Zukunft ohne Coach Faris Al-Sultan: Warum die Entscheidung von Patrick Lange keine Überraschung ist
05. November 2019
Patrick Lange und Faris Al-Sultan gehen ab sofort getrennte Wege. Vermeldet wurde diese Neuigkeit gestern von Seiten des Managements. Hinter vorgehaltener Hand ging dieses Gerücht allerdings schon seit Wochen durch die Szene, nun herrscht auch offizielle Gewissheit. Dennoch hinterlässt die Kommunikation, die weder Entschlossenheit demonstriert, noch zur Ruhe um Patricks Person beiträgt, zu viel Spielraum für Spekulationen.
Seit dem Ironman Hawaii hat man nicht viel von Patrick gehört. Neben kurzen Lebenszeichen auf Instagram und einem Podcast-Gespräch mit Nico Rosberg, war es ruhig um ihn. Ruhe, die Patrick sicher gut gebrauchen konnte, war es doch nach dem krankheitsbedingten Aussteig bei der WM auf Hawaii mal wieder ziemlich Laut geworden. Diese Ruhe steht Patrick zu, er musste sich schließlich nicht nur von der Krankheit erholen, sondern auch den psychischen Stress verarbeiten.
Nun ist Patrick zurück im Rampenlicht, mit einer Nachricht, die direkt wieder für Turbulenzen sorgt: Sein gemeinsamer Weg mit Faris Al-Sultan ist zu Ende. Faris ist der Vater von Patricks Erfolgen auf der Langdistanz. Das Trainer-Athleten-Verhältnis war jedoch stets viel mehr als das: Faris war der starke Mann an Patricks Seite, der noch immer seinen Weg in der Triathlonszene und allgemeinen Öffentlichkeit finden musste.
Jetzt – an einem sicherlich wegweisenden Punkt seiner Karriere – steht Patrick aus sportlicher Sicht allerdings alleine da.
Gestern informierte das Management von Patrick darüber, dass die Zusammenarbeit mit Faris beendet ist. Die Begründung: Patricks Anforderungen an einen Coach seien gestiegen und Faris könne diese aufgrund seiner Tätigkeit als Bundestrainer nicht mehr erfüllen. Eine Nachricht, die zwar nicht überrascht, die aber sowohl unglücklich lanciert ist, als auch zu viel Raum für Spekulationen lässt. Denn einen Nachfolger gibt es nach offizieller Erklärung noch nicht. Erst in den nächsten Wochen sollen Gespräche geführt werden. Die Zuversicht sei allerdings groß, dass bis Ende des Jahres eine neue Partnerschaft verkündet werden könne.
Welchen Sinn verfolgt eine solche Meldung zum jetzigen Zeitpunkt? Und welche Signalwirkung hinterlässt das Management mit dieser Kommunikation? Ein Zeichen von Entschlossenheit und Stabilität wäre gewesen, wenn das Ende mit Faris verkündet und umgehend ein Lösung für die Zukunft hätte vorgestellt werden können.
Nun wirkt es, Dank der gewählten Kommunikation und Vorgehensweise, so, als wäre die Krise um Patrick Lange vollkommen.
Dass sich die Wege von Athleten und Trainern irgendwann mal trennen ist ganz normal und natürlich sinnvoll – und in den meisten Fällen bleibt es am Ende nicht viel mehr als eine Randnotiz. Bei einem Athleten von Patricks Format, der in der Triathlonszene außerdem polarisiert wie kein anderer, ist es allerdings alles andere als eine Randnotiz. Es ist eine Meldung, die wieder Mal zu Diskussionen und Unruhe um ihn führt. Das hätte das Management wissen und einordnen müssen.
Bereits in den Wochen nach dem Ironman Frankfurt haben sich hinter vorgehaltener Hand Gerüchte verbreitet, dass die Zusammenarbeit von Patrick und Faris beendet sei. Bei der Ironman 70.3 Weltmeisterschaft in Nizza, wo Faris nicht als Coach vor Ort war, habe ich dem Management von Patrick die Nachrichten gezeigt und auf die Gerüchte angesprochen, die Quellen waren meiner Einschätzung nach vertrauensvoll. Die Gerüchte wurden allerdings zurückgewiesen.
