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Cameron Wurf der Über-Biker – So funktioniert seine Physiologie und Biomechanik

21. August 2018


Physiologie und Biomechanik von Cameron Wurf

Er war bereits Olympia-Ruderer und Radprofi. Dann kam der Triathlon. 2017 hat der Australier eine neue Rad-Rekordzeit bei der Ironman Weltmeisterschaft auf Kona gesetzt. In 2018 macht Cameron Wurf nahtlos weiter und sichert sich den Rad-Rekord der Challenge Roth, wohlgemerkt im selben Rennen wie Sebastian Kienle. Eine Woche vorher setzt er auch beim IRONMAN France die neue Bestmarke auf dem Rad und wenige Wochen später direkt noch beim Ironman Zürich. Klingt nach einem verrückten Typen. Wie funktioniert so ein Über-Biker? Wir haben die Daten!

LEOMO Type-R: Neue Möglichkeiten der Datenerfassung

Nein, wir reden hier nicht nur über die Daten aus einer Leistungsdiagnostik unter Laborbedingungen. Wir haben mehr! Über die üblichen Leistungsmetriken hinaus hat Cameron mit dem neuen LEOMO Type-R Device die Möglichkeit seine Position auf dem Bike inklusive all seiner Bewegungen von Kopf, über Hüfte bis hin zur Fußposition nicht nur im Labor sondern auch über lange Zeit im Training und sogar Wettkampf aufzuzeichnen.

So funktioniert der LEOMO Type-R

Im Prinzip handelt es sich bei der zentralen Einheit um einen herkömmlichen Radcomputer, der alle bekannten Metriken anzeigt und aufzeichnet. Von Geschwindigkeit per GPS bis hin zur Leistung in Watt mittels Powermeter. Allerdings ist es damit nicht getan. Mit dem LEOMO Type-R kommen fünf weitere kleine Bewegungssensoren. Diese kommunizieren drahtlos mit der zentralen Einheit und können so an diversen Körperstellen befestigt werden und liefern kontinuierlich Daten. Mit jeweils 12 Gramm Gewicht spielen sie für den Athleten keine große Rolle.

Diese Technologie erlaubte es Cameron diese zusätzlichen „Bikefitting“-Daten bei verschiedenen Gelegenheiten über längere Belastungszeiträume auszuwerten.

Wo ein Bike-Fitting im Labor an seine Grenzen gerät, nämlich bei der Validität der Position unter Wettkampf-Bedingungen, spielt das LEOMO Gerät seine Stärken aus und erlaubt uns nun tiefere Einblicke in die Physiologie vom Cameron Wurf.

Die Physiologie von Super-Biker Cameron Wurf: Welche Daten sind wichtig?

Bevor wir uns mit der Bewegungsauswertung beschäftigen werfen wir einen Blick auf die Basiswerte von Cameron Wurf. Hier gibt es eine ganze Flut an Metriken die Aufschluss über die Leistungsfähigkeit eines Athleten auf dem Rad und auch beim Laufen geben. Cameron wurde direkt vor und nach dem Ironman Zürich getestet.

Beide Tests – Rad sowie Lauf – wurden unter Realbedingungen auf der Strasse durchgeführt, um möglichst wettkampfnahe Bedingungen zu bekommen. Im Falle des Radtests sogar auf einem Teil der Ironman Zürich Strecke.

Laktattest mit Cameron Wurf

Dabei wurden neben Geschwindigkeit, Zeit und Leistung ( Lauf-Leistung via Stryd ) auch Laktatwerte gemessen. Beim Laufen wurden zusätzlich mittels VO2master die Atemgase mobil bestimmt. Ausgewertet wurden die Daten mit INSCYD – einer Auswertungs-Software die von zahlreichen Instituten, Trainern und Triathlon Verbänden benutzt wird. Dazu zählen Verbände wie die DTU, Trainer wie Dan Lorang und Universitäten wie Stanford.

Lauftest mit Cameron Wurf

Die physiologischen Daten von Cameron Wurf

Hinweis: Da die Daten zur Physiologie natürlich besonders sensibel sind, bekommen wir hier nur einen kleinen und  etwas gröberen Einblick, der allerdings trotzdem durchaus interessant ist.

Bei knapp 7 Prozent Körperfettanteil wog Cameron am Testtag 75kg. Seine VO2max liegt zwischen 75 und 80 ml/min/kg. Seine VLamax auf dem Rad bei ca. 0.4 mmol/l/s. In Kombination mit seiner guten Effizienz bringt er es auf eine sehr hohe Leistung an der Anaeroben Schwelle sowie vor allem eine sehr hohe Fettverbrennung. Beides ermöglicht es ihm über eine Dauer von ca. 4:15 Stunden mit einem nicht zu hohem Kohlenhydratverbrauch eine konstant hohe Leistung abzurufen.

