Verstoß gegen den Anti-Doping-Code: Sperre für Amateur-Weltmeister Chris Dels
02. März 2020
Einige von euch dürften Chris Dels kennen: Im Oktober wurde er Amateur-Weltmeister beim Ironman Hawaii, nachdem der ursprüngliche Sieger nachträglich disqualifiziert wurde. Auf unserer Kino-Tour haben wir ihn bei einer eigenen Siegerehrung in München gefeiert und hochleben lassen. Eine Randnotiz von April letzten Jahres holt ihn nun ein: Chris wird aufgrund einer Infusion – eine Methode, die ein Vergehen gegen den Anti-Doping-Code der WADA darstellt -rückwirkend für 14 Monate gesperrt. Den Weltmeister-Titel der Amateure muss er zurückgeben.
Dieser Blog ist etwas umfassender ausgefallen. Zu facettenreich ist das Thema, um es nur beiläufig zu behandeln. Und vor allem ist die Tragweite für Chris Dels wohl kaum vorhersehbar. Die Fakten klingen hart: Sperre wegen eines Vergehens gegen den Anti-Doping-Code der WADA. Aber erst in der Tiefe wird die eigentliche Problematik sichtbar und hoffentlich nehmt ihr euch die Zeit, für die folgenden Ausführungen.
Die Chronologie des Regelverstoßes
Im April 2019 ist Chris zum Ironman Texas gereist, um sich dort für den Ironman Hawaii zu qualifizieren. Das Rennen fand am 27. April statt. Kurz nach seiner Ankunft in Texas, am 13. April, hatte Chris mit einem klassischen Magen-Darm-Infekt zu kämpfen. Nach eigenen Angaben verlor er binnen kürzester Zeit rund fünf Kilogramm Körpergewicht und konnte weder Nahrung, noch Flüssigkeit bei sich behalten.
Am 17. April entschied er sich aufgrund der gesundheitlichen Situation zu einem Arztbesuch. Am selben Tag (und nochmals am 20. April) erhielt Chris, auf Anraten des Arztes, eine Kochsalz-Elektrolyt-Infusion bei einer sogenannten IV Infusion Station – diese Station hatte übrigens auch ein „Triathlon Special“ im Angebot, das laut eigener Aussage, reichlich in Anspruch genommen würde.
Bei den enthaltenen Substanzen der Infusion von Chris handelte es sich ausdrücklich nicht um unerlaubte Mittel. Allerdings ist eine Infusion, als Behandlungsmethode, laut Anti-Doping-Code nicht erlaubt (siehe dazu weiter unten „Doping-Aufklärung: Infusion gilt als verbotene Methode“).
Dass Chris offensichtlich nicht wusste, dass es sich dabei um einen klaren Regelverstoß handelte, wird insofern deutlich, da er in einem öffentlichen Video auf Facebook, kurz nach dem Rennen, selbst von der Infusion erzählt und darauf hinweist. Eigentlich nicht viel mehr als eine Randnotiz. Eine Randnotiz, die ihn im November 2019 einholen sollte. Und eine Randnotiz, die nun zur Sperre führt.
Kurz nachdem Chris nachträglich zum Ironman-Weltmeister der Amateure auf Hawaii gekürt wurde (der ursprüngliche Sieger wurde disqualifiziert, wir haben dazu gebloggt), wurde Ironman das Video mit der entsprechenden Sequenz zugespielt. Kurz darauf hat Ironman Kontakt zu Chris aufgenommen, ihn darüber informiert und ihm mitgeteilt, dass der Fall nun konkret geprüft wird.
Unmittelbar danach setzte Chris alle Hebel in Bewegung und lieferte Informationen, die Ironman zur Untersuchung des Falls benötigte. Von seinem deutschen Arzt reichte Chris unter anderem einen sogenannten Retro-TUE-Antrag ein, der die ärztliche Notwendigkeit der Behandlung mit Infusion zu diesem Zeitpunkt bescheinigen sollte. Dieses Retro-TUE wurde von der offiziellen Kommission jedoch nicht anerkannt und auch alle weiteren Unternehmungen von Chris blieben erfolglos. Für den Verstoß gegen den Anti-Doping-Code wird er nun mit einer Strafe belegt (dazu unter „Sperre und Folgen für Chris“ weiter unten mehr).
