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Aufreger vom Wochenende: 70.3 St. George und Triathlon Buschhütten

07. Mai 2019



Zwei Themen brennen mir unter den Nägeln: Zum einen die Zeitstrafe von Sebi Kienle beim IRONMAN 70.3 St. George. Und zum anderen die heiß diskutierte Berichterstattung der Öffentlich-rechtlichen vom Buschhütten Triathlon. Beiden Themen widme ich mich im folgenden Blog und stehe für Diskussionen bereit.

Am Samstag ist eine Ära zu Ende gegangen: Sebi’s weiße Weste hat nun einen Fleck. Nach 20 Jahren im Triathlon-Sport hat es ihn beim IRONMAN 70.3 St. George erwischt, Zeitstrafe wegen Draftings. Meine Meinung: Diese Zeitstrafe hat Sebi um den Sieg gebracht. Außerdem meine Meinung: Diese Zeitstrafe ist ein einziger Witz. In der fragwürdigen Situation ist Sebi auf dem Vormarsch, hat bereits zum Überholen angesetzt und fährt mit entsprechendem Tempo-Überschuss und versetzt auf der Fahrbahn-Mitte nach vorne.

Während er den Move macht treibt der vor ihm fahrende Athlet ebenfalls in die Mitte der Fahrbahn und unterbricht somit die Attacke – ob gewollt oder nicht, aber wenn überhaupt eine Strafe nötig gewesen wäre, dann höchstens für sogenanntes Blocking und für den Athleten vor Sebi. Ganz abgesehen davon, dass Sebi innerhalb weniger Sekunden seinen Überholvorgang doch noch abschließt. Dass das Motorrad des Kampfrichters außerdem ein ganz schlechtes Bild abgibt, weil es die Athleten augenscheinlich im Wettkampfgeschehen behindert, möchte ich gar nicht noch weiter ausführen.

Nun bin ich selbst nicht persönlich betroffen und trotzdem ärgert es mich. Ich möchte gar nicht wissen, wie ich in der Situation reagiert hätte.

So weit, so ärgerlich. Worauf ich aber eigentlich hinaus möchte, ist die Reaktion von Sebi nach dem Rennen. Ich kenne Triathlon-Profis, die haben fast in jedem Jahr ihrer aktiven Karriere eine Strafe kassiert. Und am Ende waren trotzdem immer die anderen Schuld und öffentliches Mitleidsbekunden, man wäre um den Sieg gebracht worden, keine Ausnahme sondern die Regel.

Zum Glück kenne ich aber auch Sebi. Und ich stelle die Behauptung auf, dass ihm seine erste Zeitstrafe noch viel mehr weh tut als der zu Nichte gemachte Sieg. Seine Reaktion ist einmal mehr beispielhaft dafür, wie ein Vorbild im Sport zu sein hat: Er akzeptiert die Strafe und lamentiert nicht rum. Zwar nutzt er seine Öffentlichkeit, um die Situation aus seiner Sicht zu schildern, aber von Ärger oder Missgunst keine Spur.

Ich bin gespannt auf die weiteren Rennen, bei denen Sebi an der Startlinie stehen wird. Es war ein vielversprechender Start in die Saison, die Achillessehne hält, das Training für die Sommer-Highlights kann weitergehen. Vermutlich dürfen wir uns nun auf einen Kienle freuen, der nicht nur top fit, sondern auch angespitzt wie Nachbars Lumpi in die kommenden Rennen gehen wird.

Next: Die Frodo-Show beim Triathlon Buschhütten

Als ich mitbekommen habe, welches Medien-Aufgebot Rainer Jung und sein Team für den Triathlon Buschhütten aktivieren konnte, konnte ich es kaum glauben. Das muss man sich mal vorstellen: ARD und ZDF beim Triathlon Buschhütten. Nichts gegen den Triathlon Buschhütten und nichts gegen Rainer – ich bin großer Fan des Klassikers im Siegerland, war selbst schon mehrmals dort am Start und das Rennen ist ein absolutes Must-Have für die Triathlon-Szene! Aber dass sich die Medien um den deutschen Triathlon-Saisonauftakt reißen, das liegt einzig und allein an Jan Frodeno. Definitiv ein gutes Investment der Buschhüttener und einmal mehr ein großer Coup von Rainer.

