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Abschied einer Klischee-Sportart: Triathlon wird erwachsen

20. Januar 2018


Triathlon Klischee

Happy Birthday! In diesem Jahr feiert die Sportart Triathlon ihren 40. Geburtstag. War es vor ein paar Jahren noch ein Sport für Exoten und Paradiesvögel, ist Triathlon mittlerweile zu einem massentauglichen Sportevent geworden und hat längst den Weg hinein in die Gesellschaft gefunden. Zur Feier des Tages räume ich heute mal mit ein paar Klischees und Vorurteilen auf.

Der erste Wettkampf, aus dem sich später der heute weltbekannte IRONMAN entwickelte, fand 1978 auf Hawaii statt. Damals lagen sich Schwimmer, Radfahrer und Läufer in den Haaren, wer denn wohl der stärkste und härteste Sportler von ihnen sei. Um das herauszufinden sollte folgende aberwitzige Idee die Antwort bringen: Ein Ausdauer-Dreikampf kombiniert aus den bereits existierenden Wettkämpfen des Waiki Roughwater Swim (3,86 Kilometer), des Around-Oahu Bike Race (181 Kilometer) und des Honolulu Marathon (42,195 Kilometer). Hätte man ahnen können, dass Jahrzehnte später Weltkonzerne mehrere hundert Millionen Euro in die Markenrechte eines Triathlon-Veranstalters investieren? Ich wage das zu bezweifeln. Und dennoch kam es so.

Von belächelten Abenteurern zu gefeierten Stilikonen

Weit verbreitet – zumindest in Sportlerkreisen – sind einige Klischees, die augenscheinlich besonders gut von Triathleten bedient werden: Teilnahme an Volksläufen im Triathlon-Einteiler, mit dem Finisher-Shirt auf der Geburtstagsparty, im Trainings-Outfit ans Hotel-Buffet. Diese Liste ließe sich noch beliebig weiterführen und am Ende geht es doch immer wieder um die gleiche Botschaft:

Seht her! Ich bin Triathlet.

Triathleten waren unter Ausdauersportlern schon immer besonders. Und trotzdem muss es immer noch mal verdeutlicht werden. Sei es mit Trikots in den knalligsten Neonfarben, kompletter Body-Compression oder dem eigenen Namen auf dem Hintern, natürlich mit dem Zusatz „Triathlet“. Tatsächlich muss man sich auch heute noch für einige Triathleten fremdschämen. Wie hat es ein Bekannter aus dem hohen Norden kürzlich ausgedrückt? „Triathlon ist so ein geiler Sport. Nur leider sind echt viele Menschen, die ihn betreiben, super uncool.“ Das lasse ich so stehen.

Aber dann kam der Hype. Binnen kürzester Zeit schüttelte der Triathlon seine Kinderschuhe ab und machte sich in Siebenmeilen-Stiefeln auf den Weg zur massentauglichen Sportart für Jedermann. Neue Wettkampf-Formate, Schnupper-Triathlons, Team-Events und eine rasant steigende Anzahl von Wettkämpfen eröffneten den einfachen Zugang zu einer Sportart, die vorher nur für Verrückte vorbehalten war. Und siehe da: Triathlon faszinierte die Menschen. Triathlon bedeutet nämlich eigene Grenzen zu überschreiten; etwas zu bewältigen, das man für unmöglich gehalten hatte; sich selbst etwas beweisen. Der Zieleinlauf erfüllt jeden mit einer tiefen Zufriedenheit und – machen wir uns doch nichts vor – mit jeder Menge Stolz.

Bier und Bratwurst, statt Müsliriegel und Eiweiß-Shake

Und plötzlich wurde es immer weniger besonders Triathlet zu sein. Es ist eben weniger exotisch beim Dorftriathlon um die Ecke eine Volksdistanz zu absolvieren, als einen Ironman in den Lavafeldern auf Hawaii. Mittlerweile kann man sonntagmorgens Brötchen holen gehen, Zeitung lesen und mittags, ein paar Kilometer entfernt, einen Triathlon absolvieren und nachher mit Bratwurst und Bierchen gemütlich beisammen sitzen. Ist doch geil!

Es sind aber nicht nur die gestiegene Zahl von Triathlon-Wettkämpfen, die den Triathlon hoffähig gemacht haben. Es sind auch seine Aushängeschilder. Dem Triathlon-Sport in Deutschland hätte nichts besseres passieren können als ein Jan Frodeno, der es von Beginn an verstanden hat, sich und seinen Sport exzellent gut zu präsentieren und zu vermarkten. Mittlerweile tingeln unsere Triathlon-Stars durch die Late Night-Talkshows, sitzen im Frühstücksfernsehen, werden zu Gala-Veranstaltungen eingeladen, gewinnen den Bambi und die Sportler des Jahres-Wahl. Triathlon ist schick geworden.

Das bringt Aufmerksamkeit und zieht nicht nur das Interesse von Sportinteressierten auf sich, sondern auch von Unternehmen, die sich mit den positiven Eigenschaften des Triathlons behaften wollen: Brauereien, Autokonzerne, Banken, Tourismus-Organisation und und und. Viele Wirtschaftskonzerne haben erkannt, dass es sich lohnt im Triathlon – bei Events und Top-Athleten – zu investieren. Und wenn man sich diese Entwicklung anschaut, dann ist die Eingangsfrage „Hätte man mit Investments in hundertfacher Millionenhöhe rechnen können?“ gar nicht mehr so schwer zu beantworten.

Triathlon boomt. Nach wie vor. Und auch wenn Klischees und Kinderschuhe abgestreift wurden, ist die Sportart noch lange nicht an ihrem Ziel angekommen. Vielleicht hat sie gerade erst das Schwimmen überstanden und noch 180 Kilometer Radfahren und einen Marathon vor sich. Es bleibt spannend.

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