Ende als Bundestrainer: Faris Al-Sultan und Deutsche Triathlon Union trennen sich
18. Mai 2020
Der Vertrag von Faris Al-Sultan als Bundestrainer wäre am Ende des Jahres ausgelaufen und hätte neu verhandelt werden müssen. Soweit wird es nun gar nicht erst kommen. Die Deutsche Triathlon Union und Faris haben sich darauf geeinigt, die Zusammenarbeit bereits zum 30. September zu beenden. Die Stelle des Bundestrainers soll bis zu den Olympischen Spielen 2021 unbesetzt bleiben. Titelbild: DTU
Es ist das vorzeitige Ende einer Liasion, die seit dem Beginn im Oktober 2018 irgendwie ungleich war. Faris Al-Sultan sollte der Mann für eine neue Ordnung des Leistungssports innerhalb der Deutschen Triathlon Union werden. Nun haben sich beide Seiten „in den Gesprächen“, die die DTU und Faris „nach der Verschiebung der Olympischen Spiele geführt haben“, festgestellt, dass die Vorstellungen „für die weitere Zusammenarbeit sehr unterschiedlich sind. Daher haben wir uns für eine Auflösung des Vertrags zum 30. September entschieden“, erklärt DTU-Sportdirektor Dr. Jörg Bügner.
Faris pflichtet den harmonischen Tönen der DTU bei: „Ich hatte eine sehr lehrreiche Zeit bei der DTU und bin dankbar für die Erfahrung, die ich machen konnte.“ Dass es in den vergangenen Wochen unruhig zwischen Bundestrainer und Dachverband geworden war, spielt in der offiziellen Erklärung keine Rolle. Die DTU hatte sich wegen fragwürdiger Kommunikation von Faris zur Coronapandemie bereits öffentlich von seinem Verhalten distanziert.
Bundestrainer: Eine Typfrage?
Schon zum Start von Faris Bundestrainer-Karriere gab es damals Diskussionen. Faris konnte die fachlichen Anforderungen und Qualifikationen, die die DTU in der Ausschreibung für das Bundestraineramt forderte, überhaupt nicht nachweisen. Erst während seiner Tätigkeit – im vielleicht verantwortungsvollsten Posten des olympischen Triathlonsports in Deutschland – begann seine Aus- und Fortbildung.
Mit der Berufung ins Bundestraineramt leistete die DTU Faris einen Bärendienst: Faris (als der eigentliche Kopf in Sachen Trainingssteuerung und Verantwortung gegenüber den Nationalkadern) war den Landes- und Stützpunkttrainern auf fachlicher und wissenschaftlicher Ebene weit unterlegen. Punkten konnte er allerdings durch seine sportliche Erfahrung als Athlet und Coach auf der Langdistanz – wenngleich dies ein ganz anderes Gebiet ist im Vergleich zum Anforderungsgprofil der Sprint- und Kurzdistanz.
Die Rolle des Bundestrainers definiert die DTU selbst so: „Der DTU Bundestrainer Elite ist hauptverantwortlich für die sportliche Ausrichtung der Olympia- und Perspektivkader auf nationaler und internationaler Ebene, sowie für deren übergeordnete Trainingssteuerung und -kontrolle in enger Abstimmung mit den Bundesstützpunkttrainern. Zudem übernimmt er die Führung der Nationalmannschaft Elite im Wettkampf und erarbeitet trainingsmethodische Leitlinien.“
Mehr als Charisma und flapsige Sprüche
Es wäre zu einfach, wenn das Einzige, was vom Ende der Bundestrainer-Laufbahn von Faris bleiben würde, die kurzgedachten „Jetzt hat er einmal seine Meinung gesagt und fliegt raus“-Querulanten Sprüche wären.
Die Diskussion, die sich ergeben sollte, sollte sich um den generellen Job und die Position des Bundestrainers drehen. Um es mit den Worten des ehemaligen Kurzdistanzlers Gregor Buchholz zu sagen: „In dieser Funktion braucht es einen Kümmerer und Vermittler.“
Wenn der Bundestrainer selbst sagt, dass es gar nicht seine Aufgabe ist Trainer zu sein – so wie Faris das mehrfach geäußert hat, zum Beispiel im BewegungsArten Podcast – dann sollte dieses Amt eventuell generell überdacht werden oder zumindest eine neue Bezeichnung dafür her.
Es mag sein, dass die sportwissenschaftliche Ausbildung für diese Position gar nicht unbedingt entscheidend sein muss – so wie es bei Faris ja der Fall gewesen ist. Was die Nationalkader der DTU aber brauchen, ist einen Kopf, einen strukturellen Denker, einen visionären Koordinator, der eine Schnittstelle zwischen Athleten, Heimtrainern und dem Verband einnimmt. Offensichtlich konnte Faris den Ansprüchen und Erwartungen der DTU-Offiziellen in diesen Punkten nicht gerecht werden. Was nicht heißt, dass diese Aufgabe als solche nicht elementar wichtig sein mag.
Ohne Kopf gen Olympia 2021
Leider ist eine Phase von anderthalb Jahren viel zu kurz, um eines Besseren belehrt zu werden, denn ob die Berufung von Faris ins Bundestraineramt ein Erfolg war (oder gewesen wäre) bleibt offen und wird sich auch zukünftig nicht beantworten lassen. Ohnehin hätte die Frage dann lauten müssen, welchen Anteil der DTU-Bundestrainer am Erfolg der Athleten getragen hätte? Schließlich liegt die Trainingsbetreuung und -steuerung nicht in seinem Handlungsgebiet.
Die Stelle des Bundestrainers soll bis nach Olympia 2021 vakant bleiben: Eine Position – wie auch immer die passende Bezeichnung sei -, die für die funktionierende Betreuung und Koordinierung der DTU-Nationalkader verantwortlich ist und eine Struktur für bestmögliche Performance schaffen soll, wird nicht besetzt.
Die DTU steuert ohne Kopf gen Olympia. Ein spannendes Unterfangen. Die Hauptverantwortung für den Erfolg der deutschen Athleten und der Deutschen Triathlon Union bei den Olympischen Spielen liegt nun also noch weniger als zuvor bei der DTU, als viel mehr bei den Athleten und deren Heimtrainern selbst.
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Ich kann mir gut vorstellen, dass es einige besondere Dinge gibt, die für Faris in seiner Karriere funktioniert haben – damit meine ich nicht nur die knappe Badehose 🙂 – aber die sich nicht ohne Weiteres auf andere Athleten übertragen lassen.