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Ironman Frankfurt: Einer gegen alle, alle gegen einen

26. Juni 2019



Wahrscheinlich gab es bisher keinen Hawaii-Champion, der die Szene so sehr in zwei Lager spaltet wie Patrick Lange es tut. Das Rennen am Sonntag wird sein Ansturm auf den Sieg beim Ironman Frankfurt. Den erfolgreichen Ausgang dieses Unterfangens muss man ihm zutrauen. Allerdings glauben die Wenigsten daran, dass er tatsächlich Jan Frodeno hinter sich lassen kann. Eine Prognose.

  • Titelbild: Joern Pollex/Getty Images for IRONMAN

Nach wie vor hat es eine gewisse Ironie, wenn man Patrick Lange in einem Atemzug mit Jan Frodeno und Sebastian Kienle nennen muss, wenn es um die Favoritenrolle beim Ironman Frankfurt geht. Es ist schließlich immer noch der Patrick Lange, dessen größte Erfolge, bis zum Wechsel auf die Langdistanz, darin bestanden, vier Mal hintereinander Deutscher Meister im Duathlon zu werden und den Rhein-Neckar-Cup zu gewinnen. Es ist aber eben auch der Patrick Lange, der sein Langdistanz-Debüt beim Ironman Texas vor drei Jahren auf beeindruckende Art und Weise gewinnen konnte – der Patrick Lange, der auf Anhieb Dritter auf Hawaii wurde und sich dann in den beiden Folgejahren zum Doppel-Weltmeister kürte.

Und trotz dieser Erfolgsgeschichte hat er es bisher nicht geschafft einen Ruf zu erlangen, der seine Konkurrenz vor Ehrfurcht erstarren lässt.

Und genau das macht Patrick so gefährlich und unberechenbar. Er wird zwar als Hawaii-Sieger akzeptiert, eine weiter- oder tiefergehende Anerkennung im Kreise seiner Profi-Kollegen konnte er bisher aber noch nicht erlangen. Für jemanden wie Patrick ist das nicht nur Antrieb, sondern ein Elixier, das ihn im Wettkampf über sich selbst hinauswachsen lässt. Und was passiert, wenn er diesen Rauschzustand im Wettkampf erreicht, das haben wir alle bereits zwei Mal auf Hawaii erlebt: Er demontiert seine Konkurrenz. Dann wird Patrick zum Killer, eiskalt. Sollte er am Sonntag in Frankfurt die Chance wittern, vor heimischen Publikum gegen Frodo und Kienle als Sieger vom Platz zu gehen, dann wird er mit Leib und Seele dafür kämpfen – und gelingt es ihm, dann würde er damit auch seinen Status bei den Kollegen ordentlich aufpolieren.

Denn: Frodo und Sebi werden am Start das Messer zwischen den Zähnen haben.

Frodo würde ich zum Beispiel ein Prädikat verleihen, das ich keinem anderen Profi so frei von der Seele zusprechen würde wie ihm: unschlagbar. Zwar war es in den letzten Wochen und Monaten eher ruhig um ihn, aber mit Ausnahme seines Weltrekord-Versuchs in Roth 2016, war es das bei ihm eigentlich immer vor den großen Rennen. Er muss auch keine großen Kampfansagen machen oder hohle Phrasen in die Weltgeschichte posaunen, um darauf zu hoffen, dass er ernst- oder wahrgenommen wird. Bei ihm weiß man und kann sich sicher sein:

Wenn Frodo ins Rennen geht, dann ist er nicht nur der Athlet mit den besten Karten auf der Hand. Sondern auch noch der Athlet mit den meisten Assen im Ärmel.

Und dann ist da noch Sebi. Ihn hier an dieser Stelle nicht zu erwähnen wäre grob fahrlässig, wenngleich seine Leidensgeschichte nach dem Ironman Hawaii 2018 hinlänglich bekannt ist. Es gilt abzuwarten, ob er seine Performance von den Mitteldistanzen in Heilbronn und Samorin auf die Langdistanz übertragen kann. Natürlich hat er diese Rennen gewonnen. Beide Male hat er jedoch den Eindruck hinterlassen, dass seine Form noch auf recht wackligen Beinen steht.

Die gewohnte Übermacht auf dem Rad konnte er nicht zu seiner Waffe machen. Und ob die überschaubaren Lauf-Kilometer im Training schon für einen stabilen Marathon ausreichen? Werden wir sehen. Aber niemandem wäre ein gutes Rennen mehr zu wünschen als ihm… Also ganz egal wie es am Ende für Sebi läuft, gefeiert wird er definitiv! Und abgerechnet wird im Oktober auf Hawaii.

Mein Tipp für den Ironman Frankfurt 2019

Keine Prognose, ohne sich am Ende konkret auf einen Tipp festzulegen. Daher gehe ich mit folgendem Wettschein ins Rennen: Frodo gewinnt das Ding, Patrick wird Zweiter und Sebi erreicht das Ziel auf dem Frankfurter Römer auf einem respektablen dritten Platz. Und ja, ich denke es wird ein Rennen zwischen diesen drei Protagonisten. Ein Blick auf die Startliste verspricht zwar, dass es auch dahinter spannend zugehen wird, vor allem wenn es um die Vergabe der Kona-Slots geht. Im Kampf ums Podium sehe ich jedoch keine anderen Athleten.

Interessant dürfte vor allem der Auftritt von Franz Löschke werden, besonders gespannt bin ich auf seinen abschließenden Marathon. Er ist auf jeden Fall einer der Kandidaten, die ich für die Kona-Quali ganz oben auf meiner Liste habe. Gleiches gilt für den Spanier Emilio Aguayo Munoz, der vor allem im Schwimmen und auf dem Rad seine Stärken hat. Vermutlich werden im Männerrennen vier Slots für die Ironman WM auf Hawaii vergeben. Unter Umständen bedeutet das, dass auch ein Athlet auf dem siebten oder achten Platz noch die Tickets nach Kona buchen darf. Frodo, Sebi und Patrick müssen schließlich nur das Ziel erreichen, um ihren Hawaii-Startplatz klar zu machen. Sollte es so kommen, dann wird es einen Roll-Down der Slots geben – so weit bis alle Plätze für Hawaii vergeben sind.

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1 Kommentare

  1. Also ganz so schwach sehr ich die Position von Sebi nicht. Gerade wenn man die ganze Vorgeschichte mit seiner Verletzung bedenkt und er jetzt seit Jahren schmerzfrei ist, dann weiß man wirklich nicht was ihm zuzutrauen ist beim Laufen. Aber klar sehe und wünsche ich Frodo ganz nach vorn. Von mir aus kann auch Patrick (Dirksmeier) Dritter werden. Sehr sympatischer Typ, der als Profi noch „nebenbei“ arbeitet.