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Best of Bocki #30 – Über neue Gelassenheit und kleine Fortschritte

16. Januar 2019


Niclas-Bock-Best-of-Bocki

Bevor ich bald bei der nächsten Leistungsdiagnostik wieder auf den Prüfstand gestellt werde, wollte ich mich mit einem kleinen Update zu Training und Form melden. Ich weiß, dass die blanken Zahlen nicht lügen werden, aber mein Gefühl sagt mir: Wir sind auf dem richtigen Weg in die nächste Profi-Saison!

Ich stehe in meinen Lauf-Klamotten am Fenster, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und schaue ins triste Grau. „Meinst Du ich bin der unmotivierteste Triathlon-Profi Deutschlands?“, frage ich Tamara wehleidig und hoffe auf ein paar mutmachende Worte. Allerdings warte ich bis heute auf eine Antwort. Das gibt mir zu denken, aber eigentlich weiß ich es ja selbst: Im Moment muss ich mich für jedes Training wirklich aufraffen – ich absolviere jede Einheit (letzte Woche habe ich 100 % des Trainingsplans erfüllt) und bin auch bereit mich in den harten Einheiten richtig zu quälen. Aber bis ich mal in die Puschen gekommen und startklar bin können durchaus schonmal viertel, halbe oder ganze Stunden gepaart mit einigem Gejammer ins Land ziehen. Aber egal, denn: Das Training läuft überraschend gut.

Wenn es klick macht

Schon vor einigen Wochen habe ich beschrieben, dass ich mich an den neuen Trainingsansatz gewöhnen muss, den ich seit November mit den ProAthletes aus Köln verfolge. In den ersten Wochen hing mir dieses „Langsam-Trainieren“ echt zum Hals raus und ich hätte schwören können, dass das ganz bestimmt nix bringt. Nun komme ich allerdings langsam an den Punkt, an dem ich meine Meinung revidieren muss. Das fällt nicht leicht, denn wie hat es Sebi im letzten Trainingslager auf Fuerte noch so schön in Worte gefasst: In den letzten zehn Jahren sei ich doch schon immer bereites im Frühjahr (Trainings-)Weltmeister gewesen. Dieses Jahr verfehle ich die Titelverteidigung leider deutlich – aber das nehme ich natürlich in Kauf, wenn es dann im Sommer vielleicht mal stabiler läuft als in der Vergangenheit.

In der vergangenen Trainingswoche gab es dann gleich mehrfach diesen schönen Moment, in dem man spürt, dass das Training scheinbar doch was bringt. Versteht mich nicht falsch: Mein Coach weiß natürlich absolut genau was er tut, warum er mich wie trainieren lässt damit ich mich verbessere. Und ich selbst bringe definitiv das nötige Vertrauen mit und halte mich an den Plan und die Vorgaben, allerdings gab es kaum erkennbare Parameter an denen ich einen Trainingsfortschritt erkennen oder sagen konnte: Yeah, da tut sich was! Bis letzte Woche halt.

Sowohl im Schwimmen, als auch auf dem Rad konnte ich plötzlich drei Gänge höher schalten, als ich es für möglich gehalten hätte.

Die Woche startete mit einer intensiven Schwimmeinheit, bei der ich unter anderem 12×100 Meter mit 20 Sekunden Pause recht zügig schwimmen sollte. Die Zeiten um 1:09/1:10 Minuten für 100 Meter haben mich dann aber doch verblüfft. Nicht, weil ich das noch nie geschwommen wäre, sondern weil es so konstant und gleichmäßig gut ging. In der Vergangenheit hätte mich so eine Einheit spürbar fertig gemacht, dieses Mal war ich schon kurz nach dem Training wieder erholt und bereit für die nächste Session. Ich führe das einfach mal auf eine gute Basis zurück, die durch kontinuierliches Training entstanden ist – nicht durch übermäßig viel oder hartes. Nehme ich den Durchschnitt der bisherigen 13 Trainingswochen, dann komme ich auf 10,4 Kilometer Schwimmen pro Woche.

Das ist für einen Profi – ich sage wie es ist – wenig. Ich lerne also im Moment, was „Qualität statt Quantität“ bedeutet und bewirkt.

Mittlerweile sitze ich auch länger als 60 Minuten mit dem Rad auf der Rolle und auch hier tut sich was. Eine Einheit mit 3x (10x 30 Sekunden hart / 30 Sekunden easy) und 20 Minuten im Sweet Spot-Bereich musste ich Anfang Dezember noch nach den ersten drei Wiederholungen des ersten Satzes abbrechen, ich konnte gar nix. Vergangene Woche lief exakt die gleiche Einheit wie am Schnürchen und ich konnte sie absolut solide und ohne Probleme umsetzen. Die 30-Sekunden-Belastungen lagen dabei jeweils um 450 Watt und die 20 Minuten Sweet-Spot bei knapp über 290 Watt im Schnitt – das ist ausbaufähig, aber für Januar eine gute Basis. Auch die anderen anspruchsvollen Rollen-Programm gingen überraschend gut und geben mir natürlich ein gutes Gefühl.

Irgendwas ist anders, gut anders

Anders als früher beschäftigt mich mein Training und meine Trainingsleistung, wenn es mal nicht so gut läuft, viel weniger. In der Vergangenheit bin ich immer in riesengroße Euphorie verfallen, wenn das Training mal besonders gut lief. Andersrum war ich aber auch genauso extrem, wenn es mal nicht gut lief und ich die Vorgaben nicht erfüllen oder  nicht meinen Vorstellungen entsprechend umsetzen konnte. Der Coach meinte letztens sinngemäß: „Ich lasse mich gerne an Deiner Leistung bei den wichtigen Rennen im Sommer messen, vorher  müssen wir einfach nur die Arbeit erledigen.“

Diese Aussage und diese Perspektive hat eine wahre Gelassenheit bei mir ausgelöst. Um es mit den guten alten Fußballer-Worten zu sagen: Entscheidend is aufm Platz.

Und so mache ich dann mal die nächsten Wochen einfach weiter. Und ich habe jetzt schon Bock drauf, wenn dann im Sommer die Wettkämpfe kommen und zu sehen, wohin mich das Training gebracht hat.

In diesem Sinne, ab an die Arbeit und bis in Kürze!

Euer Bocki

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3 Kommentare

  1. Jaaaaaa bocki. Schönes Statement. Einfach dran bleiben und die Entscheidung fällt an der Ziellinie und nicht am start.
    Wieviele Leute haben schon zu früh überpaced die du dann wieder eingeholt hast? So läufts nun im Training und beim entscheidenden Event bist on Point. Sieh die anderen Wettkämpfe, die dich auf dem Weg dorthin begleiten als Trainingseinheit…
    ich bin im Juli fit aber danach kommt bei mir nix mehr, Hawaii kommt wenn überhaupt erst vieeeeeel später ? so in 10 Jahren ? Aber bei dir vielleicht 2019. ich drück die Daumen. Power hast du und der Kopf und die Wettkampfeinteilung entscheiden. Viele Grüße Ulf

  2. Hallo Niclas, mich würde einmal eine , für dich normale Schwimmeinheit, interessieren. Wie gestaltest du die Edwin wird sie für dich gestaltet? Ich freue mich, wenn du mir darauf eine Antwort geben kannst.
    Gruß Andreas