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Daniela Bleymehl – „Road to Kona“: Erst Allgäu, dann Hawaii

20. August 2022


Daniela Bleymehl Frankfurt

Noch sieben Wochen sind es bis zur WM auf Hawaii: Das klingt nicht nur verdammt absehbar, das ist es auch. Gerade für Profis bedeutet das, noch einmal in die Vollen zu gehen – so wie Daniela Bleymehl. Auf ihrer „Road to Kona“ begleiten wir sie bei den finalen Vorbereitungen im Rahmen einer kleinen Blog-Serie. Erster Halt: Allgäu Triathlon. Bild: Marcel Hilger.

Auch Daniela Bleymehl kehrt im Oktober nach nunmehr drei Jahren auf Hawaii zurück – mit einem entscheidenden Unterschied: Seit ihrer letzten Teilnahme bei der WM auf „Big Island“ ist bei ihr viel passiert. Und zwar mehr als bei den meisten ihrer Mitstreiterinnen. Nach der geplatzten Saison 2020 stand 2021 ganz im Zeichen der Geburt ihrer Tochter. Seit 2022 ist sie nun wieder auf dem internationalen Race-Parkett aktiv – und legte mit ihren Siegen beim Ironman Südafrika und beim Mainova Ironman Frankfurt gleich zwei beeindruckende Performances hin. Nächster Langdistanz-Halt: Hawaii.

Doch wie sehen die letzten Wochen auf dem Weg zum absoluten Saison-Highlight einer Profi-Triathletin eigentlich aus? An welchen Schräubchen wird gedreht? Und was mobilisiert vielleicht sogar ungeahnte Kräfte? Das wollen wir in regelmäßigen Updates von Daniela in den kommenden Wochen wissen – und baten im ersten Schritt zum schnellen Plausch kurz vor ihrem Start beim ikonischen Allgäu Triathlon (Classic/Mitteldistanz).

Du startest morgen beim Allgäu Triathlon – zum ersten Mal überhaupt. Wieso fiel die Wahl auf den KULT, ehe es in ein paar Wochen nach Kona geht?

Daniela Bleymehl: In diesem Jahr hat der Termin optimal gepasst: nach dem ersten Hawaii-spezifischen Trainingslager auf Mallorca und vor dem nächsten Höhentrainingslager in Livigno. Logistisch hat es sich also angeboten. Und bei so vielen Reisetagen, wie man sie als Triathlet hat, spielt auch das nun einmal eine Rolle. Zudem eignet sich das Rennen perfekt als letzter Härtetest vor Kona – wenngleich es für mich kein „All-Out“-Rennen sein wird.

Heißt konkret?

Daniela Bleymehl: Für mich soll der Allgäu Triathlon auch ein Rennen zum Genießen sein, weil ich so kurz vor Kona keinen Wettkampf mehr machen möchte, bei dem ich mich richtiggehend „leermache“. Vielmehr soll es ein Motivator für die nächste Saison-Hälfte sein – nennen wir es also einen emotionalen Push. Der Trainingsblock, der danach folgt, wird nämlich noch einmal richtig hart. Und da ich vom Allgäu Triathlon nur Positives gehört habe, erwarte ich eine tolle Atmosphäre und ein schönes Erlebnis.

Materialtechnisch haben wir noch einmal viel auf den Prüfstand gestellt.

Welche Trainingsinhalte bestimmen die letzten Wochen bis Kona?

Daniela Bleymehl: In den letzten Wochen bis Kona stehen vermehrt lange Läufe auf dem Plan. Die konnten wir im Vorfeld der ersten Langdistanzen nur sehr vereinzelt einstreuen, weil ich nach der Schwangerschaft noch nicht so weit war. Kraftausdauer ist ein weiterer Schwerpunkt – und Umfang. Da mein Mann aktuell Elternzeit hat, habe ich mehr Rückendeckung für die „Doppelbelastung“: Es ergibt sich für mich die Möglichkeit, meine Tage anders zu gestalten und somit auch die Trainingsumfänge zu steigern. Nach der Hormonumstellung nach Schwangerschaft und Stillzeit geht das natürlich nur Schritt für Schritt und nicht sofort von 80 auf 100 Prozent – auf Mallorca konnte ich aber schon eine gute Basis für die kommenden Wochen legen.

Hawaii kommt dann schneller, als man vielleicht denken mag: Die Wochen lassen sich gerade noch so an zwei Händen abzählen. An welchen Stellschrauben drehst du jetzt noch?

Daniela Bleymehl:Materialtechnisch haben wir noch einmal viel auf den Prüfstand gestellt und soweit alles in die Wege geleitet. Außerdem steht noch ein Windkanaltest mit meinem Laufradpartner Swiss Side an – passenderweise direkt am Tag nach dem Allgäu Triathlon. Wer weiß, vielleicht finden wir dort ja noch das eine oder andere Watt.

Wie zufrieden bist du mit der Entwicklung, die du in den letzten Wochen machen konntest?