Doping-Aufklärung: Infusion gilt als verbotene Methode
Also, wie erwähnt: Eine Infusion, ganz egal mit welchen Medikamenten oder Inhaltsstoffen, ist eine verbotene Methode des Anti-Doping-Codes, sobald sie mehr als 100 Milliliter binnen 12 Stunden umfasst. Dies gilt nicht nur für Profi-Sportler, sondern für jeden Menschen, der zum Beispiel an einem Ausdauersportevent teilnimmt. Jeder, der bereits bei einem genehmigten Triathlon an den Start gegangen ist, hat mit seiner Anmeldung diese Regularien anerkannt.
Hand aufs Herz: Wer hätte das auf Anhieb gewusst?
Mit einem TUE-Antrag besteht die Möglichkeit, eine Art Ausnahmegenehmigung zu beantragen. Ein Arzt muss dieses Formular ausfüllen, dann muss es bei der NADA eingereicht und von einer offiziellen Stelle anerkannt werden. Über dieses TUE-Verfahren können nicht nur Infusionen beantragt werden, sondern auch die Notwendigkeit von verbotenen Substanzen – sei es Asthmaspray, Epo oder was auch immer. Allerdings gibt es hierbei einen wesentlichen Unterschied zwischen Profi- und Amateursportler.
Profis sind im Testpool der NADA registriert. Benötigen sie bestimmte Medikamente oder Behandlungsmethoden, dann müssen diese per TUE, also als eine Art medizinische Ausnahmegenehmigung, vor Einnahme oder Anwendung beantragt werden. Bei Amateuren, die natürlich nicht im Testpool der NADA registriert sind, ist eine vorherige Beantragung nicht notwendig. Allerdings muss dann im Verdachtsfall (oder nach einer positiven Dopingprobe) ein nachträgliches TUE, das Retro-TUE, beantragt werden.
Darüberhinaus ist folgender Punkt noch interessant: Eine Infusion ist zwar eine verbotene Methode – eine Möglichkeit, diese durch eine Dopingkontrolle nachzuweisen, gibt es jedoch nicht.
- Siehe dazu auch: Krank im Ausland und auf Wettkampfreise – Was muss beachtet werden?
Sperre und Folgen für Chris
Chris wird rückwirkend ab dem 20. April 2019, dem Tag der zweiten Infusion, für 14 Monate gesperrt. Alle Ergebnisse, die seitdem erzielt wurden, sind ungültig. Somit wird ihm auch der Amateur-Weltmeistertitel aberkannt. Ab dem 20. Juni 2020 darf Chris also wieder an den Start gehen. Mit der Infusion, die er bei einer IV Station erhalten hat, hat er gegen den Anti-Doping-Code verstoßen. Ironman weist allerdings darauf hin, dass er keine Strafe erhalten hätte, wenn er die benötigte Infusion bei einem Krankenhausaufenthalt bekommen hätte.
Normalerweise liegt die Sperrfrist für einen solchen Verstoß laut Artikel 10.2 des Anti-Doping-Codes bei vier Jahren. Allerdings informiert Ironman: „Es sei denn, es kann festgestellt werden, dass der Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln nicht beabsichtig war.“ Für die Festlegung der Strafe für Chris formuliert Ironman weiter: „In diesem Fall stimmen wir zu […], dass der Regelverstoß nicht absichtlich war. […] Wir erkennen auch an, dass es keine signifikanten Fehler oder fahrlässiges Handeln (gemäß Artikel 10.5) gab.“ Diese Punkte ermöglichen eine Herabsetzung der Sperre auf 12 bis 24 Monate. Ironman hat die schwere des Vergehens von Chris mit der Strafe von 14 Monaten, also am unteren Ende dieser Range eingeordnet.
Einordnung des Vergehens
Die einfachste Sicht auf die Dinge wäre wohl so beschrieben: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Bei einem so heiklen Thema, wie Doping es nun mal ist, sollte meiner Meinung nach aber etwas differenzierter an die Sache herangegangen werden. Ja, ich finde es richtig, dass ein Vergehen gegen den Anti-Doping-Code geahndet wird und es eine entsprechende Bestrafung nach sich zieht – bei Chris sind es in diesem Fall die beschriebenen 14 Monate.