  1. VO2max: 75 – 80 ml/min/kg
  2. VLamax: ca. 0.4 mmol/l/s

Physiologische Daten von Cameron Wurf

Eine Frage der Effizienz – Bewegungsökonomie auf dem Rad

Achtung, jetzt wird es richtig nerdy aber auch richtig interessant. Denn jetzt werfen wir einen Blick auf die Auswertung der Biomechanik von Cameron. Zur Ermittlung dieser Daten wurde ein umfangreicher Feldtest – auf Teilen der Wettkampfstrecke des Ironman Zürich – mit dem LEOMO Type-R durchgeführt.

Der Dead Spot – Gibt es den perfekten runden Tritt?

Die LEOMO-Sensoren, die an den Füßen oder genauer am Schuh angebracht sind, messen die
Beschleunigung über eine vollständige Pedalumdrehung. Dabei kann beobachtet werden, dass die Beschleunigung so gut wie nie konstant ist, sondern es an gewissen Stellen des Pedalzyklus zu Ausschlägen mit sehr hohen oder auch sehr geringen Beschleunigungen kommt. Diese „Unregelmäßigkeiten“ im Pedalzyklus nennt man Dead Spots. Auf Basis der Stärke der Abweichungen wird ein sogenannter Dead Spot Score (DSS) vergeben, welcher Aufschluss über das Ausmaß der „Unregelmäßigkeiten“ gibt.

PCD Map – Das Auswirkung von Leistung und Trittfrequenz auf den Dead Spot

Die PCD Map ist eine Matrix, die anzeigt bei welcher Leistung (x-Achse) und welcher Tretfrequenz (Y-Achse) welcher Dead Spot Score vorliegt. Oder anders gesagt: Wie „rund“ ist der Tritt in Abhängigkeit von Leistung und Trittfrequenz.

Der Pedalzyklus von Cameron Wurf: Beeindruckend!

Genug Vorgeplänkel: Here wo go! Schauen wir uns die Daten an. Im Rennen beim Ironman Zürich fuhr Cameron eine Leistung von 302 Watt mit einer Trittfrequenz von 84 rpm (zur Strava Aktivität). Wirft man nun einen Blick auf die PCD Map stellt man fest, dass dieser Bereich genau Camerons „Sweet Spot“ ist.

Cameron Wurf PCD Map

Bei 302 Watt Leistung und 84 rpm  liegt sein Dead Spot Score bei beiden Beinen bei 0%. Das ist absolut beeindruckend!

Der Hüftwinkel: Konstant in einer sauberen Aero-Position

Möglichst aerodynamisch auf dem Triathlon-Rad zu sitzen und dabei über viele Stunden eine konstant hohe Leistung abzurufen ist einer der entscheidenden Faktoren für eine top Radzeit auf der Triathlon-Langdistanz. Auch in diesem Bereich dürfen wir einen Blick auf Camerons LEOMO-Daten werfen.

Gemessen wurde wieder bei einem Feldtest – draußen auf der Straße unter echten Bedingungen – über einen Zeitraum von 5 Minuten mit einer Durchschnittsleistung von 350 Watt. In der Auswertung sieht man zu Beginn, vor allem im Hüftwinkel-Graphen, wie sich Cameron in die Aeroposition begibt.

Auswertung der Sitzposition von Cameron Wurf

Sobald er diese eingenommen hat liegt der Hüftwinkel bei sehr konstanten 50 Grad. Die Gradzahl an sich ist gar nicht unbedingt so interessant und aufschlussreich, denn diese variiert von Athlet zu Athlet, und wird durch diverse Faktoren beeinflusst. Absolut interessant ist allerdings der Umstand, dass der Hüftwinkel super konstant ist und nahezu nicht schwankt. Dass heißt, er fährt die Aeroposition sehr stabil und effizient. Das kann man ebenso bei den sehr konstanten Werten für Pelvic Rock (Hüftbewegung) und Pelvic Rotation (Hüftrotation) beobachten.

Hüftwinkel von Cameron Wurf

Auch in Zahlen ein beeindruckender Athlet – vor allem auf dem Rad

Wenn man sich die Zahlen so anschaut, kann man also auch unabhängig von den News-Überschriften, die er im letzten Jahr hervorgebracht hat, sagen, dass Cameron Wurf ein beeindruckender Athlet ist, der vor allem auf dem Rad ein top funktionierendes System abliefert. Ebenso arbeitet er aber zur Zeit mit viel Ehrgeiz an seiner Laufleistung. Dazu können wir euch bald vielleicht auch noch etwas an Daten liefern. Man darf gespannt sein.

Zum Abschluss möchte ich noch ein riesen Dankeschön loswerden, für die Offenheit und das Vertrauen in uns, dass wir hier diese doch durchaus sensiblen Daten veröffentlichen dürfen.

Meine Meinung: Cameron mischt die „Bude“ ordentlich auf und wird auch dieses Jahr auf Kona sicher für einen interessanten Radpart sorgen.

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