Kurz vor dem Ironman Hawaii, wo Faris aufgrund geltender Einreisebestimmungen und verpasster Fristen, erneut nicht als Coach vor Ort dabei sein konnte, erreichten mich neue Nachrichten – aus anderer Quelle, aber erneut vertrauensvoll. Bei der Pressekonferenz von Patrick wurde verkündet, dass das Trainerteam nach dem Ironman Frankfurt um einen Wissenschaftler als sportlichen Berater ergänzt wurde.
Nimmt man alles zusammen, überrascht die Nachricht über das Ende der Zusammenarbeit also nicht. Man hätte ein konsequenteres und entschlosseneres Signal absenden können, wenn man umgehend eine Lösung präsentiert hätte, wer die sportliche Zukunft von Patrick von nun an zu verantworten hat. Die nun entstehenden Diskussionen und Mutmaßungen muss Patrick jetzt ertragen. Man könnte es auch so formulieren: Das Vorgehen des Managements ist wieder Mal gefundenes Fressen für Patricks Kritiker.
Nichts als Mutmaßungen
Die Triathlonszene diskutiert gut und gerne, das ist definitiv nichts neues. Natürlich hat es nicht lange gedauert bis erste Namen für Faris‘ Trainer-Nachfolge ihren Weg in die weite Welt von Facebook und Co. gefunden haben. Dass Patrick zukünftig in der Obhut von Dan Lorang oder Philipp Seipp trainieren wird, so wie es einige bereits prophezeien, halte ich für nahezu ausgeschlossen – weder Jan Frodeno, noch Sebastian Kienle dürften damit einverstanden sein, wenn Patrick vom gleichen Know How schöpfen könnte, wie sie es tun. Der Name von Björn Geesmann, dem Geschäftsführer von STAPS, wird auch oft gedropt – er stand zwar zufällig bei Patricks DNF am Streckenrand, dennoch halte ich auch Björn als Nachfolger für unrealistisch.
Erstmal hat sich das Management von Patrick nun dazu entschlossen, ihn alleine hinzustellen.
Ich drücke Patrick die Daumen, dass er sich ein gutes, neues und funktionierendes Umfeld schafft, welches ihm dabei hilft mit der nötigen Ruhe, den richtigen Entscheidungen und professioneller Betreuung erfolgreich zu sein.
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Hey Bocki,
ach herrje, mit diesem Artikel habt ihr dann mutmaßlich ein für allemal den Sargnagel auf das Verhältnis zu PL bzw. seinem Management gemacht. Das bestätigt nämlich mehr oder weniger direkt, dass euer YT-Video nicht zufällig so rüberkam wie es rüberkam. Ist auch hier die Frage, ob man wirklich vom Management allen Ernstes erwartet hat, dass sie sich vor Kona euch gegenüber zu solchen Gerüchten in irgendeiner anderen Form äußern sollten als mit klarer Zurückweisung. So viel mal kurz als Feedback zur Außenwirkung, wie ich es wahrnehme (als Fan von euch und dem JF/SK-Lager).
Auf der anderen Seite hat der Artikel inhaltlich natürlich seine volle Berechtigung. Wie unprofessionell will sich das Management eines Doppelweltmeisters eigentlich noch verhalten? Jetzt fehlt gefühlt nur noch irgendwie ein großartiger neuer Sponsor wie BlackRock oder BP. Will ich mit der Trennung ein (schmutziges) Signal setzen, dann mach ich das wenige Tage nach Kona und zwar mit nem Einzeiler. Will ich es möglichst geräuschlos/professionell machen, dann wie von dir beschrieben gleich mit Vorstellung des neuen Coaches (und mit übertriebener Betonung aller gemeinsamen Erfolge + Statement von Faris, also nicht erst auf Nachfrage von SPON). Doch so wirkt es in der Tat wie perfektes Chaos. Mittlerweile empfinde ich für PL fast sowas wie Mitleid, weil er selbst von der Gesamtsituation 2019 überfordert scheint.
Aber gut, was solls, die Szene wird es freuen, dann gehen die Triathlon-Nachrichten schließlich auch im Winter nicht aus! 😀
Wie wäre es mit Nils als Trainer
Dann hättet Ihr ja den selben Coach und der Info-Austauch würde bestimmt besser funktionieren 🙂