Allerdings fällt es mir schwer, diesen speziellen Fall gleichzusetzen mit Doping unter Vorsatz, also der Einnahme von verbotenen Substanzen, um sich einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen. Dünnes Eis, auf das ich mich da begebe, daher möchte ich das auch gerne erklären: Wie gesagt finde ich es vollkommen in Ordnung, dass es für das Vergehen und für die Infusion eine Strafe gibt. Aber Chris deswegen in die Doping-Ecke zu stellen, das fände ich falsch. Zumindest unter den Gesichtspunkten, die bekannt sind.
Die Fragen, die sich aus dieser Haltung natürlich ergeben, lauten: Wo zieht man denn dann die Grenze? Gibt es so etwas wie „richtige“ oder „falsche“ Vergehen gegen den Anti-Doping-Code? Regelverstoß ist Regelverstoß, ob bewusst oder unbewusst – so ist es und so sehe ich es auch.
Aber gibt es nicht vielleicht doch einen Unterschied zwischen dem Athleten, der den Vorsatz fasst „ich nehme jetzt die verbotene Substanz XY oder wende wohlwissend diese verbotende Methode an, um mir einen Leistungsvorteil zu verschaffen“ woraufhin bei einer Kontrolle positiv auf Doping getestet wird – und dem Athleten, der nicht unter Vorsatz, nicht mit betrügerischer Absicht gehandelt und der kein lesitungssteigerndes Mittel zu sich genommen hat, sondern eine augenscheinlich notwendige, medizinische Maßnahme ergriffen hat, die als Methode laut Anti-Doping-Code verboten ist?
Ich weiß, dass das eine philosophische Betrachtungsweise ist und rechtlich gibt es sicherlich bzw. offensichtlich eine sehr klare Handhabung in diesen Fällen – was auch vollkommen legitim und richtig ist. Aber ich persönlich tue mich einfach schwer damit, diesen speziellen Fall richtig einzuschätzen und einzuordnen. Irgendwie hallen mir die heuchlerischen „Doper stinken alle immer“-Rufe zu stark im inneren Ohr, wenn das Doping-Thema in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Mit dieser einfachen Sichtweise ist sicherlich keine differenzierte Diskussion zu diesem Thema möglich, dennoch würde ich es extrem spannend finden, unterschiedliche Meinungen – bitte mit dem nötigen Anstand – und Argumentationen zu erfahren und gerne respektvoll zu diskutieren.
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Das gleiche gilt übrigens für Stammzellspender. Hier sind auch die Medikamente nicht das Problem, aber das Verfahren. Habe es aber per Zufall über die NADA vorher rausbekommen…
Sorry, aber ich hab dafür kein Verständnis. Ich bin weit davon entfernt, nach Kona zu kommen, und trotzdem sagt mir das mit den Infusionen was. Bekommt man doch auch in den Medien in so vielen Sportarten mit, wenn man nicht gerade – als Versäumnis absolut verantwortungslos – als potentieller WC-Kandidat ohnehin die Anti-Doping-Richtlinien durchliest. Hab das, ohne jemals die Hoffnung auf einen Triathlon-Sieg zu haben, beim Erhalt des DTU-Startpasses zumindest mal alles überflogen. Aber das ist halt die Generation „ich klick schnell auf AGB akzeptieren, weil ich dann schneller Spaß haben kann“.
Für mich gilt: Wer zu Infusionen greifen muss, um vor einem Wettkampf fit zu sein, der schreckt auch vor anderen Methoden nicht zurück!
Ich fände interessant zu wissen, warum der Antrag auf ein Retro-TUE abgelehnt wurde, wenn das doch für Amateursportler die normale Vorgehensweise wäre. Oder hätte der Antrag hier direkt nach der Infusion erfolgen müssen? Falls nicht, gibt es sonst Infos zu den Gründen für die Ablehnung?
Ich finde das ist vollkommen menschlich wenn man dies nicht wusste. Jetzt Mal im Ernst wer liest sich den bitte alles ins kleinste Detail durch was mit „Verträgen“ und co mit gesendet wird. Klar Mal drüberschauen, vor allem beim Triathlon Startpass aber das lernt jetzt keiner auswendig. Wenn jemand gesundheitliche Beschwerden hat und der Arzt sagt man brauche eine Infusion, dann geht die Gesundheit definitiv vor! Jeder von uns hofft bei sowas doch einfach schnell wieder fit zu werden, weiter nach Plan zu trainieren und seine Wettkämpfe zu absolvieren. Man denkt sicher nicht daran wie man sich einen Vorteil verschaffen kann. Er hat sich ja auch Mühe gegeben das zu erklären und nichts ist schlimmer als wenn dann die dazugehörigen Dokumente einfach nicht wertet oder anschaut.
