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Sebastian Kienle – Neue Klasse und alte Stärke

23. September 2019


Sebastian Kienle der Ironman Weltmeister 2014

Sebastian „Sebi“ Kienle ist seit Jahren schon Publikumsliebling, ganz egal bei welchem Rennen er an den Start geht. Es gibt wenig Athleten, die dermaßen viel Sympathie und Lebensfreude ausstrahlen, wie der IRONMAN Weltmeister von 2014. Sebi ist trotz seiner zahlreichen Erfolge und Titel immer „einer von uns“ geblieben. Er ist ein Fanatiker, Tüftler, ein leidenschaftlicher Sportler – und nach dem DNF von 2018 hoffentlich bereit für den ganz großen Showdown!

Boom, Boom, Sebi. Meistens wird es ziemlich laut und unterhaltsam, wenn Sebi auftaucht. Er ist um keinen lockeren Spruch verlegen, hat immer eine passende Pointe parat und oftmals (eigentlich immer) das letzte Wort. Seine Antworten unterscheiden sich meistens ziemlich deutlich von den Plattitüden seiner Profi-Kollegen, eine Standardphrase hört man – wenn die richtigen Fragen gestellt werden – nur selten von ihm.

Vom „König von Buschhütten“ zum „King of Kona“

Die Karriere von Sebi ist ein Paradebeispiel dafür, was man mit viel harter Arbeit und eisernem Willen erreichen kann. Er schafft es vom „König von Buschhüten“ zum „King of Kona“ und wird damit zum Vorbild für hunderte Nachwuchsathleten. Den Buschhütten Triathlon, ein echter Triathlon-Klassiker im Siegerland, gewinnt Sebi von 2008 bis 2012 fünf Mal in Folge – so oft wie kein anderer Profi. Seine Wettkämpfe bestreitet er unkonventionell und old-school, frei nach dem Motto: Besser vorne sterben, als hinten nichts erben. Im Regelfall sieht man ihn also, wie er sich nach dem Schwimmen – seiner vermeidlichen schwächsten Disziplin – nach vorne kämpft und dort seine Mitstreiter zermürbt.

Sebastian Kienle ist ein akribischer Athlet
Kooommt, kooomt… wo sind die Kritker? Sebi gehört in den Kreis der engsten Favoritn auf den Sieg beim IRONMAN Hawaii. Er ist ein Kämpfer, der Motivation daraus schöpft, wenn Kritiker über ihn utreilen – oder Experten ihn nicht auf dem Schirm haben. (Foto: Dean Treml/Red Bull Content Pool)

Schnell wird Sebi, damals noch „der Physik-Student aus Karlsruhe“, als die neue Hoffnung auf der Langdistanz gehandelt. Seine Fans sagen, es sei nur eine Frage der Zeit, bis er die ganz großen Rennen und natürlich den IRONMAN auf Hawaii gewinnen wird. Seine Kritiker hingegen sind sich sicher, dass es ihm niemals gelingen wird in die absolute Weltspitze vorzudringen, seine Schwimmschwäche sei einfach zu groß.

Genau solche Kritiken sind es aber, die Sebi anspornen, ihn heiß machen, antreiben.

2010 gibt er seine Premiere über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen. Bei der Challenge Roth zeigt er ein unbekümmertes Rennen, stellt in 4:14:07 Stunden eine neue Bestzeit für die Radstrecke auf und reißt die ersten zehn Laufkilometer in rund 36 Minuten ab. Logisch, dass er diese Pace nicht bis ins Ziel durchhalten kann. Dennoch erreicht er als Zweiter hinter Rasmus Henning aus Dänemark nach 7:59:06 Stunden die Finishline. Noch nie zuvor war ein Triathlet bei seiner ersten Langdistanz schneller. Ein Jahr später, im Weltrekord-Rennen von Andreas Raelert, bestätigt er seine Leistung und finisht nach 7:57:06 Stunden erneut auf dem 2. Platz.

Der internationale Durchbruch gelingt 2012 bei der IRONMAN 70.3-Weltmeisterschaft in Las Vegas. Auch bei seiner Hawaii-Premiere im selben Jahr weiß Sebi zu überzeugen. Er kann lange Zeit seine Stärke ausspielen, übernimmt sogar die Führung auf der Radstrecke, wird allerdings von einem Defekt ausgebremst und landet am Ende auf dem 4. Platz.

