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Till bloggt: DNF is not an option – Ist aufgeben wirklich keine Option?

14. April 2019


Till-Schenk-Blog-DNF

Kaum geht die Rennsaison in Europa wieder los, sieht und hört man es überall. Auf T-Shirts, in Social Media Posts und Gesprächen im Kaffee: DNF is not an option! DNF ist die Abkürzung für „Did Not Finish, Ziel nicht erreicht“. DNF ist also not an option. Äh, ich hätte da mal eine Frage. Warum denn nicht? Ich habe mir nochmal das Kleingedruckte in der Ausschreibung einiger Rennen angeschaut und habe nirgends den Passus „mit dieser Anmeldung verpflichten Sie sich, ihr Hirn an der Startlinie abzugeben“ gefunden.

„DNF – is not an option“ oder die verschärfte Variante „Death before do not finish“ sind gerade im Triathlon zu einem Mantra geworden, welches sich der Athlet anscheinend immer wieder selbst erzählen muss. Aber warum? Um sich besonders männlich zu fühlen? Um härter zu wirken als seine Kumpels? Weil einem keine bessere Begründung einfällt sich durch schwere Phasen in einem Rennen zu pushen? Wenn es das ist, dann fallen mir ein paar bessere Ideen ein.

„DNF – is not an Option“ war eigentlich mal ein Motivationsslogan, der daran erinnern sollte, nicht zu einfach aufzugeben, wenn es mal in einem Rennen nicht so läuft. Eine Motivation, um durch mental und körperlich schwere Phasen durchzudrücken, auf Plan B zu schalten und das Rennen neu aufzuziehen, wenn die gesteckte Zielzeit ausser Reichweite gerät. Nicht gemeint war damit, mit blindem Enthusiasmus seine Gesundheit oder sogar sein Leben aufs Spiel zu setzen.

Versteht mich nicht falsch: Ich bin absolut dafür, dass wir uns als Athleten selbst fordern und neue Ziele stecken. Dass wir alles geben, auch wenn es mal nicht so läuft. Und dass wir in einem Rennen kritisch hinterfragen weshalb wir an einem Tiefpunkt ans Aufgeben denken.

Mit der Kraft der Gedanken

Wenn aber dieser Tiefpunkt im Rennen auftaucht, dann sollte die Motivation nicht irgendein bekloppter T-Shirt Slogan sein, sondern die Arbeit, die wir, unsere Freunde, unsere Familie in den Tag X gesteckt haben. Wenn es im Rennen nicht läuft, dann denkt daran wie viel harte Arbeit ihr in euer Training gesteckt, wie viel mentalen Fokus ihr auf Euer Ziel gerichtet habt. Denkt an die unzähligen Abende, an denen ihr nur noch im Bett zusammenbrechen wolltet. Denkt an Eure Familie und Freunde, die monatelang mit Eurer Obsession, Eurer Reizbarkeit bei niedrigem Blutzucker und Eurem Mangel an Gesprächsthemen neben dem nächsten Ironman leben mussten. Und dann denkt daran, das zwischen Euch und der Finishline nur noch wenige Kilometer oder Stunden liegen.

Bei allem muss aber immer eine Frage an erster Stelle stehen: Bin ich nur kaputt und kann das Ding aber – wenn auch langsamer als geplant – nach Hause bringen? Oder riskiere ich meine Gesundheit, wenn ich mit Gewalt weitermache?

Keine Finishline der Welt, kein Trash Talk irgendwelcher Freunde und kein angeschlagenes Ego ist eine Herztransplantation, chronische Verletzung oder ähnliches Wert. Neue Rennen gibt es immer wieder, eine neue Gesundheit nicht.

John Wragg, der Mann mit den meisten Ironman Finishs der Welt, ist ein super cooler Typ und wird von vielen dafür gefeiert, dass er auch heute noch jeden Marathon als Abschluss eines Ironman komplett geht, da die Hüfte zu kaputt ist um zu laufen. Für mich ist genau das der einzige Schatten in Johns Ironman Historie: Als er vor elf Jahren entgegen Ärzterat einen Ironman gemacht und sich dabei seine Hüfte dauerhaft ruiniert hat. Wofür? Nur um sagen zu können, dass er jedes Ironman Rennen der Welt mindestens ein Mal gemacht hat?

Wenn meine Kinder irgendwann mal eine Inspiration suchen, ist es nicht der Mann mit der kaputten Hüfte auf den ich zeige, sondern der Athlet oder die Athletin, die einen Rückschlag akzeptiert, sich neu fokussiert und das Ziel neu in Angriff genommen hat.

Niemand sollte leichtfertig aufgeben. Rückschläge in einem Rennen gehören dazu und manchmal muss man einfach beißen, auch wenn es weh tut. Aber „DNF is not an option“ ist für mich der dümmste Satz den es im Ausdauersport gibt.

Held seid ihr schon in dem Moment, in dem ihr Euch auf das Abenteuer Triathlon einlasst. In dem Moment seid ihr schon cooler als der Durschnittsbürger. Alles was danach kommt ist nur noch Bonus. Denkt an euch und die Menschen, die euch immer unterstützen.

Euer Till

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