Laura Philipp – Die unbekannte Variable
01. Oktober 2019
Laura Philipp ist die vielleicht beliebteste deutsche Triathletin der Welt. Und das, obwohl ihr die ganz großen internationalen Titel und Erfolge noch fehlen. Laura ist allerdings das Paradebeispiel dafür, das zum professionellen Triathlonsport mittlerweile mehr gehört als nur Schwimmen, Radfahren, Laufen. Ihre Akribie in allen, wirklich allen Bereichen macht sie zur unbekannten Variablen für den Ironman Hawaii. Nur sie selbst und ihr Mann und Coach Philipp Seipp wissen, wozu sie am 12. Oktober wirklich im Stande sein wird.
Man möchte Laura Philipp irgendwie gerne als Favoritin für den Ironman Hawaii aufzählen. Und irgendwie auch nicht. Hat sie das Zeug in Kailua-Kona Weltmeisterin zu werden? Ganz sicher. Wird es dieses Jahr schon klappen? Wahrscheinlich nicht. Kann sie im Kampf um die Podiumsplatzierungen ein Wörtchen mitsprechen? Oh ja, ganz sicher. Wenn ich all die Sympathie gegenüber Laura und ihrem Mann und Coach Philipp abschüttle und versuche neutral ihre Chancen zu bewerten, dann würde ich sagen: Laura hat das Zeug, um dieses Jahr irgendwo auf den Plätzen drei bis fünf zu landen.
Und wenn mehr geht, dann würde mich das wahnsinnig freuen!
Von Sieg zu Sieg: Lauras Streifzug
Verfolgt man Laura auf ihren Social Media-Kanälen und hört man ihren Interviews zu, dann erkennt man stets ihre lockere, fröhliche und offene Art. Sie wirkt dort immer ein bisschen wie das freche Mädchen aus der Nachbarschaft, ab und an mal etwas provokant, aber stets nett und höflich. Und im Rennen dann gnadenlos! Sobald der Startschuss näher rückt, wird Laura zur Maschine. Ihre beeindruckende Bilanz: Ihren ersten und bisher einzigen Ironman gewinnt sie letztes Jahr in Barcelona, nach 8:34:57 Stunden stoppt die Uhr für sie. Von 29 Rennen über die Mitteldistanz gewinnt sie 16, bei drei weiteren steht sie auf dem Podium und finisht bei allen anderen in den Top-10. Nur ein läppisches DNF steht da, als sie verletzungsbedingt bei der Challenge Heilbronn aufgeben muss.
Diese Erfolge sind das Resultat professioneller Arbeit und Liebe zum Sport.
Laura ist 32 Jahre alt, betreibt Triathlon „erst“ seit 2011 und beweist seitdem vor allem eins: Konstanz. Ihre Entwicklung ist nachvollziehbar, sie wird jedes Mal, von Rennen zu Rennen, ein kleines bisschen besser. Ihre Fortschritte erzielt Laura zum einen natürlich durch die intensive Trainingsbetreuung ihres Mannes Philipp, zum anderen aber auch durch ihren stetigen Lernprozess. Und genau hier gerate ich ein wenig ins Stutzen, wenn ich an den Ironman Hawaii am 12. Oktober denke.
Denn das „Gelernte“ fehlt ihr auf Big Island und auf der Langdistanz allgemein noch.
Verletzungspech vs. Motivationskick?
Alle Profisportler befinden sich auf einem schmalen Grat. Ihr körperliches Wohlbefinden, ihre Gesundheit, sind das höchste Gut. Und dennoch müssen sie ihre Grenzen auch mal überschreiten, um sie ganz genau ausloten zu können. Laura, die als ausgebildete Physiotherapeutin natürlich über exzellentes Wissen verfügt, hat wenig mit Verletzungen zu kämpfen. Erwischt hat es sie dennoch: Nach dem DNF in Heilbronn fällt sie wochenlang aus, schleppt sich mit Alternativtraining durch die Sommersaison, während ihre Konkurrentinnen Rennen um Rennen bestreiten. Ein Nachteil für den Ironman Hawaii? Nicht unbedingt.
Denn Laura dürfte brennen. Sie hat diese Saison extrem wenig Rennen gemacht. Auf eine Langdistanz hat sie komplett verzichtet, um ihre körperliche Gesundheit nicht zu sehr zu riskieren. Sogar einen Start bei der Ironman 70.3-WM hat sie abgesagt. Das muss alles nichts schlechtes heißen, denn mit jedem „verpassten“ Rennen, dürfte ihr Hunger auf den heißen Tanz auf Big Island größer geworden sein.
Die größten Erfolge von Laura Philipp:
- IRONMAN Champion Barcelona (2018)
- Deutsche Meisterin Challenge Heilbronn (2016)
- 3. Platz IRONMAN 70.3 World Championhsip (2017)
- 3. Platz IRONMAN 70.3 European Championhsip (2014)
- 12 x IRONMAN 70.3 Champion bei diversen Rennen (2016-2019)
Unser Tipp für den IRONMAN Hawaii 2019:
Ein Platz auf dem Podium ist Laura durchaus zuzutrauen! Ihre Auftritte auf der Wettkampfbühne waren bisher einfach zu stark und zu beeindruckend, um sie nur als Dark Horse abzustempeln. Sie kann in der Spitzengruppe mitschwimmen. Auf dem Rad muss sie den Vergleich mit den besten Athletinnen nicht scheuen, wenngleich Daniela Ryf vermutlich mal wieder in einer eignen Liga unterwegs sein wird. Und auf der Laufstrecke kann Laura sicherlich ein ordentliches Pfund raushauen, wenn sie mit den speziellen Bedingungen zurecht kommt. Ich soll mich festlegen? Okay: Laura wird dieses Jahr dritte!
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