Für mich ist er nicht in der „Doping Ecke“.
Nix für ungut – aber du bist echt schwach – hier jemanden auch noch zu verteidigen, von dem du keine Ahnung hast, ob es vorsätzlich war oder nicht – und auf der anderen seite über leute herzufallen, die aufgrund vonweniger gesperrt wurden – nur weils ein Landsmann ist?? Ganz schwach!
Ist das bekommen einer Infusion im Zielbereich eines Ironman, wie bei Hitzerennen üblich, WADA-konform?
Durch eine Infusion kann ich illegale Substanzen verdünnen und damit den Nachweis erschweren. Wenn jemand erst mit Verspätung eine Infusion meldet kann die Notwendigkeit der Infusion nicht mehr genau geprüft werden. Aber grundsätzlich gilt wer so krank ist, dass er eine Infusion im Vorfeld benötigt sollte nicht an einem Wettkampf teilnehmen!
Näher am Pro als AG-Weltmeister kann man nicht sein. Wer also so nah am professionellen Sport ist hat sich mit den Regeln bis ins Detail auszukennen.
Die Regel ist klar: Nur Hospitalisiert und nur die beschriebene Menge.
Kein Mitleid für Regelbrecher, die Sperre ist sicher gerechtfertigt.
War die Infusion notwendig um seine langfristige Gesundheit nicht zu gefährden? Falls Ja hätte er wohl nicht 4 Tage gewartet. Also brauchte er die Infusion um seine (gewöhnliche) Leistung abrufen zu können.
Für Illegale Leistungssteigerung über das (eigene) gewöhnliche Leistungsniveau steht ein anderer, härterer Strafenkatalog zur Verfügung.
Krass! Tut mir mega Leid für ihn. Kochsalzlösung als Doping einzuordnen finde ich sehr seltsam… Vor allem, dass es kein Problem gewesen wäre, wenn er diese im Krankenhaus bekommen hätte. Das klingt doch sinnfrei…
Ich wüsche ihm, dass er das „jetzt erst recht“ Gen hat und noch mal angreift.
In anderen Sportarten werden Sportler sogar trotz positiver Probe aufgrund der Umstände freigesprochen (https://www.google.com/amp/s/www.sueddeutsche.de/sport/dopingfall-ovtcharov-freispruch-trotz-positiver-tests-1.1012604!amp).
Es gibt also durchaus Unterschiede in der Bewertung von Vergehen, die ich auch für angebracht halte.
In dem Zusammenhang würde auch mich interessieren, warum der Antrag auf eine nachträgliche Erlaubnis abgelehnt wurde und wie es mit einer Infusion nach dem Zieleinlauf aussieht (habe ich selber schon erhalten, weil ich kurz vor einem Kreislaufzusammenbruch stand).
Wenn ich auf Basis der verfügbaren Informationen urteilen soll, waren die Infusionen (zumindest die erste) aus medizinischer absolut sinnvoll. Wenn man innerhalb kürzester Zeit 5 kg Gewicht verliert (bei einer Person die sicher nicht zuviel Gewicht hat) und keine Flüssigkeit bei sich behalten kann, dann wäre das wahrscheinlich auch in Deutschland so praktiziert worden. Nur wäre das einfach in einer Klink passiert und alles wäre in Ordnung. In den USA ist das medizinische System anders, da kann ich nicht drüber urteilen ob mir das nicht dann auch passiert wäre.
Das der Retro-TUE durch einen Arzt der damals nicht involviert war und 11 Monate später das bewerten soll nicht akzeptiert wird, kann ich aber auch verstehen. An der Sperre geht an der Stelle wohl kein Weg vorbei, ihn aber in eine Ecke mit Personen die nachweislich und vorsätzlich leistungssteigernde Mittel zu sich genommen haben, finde ich auch unfair. Aber genau wie Bocki halte ich das auch für ein sehr schwieriges Thema.
