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Vorglühen an der Cote D’Azur: Das war die Ironman 70.3 WM in Nizza

10. September 2019


Ironman 70.3 WM Nizza Blog

Zwei erlebnisreiche Tage liegen hinter der Triathlonwelt. Die Ironman 70.3 Weltmeisterschaft 2019 ist Geschichte. Bevor wir aber einen Haken dran machen, wollen wir noch ein kleines Resümee ziehen. Wer hat beim Vorglühen an der Cote D’Azur die beste Figur abgegeben? Wer hat die Party gecrasht und allen die Show gestohlen? Und wer war am Ende auf der Resterampe unterwegs?

Es war die erhoffte Party in Nizza: Sowohl bei den Frauen, als auch bei den Männern hatten sich die Profis in Schale geschmissen und gezeigt was sie auf der Tanzfläche drauf haben. Am Samstag war es mal wieder Lucy Charles, die in traditionell englischer Art von Anfang an Vollgas gegeben hat. Ohne Umwege, ohne Rücksicht auf Verluste stürmte sie los und zog erstmal alle Blicke auf sich.

Dass Briten nicht kleinzukriegen sind, ganz egal wie hart eine Party auch sein mag, stellte sie dann später unter Beweis.

Eine Zeitstrafe nahm ihr zwischenzeitlich zwar den Wind aus den Segeln, aber wie das bekanntlich so ist, steigt im Rausch das Selbstbewusstsein und Aufgeben ist nicht! Sie ließ sich von der Strafe, die sie bergauf wegen Drafting erhalten hatte, nicht beirren und es schien fast so, als würde sie es jetzt erst recht wissen wollen. Mit einer beachtlichen, kämpferischen Leistung erreichte sie am Ende – trotz der fünf Minuten-Strafe – den 5. Platz. Never give up.

Party-Queen Daniela Ryf

Und ansonsten? Holly Lawrence legte sich zwar mächtig ins Zeug und nutzte vor allem auf der ersten Hälfte der Radstrecke jede Gelegenheit, um Daniela Ryf zu attackieren, aber alle Unternehmungen blieben erfolglos. Eine Daniela Ryf lassen sich solche Spielchen ohnehin kalt. Sie weiß genau, dass sie die Chefin ist. Also ließ sie erstmal die anderen Mädels machen und somit am langen Arm verhungern. Oben am Col des Vence schickte Daniela ihre Mitstreiterinnen dann zurück in die zweite Reihe und übernahm in gewohnter Manier das Zepter der Party-Queen. Ciao bellas!

Eine ganz starke Performance legte auch Imo Simmonds aufs Parkett. Selbstbewusst und unbekümmert brachte die Schweizerin ein Rennen zu Stande, das alle Achtung verdient. Am Ende durfte sie sich über Platz drei freuen. Imo hat in ihrer Karriere zwar bereits drei 70.3-Rennen gewonnen, das letzte in Luxemburg, aber so richtig auf dem Schirm hat man sie noch nicht. Oder besser gesagt: Hatte man sie noch nicht. Spätestens jetzt sollte man immer ein Auge auf sie haben, auch beim Ironman Hawaii am 12. Oktober.

Boys, Boys, Boys: Put on your dancing shoes

Sonntag dann Salamiparty. Und hier ging es richtig zur Sache: Während zwei große Gruppen nach dem Schwimmen Richtung Anstieg ballerten, schien Sebi Kienle bereits abgehängt, bevor es überhaupt angefangen hatte. Aber jede Party hat ihre Spätzünder – dazu gleich ein paar Worte. Erstmal widmen wir uns dem eigentlichen Star des Tages: Gustav Iden aus Norwegen. Eine Woche zuvor lief er beim Finale der World Triathlon Series in Lausanne noch als Vierter ins Ziel, in Nizza wurde er Weltmeister über die 70.3-Distanz. Offensichtlich ist er mit seinen 23 Jahren also in dem Alter, in dem man noch Schlag auf Schlag richtig durchziehen kann.

Es war eine fantastische Leistung und es hat großen Spaß gemacht ihn im Rennen zu beobachten!