2013 kann Sebi seinen 70.3-Weltmeister-Titel verteidigen, nachdem er seine Konkurrenz auf dem Rad in Grund und Boden gefahren hat. Niemand konnte ihm auch nur ansatzweise folgen. Von den amerikanischen Moderatoren erhält er daraufhin den Beinamen „the German überbiker“.  Beim IRONMAN Hawaii schafft er als Dritter den Sprung aufs Podium und spätestens jetzt ist klar: Er hat das Zeug zum Hawaii-Champion!

2014: Ein Jahr für die Geschichtsbücher

Sebastian Kienle ist einer der stärksten Radfahrer
The German Überbiker in seinem Element: Sebi ist berühmt berüchtigt für seine Stärke auf dem Rad. Ihn allein darauf zu reduzieren wäre allerdings fahrlässig, denn mittlerweile hat er seine Schwimmperformance im Griff und hat mehrfach bewiesen, dass auch auf der Laufstrecke mit ihm zu rechnen ist.
(Foto: Michael Rauschendorfer / Red Bull Content Pool)

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz der Triathlonwelt: Man kann nicht im gleichen Jahr Frankfurt und Hawaii gewinnen! Ein Gesetz, das Sebi im Jahr 2014 mit aller Kraft aus den Angeln hebt. Im Juli gewinnt er beeindruckend die IRONMAN Europameisterschaft in Frankfurt, im Oktober die IRONMAN Weltmeisterschaft auf Hawaii. Niemand sonst hat dieses Doppelpack vor ihm geschafft. In beiden Rennen setzt sich Sebi unter anderem gegen Jan Frodeno durch, der zwei Mal Dritter wird.

Die größten Erfolge von Sebastian Kienle:

  • IRONMAN World Champion (2014)
  • 2x IRONMAN 70.3 World Champion (2012 und 2013)
  • 3x IRONMAN European Champion (2014, 2016 und 2017)
  • Challenge Roth Champion (2018)

Eigentlich hat Sebi mit seinen 35 Jahren bereits alles gewonnen, was man als Triathlet auf der Langdistanz gewinnen kann. Auf Hawaii wurde er zum IRONMAN Weltmeister, er ist zweifacher IRONMAN 70.3-Weltmeister, dreifacher Sieger des IRONMAN Frankfurts und 2018 konnte er auch noch die legendäre Challenge Roth für sich entscheiden. In unserem Tipp erfahrt ihr, warum Sebi 2019 ein ganz heißer Kandidat für den Sieg beim IRONMAN Hawaii ist.

Unser Tipp für den IRONMAN Hawaii 2019:

Bisher hatte Sebi eine gute Saison 2019, keine sehr gute. Allerdings ist es ihm gelungen, zuletzt bei der Ironman 70.3-WM in Nizza, zu zeigen, dass bei ihm irgendwas passiert ist. Plötzlich kann der Junge rennen! Beeindruckend war sein Auftritt beim Challenge The Championship am Anfang der Saison, ein wichtiges Rennen für Sebi. Als er dort das Ziel als Erster erreicht, platzt die Freude nur so aus ihm heraus. Und auch seine Auftritte beim Ironman Frankfurt und – mit Abstrichen – in Nizza, waren eindrucksvolle Beweise dafür, das man ihn für Kona auf dem Zettel haben sollte.

Vielleicht war es bisher genau das Jahr, das ein Athlet wie Sebi braucht, um im großen Showdown auf Hawaii richtig abzuliefern. Er dürfte zuversichtlich, aber nicht zufrieden nach Big Island reisen, denn in keinem Rennen konnte er dieses Jahr so richtig beweisen, was in ihm steckt. Immer war irgendwas: Beim Einstieg in die Saison die Unsicherheit, ob die Achillessehne schon wieder belastbar genug ist. In Frankfurt dann der Stein, den er sich nach dem Schwimmen in den Fuß getreten hatte und der erst kurz vor dem Marathon von einem Sanitäter entfernt wurde. Und dann ist er im Lauftraining einige Tage vor der 70.3-WM umgeknickt, musste Umfänge und Intensitäten reduzieren.

Kommt am 12. Oktober nun alles auf Hawaii zusammen? Dann wird er realistische Chancen im Kampf um die Kona-Krone haben.

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