Ich sehe das ebenfalls wie DJ, Stefan etc., dass er als Fast-Profi wenigstens (!) fahrlässig gehandelt hat. Die Strafe ist vollkommen in Ordnung und vergleichsweise milde. Es ist nicht „menschlich“, sich die Regeln nicht durchzulesen, sondern ein Einstellungsproblem! Wie man so professionell trainieren kann, um Weltmeister zu werden und sich dann nicht mit den Regeln des Wettkampfes auseinandersetzt, ist für mich nicht verständlich. Ich kenne ihn nicht persönlich und somit will ich mir nicht erlauben zu beurteilen, ob es naiv war oder vorsätzlich. Ob er glaubwürdig ist oder nicht. Ob es eine notwendige Infusion war, er durch den Magen-Darm-Infekt besser nicht gestartet wäre oder was weiß ich. Aber letztlich zählt wenigstens: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht (auch wenns nicht ausgelutschte Phrase ist …)!
Ich finde es ist richtig, auch wenn ich es persönlich für Chris schade finde. Ja er hat was falsches gemacht und hätte es besser wissen müssen. Das ist Teil des Sports den man ambitioniert betreiben will.
Aber wie soll die WADA auch reagieren? Da man nicht weiß was verabreicht wurde und der Nachweis und der Kontrollaufwand für Post-Argumente zu hoch ist muss man das Verfahren verbieten.
Es ist bitter aber wenn man krank ist kann man halt auch nicht Um jeden Preis am geplanten Wettbewerb teilnehmen. Ja es ist alles teuer und auch ein Traum den man verfolgt, aber die Regeln einzuhalten gehört dazu.
Beim Drafting beschwert sich auch jeder und viele halten sich nicht Ordentlich dran und da ist es dann ok locker mit umzugehen? Sicher nicht! der Verstoß ist für mich gleichzusetzen. Fazit: persönlich schade aber dafür sind Regeln vorher gesetzt
Sorry, selten so einen Schwachsinn gelesen. Wie du schon schreibst, Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Natürlich hat er bewusst eine verbotene Methode verwendet, um möglichst schnell wieder fit zu werden. Das ist ganz klar ein Vorteil gegenüber seiner Konkurrenz. Und dass das ganze als „Triathlon-Special“ angepriesen wurde in dieser „Einrichtung“ ändert auch nichts an der Tatsache.
Ich gehe mit dem Entscheid einig. Regeln sind Regeln.
Zusätzlich stelle ich da noch die Frage an den gesunden Menschenverstand:
Ich habe kurz vor dem Wettkampf einen schweren Magendarm-Infekt und verliere 5kg Gewicht…kann weder essen noch trinken, geschweige trainieren. Wer bitte kann ein paar Tage nach einer solchen Episode seine volle Leistung abrufen?In Texas wurde er 20.Mann Overall und gewann die AK mit 10 Minuten Vorsprung…passt für mich nicht zusammen….aber ich bin ja zum Glück kein Sportmediziner
Hi,
ich denke, gerade in dem sensiblen Kontext Ausdauersport und insbesondere auf dem Niveau eines Amateurweltmeisters muss man zumindest mal inne halten und kurz googeln wenn man ausgerechnet eine Infusion und das noch ausgerechnet kurz vor dem Rennen bekommt.
Dem hier betroffenen zu glauben dass er wirklich so ahnungslos war und nicht mal recherchiert hat ist mindestens mal ein großer Vertrauensvorsprung, wenn nicht sogar ein Stück weit zu gutgläubig. Kann man als Bekannter oder Landsmann machen, als Anti-Doping-Instanz hingegen muss man leider immer von Ausrede, Verschleierungsversuch und Beschiss ausgehen und daher die Strafe aussprechen.
Ich verstehe übrigens auch nicht warum es Heuchelei sein soll zu behaupten, dass Doper immer stinken.
Klarer Regelverstoß, daher keine Entschuldigung. Momentan bin ich in meinem zweiten Triathlon-Jahr (=Grünschnabel), was mir nicht stört, z.B. bei einer Erkältung genau darauf schauen, was im in der Apotheke angebotenen Sinupret eigentlich drin ist und ob diese Kräuter nicht zufälligerweise auf der Kölner Liste stehen. Mir ist unverständlich, wie einem Sportler mit viel Erfahrung (AK-Weltmeister!) nicht in den Sinn kommt, ob es korrekt ist, eine intravenöse Infusion, egal womit, zu erhalten. Noch außerhalb des Krankenhaus?! 5 Kg Gewichtsverlust? Warum dann am Wettkampf teilnehmen? Entweder fahrlässig/naiv oder es steht doch ein verbotenes Doping dahinter. Kann ich als Laie nicht beurteilen. Alles andere ist für mich allerdings nicht plausibel, sorry.