Andersrum liegt das immense Interesse der Medien nicht an Andi Böcherer, Flo Angert und auch nicht an Laura Philipp. Versteht mich bitte nicht falsch: Die Jungs und Mädels sind super, wir kennen uns fast alle persönlich und ich denke, sie wissen wie ich das meine. Jan Frodeno ist ein Sport-Star in Deutschland und nun mal weit über die Triathlon-Szene hinaus bekannt. Und auch wenn ich als Triathlon-Fan alle anderen Athleten und Athletinnen extrem cool finde und deren Leistung mehr als respektiere (by the way: Glückwunsch an Underdog Ruben Zepunkte für das phänomenale Rennen), darf und kann ich von den öffentlich-rechtlichen Medien nicht erwarten, dass sie sich um jeden Athleten und jede Athletin so kümmern, wie um Frodo. Frodo ist ein Phänomen, er hat jahrelang dafür geschuftet und es sich mit seinen großen Erfolgen hart erarbeitet, dass er jetzt so sehr im Fokus und öffentlichen Interesse steht. So sehr, dass die großen TV-Sender ihm sogar zum Triathlon Buschhütten folgen.

Wie viel mehr Wertsteigerung kann der Triathlon in Deutschland denn bitte erfahren? Ohne Frodo gäbe es diesen krassen Hype nicht.

Und in all meiner Euphorie, Begeisterung, ja fast schon Dankbarkeit für Frodo und sein Team, was sie für den Triathlon als Sportart in Deutschland tun, sehe ich eine heiße Diskussion auf der Plattform von time2tri. Dort geht es ebenfalls um die Berichterstattung über den Triathlon Buschhütten und dass es ja ein Unding sei, dass sich die Vertreter der Öffentlich-rechtlichen nur für Frodo interessieren und Laura Philipp, als Siegerin des Frauen-Rennens, keine Aufmerksamkeit abbekommen hat. Leute, das kann doch nicht euer Ernst sein?

Da kommen Kamerateams und Reporter nach Buschhütten – an einem Sonntag und bei Scheißwetter – um dem Triathlon-Sport eine Bühne in einer Öffentlichkeit zu geben, die weit über unsere kleine Triathlon-Blase hinausgeht, und ihr ärgert euch? Was ist denn los?

In der Triathlon-Szene, bei den Triathlon-Medien, den Fotografen und so weiter war die Berichterstattung über Frodo und Laura sehr ausgeglichen. Das ist zumindest meine Beobachtung. Alles was darüber hinaus geht fokussiert sich logischerweise und nachvollziehbar auf Frodo. Und mit erfolgreichen Rennen in Roth und auf Hawaii dauert es auch nicht mehr lange, bis Laura ebenfalls in diesen Fokus rücken wird. Die Chance für Laura und die Chance für unseren Sport ist gerade riesengroß, vielleicht so groß wie nie zu vor. Also surft die Welle!

Bis in Kürze, euer Bocki

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7 Kommentare

  1. Ich kann dir bei deinen Ausführungen nur voll zustimmen. Was Frodo geleistet hat, ist halt auch besondere Ehren wert. Vielleicht passiert das gleiche bei Laura ja auch in ein oder zwei Jahren

  2. Beim Thema Sebi stimme ich voll und ganz zu.
    Beim zweiten Thema ehrlich gesagt nicht ganz, dass die Medien nur wegen Frodeno da waren, war klar. Das er im Mittelpunkt der Reportage steht völlig nachvollziehbar. Aber das die Siegerin oder aber auch Platz Zwei und Drei, nicht einmal genannt werden,find ich doch sehr schade. Denn meiner Meinung nach wäre das auch ein Push für diese gewesen. Zudem ist’s ein wenig wie im Frauenfußball, kommt dieser nicht im TV/Medien, interessierts keinen, da können noch so oft die Herren Weltmeister werden. Daher hätte wenigstens die Erwähnung und ein Bild (5Sek. Des Beitrages) niemandem geschadet und nur geholfen.

  3. ich stimme C zu. Echt cool, dass Triathlon soviel Medienpräsenz bekommt. Aber bei einer Wettkampf Berichterstattung weder die Gewinnerin noch das Männer Podium neben Frodo zu nennen, ist ganz einfach unfair – und unser Sport ist im Vergleich zu anderen noch seeehr fair. Und gerade im eher unabhängigen ÖR darf das nicht vorkommen. Dafür zahle ich gerne GEZ.

  4. Ich bin auch der Meinung, dass es etwas peinlich war, dass in ARD/ZDF kein Wort ueber das Damenrennen fiel. Oeffentlich rechtliches Fernsehen ist für mich eigentlich nicht dazu da, einen Personenhype (egal ob, zu Recht oder unrecht) so einseitig zu unterstützen. Eine etwas ausgeglichenere Berichterstattung haette ich schon erwartet. Laura Philipp hat sicher aehnlich hohe Erwartungen an die Saison (Hawaii etc.) wie z.B Sebastian Kienle. Ihre Vorleistungen aus 2019 lassen sicher einiges erhoffen.

  5. Alles uninteressant…welche Stars,wann und wo in den Medien erscheinen..diese gesamten Printmedien sind allesamt Trittbrettfahrer…was ist ein Star und wie ist er zu dem Ruf gekommen….Doping ist das Thema…was andeuert von Allen stillschweigend geduldet wird,ihr seid einfach erbärmlich.