Daniela Bleymehl: Seit der Vorbereitung auf Hawaii 2019 konnte ich in puncto Umfang nicht mehr so viel machen wie jetzt im Trainingslager auf Mallorca. Insofern bin ich sehr zufrieden! Mal schauen, wie schnell das Training jetzt anschlägt – aber im Soll-Plan für Hawaii bin ich auf jeden Fall.

Im Laufe der Saison konntest du bereits einige Ausrufezeichen setzen. Lief alles nach Plan? Und war die frühe Quali für Hawaii durch deinen Sieg beim Ironman Südafrika ein Gamechanger?

Daniela Bleymehl:Nach Plan lief eigentlich nichts – oder zumindest nicht so viel, wie es nach außen vielleicht gewirkt haben könnte. Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, welche Ergebnisse ich in dieser Saison haben würde, hätte ich es nicht geglaubt. Insofern freue ich mich zwar riesig darüber, es gab aber eben auch viele Unsicherheiten. Ja, die Quali in Südafrika war ein echter Befreiungsschlag, denn das Rennen hat mir gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war und dass ich es noch kann. Eigentlich kann man sich ja nie wirklich vorstellen, eine Langdistanz zu machen. Aber nach zweieinhalb Jahren ohne Wettkämpfe und dafür mit vielen Veränderungen im Leben stand ich noch einmal unter einem ganz anderen Druck und es waren nur acht Monate nach der Geburt doch sehr viele Unsicherheitsfaktoren dabei …

Das Rennen auf Hawaii schreibt immer noch seine ganz eigenen Regeln.

Als du 2019 nach dem Rennen wieder in die Heimat geflogen bist, konnte niemand ahnen, dass man sich tatsächlich auch erst drei Jahre später wieder auf Hawaii sieht. Ganz schön verrückt …

Daniela Bleymehl: Absolut! Ich bin sehr gespannt, wie sich die Veränderungen in diesem Jahr bemerkbar machen werden. Persönlich sehe ich die hohe Teilnehmerzahl sehr kritisch und bezweifle auch, dass viele donnerstags das Frauenrennen im Fernsehen verfolgen werden …

Und welche Erwartungshaltung hast du mit Blick auf dein Rennen auf Hawaii?

Daniela Bleymehl: Natürlich möchte ich mein Ergebnis von 2019 verbessern. Wenn ich auf die aktuelle Saison schaue, ist alles, was jetzt noch kommt, eine Art Zugabe für mich. Ich trainiere hart, kann mich Stück für Stück verbessern und bin sehr zufrieden mit der Entwicklung. Ich gehe sicher nicht als eine der Topfavoritinnen an den Start, von daher kann ich mich auf mein eigenes Rennen konzentrieren und werde einfach schauen, was passiert. Um vorne mitzuspielen, braucht jede andere Athletin auch erst einmal einen guten Tag. Fest steht nämlich auch nach drei Jahren ohne Kona: Das Rennen auf Hawaii schreibt immer noch seine ganz eigenen Regeln!

To be continued …

In den nächsten Wochen werden wir Dani zu weiteren Schwerpunktthemen ausfragen. Zum Beispiel zu ihren Vorbereitungen rund um das perfekte Race-Setup, Familien- und Reise-Orga oder auch das richtige Mindset für Hawaii.

Hast du spezielle Fragen an die Profi-Triathletin? Dann her damit! Zum Beispiel über die bekannten Kanäle oder einfach als Kommentar unter diesem Beitrag.

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4 Kommentare

  1. Erstmal Respekt für die Leistung die sie in den vergangenen Jahren gebracht hat. Auch noch nach der Geburt so abzuliefern ist schon sehr stark.
    Mich würde interessieren in wie weit sie ihrem Baby gegenüber Schuldgefühle hat, da sie sehr viel Zeit ihres Tages ins Training stecken muss.
    Und ob sie das Baby zum Training mitnimmt. Also zumindest beim Joggen funktioniert sowas ganz gut. Und je nach Infrastruktur vor Ort kann man ja durchaus auch mit dem Rennrad einen Buggy hinter sich herziehen. Wäre dann Trainingseffekt und Zeit mit dem Baby. Gestaltet sie ihr Training so?

  2. Mich würde brennend interessieren ab wann sie wieder ins Training eingestiegen ist und wie lange sie gestillt hat. Habe eine Tochter im gleichen Alter und wollte eigentlich demnächst auch wieder ins Triathlon Training einsteigen.

  3. Sehr tolle Serie mit der Dani! Für mich sowieso eine der sympathischsten Athletinnen im „Triathlonzirkus“. Den Spagat, den sie täglich hinbekommen muss, den musst du erstmal schaffen. Da kann „Mann“ 😬 nur den Hut ziehen!

  4. Puh, ich frag mich gerade warum sie Schuldgefühle haben sollte weil sie ihren Beruf ausübt und damit einen Teil dazu beiträgt ihr Familienleben zu bestreiten.
    Wenn das Kind zur Oma gebracht oder in den Kindergarten um dann arbeiten zu gehen hat doch der „normalo“ auch keine Gewissensbisse. Es ist schlicht einfach notwendig. 🤷🏼‍♂️