Und wenn es schon viel diskutiert wird, ob eine Carbonplatte Doping ist… warum denn die i.v. Infusion mit Kochsalzlösung nicht? Eine hochartifizielle Maßnahme…
Gibt es gute und schlechte Dopingsünder? und wo fängt die Sünde an? Meiner Ansicht liegt das Problem eher im zwischenmenschlichen Bereich. Kennt man die Dopingsünder persönlich, ist man viel eher bereit, sich die entlastenden Fakten anzuschauen und als Argumente zu akzeptieren. Auch im Fall von Chris gibt es zunächst eine Menge persönliche Angaben von ihm, denen hier Gewicht beigemessen wird. Aber alle Dopingsünder verteidigen sich erstmal… die Erklärungen sind dann mitunter absurd, aber der Mechanismus bleibt immer derselbe. Nur, einen Verstoß gegen das Doping-Regelwerk von einem mir Bekannten, den ich vlt auch noch persönlich schätze, anders bewerten, als einen „den man schon immer in Verdacht hatte“ ist echt problematisch, wenn auch menschlich verständlich.
Da wird es dann auch mit „alle Doper stinken, immer“ sehr schwierig. Ein Dopingverstoß ist ein Gesetzesverstoss oder eine Ordnungswidrigkeit, aber keine lebenslanger Bann! Unsere Demokratie und ein freiheitliches Rechtssystem setzen da ganz klare Grundsätze. Selbst nach massiven, menschenverachtenden Straftaten gibt es ein Recht auf Resozialisierung. Diese Dopingsündern abzusprechen, ist zutiefst undemokratisch! Wenn man dies dennoch tut, erhebt man sich ohne jede Rechtfertigung moralisch über unsere Ethik des demokratischen Rechtsstaates.
Ich finde ebenfalls, dass man Chris nicht mit Athleten über einen Kamm scheren kann, die z.B. Epo genommen haben. Allerdings ist es so einfach, herauszufinden, was genommen werden darf und was nicht. Gebe ich in der App der Nada unter der Suche „Infusionen“ ein, steht da ganz genau, dass diese weder während noch außerhalb des Wettkampfes ohne Ausnahmegenehmigung angewendet werden dürfen. Und wenn man auf dem Niveau Sport macht, muss man da eben sehr sorgfältig sein.
Ich selbst habe in München an diesem besagten Abend dort in der Menge gestanden und geklatscht. Warum? Ich kenne diesen Menschen nicht, ich weiss auch nicht wie er tickt. Aber ich habe in diesem Moment eine Leistung gewürdigt. Diese Leistung wurde im härtesten Rennen in der Ironman-Welt erbracht. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich verstehe jedoch ehrlich gesagt den ganzen Rummel jetzt nicht. Er ist KEIN Profi. Er verdient also seine Brötchen ( noch ) nicht mit diesem Sport. Ob er erster oder letzter wird ist also ganz nüchtern betrachtet nur dann ein großes Problem, wenn ich mein Ego über diese Platzierung definiere. Er ist ein Lehrer der die einmalige Chance hat, unseren Kindern Werte fürs Leben zu vermitteln. Wenn er sich dessen bewusst ist und dies umsetzt ist er ein wirklich großer Mensch, egal ob als erster oder letzter einer „Freizeitveranstaltung“.
Ich selbst habe für meine erste Mitteldistanz auf Mallorca viele Monate trainiert. Ich habe für meine Begriffe ein gutes Rennen gemacht, hatte Spaß und habe den Moment voll genossen. 50 Meter vor der Ziellinie drückt mir mein Kumpel die Gopro in die Hand das ich meinen Zieleinlauf filme. Kurz nach überqueren der Ziellinie haben sie mich disqualifiziert. Ich wusste dies auch nicht. Sollte ich deswegen enttäuscht sein? Ich weiss doch was ich geleistet habe und bin deswegen immer noch der gleiche Mensch.
Man sollte in einer Zeit die wirklich andere Probleme hat nicht jede Mücke zu einem Elefanten machen……… ok 3 Euro ins Frasenschwein 🙂
Habt Ihr mal in ein Versorgungszelt im Zielbereich eines Langdistanzrennens geschaut ? Ich ja und da kann man machmal spannende Sachen sehen zu diesem Thema . Ich behaupte einmal da liegen so manch Unwissende , die einige Monate später wieder starten…
Take care , stay clean 🙂