stört und man den Schwung mit auf die nächste Bahn nehmen kann.

In viele Schwimmtrainingspläne sind Abschnitte mit Technikübungen und Bahnen in alternativen Schwimmtechniken eingebaut. Muss man für Übungen oder Rücken- und Brustschwimmen die Bahn wechseln und auf eine „langsamere“ gehen?
Nicht unbedingt. Auch hier hilft ein Blick auf den laufenden Verkehr. Will man andere Schwimmer nicht stören, wartet man eine Lücke ab oder verzichtet gegebenenfalls auf einen die Gruppe störenden, weil langsamen, Trainingsteil. Das kann bei dichtem Verkehr auch mal auf das Delfinschwimmen zutreffen. Ab und zu eine Bahn mal Brust oder Technikübung zu schwimmen, ist normalerweise ok. Wer trotz vieler Athleten auf der Bahn sein Programm durchziehen und einen ganzen „langsamen“ Block schwimmen möchte, sollte dafür auf eine entschleunigtere Bahn wechseln. Das ist für alle Parteien entspannter.

Normalerweise schwimmen Triathleten im Wettkampf im Freiwasser. Manchmal findet das Schwimmen aber auch im Becken statt. Das sind dann ganz andere Voraussetzungen. Lässt sich ein Wettkampf mit Schwimmbadschwimmen im Training simulieren?
Auf jeden Fall lässt sich das üben! Das ist auch empfehlenswert. Der Ernstfall sollte im Training durchgespielt werden, um sich mit der Situation vertraut zu machen und zu sehen, welche Details es zu beachten oder anzupassen gilt.

Meine Empfehlung: Nach einem wettkampfgerechten Einschwimmen von 600 bis 800 Metern aus dem Wasser gehen, abtrocknen, vielleicht sogar Wettkampfbekleidung anlegen. Dann eine Pause von fünf bis zehn Minuten machen und einen Trainer oder Vereinskollegen bitten, die Zeit zu nehmen. Auf dessen Startkommando wird dann all-out geschwommen.

Hier eignet sich der 400-Meter-Test, der auch ein guter Gradmesser für die Formentwicklung und -dokumentation ist. Für den aktuellen Stand und zur Intensitätsbestimmung von Intervallserien bietet sich zusätzlich aber durchaus auch ein 100-Meter-Test oder die Bestimmung der Critical-Swim-Speed (CSS) alle 6 Wochen an. Eine andere Möglichkeit sind gebrochene Serien.

Um einer Bahn und Startgruppe zugeteilt zu werden, muss man bei der Anmeldung zu einem Triathlon mit Beckenschwimmen oft die geschätzte Schwimmzeit bzw. das erwartete Tempo angeben. Wie lässt sich das am besten ableiten?
Es hilft immer, die Wettkampfstrecke in kleine Teile zu zerlegen und zu versuchen, mit „bestem Schnitt“ zu schwimmen. Das bedeutet für die olympische Distanz mit 1,5 km zum Beispiel achtmal 100 Meter mit je 30 Sekunden Pause. Dann ermittelt man sein Durchschnittstempo und hat eine recht gute Tempoprognose für den Wettkampf.
Hier darf man gerne kreativ sein und Serien gestalten, die man auch regelmäßig als Test schwimmt. Die sind optimal auch zur Leistungsdokumentation!

Wie verhält man sich bei einem Wettkampf mit Schwimmen auf Bahnen? Gelten die gleichen Regeln wie im Beckentraining oder geht es da „härter“ zu?
Handelt es sich um ein Massen-Event wie 100 x 100 m gelten geregelte Abstände bzw. bei regelmäßigem „Aufschwimmen“ eine Neusortierung der Reihenfolge.
Bei einem Triathlon-Wettkampf, bei dem in einem Becken geschwommen wird, sollte man sich mit den anderen Sportlern kurz absprechen, um eine leistungshomogene Gruppe auf der Bahn zu bilden, d. h. der schnellste Schwimmer startet vorne. Damit verhindert man, dass es schon an der ersten Wende zu einem Knäuel kommt. Diese Situation gilt es unbedingt zu vermeiden, um nicht schon auf den ersten Metern eines langen Triathlons zu überpacen!

Sagt einem jemand, wann die Distanz geschafft ist, oder ist jeder Athlet selbst verantwortlich fürs Mitzählen?
Bei Distanzen von 800 und 1.500 Metern werden die letzten beiden Bahnen per lautem Pfeifen angekündigt. Zudem gibt es Tafeln, die die Anzahl der zurückgelegten Bahnen anzeigen. Auf allen anderen Strecken muss der Schwimmer selbst entsprechend und eigenverantwortlich mitzählen.

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5 Kommentare

  1. Mich würde interessieren, wie ihr euch eure Einheit notiert und nachhaltig wasserfest verpackt.

  2. Benjy, mein Tipp: mit Bleistift aufschreiben, das verschwimmt nicht. Den Zettel lege ich in meine Badelatschen. Dann muss ich ihn beim Draufschauen nicht anfassen und er zerfleddert nicht. Alternativ einmal feucht machen und an die Trinkflasche „kleben“, falls du eine dabei hast.

  3. Ich drucke und schneide die Einheit aus und klebe sie dann mit einem Streifen transparentem Paketband auf meine Wasserflasche. Geht super, auch mit Tintenstrahldrucker.

  4. Pingback: Triathleten und Beckenschwimmer: ein Guide - DER AUSDAUERSPORT-EXPERTE

  5. Ich packe den Ausdruck in eine durchsichtige Ziplock-Tüte, die ich an den Beckenrand lege.