Alistair Brownlee, dem Doppel-Olympiasieger, war anzusehen, dass er am Limit war. Vor allem am Ende der Laufstrecke blickte man in Augen, die man ansonsten tatsächlich nur von durchzechten und durchtanzten Nächten kennt. Er setzte vor allem am Anstieg zum Col des Vence Akzente. Die Show wurde ihm hier allerdings von Rudy Von Berg gestohlen. Wie ein junger Gott zirkelte er sein Rad durch die rasante Abfahrt – von seiner Streckenkenntnis und Sicherheit in den Kurven profitierten sicherlich auch Brownlee und Iden, die dem Amerikaner in Sichtweite folgten und ihr Risikomanagement entsprechend anpassen konnten.

Pechvogel Andi Dreitz hingegen verkalkulierte sich auf der Abfahrt und stürzte in einer Kurve. Er hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits in die Top-10 gekämpft, hoffentlich heilen seine Wunden schnell und er findet beim Ironman Hawaii einen versöhnlichen Saisonabschluss. Sein Team-Kollege von ERDINGER Alkoholfrei, Flo Angert, hielt sich im Renngeschehen zwar eher etwas zurück, konnte mit dem 11. Platz aber einen echten Achtungserfolg verbuchen.

Hier kommt Kienle – Keine Chance? Also kämpfe um sie

Es langweilt schon fast, wenn man wieder und wieder über die positiven Eigenschaften von Sebi schreibt. Wobei… nein, eigentlich nicht. Er ist ein absolutes Vorbild und Aushängeschilds unseres Sports. Wenn man so jemanden als Botschafter für den Triathlon hat, dann muss man das auch nutzen und erzählen. Beim Rennen am Sonntag hat er das einmal mehr unter Beweis gestellt. Im Moment kann man über ihn sagen: Er ist ein Champion, der keinen Titel hat. Hoffentlich ändert sich das am 12. Oktober auf Big Island.

Was für Möglichkeiten gibt es in einem Rennen, in dem es alles andere als rund läuft? Entweder Du gibst Dich auf und bekommst auf die Fresse. Oder Du reißt dir den Allerwertesten auf und kämpfst bis zum Umfallen.

Nach dem Schwimmen war Sebi abgehängt. Mal wieder. Aber fast vier Minuten sind dann doch ungewöhnlich viel Rückstand, auch für ihn. Zu diesem Zeitpunkt war das Rennen um eine Top-Platzierung quasi gelaufen. Vor allem mit Blick auf die Jungs vor ihm. Selbst auf dem Rad, seiner vermeidlichen Paradedisziplin, ist erstmal nicht viel passiert. Nur langsam konnte er einige Plätze im Gesamtklassement gut machen, sein Rückstand auf die Spitze wurde sogar immer größer. Aber aufgeben ist halt nicht. Nicht für Sebi.

Nach dem Radfahren lag Sebi auf Platz elf. Sicherlich nicht die Ausgangsposition, die er sich vor dem Rennen erhofft hatte. Das war aber kein Grund, sich hängen zu lassen:

Ein Blick in sein Gesicht bei Kilometer 1 der Laufstrecke sagte alles. Let’s go to war!

Kein Schulterzucken, kein Kopfschütteln, kein Hadern. Im Wettkampf geht es darum alles zu geben und aus sich herauszuholen. Und das hat Sebi dann getan: In 1:09:31 Minuten lief er den Halbmarathon so schnell wie nie zuvor. Er kämpfte sich bis auf Platz fünf vor und er hat gezeigt, dass der nötige Biss und Kampfgeist in ihm steckt. Egal in welcher Situation.

Einen gebrauchten Tag erwischte Patrick. Es bleibt Fluch und Segen zugleich: Außer beim Ironman auf Hawaii gelingt es ihm auf der großen Bühne nicht Leistung zu zeigen. Seine Sehnsucht nach Erfolgen abseits von Big Island, hat er zu Beginn des Jahres selbst mehr als deutlich gemacht und sie wird weiterhin Bestand haben. Am Ende kam er mit knapp 19 Minuten Rückstand auf Platz 22 ins Ziel.

Kona calling: Next stop Ironman Hawaii

Das Vorglühen ist vorbei. Jetzt sind es nur noch viereinhalb Wochen bis zum Rennen des Jahres. Auf Hawaii werden die Karten neu gemischt, aber für die Vorbereitung und heiße Phase war Nizza nochmal ein Teilchenbeschleuniger – für welchen Profi, in welche Richtung, wird sich zeigen. Wir sind heiß auf den Ironman Hawaii 2019.

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